Im Rahmen einer Global CEO Umfrage befragt PwC seit 24 Jahren jährlich Chief Executives. PwC Luxemburg nimmt alle zwei Jahre an dieser Initiative teil, um spezifischere Erkenntnisse von und für die lokalen CEOs zu liefern. In diesem Jahr wurden 82 Umfrageteilnehmer befragt, davon 70 % aus dem Finanzsektor (FS) und 30 % aus der Consumer Industry Product Services (CIPS) Branche. In diesem Bericht wurden die globalen Ergebnisse mit luxemburgspezifischen Erkenntnissen kombiniert, um Luxemburg mit anderen Ländern vergleichen zu können. Gleichzeitig bietet sich die Möglichkeit eines internen Vergleichs der Kräfte, die die Wachstumsagenda des Landes antreiben.
Hoffnung auf globales wirtschaftliches Comeback
Die Corona Pandemie ist nicht nur von tiefgreifenden negativen wirtschaftlichen Auswirkungen gekennzeichnet, sondern hat auch einen radikalen Umschwung der Betriebsmuster und des Konsumentenverhaltens zur Folge. Obwohl die weltweite Krise noch nicht vollständig überwunden ist, gibt die derzeitige Impfentwicklung Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung. 74 % der weltweit befragten CEOs, sowie 68 % der luxemburgischen CEOs erwarten innerhalb der nächsten 12 Monate eine Verbesserung des Konjunkturwachstums – sozusagen ein Comeback der Weltwirtschaft. Gleichzeitig werden diese positiven Erwartungen auch auf das eigene Umsatzwachstum übertragen.
Infolge der optimistischen Erwartungen wollen 85 % der luxemburgischen CEOs innerhalb der nächsten drei Jahre langfristig vermehrt in digitale Transformation investieren. Zusätzlich stehen Themen wie Cybersecurity und Datenschutz, sowie Nachhaltigkeit und Initiativen für Kosteneinsparungen bei ungefähr einem Drittel der Befragten CEOs ganz oben auf der globalen Agenda.
Cybersecurity rückt mit dem Voranschreiten der Digitalisierung weiter in den Fokus
Um möglichst in vollem Umfang von den vorteilhaften Auswirkungen digitaler Transformation profitieren zu können, müssen Unternehmen vermehrt investieren. Obwohl die meisten Unternehmen dies bereits seit über einem Jahrzehnt umsetzen, hat sich der Trend im Rahmen der Corona Pandemie noch weiter beschleunigt und dabei sogar alle vorhergehenden Prognosen übertroffen.
Aufgrund wachsender Akzeptanz digitaler Technologien während der Corona Pandemie, sowie dem Lockdown und der daraus resultierenden Home-Office Situation ist es nicht weiter überraschend, dass Cybersecurity-Bedrohungen eine der meist gefürchteten Gefahren im Unternehmen darstellen. Cyberangriffe sind hierbei auf keine Industrie oder Branche beschränkt und können jedes Unternehmen treffen und schädigen. Mit zunehmender Digitalisierung spielt Cybersecurity somit eine bedeutende Rolle, um dauerhaft erfolgreich wirtschaften und Vertrauen mit den Stakeholdern aufbauen zu können. Daher müssen Unternehmen in der Lage sein auftretende Cybersecurity-Risiken proaktiv überwachen und am besten direkt verhindern zu können. Lediglich 59 % der globalen CEOs haben Cybersecurity-Bedrohungen bereits in ihren Risikomanagementrahmen aufgenommen und liegen demnach hinter den luxemburgischen CEOs, die solche Bedrohungen vermehrt berücksichtigen. Auffällig ist außerdem, dass 79 % der FS CEOs solche Risiken aktiv integrieren, während es nur 48 % der CIPS CEOs es diesen gleichtun, was jedoch nicht bedeutet, dass Risiken in diesem Sektor nicht ebenso gefährlich oder wahrscheinlich sind.
Geschärftes Bewusstsein für ESG-Themen als Folge der Corona Pandemie
Neben Digitalisierung wird auch dem Thema Nachhaltigkeit vermehrt Bedeutung geschenkt. Dreiviertel der CEOs in Luxemburg planen in den nächsten 3 Jahren in Nachhaltigkeit und ESG-Initiativen zu investieren. Trotz geringer Besorgnis der globalen CEOs in Sachen Klimawandel und Umweltschäden (30 %), wissen auch diese durchaus über die Relevanz von langfristigen Investitionen in diesem Bereich Bescheid. Dabei planen jedoch nur 60 % ihre ESG-bezogenen Investitionen innerhalb der nächsten drei Jahre auszubauen und liegen demnach hinter ihren luxemburgischen Pendants. Während sich junge Investoren und die Gesellschaft um die Dringlichkeit von ESG-Kriterien vermehrt bewusst sind, scheint einigen Unternehmen dieses Bewusstsein noch zu fehlen. Langfristig werden Unternehmen, die ESG-Faktoren nicht berücksichtigen, dem Druck der Gesellschaft nicht standhalten können und hinter ihren zukunftsgerichteten Konkurrenten zurückbleiben. Die Beachtung der ESG-Kriterien ist somit nicht nur für ein positives Markenimage notwendig, sondern kann vor allem die Performance der Unternehmen zunehmend positiv beeinflussen. Indem man ESG- Kriterien vermehrt im Unternehmen berücksichtigt, kann ein höheres Arbeitsengagement zu höherer Produktivität und Umsatzvolumen führen, sowie eine stärkere Unterstützung der Unternehmensbewertung auf Kapitalmärkten und reduzierte Kapitalkosten erwartet werden. Zudem sind eine höhere Shareholderzufriedenheit, welche das Unternehmen dabei unterstützt seine Strategie zu verfolgen und eine erhöhte Chance auf Umsetzung einer Differenzierungsstrategie möglich. Die Corona Pandemie hat sich positiv auf das Bewusstsein von ESG-Themen ausgewirkt und dient somit als Katalysator für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Weltwirtschaft.
Globale Agenda
Im Laufe der Pandemie hat sich Digitalisierung von einem Trend hin zu einer Notwendigkeit entwickelt. Auch die Weiterqualifizierung der Arbeitskräfte muss zukünftig im Zentrum der Aufmerksamkeit von Unternehmen stehen, um mithilfe von Automatisierung und Technologien die Produktivität erhöhen zu können. Dementsprechend ist die Empfehlung von PwC einen direkt an den Verbraucher gerichteten Ansatz zu etablieren, der neue Technologien nutzt und damit das Kundenerlebnis mit einfachen, aber effektiven Digitalschnittstellen neugestaltet. Des Weiteren kann man als Unternehmen die anfänglichen Herausforderungen und Risiken, die ESG-Faktoren mit sich bringen, als Chance nutzen. Dazu sollten Unternehmen die Möglichkeit ergreifen, ESG-Standards in ihren Risikomanagementstandards aufzunehmen, um die bevorstehenden Herausforderungen in den Bereichen Regulierung, Technologie und Verbraucherverhalten vorausschauend berücksichtigen zu können. Luxemburg hat dabei die Möglichkeit sich als globaler Knotenpunkt zu etablieren, da das Wirtschaftsumfeld Luxemburgs einerseits durch eine beständige Regulierung charakterisiert ist, andererseits keine Steuererhöhungen zur Konjunkturerholung des Landes notwendig sind, was Unternehmen in Luxemburg im Vergleich zu anderen Ländern zusätzlich entlastet.
06. Oktober 2021
Schreibe einen Kommentar
Oliver Weber
Oliver Weber leitet den Bereich Asset and Wealth Management (AWM) bei PwC Luxemburg und verantwortet die Steuerberatung von PwC im AWM-Sektor in der gesamten EMEA-Region. Nach einer Tätigkeit in der deutschen Steuerverwaltung wechselte Weber 1999 zum Luxemburger Steuerteam von PwC und leitete als Gründungsmitglied 12 Jahre das Team für Fondsberichterstattung. Seit mehr als 10 Jahren berät Weber zudem global tätige Immobilienfonds und -entwickler bei der Strukturierung und Finanzierung von Investitionsvorhaben, der Bewältigung von Due-Diligence-Prozessen mit steuerlichen (Compliance-)Auswirkungen und diversen operativen Fragen. Ferner fungiert er als Relationship-Partner für mehrere globale Kunden aus dem AWM- und Immobiliensektor. Oliver Weber ist Diplom-Finanzwirt und verfügt über einen Abschluss der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin.