Debt bzw. Loan Funds – nicht nur Erfolgsmodell in Luxemburg, sondern auch in Deutschland?

Mit Darlehen lässt sich auf zweierlei Art Geld verdienen: auf Anbieterseite durch die originäre Vergabe sowie auf Nachfrageseite durch den Erwerb. Während luxemburgische Manager seit über 20 Jahren Debt Funds anbieten, waren Investmentfonds bislang weitestgehend von diesem Geschäft abgeschnitten.

Betrachtet man das mögliche Potential, handelt es sich hierbei um ein sehr interessantes Geschäft. Zwar stehen noch rund 80 % der Banken für das klassische Kreditgeschäft in Europa, getroffen von den harten regulatorischen Anforderungen sowie Eigenkapitalanforderungen fahren die Banken indes ihre Kreditengagements zunehmend zurück. Für die agileren Investmentfonds ergibt sich also die große Chance, in diese Lücke hineinzustoßen.

Kurzer Rückblick: Dominanz Luxemburgs

In Luxemburg sind mehr als 70 % der Manager der größten Debt Funds domiziliert. Der Standort bietet internationalen Anlegern nicht nur Fondslösungen in Form von verbrieften (Gesetz vom 22. März 2004 über Verbriefungen), sondern gerade auch in Form von unverbrieften Darlehen (mittlerweile als AIF).

In der bisherigen Verwaltungspraxis ist der Darlehenserwerb von unverbrieften Darlehen nur unter engen Voraussetzungen für sonstige Sondervermögen und Spezialfonds möglich gewesen – und dann auch nur, wenn laut BaFin keine originäre Darlehensvergabe möglich war. Denn die Darlehensvergabe warf investmentrechtliche und bankaufsichtsrechtliche Fragen mit dem Ergebnis auf, dass sie grundsätzlich unzulässig war (Bankgeschäft mit Erlaubnisvorbehalt nach § 32 Abs. 1 KWG). Daher waren auch Restrukturierungen und Prolongationen unzulässig, insoweit sie gemäß dem BaFin Merkblatt „Hinweise zum Tatbestand des Kreditgeschäfts“ den Tatbestand der Darlehensgewährung erfüllten. Als einzige spezialgesetzliche Ausnahme hiervon war das Gesellschafterdarlehen für Immobilien-Gesellschaften vorgesehen. Praktisch handelt es sich hierbei jedoch um keinen Vermögensgegenstand – es dient lediglich als Eigenkapitalersatz zur Ausschöpfung der wirtschaftlichen Vorteile in die Anlage des eigentlichen Vermögensgegenstands „Immobilien-Gesellschaft“.

„Die Öffnung des Investmentrechts für Debt Funds geht in die richtige Richtung, bleibt aber in Sachen Flexibilität bei der Fondsstrukturierung hinter dem luxemburgischen Finanzstandort zurück.“

Zitat Tobias Moroni

Aktuell: Deutschland zieht anderen Finanzstandorten nach

Nach der neuen Verwaltungspraxis sowie der absehbaren Kodifikation in das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) stellen sich Aufsicht und Gesetzgeber in Deutschland diesem Thema – vornehmlich aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit des Finanzstandorts Deutschland. Die Gesetzes- oder Verwaltungspraxis anderer EU-Länder wie Italien, Irland oder Malta gestatten sogar die Darlehensvergabe auf Rechnung von AIF (der Darlehenserwerb ist zudem z. B. in Luxemburg seit jeher erlaubt). Damit ist der grenzüberschreitende Vertrieb solcher AIF-Produkte mittels EU-Vertriebspasses an professionelle Anleger ohnehin bereits Rechtswirklichkeit. Die AIFM-RL gibt der Obrigkeit nun die Gelegenheit zur Schaffung eines nationalen Rechtsrahmens. Denn die AIFM-RL reguliert, anders als die OGAW-RL, nur den Manager und nicht das Produkt. Früh hat sich jedoch abgezeichnet, dass Deutschland im Vergleich zu seinen Nachbarn stärker auf das Regulierungspedal drückt. Dabei ist in der Tendenz die Darlehensvergabe strenger reguliert als der Erwerb. Letzte Details sind der endgültigen Gesetzesfassung vorbehalten.

Kurzer Ausblick: Deutsche Umsetzung zu „deutsch“?

Es bleibt abzuwarten, inwiefern sich Debt Funds größerer Beliebtheit erfreuen werden; im Vergleich zum Ausland bleiben sie stark reguliert. Am luxemburgischen Finanzstandort bestehen weniger Restriktionen, insbesondere im Hinblick auf die Diversifikation und den Erwerb von unverbrieften Darlehen. Ferner ist die Auswahl an Investmentvermögen groß: Spezialfonds, nicht regulierte Fonds, ferner zukünftig der unregulierte Fonds RAIF mit reguliertem Manager.

An sogenannten Senior Loans in Debt Funds scheint jedenfalls seitens Versicherern und Depot-A-Managern Interesse zu bestehen. Sie bestechen durch gutes Rating, große Abschnitte und einen fixen Zins. Dabei weisen sie im Vergleich zu Pfandbriefanleihen attraktivere Renditen auf. Zur Bedienung dieser Nachfrage scheinen die KVGen mit eigener Bankmutter sehr gut aufgestellt zu sein, da sie auf keinen Loan Agent angewiesen sind.

14. März 2016

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Zusammengefasst
  • Steigendes Interesse der Investoren an Senior Loans
  • Bislang in Deutschland Darlehenserwerb nur unter bestimmten Voraussetzungen; Darlehensvergabe gar nicht möglich
  • Öffnung des Markts; produktspezifische Vorschriften in Deutschland stärker ausgeprägt
  • Erhöhte Regulierung deutscher Debt Funds im Vergleich zum internationalen Wettbewerb
Thema

Debt Funds

Debt Funds sind eine neue Chance für Investoren. Nicht nur Versicherungsgesellschaften, sondern auch Fondsdienstleister entdecken den Markt für die gewerbliche (Immobilien-) Finanzierung zunehmend für sich. Da die meisten kleinen institutionellen Investoren nicht über das nötige Know-how verfügen, ermöglichen ihnen die Debt-Fund Manager somit den Zugang zu Immobilienkrediten interessanter Projekte. Versierte Master-KVGen wissen um die beste Strukturierung des passenden Investmentvehikels.

Autor

Tobias Moroni

Tobias Moroni ist Mitglied des Executive Board des Bankhauses und Sprecher des Executive Board Asset Servicing. Zuvor war er Leiter Real Assets Deutschland ebenfalls bei Hauck & Aufhäuser Privatbankiers AG sowie davor Leiter Depotbank-Legal bei der Depotbank von Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA. Tobias Moroni ist Rechtsanwalt und referiert und veröffentlicht regelmäßig über aufsichtsrechtliche Entwicklungen.

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