Die Bedeutung von Rohstoffen für die Energiewende

Interview mit Michael Krauß, Partner und Senior Fondsmanager Rohstoffe bei der Tresides Asset Management GmbH aus Stuttgart

Axxion S.A: Herr Krauß, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen. Bitte stellen Sie sich unseren Leserinnen und Lesern kurz vor.

Michael Krauß: Mein Name ist Michael Krauß und ich bin verantwortlicher Senior Fondsmanager im Rohstoffsegment bei der Tresides Asset Management GmbH aus Stuttgart. Nach dem Abschluss meines BWL-Studiums an der Berufsakademie in Stuttgart war ich in der Fonds-Vermögensverwaltung der BW Bank tätig. Zu dieser Zeit, als sich Fondsmanager hauptsächlich auf Aktien und Anleihen konzentriert haben, kam uns die außergewöhnliche Idee für einen physischen Goldfonds. So haben wir 2002 mit dem Aureus Fund den ersten physisch hinterlegten Goldfonds weltweit gegründet. Als Bereichsleiter Fixed Income und Alternative Investments bei der LBBW Asset Management Investmentgesellschaft war ich verantwortlich für die weitere Konzeption von Rohstofffonds und konnte viele meiner Ideen letztendlich auch umsetzen. Leider war 2008 in der Finanzkrise das Fondsvolumen mit unter einer Million Euro zu Beginn sehr klein. Wir haben trotzdem an unseren Strategien festgehalten und konnten sogar später die Marke von einer Milliarde (!) Euro knacken. Trotz dieser tollen Erfolge habe ich mich aufgrund der Großkonzernstruktur nicht mehr so richtig wohlgefühlt. Mit acht ehemaligen Kollegen und Kolleginnen, denen es ähnlich erging, haben wir daraufhin die Tresides Asset Management GmbH gegründet. Das war 2013. Seitdem arbeiten wir für unsere eigene Firma.

Axxion S.A: Auf Ihrer Website steht, dass Sie gerne Dinge tun, die noch keiner getan hat und von denen andere Menschen sagen: „Das geht nicht“. Hierzu haben Sie doch bestimmt eine passende Anekdote für uns.

Michael Krauß: Zuerst einmal, dass ich dringend meine Vita auf der Homepage überarbeiten sollte. Denn die Zeiten in denen ich mit einem Jeep und einem Dachzelt oben drauf durch Zimbabwe reisen konnte sind zwischenzeitlich mit drei kleinen Kindern auch vorbei. Wobei die drei sich wahrscheinlich darüber beschweren würden, dass sie von mir zu oft „Das geht nicht“ bzw. „Das dürft ihr nicht“ zu hören bekommen. Aber da kommen sie nach mir. Die halten sich auch nicht dran.

Axxion S.A: Kommen wir nun zu Tresides. Was macht Ihr Haus in Ihren Augen so besonders?

Michael Krauß: Das ist zum einen unser Ansatz, der auf drei wesentlichen Säulen beruht: Aktien, Renten und Rohstoffe, daher auch der Name TREsides. Wobei wir die „dritte Säule“ vielleicht besser in „Alternative Assets“ umbenennen sollten, da wir aktuell auch eine sehr vielversprechende Krypto-Strategie entwickelt haben. Zum anderen sind das unsere Werte für die wir stehen. Wir sind eben mehr als nur angestellte Mitarbeiter, sondern überwiegend an der Gesellschaft beteiligte Partner.  Als Inhabergeführter Asset Manager ohne Großkonzern oder Mehrheitsaktionär im Rücken ist eine aktive Gesellschafterrolle sehr wichtig. Unser Vorteil ist, dass wir sehr effizient aufgestellt sind. Wenn ich da nur an die unzähligen Meetings im Großkonzern zurückdenke. Meetings halten wir möglichst kurz und effizient. Lediglich unsere regelmäßigen Marktbesprechungen sind etwas länger, da daran auch das gesamte Fondsmanagement-Team teilnimmt und dies eben der zentrale Bereich für unsere Firma ist. Durch das Mitspracherecht ist man sozusagen „Herr seines eigenen Schicksals“, was ich persönlich sehr schätze.

Axxion S.A: Was machen Sie heute anders als früher?

Michael Krauß: Vor allem macht man „mehr“. In einem Großkonzern ist man nur für einen sehr kleinen Teil zuständig. Heute bringt man sich eben auch als Rohstoff-Experte in eine neue Krypto-Strategie ein. Man ist auch stärker in den Vertrieb, wie Webinare, eingebunden. Es gibt bei Tresides keine Denkverbote, sondern ein hohes Maß an Kreativität und Innovationsfreude. Der Unterschied und kleine Nachteil auf der anderen Seite ist natürlich, dass man nicht so einfach Seedmoney für eine neue Idee bekommt und sich jedes Produkt hart erarbeiten muss.

Axxion S.A: Unsere Mottowoche steht unter dem Thema Impact Investing, also wirkungsorientiertes Investieren. Wie passen Rohstoffe und Impact Investing in Ihren Augen zusammen?

Michael Krauß: Rohstoffe sind Wegbereiter. Es gibt keine Energiewende ohne Rohstoffe. Für Solarzellen, Windkrafträder und Elektroautos werden Rohstoffe benötigt. Bisher waren Rohstoffe u.a. durch das schlechte Image der Minenbetreiber belastet. Man braucht zwar Kobalt für die E-Autos, dass das überwiegend aus dem Kongo kommt, wird aber eher verschwiegen. Die dort produzierenden Minengesellschaften wurden oft von ESG-Investoren gemieden. Dabei vergisst man, dass zwischenzeitlich 15 von 17 Minen im Kongo in chinesischer Hand sind. Das kann aber auch nicht die Lösung sein. Zwischenzeitlich setzt hier zum Glück bei der Politik auch ein Umdenken ein. Versorgungssicherheit, also Verfügbarkeit der Rohstoffe zu bezahlbaren Preisen, Stichwort „Greenflation“, ist wieder in den Fokus gerückt.

Axxion S.A: Stichwort „Greenflation“. Was genau können wir uns darunter vorstellen?

Michael Krauß: Rohstoffe sind der Ursprung von allem. Nehmen wir das Beispiel Auto. Bei der Produktion eines Verbrenners werden circa 20 Kilogramm Kupfer verarbeitet. Bei einem Elektroauto sind es 85 Kilogramm. Die Batterie benötigt u.a. Nickel und Lithium. Kupfer ist auch ein wichtiger Rohstoff im Bereich der Windkrafterzeugung, da man die Spulen eben nicht mit Hanfseilen wickeln kann. Silber kommt in Solarzellen zum Einsatz und so weiter. Durch die starke Nachfrage, gerade jetzt in der Krisenzeit, explodieren die Preise. Ein Tesla lässt sich nun mal nicht mit Pappmaché zusammenbauen, sondern besteht aus harten Rohstoffen. Die Greenflation beschreibt also den Nachfrageschub während der Energiewende. Dabei treffen große Summen an Geld und die politische Energiewende zusammen. Und gemeinsam treffen diese auf ein begrenztes Rohstoffangebot. Ein preistreibender Trend sozusagen.

Axxion S.A: Zusammenfassend könnte man also sagen, dass Rohstoffe ein wichtiger Bestandteil von Impact Investing sind?

Michael Krauß: Ich mag den Begriff „Impact Investing“ nur begrenzt. Da es manchmal sinnvoller ist, in ein Unternehmen zu investieren, dass z.B. durch technologischen Fortschritt die Möglichkeit hat, seine Emissionen drastisch zu reduzieren. Manchmal ist da „Greening“, also Firmen in der Transformation, „impact“-haltiger als nur „Green“ zu sein. Und für die Transformation der Energiewirtschaft braucht es die Erkenntnis, dass Rohstoffe, und hier v.a. Basismetalle, ein wichtiger Baustein sind. Oder anders formuliert. Ohne Rohstoffe gibt es überhaupt keinen „Impact“.

Axxion S.A: Eine letzte Frage noch zum Abschluss: Haben Sie eine Botschaft, die Sie uns gerne mitteilen möchten?

Michael Krauß: Vielleicht mehr ein Appell als eine Botschaft. Gerade bei Rohstoffen herrscht eine große Abhängigkeit, bspw. von seltenen Erden aus China oder dem Gas aus Russland. Ich hoffe sehr, dass das Bewusstsein darüber die Menschen zum Umdenken bewegt. Auch beim Thema ESG existiert nach wie vor eine gewisse Doppelmoral, wonach Minen als schlecht und ein E-Auto-Pionier wie Tesla als gut pauschalisiert werden, obwohl beides direkt miteinander in Verbindung steht. Auch hier erhoffe ich mir für die Zukunft eine bessere Aufklärung.

Axxion S.A: Herzlichen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit.

 

 

20. Mai 2022

 

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Michael Krauß

Michael Krauß, seit 2014 Senior Fondsmanager und Partner von Tresides Asset Management in Stuttgart, verfügt über mehr als 17 Jahre Erfahrung im Rohstoff- und Edelmetallbereich. Vor Tresides war er als Bereichsleiter Fixed Income und Alternative Investments bei der LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH tätig und dort u.a. verantwortlich für die Konzeption und Umsetzung von Rohstofffonds. 2002 war er Mitgründer und ist weiterhin Chairman des weltweit ersten physischen Goldfonds (Aureus Fund (Ireland) plc.).

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