Warum jetzt in Biotechnologie investieren?

Die Biotechnologie kombiniert die bahnbrechenden technologischen Fortschritte unserer Zeit mit dem immer tieferen Verständnis biologischer Prozesse. Damit eröffnet sie bislang ungeahnte Möglichkeiten für die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren, die in der Medizin einen immensen Innovationsschub auslösen. Trotzdem hatten Biotechnologie-Aktien zuletzt schwierige Zeiten durchlebt. Warum sollte man also gerade jetzt in Biotechnologie investieren?

Für Investitionen in Biotechnologie sprechen folgende Gründe:

1. Intakter Innovationszyklus

Biotechnologie ermöglicht Meilensteine in der Medizin – zahlreich und auf breiter Front. Eines der prominentesten Beispiele ist vermutlich die „Abnehmspritze“. Nicht weniger spektakulär sind aber auch Durchbrüche in anderen Gebieten, wie z.B. in der Krebsimmuntherapie oder beim Genome Editing. Im Herbst 2023 wurde erstmals ein Genome-Editing-Ansatz von den Arzneimittelbehörden zugelassen.

Es wird weitere bahnbrechende Therapien geben. Denn das Innovationstempo in der Biotechnologie steigt. Ablesbar ist das an der rasant wachsenden Anzahl der veröffentlichten wissenschaftlichen Artikel. Diese Fortschritte in der Grundlagenforschung münden in einer sukzessiv wachsenden Entwicklungspipeline der biopharmazeutischen Industrie. Als ein zentraler Katalysator des Innovationszyklus erweist sich Künstliche Intelligenz. McKinsey hat die Arzneimittelentwicklung als einen Hauptprofiteur der Künstlichen Intelligenz identifiziert.

2. Attraktive Bewertung

Makroökonomische Verwerfungen, geopolitische Risiken, gestiegene Zinsen und Inflationsangst belasteten vor allem Small und Mid Caps – insbesondere im Biotechnologie-Sektor. Der kumulierte Enterprise Value aller Biotech-Unternehmen sank von 598 Mrd. USD im Februar 2021 um ca. 70 % auf 196 Mrd. USD im Dezember 2023. Das entspricht gerade einmal 7 % des kumulierten Wertes der Pharmazeutischen Industrie und ist angesichts der Bedeutung der Biotechnologie als Innovationsmotor im Gesundheitssektor nicht gerechtfertigt. Auch andere Indikatoren wie Umsatzmultiplikatoren und negative Unternehmenswerte deuten auf eine starke Unterbewertung hin.

3. Verbessertes makroökonomisches Umfeld

Das makroökonomische Umfeld hat sich inzwischen verbessert. Die restriktive Geldpolitik der Zentralbanken weist in die richtige Richtung, auch wenn die Inflation noch nicht vollständig eingedämmt werden konnte. Tendenziell eröffnen sich aber wieder Spielräume für Zinssenkungen. Erste werden bereits für 2024 erwartet. Der Biotech-Sektor wird davon profitieren.

4. Big Pharma braucht BioTech

In der Pharmazeutischen Industrie der führenden Industrienationen stehen zwischen 2024 und 2028 insgesamt Patentabläufe im Wert von mehr als 190 Mrd. an. Die Pharma-Industrie hat zwei Möglichkeiten. Zum einen kann sie selbst neue Produkte entwickeln, um die Lücken im Produktportfolio zu schließen. Die Kosten dafür sind hoch, der Weg zur Marktreife weit und der Erfolg schwer einschätzbar. Zum anderen kann sie extern Produkte kaufen. Letzteres ist typischerweise das Mittel der Wahl. Dazu können Produkte lizensiert werden oder es wird das ganze Unternehmen erworben.

Als Übernahmeobjekte kommen primär kleine und mittelgroße Biotech-Unternehmen infrage. Denn mehr als 70 % der globalen klinischen Entwicklung entfällt auf Small und Mid Caps. Für ihre Akquisitionen stehen den weltweit 16 größten Pharmaunternehmen derzeit mehr als 500 Mrd. USD zur Verfügung.

Bereits 2023 nahmen die M&A-Aktivitäten trotz des makroökonomischen Umfeldes zu. Es wird für 2024 mit einem weiteren Anstieg der Übernahmen gerechnet. Bereits in den ersten beiden Monaten wurden zwölf Transaktionen im Biotech-Markt gezählt. Darunter waren auch zwei Unternehmen im Portfolio des Medical BioHealth: Ambrx Biopharma wurde von Johnson & Johnson übernommen und Cymabay Therapeutics von Gilead gekauft.

5. Demografie & Zivilisation

Die globalen Gesundheitsausgaben werden weiter steigen. Das liegt zum einen am wachsenden Wohlstand. Dadurch erhöht sich die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen und -produkten. Zugleich dürften chronische Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zunehmen. Zum anderen wird die Zahl der Menschen, die älter als 65 Jahre sind, bis 2060 auf weltweit 1,7 Milliarden steigen, schätzt das UN Department of Economic and Social Affairs. Damit dürfte tendenziell auch die Zahl der Krebserkrankungen zunehmen.

6. BioTECH wird zur Technologie

Disruptive Technologien finden immer stärkeren Einzug in die Forschung. Dadurch können Prozesse und das Design von Studien beschleunigt werden, zielgerichteter sein und insgesamt effizienter werden. Den Biowissenschaften steht eine Reihe neuer Instrumente zur Verfügung. Künstliche Intelligenz ermöglicht zum Beispiel die Faltung von Molekülen in wesentlich kürzerer Zeit zu berechnen als bisher. Durch CRISPR-Cas9 ist die Genbearbeitung programmierbar und zur Routine geworden. Immer mehr Prozesse wie die Gensequenzierung sind weitgehend automatisiert worden, dadurch kostengünstiger und schneller.

Zusammenfassung

Wir erleben eine massive Beschleunigung bei der Erforschung von Krankheiten und bei der Entwicklung neuer Behandlungsmethoden durch die Biotechnologie. Innovationsmotoren innerhalb dieses Segments sind wiederum Small und Mid Caps. Aus diesem Grund stehen sie im Fokus der M&A-Aktivitäten großer Pharmaunternehmen, die in den nächsten Jahren Patentabläufe durch neue Produkte kompensieren müssen. Der Zeitpunkt für Übernahmen ist aus Sicht der Käufer und der Investoren günstig. Denn Biotech-Unternehmen haben seit 2021 erhebliche Bewertungsabschläge an den Börsen erfahren. Denn Forschung ist kapitalintensiv, weshalb die Biotechnologie ein zinssensitives Börsensegment ist. Schnell steigende Zinsen hatten die Finanzierungskosten erhöht. Seit Mitte 2023 verstärken sich die Erwartungen wieder sinkender Zinsen, wodurch auch fundamentale News, wie klinische Ergebnisse und Therapiezulassungen von Biotech-Unternehmen wieder stärker die Kurse beeinflussen dürften. Die Phase der irrationalen Unterbewertung von Biotechunternehmen neigt sich absehbar ihrem Ende entgegen.

 

 

18. April 2024

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Autor

Thomas Vorlicky

Thomas Vorlicky ist Geschäftsführer bei der deutschen Biotech-Investmentboutique Medical Strategy. Der studierte Betriebswirt ist seit 2020 bei Medical Strategy und war zuvor in diversen Positionen bei der HypoVereinsbank – UniCredit Bank tätig.

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