Anleger, aufgepasst – Chancen für jedermann

Manche Aktienanleger wollen Kapital vermehren, manche wollen Einkommen generieren. Das Segment der börsennotierten Asset-Management-Unternehmen bietet beiden Anlegertypen interessante Opportunitäten. So dominierten im zweiten Quartal dieses Jahres vier indische Asset Manager den weltweiten Wettbewerb, die mit Performancewerten jenseits der +20 % (auf Euro-Basis) zu den Top-10-Performern gehörten. Zwei schafften auf Dreimonatssicht sogar ein Plus von mehr als 35 %. Das ließ das Dolphinvest Global Asset Managers Barometer auf +3,48 % steigen. Der ARC ALPHA Global Asset Managers konnte allerdings hiervon nicht profitieren. Denn der Fonds, der zwar weltweit in börsennotierte Asset Manager investiert, scheut wegen der speziell in Indien unverhältnismäßig hohen Handelskosten bislang ein Engagement auf dem Subkontinent. Premierminister Modis Politik der Öffnung Indiens für ausländische Investoren hat noch reichlich Verbesserungspotenzial.
Die Ankündigung der US-Zentralbank am 14. Juni, im zweiten Halbjahr 2023 noch weitere Zinserhöhungen durchzuführen, ließ kleine und mittlere Werte durchsacken, wozu die Mehrheit der börsennotierten Asset Manager zählt.

Steigende Zinsen sind gut für das klassische Bankgeschäft, wirken sich hingegen nachteilig auf den Anleihebestand von Asset Managern und die daraus stammenden Erträge aus. Aber auch Aktien können in einem Umfeld steigender Zinsen negativ betroffen sein. Sie werden typischerweise von kleinen Unternehmen schlechter verkraftet als von großen. Auch wenn Asset Manager zumeist wesentlich unabhängiger von Fremdkapital und Bankenfinanzierung als Nebenwerte aus der Realwirtschaft sind, sind sie wohl dennoch von einem negativen Spill-over-Effekt betroffen gewesen.

Wie stark ein Rebound ausfallen und wann er einsetzen wird, hängt von der Inflationserwartung und vom weiteren Zinsgeschehen ab. Optimisten werden möglicherweise jetzt bereits eine Kaufgelegenheit wittern. Denn die gewinnbasierten Bewertungen der Asset-Management-Branche laufen stabil mit der Finanzbranche insgesamt, aber wieder auf tendenziell höherem Niveau. Die ertragsbasierten Bewertungen (siehe Price-to-Sales-Chart) waren bis Mitte 2022 mit denen der Real- und Finanzwirtschaft konvergiert, sind seither wieder leicht gestiegen und sollten mit Stabilisierung bzw. Sinken der Zinsniveaus über einen entsprechend stärkeren Hebel nach oben verfügen. Vieles hängt nun davon ab, ob der Scheitelpunkt der Zinsentwicklung erreicht ist und ab wann die Mehrheit der Aktienanalysten beginnt, dies in ihren Modellen einzupreisen und den Diskontierungszins bei der Berechnung der Unternehmensbewertungen abzusenken. Im Moment scheint der Markt noch auf ein klares Signal zu warten.

Cash is King – und der kommt aus Frankreich

Neben Mitspracherechten gewähren Aktien das Recht auf Teilhabe an Dividendenausschüttungen. Zum einen gewinnen Aktien als Instrument der Vermögensbildung derzeit an Attraktivität bei politisch motivierten Anlegern, weil das Nutzen der Mitspracherechte auf Hauptversammlungen zum Beispiel umweltpolitische Einflussnahme auf Unternehmen ermöglicht.

Zum anderen bieten Dividenden privaten Anlegern die Möglichkeit, – wie mit Anleihen oder Immobilienbesitz – zusätzliches Einkommen zu erzielen und eine breitere Einkommensbasis zu schaffen. Die Asset-Management-Branche gehört seit Jahren im Vergleich sowohl mit der Real- als auch der Finanzwirtschaft zu den Himmelsstürmern in Sachen Dividendenrenditen. Mit einem Engagement in diesem Sektor konnten Aktienanleger in der Vergangenheit attraktive Einkommen generieren. Denn Asset Management gilt aufgrund optimaler Zahlungsströme als „cash-rich“, und Fremdkapital ist fast ein Fremdwort.

Per Ende Mai 2023 lag der Median der Börsenkapitalisierung von Asset-Management-Unternehmen bei 818 Millionen Euro und die auf die vorausgegangenen zwölf Monate bezogene Dividendenrendite bei 5,3 %. Zum Vergleich: im Mai 2021 belief sich die Dividendenrendite auf 3,9 % bei einer mittleren Börsenkapitalisierung von 1.097 Millionen Euro. Parallel zur Inflations- und Zinsentwicklung sind also die Assets under Management gesunken und die Dividenden gestiegen.

Als einziges der großen Unternehmen mit einer Börsenkapitalisierung von mehr als 10 Milliarden EUR kam in diesem Jahr die französische Amundi auf eine Dividendenrendite oberhalb des Medians (in der Grafik rot markiert). Amundi nahm damit eine Spitzenposition nicht nur gegenüber den anderen Branchengrößen ein, sondern auch im gesamten Wettbewerbsumfeld. Bereits im Vergleichszeitraum vor zwei Jahren war Amundi in der Gruppe der Large Caps Spitzenreiter bei den Dividendenrenditen.

 

Der Beitrag ist eine Zweitveröffentlichung und wurde im Juli 2023 bereits auf Dolphinvest.eu veröffentlicht.

26. Juli 2023

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Autor

Michael Klimek

Michael Klimek, Jahrgang 1960, ist Geschäftsführer der Vermögensmanagement Euroswitch und der Dolphinvest Consulting GmbH, beide mit Sitz in Frankfurt am Main. Der studierte Islamwissenschaftler und Amerikanist begann seine mittlerweile mehr als 25 Jahre zählende Karriere in der Finanzbranche bei Fleming Asset Management im Bereich Institutional Sales. Das Deutschland-Geschäft von Invesco baute er ab 1997 als Geschäftsführer auf, war von 2002 an Co-Deutschlandchef von Goldman Sachs Asset Management und leitete ab 2006 drei Jahre lang den Nahost-Vertrieb von cominvest. Die 2009 gegründete Dolphinvest Consulting GmbH (vormals Klimek Advisors) ist der Anlagevermittlungsarm der Euroswitch und bietet darüber hinaus mittelständischen Kunden honorarbasierte Anlageberatung.

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