„Heute findet man gerade in den Nischen der Megatrends noch genügend unterbewertete Unternehmen“

Die meisten Fondsmanager absolvieren eine Ausbildung zum Bankkaufmann und studieren Wirtschaftswissenschaften oder Mathematik, bevor sie dann die Kapitalmärkte und das Portfoliomanagement in der Praxis kennenlernen.

Dr. Carl-Otto Schill, Geschäftsführer der Value Partnership Management GmbH und Manager des Value Partnership Fonds UI, war hingegen langjährig als Unternehmer tätig, bevor er als Fondsmanager aktiv wurde. Dieser Quereinstieg prägt nach wie vor die Strategie des erfolgreichen „Unternehmerfonds“. Erfahren Sie die Hintergründe im FondsTrends-Interview:

 

FondsTrends: Herr Dr. Schill, Sie waren lange Jahre selbst als Unternehmer tätig. Wenn Sie nun in Unternehmen investieren und Managementfehler erkennen – sind Sie dann nicht geneigt „einzugreifen“, also gewissermaßen einen aktivistischen Ansatz zu verfolgen?

Carl-Otto Schill: Die Beurteilung des Managements ist ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Bewertungsprozesses. Gerade bei den heute vorherrschenden dynamischen Rahmenbedingungen muss das Management nicht nur operativ, sondern auch strategisch exzellent sein. Wir versuchen schon im Vorfeld die Eignung zu erkennen. Bei Managementproblemen während der Beteiligungsphase verkaufen wir die Aktien. Aktivistisch einzugreifen erfordert einen hohen persönlichen und zeitlichen Einsatz. Diese Ressourcen setzen wir im Fonds lieber anderweitig ein.

FondsTrends: Von Juli 2016 bis Februar 2018 zeigte Ihr Fonds eine fulminante Entwicklung, seit dem stagniert der Kurs. Auch wenn er damit wesentlich besser als vergleichbare Fonds dasteht – der Verlauf ähnelt stark dem DAX und somit auch dem Trend bei Big Caps. Ist es nach der Rallye seit 2009 überhaupt noch möglich, „Value“, also günstig bewertete Titel zu finden?

Carl-Otto Schill: Heute findet man gerade in den Nischen der Megatrends noch genügend unterbewertete Unternehmen. Der innere Wert unserer Beteiligungen im Fonds hat sich auch in diesem Jahr weiter erhöht. Dass die Börsenkurse nicht immer gleich dem inneren Wert folgen, haben wir auch bei der Auflage unseres Fonds erfahren. Heute beträgt die Sicherheitsmarge, das heißt die Differenz zwischen innerem Wert und Börsenwert im Schnitt unser Beteiligungen fast 50 Prozent. Irgendwann wird der Markt den Wert der Beteiligungen erkennen und die Aktienkurse werden entsprechend wieder steigen.

FondsTrends: Von Warren Buffet stammt das Zitat „Die Vorhersage von Regen zählt nicht. Das Bauen einer Arche zählt.“ Insbesondere die US-Märkte erscheinen hoch bewertet, die Margen der Unternehmen sind auf Rekordniveau. Nach der Fed vollzieht nun auch die EZB eine geldpolitische Wende. Gleichzeitig steuert US Präsident Trump die USA in einen Handelskrieg mit China. Dieser Cocktail könnte an den Märkten zu stärkeren Turbulenzen führen. Wie stellen Sie sich in diesem Kontext auf? Wie bauen Sie eine Arche?

Carl-Otto Schill: Ein Leitspruch unseres Fonds kommt von Howard Marks, einem bekannten US Value Investor: „You can‘t predict, you can prepare.“ Ein umfassendes Risikomanagement ist Basis unseres Fonds und hilft bei Marktkorrekturen. Neben einer intelligenten Portfoliodiversifikation und Kassenhaltung ist für uns eine hohe Sicherheitsmarge der Beteiligungen wichtig. In der Regel ist dann der Drawdown niedriger. Außerdem investieren wir nur in Unternehmen mit einem robusten Geschäftsmodell und einer hohen Bonität. Das Hauptrisiko ist nämlich der permanente Verlust von Kapital. Das wollen wir auf alle Fälle bei jeder einzelnen Beteiligung vermeiden.

FondsTrends: Derzeit gibt es geradezu einen Hype um Künstliche Intelligenz (KI) und deren mögliche Auswirkungen. Spielt das Thema auch für Sie eine Rolle – etwa beim Screening oder der Bewertung von möglichen Investments?

Carl-Otto Schill: KI wird heute sehr gehypt und ist noch keine Allzweckwaffe bei der Auswahl von Unternehmen. Die heutige KI kann nur angelerntes Lernen und ist unserer Meinung nach geeignet beim Grobscreening, um große Datenmengen intelligent zu verknüpfen. Wir nutzen z.B. KI-unterstützte Modelle im Bereich des Alphas und der Bonität als Cross-Check für unsere eigenen Analysen. Die endgültige Auswahl von Beteiligungen basiert auf einem faktengestützten Bauchgefühl. Da spielen Intuition, Kreativität und Abstraktion eine bedeutende Rolle. Dies kann KI heute noch nicht leisten.

FondsTrends: In Ihrem aktuellen Investorenbrief schreiben Sie „Eine Beteiligung an Unternehmen ist langfristig die sicherste Methode sein Vermögen zu mehren.“ Wie erklären Sie sich, dass trotz der nicht mehr vorhandenen Zinsen noch immer viele Anleger Aktien meiden, insbesondere in Deutschland? Was könnte Ihrer Ansicht nach getan werden, um hieran etwas zu ändern? Wäre ein Staatsfonds wie in Norwegen eine denkbare Lösung – also nach dem Motto „Wenn es die Bürger nicht tun, dann eben der Staat“?

Carl-Otto Schill: Im Gegensatz zu den angelsächsischen Ländern gibt es in Deutschland einen hohen Anteil an finanziellen Analphabeten. Sicherlich spielt die Mentalität der Deutschen da auch eine Rolle. Außerdem wirken die Politik und die Gesetzgebung nicht unterstützend. Für die kommenden Generationen wäre Wirtschaft als Basisfach in der Schule wichtig. Aktuell müsste die Aktienanlage für den Normalbürger steuerlich wieder attraktiver werden. Auch wäre eine sukzessive Umstellung des Umlage- auf das Kapitaldeckungsverfahren bei der Altersvorsorge sinnvoll, wie man es in Norwegen oder Singapur findet.

FondsTrends: Was halten Sie von den zahlreichen „Robo-Advisors“, die nun allerseits angeboten werden? „Marketing-Blase“ oder doch ein nachhaltiger struktureller Wandel in der Vermögensanlage?

Carl-Otto Schill: Robo-Advisory als Entscheidungsunterstützung kann gerade für kleine Vermögen sinnvoll sein. Ich frage mich allerdings, ob die Mehrzahl der Anwender in der Lage ist die Instrumente richtig zu bedienen – siehe vorherige Frage…

FondsTrends: Planen Sie eventuell die Auflage weiterer Fonds in der Zukunft?

Carl-Otto Schill: Unsere ganze Aufmerksamkeit gilt dem Value Partnership Fonds. Hier möchten wir für unsere Mitinvestoren und für uns über einen langfristigen Zeitraum eine Überrendite auf das eingesetzte Kapital erzielen. Ein weiterer Fonds würde uns nur ablenken und wäre daher nicht zielführend.

 

FondsTrends: Herr Dr. Schill, wir danken Ihnen für das interessante Interview und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!

18. September 2018

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Autor

Dr.Carl-Otto Schill

Dr. Carl Otto Schill entstammt einer Unternehmerfamilie in der sechsten Generation. Er studierte Betriebswirtschaft in Mannheim und sammelte anschließend 25 Jahre Erfahrung in der Industrie als Manager, geschäftsführender Gesellschafter, Member of the Board, Aufsichtsrat, Beirat und Berater von verschiedenen mittelständischen Unternehmen im In- und Ausland. Dr. Schill verfügt über umfassende Kenntnisse der Kapitalmärkte mit dem Schwerpunkt Value lnvesting. Seit 2008 werden die Investments in der familieneigenen Schill Holding GmbH gebündelt. Dr. Schill ist aktuell Geschäftsführer der Value Partnership Management GmbH und verantwortet schwerpunktmäßig die Anlagestrategie des VP-Fonds.

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