Neue Wege bei der Rechts- und Complianceberatung für Vermögensverwalter

Die Vermögensverwaltungsbranche befindet sich unter starkem Margendruck. Vor allem aktive Vermögensverwalter sind gezwungen, sich durch herausragende Qualität bei möglichst geringen Kosten von der Konkurrenz abzuheben. Dies erfordert, alle Teile der Wertschöpfungskette im Back-, Middle und Frontoffice kritisch zu überprüfen und, wo möglich, durch moderne Arbeitsweisen zu ersetzen.

Vermögensverwalter müssen besser darin werden, sich neuen, alternativen Anbietern – nicht nur in der Rechts- und Complianceberatung – zu öffnen und diese so früh wie möglich in die Entwicklung von Lösungen einzubeziehen. Schließlich bekommt jede Branche die Lösungen, die sie verdient!

(Dr. Arne Zeidler, Gründer und Geschäftsführer der Zeidler Group)

Neue Wege bei der Rechts- und Complianceberatung

Neue Wege bei der Rechts- und Complianceberatung können bei vier Punkten ansetzen. Dabei handelt es sich um:

  • Zugang zu Informationen
  • Erstellung von Dokumenten (verstanden als Zusammenfassung von Daten)
  • Nutzung von Daten
  • Vertikale Integration über sachliche Bereiche hinweg.

Im Folgenden soll dargelegt werden, was unter diesen Punkten zu verstehen ist.

Zugang zu Informationen

Bei der klassischen Beratung beschreibt das Unternehmen einen Sachverhalt und die damit verbundenen Herausforderungen. Der Berater liefert darauf eine Antwort und unterbreitet Vorschläge zur Umsetzung. Der Berater lässt sich für die aufgewendete Zeit vergüten. In den meisten Fällen liegt der Mehrwert, den der Berater bringt, nicht in der Anwendung seines Wissens auf einen konkreten Sachverhalt. Dies kann der Kunde zumeist besser, weil er ein tieferes Verständnis der Herausforderungen hat, als der Berater. Der Mehrwert, den der Berater liefert, liegt überwiegend in dessen Erfahrungs- und Fachwissen.

„Neue Wege bei der Rechts- und Complianceberatung“ bedeutet in diesem Zusammenhang daher, dass dem Unternehmen das notwendige Wissen online zugänglich gemacht wird, und zwar in einer Art und Weise, die es diesem erlaubt, daraus seine eigenen Schlüsse zu ziehen und das Wissen selbst zu implementieren.

Eine solche „Demokratisierung“ des Wissens hat im besten Fall Auswirkungen auf eine gesamte Branche: Nicht jeder einzelne Vermögensverwalter sucht für sich eine eigene Lösung und nicht jeder einzelne Vermögensverwalter zahlt seinen eigenen, hohen Beitrag für die Antworten auf die immergleichen Fragen.

Als positiver Nebeneffekt entwickeln sich aus gleichermaßen vorhandenem Wissen Standards, deren Einhaltung und Überwachung einfacher ist, als die von unzähligen Einzellösungen.

Erstellung von Dokumenten (verstanden als Zusammenfassung von Daten)

Vermögensverwaltungsprodukte „leben“ in Dokumenten (hier verstanden als die Zusammenfassung von Daten im Sinne von Text und Zahlen). Bei der Vermögensverwaltung werden unzählige Dokumente produziert. Ein Investmentfonds benötigt einen Prospekt, KIIDs, Zeichnungsformulare, Factsheets, Präsentationen etc. Für Boardmeetings müssen „Boardpacks“ mit Berichten und Reporten erstellt werden.

Bestimmte Daten sind bedeutsam für verschiedene Arten von Dokumenten und tauchen an unterschiedlichen Stellen und in unterschiedlichen Zusammenhängen auf. Zum Beispiel ist die Beschreibung der Anlagepolitik Teil des Prospekts, der KIIDs und der Factsheets. Performance- und Kostenangaben sind ebenfalls an unterschiedlichen Stellen relevant.

„Neue Wege bei der Rechts- und Complianceberatung“ bedeutet, dass diese Daten identifiziert und dann übergreifend verwendet werden. Hierdurch wird überflüssige Mehrarbeit vermieden und die verwendeten Informationen sind konsistent, an welcher Stelle auch immer sie zum Einsatz kommen.

Nutzung von Daten

Aus technischer Sicht lässt sich die Verwaltung und der Vertrieb eines Investmentfonds als Verwaltung einer Vielzahl statischer und dynamischer Daten verstehen. Angefangen bei den Gründungsdokumenten, über den Prospekt, hin zu Nettoinventarwerten, Anlagepositionen, Anteilsklassen, Due-Diligence-Informationen und Vertriebszulassungen handelt es sich jeweils um einzelne Datenpunkte. Ein Investmentfonds lässt sich so in hunderte einzelne dynamische und statische Datenpunkte zerlegen.

Im Rahmen der Rechts- und Complianceberatung geht es häufig darum, diese einzelnen Datenpunkte in unterschiedlicher Zusammensetzung verschiedenen Empfängern zugänglich zu machen. Die Einreichung eines überarbeiteten Prospekts bei der CSSF, zum Beispiel, ist letztendlich nichts anderes als das Zurverfügungstellen einer Vielzahl aktualisierter Datenpunkte.

„Neue Wege bei der Rechts- und Complianceberatung“ bedeutet in diesem Zusammenhang die Vermögensverwaltungsprodukte konsequent als Daten zu verstehen und diese Daten effizient bei der Verwaltung der Produkte einzusetzen.

Vertikale Integration über sachliche Bereiche hinweg

Wenn ein Wertschöpfungsprozess in der Vermögensverwaltung beispielsweise rechtliche, finanzielle und technische Berührungspunkte hat, dann muss der Vermögensverwalter zumeist einen Berater je Themengebiet beauftragen.

„Neue Wege bei der Rechts- und Complianceberatung“ bedeutet, dass sich der Berater bei der Konstruktion seiner Dienstleistungspalette an den Bedürfnissen des Vermögensverwalters orientiert und nicht umgekehrt. Auf diese Weise liefert der Berater Lösungen, die sich über verschiedene Themengebiete erstrecken.

Ein einfaches Beispiel hierfür ist die Erstellung von Factsheets für Investmentfonds. Eine vertikal integrierte Lösung umfasst die rechtliche Erstellung und Prüfung des Texts und der Darstellung der Informationen zur Verwendung in verschiedenen Vertriebsländern, die Annahme und Verarbeitung der Finanzdaten, die automatisierte Erstellung der Dokumente und die Verteilung der Dokumente an die gewünschten Empfänger.

26. August 2019

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

sechzehn − 1 =

Zusammengefasst

Neue Herausforderungen erfordern neue Wege. Vermögensverwalter, die dem stetig steigenden Konkurrenz- und Margendruck standhalten wollen, müssen sich frühzeitig neuen Anbietern in der Rechts- und Complianceberatung öffnen und diese in die Erarbeitung von Lösungen einbeziehen. Ansatzpunkte für neue Wege bei der Rechts- und Complianceberatung gibt es in den Bereichen Zugang zu Informationen, Erstellung von Dokumenten (verstanden als Zusammenfassung von Daten), Nutzung von Daten und der vertikalen Integration über sachliche Bereiche hinweg.

Autor

Dr. Arne Zeidler

Dr. Arne Zeidler ist Rechtsanwalt sowie Gründer und Geschäftsführer der Zeidler Group. Die Gruppe besteht aus Anwaltskanzleien sowie Unternehmen zur Entwicklung von „Legal Tech-“ und „Reg Tech-“ Lösungen für Vermögensverwalter und hat Büros in London, Mumbai, Dublin, Frankfurt und seit Kurzem auch in Luxembourg. Stärken der Gruppe sind die Verzahnung von Recht und Technologie sowie die geographische Reichweite der Dienstleistungen in 45 Länder. Mittlerweile zählt das Unternehmen über 120 Vermögensverwalter zu seinen Kunden, vorranging aus dem englischsprachigen Raum. Nach der Promotion an der Bucerius Law School begann Dr. Zeidler seine anwaltliche Karriere im Jahr 2005 bei Clifford Chance in Frankfurt. Seit jeher interessiert er sich für die Verbindung von Recht und Technologie. Darüber hinaus kommentiert Dr. Zeidler laufend die vertriebsrechtlichen Abschnitte im Beck’schen Kurzkommentar zum KAGB (3. Auflage in Bearbeitung).

Autor

Bernhard C. Witolla

Herr Witolla ist Vorstandsmitglied der Zeidler Legal Services (Luxembourg) S.A., einer luxemburgischen Anwaltskanzlei mit Spezialisierung auf die Beratung im Bereich Investmentfonds und Asset-Management. Die Kanzlei ist Teil der Zeidler Gruppe mit Büros in London, Mumbai, Dublin, Frankfurt und Luxemburg. Herr Witolla ist seit 2000 als Rechtsanwalt in Deutschland und seit 2019 als Rechtsanwalt in Luxemburg (Liste IV) zugelassen. Er verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung als Rechtsberater im Investment Banking und Asset Management mit Fokus auf alternativen Anlageprodukten und OTC-Derivaten. Vor seinem Eintritt in die Zeidler-Gruppe im Frühjahr 2019 leitete Herr Witolla die Legal Structuring Abteilung einer großen deutschen Vermögensverwaltungsgesellschaft in Luxemburg. Bevor er 2010 nach Luxemburg kam, war Herr Witolla als Senior Legal Advisor im Investment Banking Bereich einer führenden internationalen Geschäftsbank in Frankfurt, London und New York tätig.
Darüber hinaus ist Herr Witolla Redner auf Konferenzen für institutionelle Investoren und Vermögensverwalter und bekleidet eine Reihe unabhängiger Verwaltungsratsmandate bei Luxemburger Investmentfonds, darunter OGAW-, SIF- und AIF-Fondsstrukturen.

Weitere Empfehlungen für Sie:

Jetzt an unserer Umfrage teilnehmen!

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner