Zu Beginn des Jahres 2017 hatten globale Investoren die Hoffnung, dass der Amtsantritt von Donald Trump in den USA zu Steuersenkungen, finanzpolitischen Reformen, Deregulierungen und Infrastrukturausgaben führen würde. Alles zusammen hätte einen riesigen finanzpolitischen Impuls für die US- und die globale Wirtschaft zur Folge – und triebe die entwickelten Aktienmärkte noch weiter in die Höhe. Geschehen ist das Gegenteil, die Wachstumsbeschleunigung ist abgeklungen. Angesichts dieser Unsicherheiten in den Märkten und den Bedenken um die Aktienbewertungen identifiziert Blake Hutchins, Co-Manager des Investec Global Quality Equity Income Fund, fünf Themen, die den globalen Ausblick für den Rest des Jahres prägen werden.
Ausblick bleibt durch Rekordschulden der Haushalte, Unternehmen und Staaten unsicher
Im letzten Weltwirtschaftsausblick vom Juli 2017 hielt das International Monetary Fund (IMF) an seiner globalen Wachstumsprognose von 3,5% für dieses und 3,6% für das nächste Jahr fest, trotz Herabstufung des Ausblicks für die USA und Großbritannien. Auch die Rhetorik der Zentralbanken in entwickelten Wirtschaften wird zunehmend aggressiver, da die Erholung anzuhalten scheint. Bedeutende Gefahren bleiben dennoch bestehen: politische Unsicherheit, Welthandel, Volatilität von Währungen und Rohstoffpreisen, Inflation und Geldpolitik.
Straffungen der Geldpolitik sind nicht zu erwarten
Die Analyse von Fed-Futures zeigt, dass die aktuellen Erwartungen für die US-Zinsen im Dezember 2017 bereits wesentlich von denen des Vorjahres abweichen. Wenn die Zinsen im Hinblick auf verbesserte weltwirtschaftliche Aussichten steigen, ist dies für globale Aktien positiv. Negativ hingegen ist es, wenn sie nur wegen des Inflationsrisikos steigen und wenn die Zinskurven wegen der Kreditrisiken der sich weiter auftürmenden Schulden steiler werden. Der Ausblick ist dementsprechend neutral.
Volatile Währungen verfälschen den tatsächlichen Zustand globaler Unternehmen
Weil der US-Dollar gegenüber Referenzwährungen im laufenden Jahr um fast 10% gefallen ist, sehen die Überseegewinne von US-Unternehmen in Dollar gerechnet noch besser aus. Dies hat den Aktien von global agierenden US-Firmen einen weiteren Schub verliehen. Wir würden dies als qualitativ niedriges Gewinnwachstum kategorisieren. Auch wenn sich die Währung kurzfristig vielleicht weiterhin unterstützend auf gewisse Marktteile auswirken wird, ist dies keine nachhaltige Quelle für die langfristigen Aktionärsrenditen.
Das größte Risiko für Aktienanleger sind kurzfristig gesehen die Bewertungen
Seit der weltweiten Finanzkrise erlebten globale Aktien eine signifikante Neubewertung. Der MSCI Weltaktienindex wird zurzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 17 gehandelt, verglichen mit knapp 12 vor fünf Jahren. Als langfristige Kennzahl zeigt das KGV ein erhöhtes Bewertungsniveau mit entsprechender Beeinflussung der Anleger. Wir erachten das KGV übrigens als stark vereinfachte Kennzahl und schauen auf die freie Cashflow-Rendite.
FCF-Renditen von Qualitätsunternehmen fallen nicht aus dem langfristigen Rahmen
Qualitätsunternehmen sind wenig kapitalintensiv, zahlungskräftig und erzielen einen hohen Cashflow, sind aber für Wirtschafts- und Marktzyklen kaum anfällig. Ausgehend von einer vergleichbaren Bewertung vor zehn Jahren, waren Qualitätssektoren dank eines beeindruckenden Cashflows in der Lage, eine Gesamtrendite von 9% pro Jahr zu liefern. Dies ist mehr als das Doppelte, was der breitere Markt im selben Zeitraum erzielte, trotz der Finanzkrise.
Wie werden sich die Märkte entwickeln?
Wir glauben, dass wir uns derzeit nur in einer gemäßigten zyklischen Erholung befinden. Die übergeordnete Konjunkturlage ist von schleppendem Wachstum gekennzeichnet. Der Ausblick für die globale Wirtschaft und damit auch die Aktienmärkte bleibt doch recht unsicher. Erst recht wenn die politischen Rahmenbedingungen in die Betrachtung einbezogen werden. Stabile Geschäftsmodelle mit gut prognostizierbaren Cash Flow-Profilen erachten wir in diesem Umfeld als die beste Wahl.
02. Oktober 2017
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Blake Hutchins
Blake Hutchins ist seit 2014 bei Investec AM und managt im Londoner Büro den Investec Global Quality Equity Income Fund. Zuvor arbeitete er bei Threadneedle Investments mit Fokus auf Retail und Institutional Assets. Hutchins begann seine Karriere nach seinem Politik- und Wirtschaftsstudium bei Avia Investors.