Volatile Aktienmärkte und negative Zinsen lassen Investoren aktuell kaum Spielraum, um Kapital unter einem vernünftigen Rendite-Risiko-Verhältnis anzulegen. Das Thema Liquid Alternatives gewinnt daher zunehmend an Bedeutung. Doch was genau sind Liquid Alternatives, woher kommen sie und stellen sie wirklich eine Alternative zu klassischen Anlageprodukten dar? Diese Serie zum Thema gibt einen Überblick über „liquide Alternativen“ und beleuchtet Chancen und Risiken.
Wenn man im Liquid-Alternatives-Markt den Blick in die Richtung der typischen Anbieter und Investoren lenkt, muss man zunächst verstehen, warum die oftmals sehr flexiblen Strategien den Weg in das engere Korsett eines regulierten Produktes suchen. Der bislang typische Mantel als Offshore-Vehikel lässt hier alle Freiheiten, wo der UCITS-Fonds diverse Investitions- und Risikobegrenzungen aufweist. Aber genau diese Grenzen sowie die europäische Gesetzgebung sind die Gründe für viele Investoren, sich überhaupt der Assetklasse Liquid Alternatives zu nähern. Auch viele hochprofessionelle Investoren aus dem institutionellen Bereich wie Versicherungen, Pensionskassen, Verbände oder Corporates schwören auf die UCITS-Gesetzgebung, um die regulatorische Sicherheit an dieser Stelle auszunutzen. Den größten Anteil ihrer Investitionen bildet diese Investorengruppe über eigene Spezialfonds ab, die durch verschiedene Fondsmanager besetzt wurden. Beimischungen (nicht nur aus dem Liquid-Alternatives-Bereich) werden da gerne über Investitionen in UCITS-Fonds getätigt, um so einen schnellen Ausstieg zu gewährleisten. Darüber hinaus liegt die rechtliche Verpflichtung für jegliche regulatorische Kontrolle weiterhin bei der KVG des Fonds. Ein Investor muss sich natürlich dennoch mit der Anlagestrategie befassen, nicht aber zwangsläufig mit Anlagerichtlinien, möglichen Liquiditätsproblemen, der regulatorischen Due Diligence des Managers oder den Risikobegrenzungen. Die übernimmt hier die UCITS-Regulierung.
Wachsendes Interesse an Liquid-Alternatives-Produkten
Der Liquid-Alternatives-Markt wächst seit Jahren sehr dynamisch. Insbesondere die Gruppe der institutionellen Investoren sucht zunehmend nach Alternativen für die aktuelle Zinssituation. Dennoch bleiben die Investitionsquoten mit 2 bis 3 Prozent der Gesamtallokation sehr gering. Dadurch ist der Anteil der Wholesale- und Retail-Investoren recht hoch und war bislang der Wachstumsmotor der Branche. Vor allem leichter verständliche Strategien, wie sie im Long/Short-Bereich zu finden sind, sind hier gefragt. Von Anbieterseite wird der Markt von den typischen großen Namen beherrscht. Kleinere Manager schaffen es häufig nicht, ein kritisches Volumen zu erreichen, das für die langfristige Lebensdauer eines Fonds erforderlich ist, und verschwinden wieder vom Markt. Auch außereuropäische Manager tun sich sehr schwer, da ihnen der Zugang zu Investorengruppen und Vertriebswegen fehlt.
Fazit
Mit einem Gesamtvolumen von ca. 400 Mrd. Euro, aufgeteilt auf ca. 1.000 Fonds, ist der Liquid-Alternatives-Markt noch immer überschaubar, gewinnt aber weiterhin Interesse. Die Strategien werden ihr Potenzial vermutlich erst zeigen, sobald die Zinswende auch in Europa nachhaltig angekommen ist.
21. November 2017
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Die Liquid Alternative Serie
- Nr. 1 Was ist das eigentlich?
- Nr. 2 Mögliche Strategien
- Nr. 3 Absolute Return = Liquid Alternative?
- Nr. 4 Hedge-Fonds im UCITS Mantel
- Nr. 5 Markt und Investoren
Benjamin Linn
Benjamin Linn war als Senior Relationship Manager bei Hauck & Aufhäuser in München zuständig für die Betreuung von Fondsinitiatoren, Asset Managern und Institutionellen Kunden. Er ist CAIA Charterholder, CFA Level III Candidate und ist daneben Dozent an der European Business School zum Thema Liquid Alternatives.