Mit Struktur, Balance und einer ruhigen Hand durch stürmische Zeiten

2019 gegründet, hat Bagus Capital vor allem jene Fondsmanager im Blick, die durch ihren Investmentstil herausstechen und auch eine anschließende Prüfung auf Herz und Nieren bestehen. Wir sprachen mit Geschäftsführer und Initiator Dr. Alexander Orthgieß über den Auswahlprozess geeigneter Kandidaten, die derzeitige Lage auf dem Finanzmarkt und die Anlagestrategie des Fonds BAGUS Global Balanced.

FONDSTRENDS.LU: Dr. Alexander Orthgieß, in ihrer Anlagephilosophie heißt es: „Es gibt sie, die Fondsmanager die besser sind als ETFs.“ Diese zu finden, bedarf sehr viel Zeit und ist an einige Regeln und Voraussetzungen geknüpft. Spielen wir mal den Fall durch, Sie haben einen potenziellen „Champions League“- Manager gesichtet, wie geht es dann weiter?

Alexander Orthgieß: Gehen wir doch nochmal einen Schritt zurück, denn wie findet man solche Manager überhaupt. Für die Suche sind vor allem Erfahrung und intrinsische Motivation erforderlich. Ein gutes Netzwerk schadet dabei auch nicht.

Wenn man dann einen möglichen Kandidaten ins Auge gefasst hat, beginnt der zweite Teil der Arbeit: Verstehen, wie der bisherige Track Record zustande gekommen ist. Dabei hinterfragt man idealerweise im direkten Austausch mit dem Manager dessen Investmentstil und gleicht dies mit den Geschehnissen an den Märkten ab. Erst dann kann man die Performance der Vergangenheit verstehen und daraus Schlüsse für eine mögliche Outperformance in der Zukunft ziehen.

Genauso wichtig ist aber auch die Analyse des Umfeldes des Managers. Welche anlagepolitischen Freiheiten genießt er oder sitzen ihm das Risikomanagement oder andere Konzernzwänge im Nacken, welche Rolle spielt der Fonds im Kontext des Unternehmens, wie sind die Anreizstrukturen ausgestaltet und nicht zuletzt, wie hoch die Konstanz im Team. Die Antworten auf diese Fragen haben Einfluss auf die Leistung des Fondsmanagers und damit mittelbar auch auf die zukünftige Wertentwicklung des Fonds.

FONDSTRENDS.LU: Auf dem diesjährigen Fondskongress in Mannheim war Thema einiger Vorträge, dass es nun wieder auf die Analyse von Fundamentaldaten ankommt und das aktive Fondsmanagement einen neuen Aufschwung erlebt. Für Sie als Verfechter des aktiven Fondsmanagements sind das natürlich gute Neuigkeiten – zeigt sich das auch mit Blick auf die aktuelle Performance Ihres Fonds BAGUS Global Balanced?

Alexander Orthgieß: Das Geschehen an den Kapitalmärkten unterliegt kürzeren und längeren Zyklen. Mal laufen Wachstumstitel besser, mal defensive, mal zyklische und so weiter. Ein ähnliches Phänomen zeigen die Börsen auch hinsichtlich der Marktbreite. Wird der Index von den größten Positionen nach oben getrieben wie derzeit in den USA, haben aktive Stockpicker Gegenwind. Solche Phasen sind aber nicht von Dauer.

Letztlich geht es aber nicht darum, dass es kein Manager schafft, den Index zu schlagen. In jeder Marktphase gibt es Manager, die bessere Ergebnisse liefern als der Großteil der Konkurrenz und auch als der Index. Vielmehr ist die Frage, wie vielen von ihnen es gelingt. Insofern werden die von den Vortragenden am Fondskongress schon noch Recht bekommen.

Dabei muss man sich bewusst machen, dass viele sehr gute Manager häufig ihre Outperformance langfristig erzielen, obwohl die kurzfristige Wertentwicklung oftmals eher unspektakulär ist. In vielen Fällen ist aber der Zeithorizont der Anleger zu kurz oder anders ausgedrückt die Ungeduld zu groß.

FONDSTRENDS.LU: Ihr Fonds fokussiert sich auf global ausgerichtete Fonds. Dennoch findet man im Aktienbereich auch Fonds, die nur in Europa oder den Emerging Markets investieren. Bitte erläutern Sie unseren Lesern einmal genauer, warum Sie diese Fonds beimischen.

Alexander Orthgieß: Ein Großteil der globalen Aktienfonds hat ebenso wie der MSCI World Index einen US-Anteil von rund zwei Drittel. Das ist mir zu hoch, zumal die Dominanz des US-Marktes schon sehr lange andauert und auch von der dortigen Geldpolitik seit der Finanzkrise begünstigt wurde.

In der Regel wechseln die Favoriten an den Börsen in längeren Zyklen. Schauen Sie sich die weltweit größten Unternehmen Ende der 70er Jahre mit ihren Energiekrisen an: ganz viele Ölwerte. Ende der 80er Jahre galt Japan als Place to be. Dann Ende der 90er Jahre hatten wir die Tech-Hausse und den Neuen Markt. Die Top Unternehmen waren wieder anders als ein Jahrzehnt zuvor und auch als ein Jahrzehnt später. Vor der Finanzkrise waren Emerging Markets en vogue. Und nun ist es das Silicon Valley und seine margenstarken Quasi-Monopolisten. Die Marktkapitalisierung von Apple ist größer als die des Russel 2000 oder aller börsennotierten koreanischen Unternehmen.

Das kann noch eine Zeit lang so weitergehen, aber irgendwann sollte sich das ändern. Der US-Markt ist zwar meist teurer als der Rest der Welt, aber derzeit ist er der einzig bedeutende, der mit einem deutlichen Premium gegenüber über dem historischen Durchschnitt bewertet ist. Alle anderen notieren zum Teil weit darunter. Und das bei stark gestiegenen Zinsen. Insofern vermute ich, dass die großen Kapitalströme sich in den nächsten Jahren ein wenig umorientieren werden, was dann auch einen Favoritenwechsel zur Folge haben dürfte.

FONDSTRENDS.LU: Ein Aktienbereich von Ihnen bezieht sich auf sogenannte Contrarians. Unter welchen Voraussetzungen eignen sich Contrarian-Strategien und wie performte dieser Ansatz in Hinblick auf die letzte Zeit?

Alexander Orthgieß: Wie Sie richtig sagen, habe ich verschiedene anlagepolitische Boxen, mit denen ich meine Asset Allokation steuere. Eine davon nenne ich Contrarian Manager. Man könnte deren Investmentstil auch als Deep Value beschreiben, denn sie investieren gerne in ungeliebte Aktien, die vom Markt links liegen gelassen werden. Dementsprechend sind deren Portfolios extrem billig, was aber nicht in jeder Marktphase honoriert wird.

So waren diese Deep Value Manager in der Phase vor Corona, in der alles Wachstum und Technologie gekauft wurde, in den einschlägigen Ranglisten ganz weit unten. Mit der zwischenzeitlichen Renaissance der Value Aktien sind sie nun über den 3-Jahreszeitraum nun ganz weit oben. Das alles hängt natürlich wieder mit den eingangs beschriebenen Zyklen zusammen. Ich hatte zur Fondsauflage 2019 nur sehr geringe Anteile an solchen Managern und habe diese dann im Zuge der Erholung sukzessive, aber deutlich aufgestockt und somit von deren Outperformance profitiert.

FONDSTRENDS.LU: Wir erleben 2023 ein Comeback der Anleihen. Auch Sie sprachen im private-banking-magazin vergangenen Jahres über die stabilisierenden Bausteine im Portfolio – die Anleihen: Wo stehen wir Ihrer Meinung nach jetzt mit Blick auf das Zinsumfeld und die Rentenmärkte?

Alexander Orthgieß: Viel hängt natürlich von der weiteren Entwicklung der Inflationsraten und den geldpolitischen Antworten der Notenbanken ab. Fakt heute ist, dass wir in allen Bereichen des Rentenmarktes Renditen haben, die wir seit langem nicht mehr gesehen haben. Ob wir die Spitze der Zinsen schon erreicht haben, wissen wir nicht, aber auf diesem Zinsniveau können sogar weitere kleinere Zinsschritte nach oben verkraftet werden, ohne, dass der Jahresertrag gleich wieder abschmelzen würde.

Doch derzeit sieht es eher nach einer Zinspause der Notenbanken aus. Von einer schnellen Rückkehr der Zinsen zu den alten Niveaus gehen wir nicht aus, da die Inflation zumindest auf einem moderat höheren Niveau verharren dürfte. Dafür haben wir zu viele inflationäre Trends wie die Dekarbonisierung, den Rückbau der Lieferketten oder die neue Arbeitskultur der alternden Gesellschaft, die den Effekt der Digitalisierung überwiegen, den wohl einzig verbliebenen deflationären Trend des letzten Jahrzehnts.

Insofern fühlen wir uns mit unseren Anleihenfonds, die wir seit Herbst letzten Jahres sukzessive zulasten der Kasse wieder erhöht haben, sehr wohl.

FONDSTRENDS.LU: Sie verfügen über langjährige Erfahrungswerte an den Börsen. Wie schaffen Sie es, dass Sie die Märkte nicht mental und zeitlich „vereinnahmen“? Wie bewahren Sie Ruhe, wenn Panik herrscht?

Alexander Orthgieß: Es sagt sich ja so einfach, man darf sich beim Investieren nicht von Emotionen leiten lassen. Aber ich würde lügen, wenn alles spurlos an mir vorübergehen würde und ich mutmaße mal, das geht den meisten in unserer Branche so. Dafür hängen in vielen Fällen auch noch andere Dinge aus dem persönlichen Umfeld mit dran. Muss man als Entscheider beispielsweise um die Sicherheit des Arbeitsplatzes fürchten oder hat man eine Hypothek, die noch abbezahlt werden muss, usw.

Was mir persönlich sehr hilft ist, dass ich einen sehr großen familiären Rückhalt genieße. Zudem gönne ich mir nahezu täglich den Luxus mit dem Hund rauszugehen. Das lenkt ab und schärft die Gedanken gleichzeitig. Manchmal führt uns die Gassirunde aber auch direkt ins Büro.

FONDSTRENDS.LU: Dr. Alexander Orthgieß, wir bedanken uns für das spannende Interview und wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft!

 

21. Juni 2023

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Autor

Dr. Alexander Orthgieß

Dr. Alexander Orthgieß startete seine Laufbahn in der Finanzbranche bei der DÖTTINGER/STRAUBINGER Vermögensverwaltung in München im Jahr 2000. 2010 wurde er in den Vorstand berufen. Nach der Fusion mit dem Family Office Spudy&Co zu AURETAS family trust im Jahr 2015 fungierte er als Mitglied der Geschäftsleitung, war Leiter des Teams der Fondsmanager-Selektion und verantwortete verschiedene Spezialstrategien. Im Frühjahr 2019 gründete er mit BAGUS Capital sein eigenes Unternehmen. Im Dezember 2019 erfolgte die Auflage des von ihm beratenen BAGUS Global Balanced Fonds in Kooperation mit Ampega Investments und NFS Netfonds.

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