Fight For Green - drei Worte für dreifachen Impact

Bereits im Sommer 2022 gab Wilhelm Möller auf FONDSTRENDS.LU ein klares Statement zur Erweiterung der EU-Taxonomie ab. Nun trafen wir Möller, Geschäftsführer und Gründer der in Hamburg ansässigen Advanced Sustainable Investment GmbH, erneut.
Dieses Mal erzählt er uns in einem Interview
, warum ESG-Fonds für ihn nicht ausreichen, um nachhaltig etwas zu verändern, und warum er jetzt mit seinem Fonds „Fight For Green“ sogenannte Verschmutzungsrechte, also Zertifikate, über den EU-regulierten Markt kauft.

FONDSTRENDS.LU: Guten Tag Herr Möller, schön, dass wir Sie für ein Interview gewinnen konnten, dieses Mal mit einem persönlicheren Thema als noch in ihrem bei uns veröffentlichten Statement zur Erweiterung der EU-Taxonomie: Es geht um ihren 2022 aufgelegten Impact-Fonds Fight For Green, den Sie als Geschäftsführer der Advanced Sustainable Investment GmbH aktiv managen. Wann kam die Idee das erste Mal auf, solch einen Fonds zu lancieren?

Wilhelm Möller: Die Idee, einen eigenen Fonds zu lancieren, kam im Rahmen meiner Tätigkeit als Finanzvorstand des akademischen Börsenvereins Leipzig e.V. Dort wurden neben dem alltäglichen Börsengeschehen auch Nachhaltigkeitsthemen adressiert und kontrovers diskutiert. Thema dabei spielte auch die Rolle des Kapitalmarkts und inwieweit dieser ein Hebel für mehr Klimaschutz sein kann. Hinzu kam eine gezielte Schwerpunktsetzung im Studium. Durch Vorlesung und Prüfungen im Unternehmensrecht, Steuerrecht und das Mitbelegen von Modulen des Kapitalmarktrechts habe ich zudem viel vom theoretischen Fundament für eine solche Unternehmung geschaffen.

Die regelmäßigen Demos mit Fridays For Future machten mir außerdem klar: Es muss nicht nur demonstriert, sondern auch umgesetzt werden – „Von der Straße aufs Parkett!“

FONDSTRENDS.LU: Welcher Anlagestrategie folgt der Fight For Green und für welchen Anlegertypen würden Sie diesen empfehlen?

Wilhelm Möller: Der Fight For Green eignet sich für private als auch institutionelle Investoren. Das Sondervermögen kann über eine börsennotierte R-Tranche (zudem sparplan- und VL-fähig) als auch über eine I-Tranche gehandelt werden. Der Fonds konkretisiert den Nachhaltigkeitsgedanken auf den Klimaschutzgedanken.

Er eignet sich für ein breites Publikum, welches Klimaschutz international und branchenübergreifend denkt. Konkret allokiert der Aktienfonds Fight For Green international und branchenübergreifend in die stärksten CO2-Reduzierer der jeweiligen Branche. Investiert wird überwiegend in Bluechips. Es wird in Unternehmen investiert, welche gerade dabei sind, die ausgerufene Nachhaltigkeitsstrategie umzusetzen. Es finden sich also solche Unternehmen im Fonds, welche nach dem subjektiven Empfinden mancher Investoren keinen Platz in einem Nachhaltigkeitsfonds hätten (z.B. Siemens AG). Nichtsdestotrotz allokiert der Fonds als Art. 9 Fonds nach der SFDR eben solche Werte mit dem klaren Fokus der CO2-Reduktion.

Das nachhaltige Investitionsziel zielt auf eine mindestens 7 % CO2-Reduktion YoY ab im portfoliogewichteten Durchschnitt (Bereiche Scope 1 & Scope 2). Dies wird der Fondsgesellschaft quartalsweise nachgewiesen.

FONDSTRENDS.LU: Sie schreiben, dass „der Fight For Green Investment-Ansatz nachhaltiges und klimafreundliches Wirtschaften analysiere“ – völlig losgelöst von emotionalen Entscheidungen. Wie schwer fällt Ihnen das – gerade, wenn Sie die Strategien eines bestimmten Unternehmens sehr ansprechen, aber die nackten Kennzahlen „nein“ zu einem Investment sagen?

Wilhelm Möller: Genau hier unterscheidet sich der Fight For Green Fonds von anderen konventionellen Nachhaltigkeitsfonds. Er stellt ausschließlich auf „nackte“ Zahlen ab und macht sich demnach auch nicht angreifbar, da nur die objektiv nachweisbaren Zahlen gelten. Durch den Fokus auf die CO2-Reduktion wird sein „Impact“ für jedermann messbar.

Sollten mich persönlich Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen ansprechen, welche nicht in das Anlageuniversum des Fight For Greens fallen, so behalte ich dieser auf einer Watchlist und prüfe in regelmäßigen Abständen, ob diese nun in das Anlageuniversum fallen. Jedoch muss dabei beachtet werden, dass die ESG-Analyse (insgesamt 5 Selektionsschritte) nur das potenzielle Anlageuniversum bildet und sich daran eine fundamentale Analyse anschließt. Eine überzeugende Nachhaltigkeitsstrategie ist folglich nicht als Kaufsignal zu verstehen, sondern bildet die Grundlage zur Aufnahme ins Anlageuniversum.

FONDSTRENDS.LU: Sie investieren mit ihrem Fonds nicht primär in Unternehmen, die bereits „grün“ sind, sondern, die sich vorgenommen haben, ihren CO²-Ausstoß gemäß den Pariser Klimazielen zurückzufahren. In Anbetracht dessen, dass Sie vor allem in Large-Caps investiert sind, da Sie dem Ansatz folgen, „je größer ein Unternehmen, desto mehr Impact-Potential“: Wie stellen Sie sicher, dass den Ankündigungen auch Taten folgen; ein kompletter Recheck von Visa Inc z.B., eines Ihrer größten Titel, ist ja sehr aufwendig? Und wie sehr muss ein Unternehmen seinen grünen Zielen hinterherhinken, dass Sie aussteigen?

Wilhelm Möller: Der Aufwand ist enorm. Insgesamt wird in 40 Unternehmen investiert. Der Fight for Green Fonds arbeitet zwar mit insgesamt drei Datenanbietern, um eine möglichst umfassende Datenlage (zur Sicherstellung das alle Ausschlusskriterien eingehalten werden) zu haben; ich vertraue bei der Abbildung des nachhaltigen Investitionsziels – zur Erreichung des Art. 9 Standards – jedoch nicht auf diese Datenbanken, wegen potenziellen Fehlers. Dieser Aufwand wird von mir persönlich erbracht:

Ich studiere die Nachhaltigkeitsberichte der jeweiligen Unternehmen dergestalt, dass ich die absoluten Emissionszahlen für das vorherige Geschäftsjahr in eine Excel fülle, mit Screenshots, Seitenanzahl und Hyperlinks die Quelle belege und selbst eine Reduktion ausrechne. Quartalsweise checke ich folglich die Richtigkeit und Vollständigkeit der Daten aus den 40 Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen. Ebenfalls stehe ich im ständigen Kontakt mit den „CSOs“ (Chief Sustainability Officer) oder „Heads of Sustainabilitys“ der jeweiligen Unternehmen im Kontakt, um deren Einschätzung schon vor Veröffentlichung der Zahlen zu erfragen. Dieser Aufwand rechtfertigt m. M. n. auch das Modell eines aktiven Fonds, da dieser Aufwand aktiv geleistet werden muss.

Durch das regelmäßige Überprüfen stelle ich dabei sicher, dass die Unternehmen ihren Zielen Taten folgen lassen. Ein Unternehmen darf nur ein einziges Jahr den Zielen hinterherhinken mit der Begründung, dass externe Faktoren (z.B. Ausbruch des Ukrainekriegs und der Zunahme des Anteils von Kohlestrom in den deutschen Stromnetzen) kurzfristig Ziele konterkarieren können. Jedoch darf der CO2-Ausstoß dabei auch nicht über dem Start-Referenzjahr liegen und muss im Folgejahr deutlich unter dem Vorjahr liegen. Dies muss mir die jeweilige im Unternehmen zuständige Person glaubhaft darlegen können – ansonsten wird die Position konsequenterweise geschlossen. Zudem würde der wissenschaftliche Beirat als weitere Entscheidungsquelle konsultiert. Solch ein Fall kam jedoch bisher nicht vor.

FONDSTRENDS.LU: Bleiben wir bei den großen Unternehmen in ihrem Fonds. Bitte schildern Sie unseren Lesern etwas genauer, wie der Fight For Green gleich einen dreifachen Impact für den Klimaschutz generieren kann.

Wilhelm Möller: Der Fight For Green Aktienfonds kann von sicher behaupten einen dreifachen Impact zu generieren:

  1. Ein direkter Impact erzielt der Fonds durch das Aufkaufen von Verschmutzungsrechten (sog. EUAs) über die Advanced Sustainable Investment GmbH in Zusammenarbeit mit dem Compensators e.V. (Näheres in der nächsten Frage).
  2. Über die Anrechnung der CO2-Reduktion von den im Fonds gehaltenen Unternehmen (nachhaltiges Investitionsziel).
  3. Über die finanzielle Unterstützung der angebundenen Kooperationspartner (VCD e.V.; OroVerde Tropenwaldstiftung, Chances For Nature e.V. FSC Deutschland).

FONDSTRENDS.LU: Sie gehen ja noch einen Schritt weiter als andere Impact-Fonds, denn ihr Fonds hat unmittelbar Impact: Sie kaufen über die European Energy Exchange AG (EEX) in Leipzig und mithilfe des Compensators e.V., CO²-Zertifikate aus dem EU-regulierten Markt. Das sind quasi „Verschmutzungsrechte“, also Zertifikate, welche große Konzerne teuer einkaufen müssen, wenn sie zu viel CO² produzieren. Hierdurch wird der Preis der Verschmutzungsrechte getrieben und die Menge künstlich reduziert. Bitte erläutern Sie ihren Ansatz hier etwas genauer?

Wilhelm Möller: Zunächst vielleicht 1-2 Sätze zum Verein: Der Compensators e.V. wurde 2006 von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) als gemeinnütziger, ehrenamtlich arbeitender Verein gegründet, um dem Europäischen Emissionshandel überschüssige Verschmutzungszertifikate zu entziehen. Der Europäische Emissionshandel (EU-ETS), ist seit 2005 das zentrale Klimaschutzinstrument der EU. Mit ihm sollen die Treibhausgas-Emissionen der teilnehmenden Energiewirtschaft und der energieintensiven Industrie reduziert werden. Kurz zusammengefasst hat das System zwei wesentliche Aufgaben: Die Deckelung von CO2-Emissionen. + Die Verteuerung von klimaschädlichem Wirtschaften. Vom ETS ist der freiwillige Emissionshandel strikt zu trennen.

Der Fight For Green Fonds bietet institutionellen Investoren nun die Möglichkeit einen unmittelbaren und direkten Impact durch eine Investition in den Fight For Green zu erzielen. Konkret: Bis zu einem Äquivalent von 11 t CO2 werden Verschmutzungsrechte (je nach Größe des Investments) über die EEX mithilfe des Compensators e.V. aufgekauft und als Zertifikat an den Investor zum Nachweis ausgestellt. Das treibt zum einem die Nachfrage und folglich den Preis der Verschmutzungsrechte und verknappt künstlich das Angebot der Verschmutzungsrechte. Dadurch sinkt die tatsächliche Menge an Verschmutzungsrechten weiter als ohnehin bereits vorgesehen. Dabei entsprechen 11 t CO2 den durchschnittlichen Jahresausstoß eines Deutschen.

FONDSTRENDS.LU: Mit Blick auf Ihre Vita wird schnell klar, dass Sie sich abseits ihrer Tätigkeit als Fondsmanager schon sehr früh dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet haben. Inwiefern spielt das Thema bei Ihnen aktuell im privaten Umfeld oder in ihrer Freizeit eine Rolle?

Wilhelm Möller: Das Thema spielt in meinem privaten Umfeld weiterhin eine große Rolle, nicht zuletzt durch meinen sehr engagierten Vater. Da Nachhaltigkeit ein interdisziplinäres Thema darstellt, bestimmt es weiterhin – seit nunmehr 3 Jahren intensiv – meinem Alltag. Man muss sich laufend weiterbilden. Ich bin mir sicher, dies wird sich auch in naher Zukunft nicht ändern.

FONDSTRENDS.LU: Abschließend: Wenn Sie fünf Jahre in die Vergangenheit reisen könnten, was würden Sie Ihrem damaligen Ich mit auf den Weg geben?

Wilhelm Möller: Vor fünf Jahren – da war ich gerade 18 Jahre alt – würde ich mir auf den Weg geben, dass das Thema Klimaschutz einen Marathon darstellt, welcher deutlich stärker international gedacht werden muss. Nur durch einen internationalen Ansatz lässt sich das Zerstören irreversibler Kipppunkte in unserem Klimasystem aufhalten.

FONDSTRENDS.LU: Herr Möller, wir danken Ihnen für das spannende Interview und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute!

 

06. Dezember 2023

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Autor

Wilhelm Möller

Wilhelm Möller ist ein Jurist und Fondsmanager der Advanced Sustainable Investment GmbH. Seine Studiumsschwerpunkte im Unternehmens- und Steuerrecht hat er mit Prädikat abgeschlossen. Neben seinem Studium der Rechtswissenschaft ist er zudem Finanzvorstand des akademischen Börsenvereins Leipzig e.V. wo er vorher schon Portfoliomanager des Vereins-Depots war. Im Bereich ESG prägt ihn seine Jugend im NAJU, seinen Aufenthalt während der Gymnasialzeit in der Umweltschule in Europa als auch seine Aktivitäten bei Fridays For Future. Citywire titulierte ihn neulich als „einen der großen Nachwuchstalente der Fondsbranche“. Heute wohnt er in Leipzig und ist als Geschäftsführer der Advanced Sustainable Investment GmbH tätig.

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