Die Idee dabei ist, das große Netzwerk von bekannten Personen in Social Media zu nutzen und darüber die Marke zu kommunizieren und neue Kunden zu gewinnen. Im Finanzsektor gestaltet sich dies indes ungleich schwieriger als in anderen Branchen, da hier oftmals der emotionale Aspekt kleiner ist. Dennoch können durch gute Blogger Relations neue potenzielle Kunden erreicht und der eigene Content zielführend platziert werden.
Blog ist nicht gleich Blog – wer ist eigentlich der Influencer?
Es gibt Blogs, die befassen sich mit „aktuellen und grundsätzlichen Entwicklungen und Trends rund um Banken und Finanzdienstleistern“, wie der Bank Blog von Hansjörg Leichsenring. Im Blog schreiben jedoch diverse Autoren, d.h. es gibt dort nicht den Blogger. Ähnlich ist es bei Ökonomenstimme, einem Blog, der „volkswirtschaftlichen Fragen und Diskussionen im deutschsprachigen Raum eine Bühne bietet“. Dort schreiben weit über 30 Autoren. Und die Börsenblogger, die „ungefiltert über Themen schreiben – so wie es vielleicht nicht in der Zeitung steht“ sind drei regelmäßige Autoren und „ein Dutzend regelmäßiger Gastautoren“. Auch dort gibt es nicht den Key Influencer – es ist die Plattform selbst, die aufgrund ihrer breiten Leserschaft für das Marketing relevant sein kann.
Natürlich gibt es tatsächlich Blogs, in denen eine Person die Seite verantwortet und alle Beiträge schreibt. Beispiele sind der „Finanzwesir“ von Albert Warnecke, „Sauerkraut und Zaster“ von Alexandra Kraft oder „menschen.zahlen.sensationen“, der Blog von Christian Kirchner zum Thema Geldanlage. Doch alle diese Blogs haben andere inhaltliche Schwerpunkte. Als Finanzdienstleister ist es unumgänglich, sich ein genaues Bild über den Blog und Autor zu machen. Denn je nach Zielstellung passt ein Blog mehr oder er passt weniger – sowohl inhaltlich, als auch hinsichtlich Autor(en), Zielgruppe, Reichweite, Stil oder anderer Faktoren.
Blogger Relations – NICHT Blogger Commerce!
Viele Blogger schreiben seit vielen Jahren und haben entsprechend eine Community aufgebaut. Sie haben den Blog aufgebaut, Stunde um Stunde mit Recherche verbracht, regelmäßig lesenswerte Artikel verfasst, E-Mail-Anfragen beantwortet, Leser-Impulse aufgenommen und verarbeitet, den Blog auch technisch gepflegt, sich womöglich mit Lesern getroffen. All das hat Zeit und Geld gekostet. Und es ging und geht mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht darum, ein Geschäft zu machen – sondern den Austausch zu ermöglichen, also selbst Beziehungen zu knüpfen und aufzubauen.
Daher ist es absolut unratsam, an Blogger heranzutreten mit der Absicht, sich hier etwas „einkaufen“ zu wollen. Es liegt auf der Hand, dass ein solches Herangehen als Affront verstanden wird. Und doch geschieht genau dies überraschend regelmäßig. Auch merkt ein Blogger sofort, wenn er seitens einer Agentur oder direkt von einem Unternehmen angesprochen wird und die kontaktnehmende Person sich nicht einmal näherungsweise mit dem Blog befasst hat. Das ist in gewisser Weise respektlos und das Unterfangen wird daher mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Leere laufen.
Wie es sein sollte schildert Dirk Elsner in einem Interview zu seinem Blog blicklog.com:
Nicht: Was bietet mir der Blogger? Sondern: Was kann ich dem Blogger bieten?
Die Ansprache eines Bloggers muss inhaltlich begründet sein und sollte den Nutzen für den Blogger und dessen Leser und Follower hervorheben. Es muss klar kommuniziert werden, was mit der Kontaktaufnahme bezweckt wird.
Ein „No go“ ist, Blogger einfach in die hauseigenen Verteiler einzutragen – selbst wenn dahinter eine positive Absicht liegt. Es ist nicht nur rechtlich nicht zulässig (denn es bedarf expliziter Einwilligung), Zusendung von „Informationen“ ohne Zustimmung wird von Bloggern bestenfalls als Spam, schlimmstenfalls als Zeichen der Herablassung gesehen. Blogger haben einen kritischen Geist und wissen um die Macht der Kommunikation – es wäre fahrlässig, dies zu missachten.
Was man Bloggern anbieten kann (außer einer Vergütung)
Eine oder ein Finanzdienstleister hat womöglich mehr anzubieten, als es selbst bewusst ist. Hier einige Beispiele:
- Zugang und Erlaubnis der Verwendung von Grafiken, Research etc.
- Aufnahme des Blogs in eine öffentliche Empfehlungsliste von Blogs („Blog Roll“)
- Öffentliche Bezugnahme auf Blogs bzw. die Autoren in eigenen Publikationen
- Bloggern „offiziell“ auf Twitter folgen und deren Newsletter abonnieren
- Social Engagement über Twitter
- Exklusive Blogger-Events
- Sponsoring von Blog Awards
- Gemeinsamen Content erstellen
- Umfrage unter Bloggern durchführen
- Blog-Beiträge kommentieren und teilen
Natürlich ist die direkte Vernetzung, der direkte Kontakt, sehr wichtig. Ähnlich wie zu einem Kunden auch sollte für Blogger Relations eine feste (Bezugs)person bestimmt werden, der dies auch inhaltlich liegt. Im Idealfall ist die Person selbst rege aktiv in Blogs und Foren und betreibt sogar einen eigenen Blog.
Zuerst die Strategie, dann die Umsetzung!
Blogger bzw. Influencer Relations baut man nicht einfach so nebenher auf. Wie in allen Bereichen ist auch hier eine sorgfältige Analyse, Abwägung von Vor- und Nachteilen und ein auf die eigenen Ressourcen und Ziele bezogener Zeit- und Maßnahmenplan zu erstellen. Es kann z.B. Teil einer langfristigen Kommunikationsstrategie sein. Nur bis zu einer geplanten Kampagne zu denken, dürfte jedenfalls zu kurzfristig sein und letztlich eher enttäuschende Ergebnisse produzieren.
Auch sollte das Thema dauerhaft verankert werden, denn selbst wenn man sich strategisch gegen den Aufbau von Blogger Relations entscheidet, so kann es doch sehr viel bringen, Influencer zu beobachten, ihre Inhalte auszuwerten, ihren Erfolg zu analysieren. Oft lassen sich durch ein zielgerichtetes Web & Social Media Monitoring entsprechende Erkenntnisse gewinnen und für sich nutzen – z.B. für den eigenen Blog, die Produktentwicklung, Serviceoptimierung oder schlichtweg hinsichtlich trendiger Themen.
„Blogger- bzw. Influencer Relations erfordern eine klare Strategie. Mit der richtigen Herangehensweise kann einiges erreicht werden.“
Marco Feiten, Managing Director CURE S.A.Mehr „social“ sein, echte Kundennähe auch online schaffen
Die Möglichkeiten sind zahlreich. Zentral ist: Social Media bedeutet einfach nur Kommunikation auf anderen Kanälen. Um Vertrauen aufzubauen bedarf es kontinuierlicher Kommunikation überzeugender Inhalte. Es geht definitiv nicht darum, nur „dabei zu sein und irgendetwas zu posten“. Schon jetzt finden sich immer mehr brach liegende Social Media Profile, weil ohne klare Strategie gestartet wurde und recht schnell Ernüchterung einkehrte. Teilweise wird viel zu viel Geld in Inhalte investiert, die nur eine kurze Lebensdauer haben. Dabei ist es gerade die mögliche „digitale Nähe“ zum Kunden, die vernachlässigt wird. Echte Interaktion heißt, auf Kommentare schnell zu reagieren, Feedback zu geben, sich auch mit den Inhalten von Wettbewerbern auseinander zu setzen, durch zielgerichtetes Web & Social Media Monitoring Themen und Trends zu verfolgen und zu nutzen.
Mit dem Generationenwechsel hin zur „Erbengeneration“ bzw. „Generation Y“ wird es für Vermögensverwalter und Asset Manager immer wichtiger, Kenntnisse über die neuen digitalen Medien zu haben, die passenden einzusetzen und sie für Kundenakquisition und Service zu nutzen. Das entsprechende Know-how und die Unterstützung bei der Umsetzung bieten professionelle Dienstleiter – eine zielführende Investition. Und im Sinne einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung ein notwendiger Schritt.
12. September 2016
1 thoughts on “Das müssen Banken und Finanzdienstleister beim Aufbau von Blogger Relations beachten”
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- Influencer Marketing ist sehr populär, in der Finanzbranche jedoch schwierig
- Finanzblogs sind sehr heterogen – eine tiefergehende Auseinandersetzung ist erforderlich
- Blogger suchen die nachhaltige Beziehung, nicht den schnellen monetären Vorteil
- Bieten Sie dem Blogger etwas für seine Leser und Follower
- Vor jeder Ansprache muss eine klare Strategie definiert werden
Blog / Social Media Monitoring
Blog – Das oder auch der Blog oder auch Weblog (Wortkreuzung aus engl. Web und Log für Logbuch) ist ein auf einer Website geführtes und damit meist öffentlich einsehbares Tagebuch oder Journal, in dem mindestens eine Person, der Blogger, Gedanken niederschreibt.
Social Media Monitoring bezeichnet die systematische, kontinuierliche und themenspezifische Suche, Erhebung, Aufbereitung, Analyse, Interpretation und Archivierung von Inhalten aus sozialen Medien (z. B. Diskussionsforen, Blogs, Mikro-Blogging und Social Communities wie Facebook, Google+ oder Twitter).
Marco Feiten
Marco Feiten ist Managing Director bei der in Luxemburg ansässigen CURE Intelligence. Das Unternehmen steht für Expertise in Medienbeobachtung und -analyse, Data Intelligence und Social Media Marketing. Der gelernte Bankkaufmann arbeitete nach seinem BWL-Studium zunächst bei einem mittelständischen Vermögensverwalter im Raum Stuttgart in der Geschäftsleitung und im Portfoliomanagement. Danach war er als Business Development Manager für eine große Bank in Luxemburg tätig, wo er primär zur Expansion des internationalen Geschäfts beitrug.
2009 wechselte Marco Feiten zur neu gegründeten CURE Intelligence, wo er den Geschäftsbereich Web & Social Media Monitoring und Marketing federführend aufbaute. CURE Intelligence betreut das Portal FONDSTRENDS.LU redaktionell.
Hier ein weiterer lesenswerter Artikel über Influencer-Marketing:
http://t3n.de/magazin/influencer-marketing-meinungsmacher-241601/