"Wir investieren in Firmen selbst, nicht in Aktien als Finanzpapiere"

Wagner & Florack ist eine bankenunabhängige und inhabergeführte Vermögensverwaltung mit Sitz in Bonn und Köln. Neben der Assetklassen übergreifenden Vermögensverwaltung auf Individualmandatsbasis richtet sich das Unternehmen mit dem Wagner & Florack Unternehmerfonds u.a. an Vermögensverwalter, Vermögensberater, Banken und Family Offices. Im Fonds wird mit einer unternehmerischen Sichtweise in besonders cash-flow-starke und zugleich robust wachsende Firmen investiert. Mit Erfolg: Der Fonds trägt u.a. die Bestnote von Scope (A) und wurde noch im Juni vom Finanztest der Stiftung Warentest als einer der „besten aktiv gemanagten Fonds“ ausgezeichnet (Finanztest 06/2020). FondsTrends sprach mit Co-Gründer und Vorstand Dominikus Wagner über hinkende Vergleiche zu Warren Buffett, das Gespür für richtige Zeitpunkte sowie ein ‚quo vadis‘ für Value Investing.

FondsTrends: Herr Wagner, bitte erläutern Sie unseren Lesern doch den Ansatz Ihres Fonds. Was hebt Sie von anderen aktiven Managern ab?

Dominikus Wagner: Die Konzentration auf das Unternehmerische, das Wesentliche: Die Firmen selbst. Wir investieren in Firmen selbst, nicht in Aktien als Finanzpapiere. Somit verstehen wir uns als langfristige Miteigentümer unserer Unternehmen, das Geschäft unserer Unternehmen steht stets im Vordergrund. Darum geht es, und darauf kommt es tatsächlich an, wenn man langfristig erfolgreich investieren möchte.

FondsTrends: Mit dem Wagner & Florack Unternehmerfonds investieren Sie in Unternehmen, so schreiben Sie, die u.a. langfristig profitabel wachsen, ein über alle Konjunkturzyklen hinweg robustes Geschäftsmodell bieten, hohe Free Cash Flows und zudem immer hohe Margen aufweisen – auch in Zeiten der Rezession. Wie hat sich dieser Ansatz während der Corona-Baisse bewährt?

Dominikus Wagner: So, wie es sein soll: Robust, und zwar in zweierlei Hinsicht. Erstens: Die Robustheit der Geschäftsmodelle unserer Portfoliounternehmen zeigt sich in den von Ihnen erwähnten beständig hohen absoluten Free Cash Flows und immer hohen Margen. Da der unternehmerische Gewinn kaum zurückgeht, geben auch die Aktienkurse deutlich weniger nach als der allgemeine Markt. Das hat dann dazu geführt, dass der maximale Rückgang des Anteilspreises des Unternehmerfonds in diesem Jahr – vom Jahresanfang gerechnet – nur ca. -18% betrug, während man bei DAX & Co. ca. -40% zu verzeichnen hatte. Robuste Cash Flows und gesunde Bilanzen sind einfach die beste Downside Protection. Ein spürbarer Teil unserer Outperformance entsteht in schwierigen Marktphasen, wie auch schon in 2018.

Zweitens ist es uns aber vor allem wichtig, dass unsere Portfoliofirmen sowohl operativ als auch finanziell erwartungsgemäß gut durch die Krise gekommen sind. Die Geschäfte unserer Portfoliounternehmen liefen und laufen auch weiterhin gut und robust, sie benötigen keine Liquiditätshilfen, sie produzieren vielmehr neues Cash. Und sie werden sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen. Das ist wirkliche Investitionssicherheit unter langfristigen Aspekten.

FondsTrends: Die Krise dürfte dem Management des Fonds einiges an Flexibilität abverlangt haben. Wie legen Sie den Zeitpunkt fest, an dem Sie einen Titel verkaufen?

Dominikus Wagner: Es hat weniger Flexibilität bedurft als man meinen könnte, auf Grund der gerade erwähnten Punkte. Wir mussten unser Portfolio nahezu nicht umstellen, da unsere Portfoliounternehmen „krisenresistent“ sein sollen und es auch sind. Die Unternehmen, bei denen wir die ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie nicht absehen können, haben wir verkauft. Das betraf aber nur zwei Portfoliounternehmen. Darüber hinaus haben wir die Gewichtungen der einzelnen Firmen geringfügig angepasst. Und wir haben zwei Unternehmen neu ins Portfolio aufgenommen, die wir gerne schon länger im Portfolio gehabt hätten, bei denen wir geduldig und rational auf einen günstigeren Einstieg gewartet haben.

Allgemein gesprochen verkaufen wir dann, wenn der säkulare Gewinntrend einer Firma nachhaltig bricht, oder aber, wenn wir mit unserer Analyse und Bewertung des Geschäftsmodells falsch lagen oder sich die geschäftliche Erwartung nur teilweise erfüllt hat, weshalb man das Unternehmen verkauft, um das freiwerdende Kapital dann in werthaltigere, bessere Unternehmen mit unter ihrem Wert liegenden Preis zu investieren. Verkauft oder die Gewichtung reduziert wird auch dann, wenn der Preis deutlich über dem Wert liegt und das erwartete Wachstum diesen Preis nicht mehr rechtfertigt. Grundsätzlich haben wir eine ruhige Hand. Wir traden nicht, nehmen im Unternehmerfonds kein Markt-Timing vor. Unser Umschlag (Turnover Ratio) ist weit geringer als der unserer Wettbewerber.

FondsTrends: Im Zusammenhang mit Ihrem Unternehmerfonds fällt auch häufig der Name „Warren Buffett“. Worin bestehen die markantesten Unterschiede Ihres Ansatzes zum Value Investing nach Buffett?

Dominikus Wagner: Unsere Investmentmethodik basiert auf der Denke von Buffett und insbesondere Munger, das Portfolio unterscheidet sich jedoch stark. Grund hierfür ist unter anderem, dass Buffett seinen Fokus in den USA hat. Und wir denken schon daran, dass wir es mit in Euro denkenden Anlegern zu tun haben, gleichwohl wir auch etliche US-Unternehmen im Portfolio haben. Hinzu kommt die schiere Größe, die Buffett vor sich herschiebt bzw. investieren muss. Etliche Unternehmen, die wir gut finden, wären für ihn gar nicht mehr investierbar. So z.B. Church & Dwight, ein kleiner, aber sehr erfolgreicher Konsumgüterhersteller für Nischensegmente.

Auch muss man nachvollziehen, was Berkshire im Kern ist: Dem Grunde nach eine riesige Versicherungs- und Rückversicherungsgesellschaft, die die Versicherungsbeiträge wesentlich in Firmen investiert. Und (Rück-)Versicherungsgeschäft ist mitunter schlecht prognostizierbar. Zudem waren und sind wir nicht in z.B. Banken und Fluglinien investiert.

FondsTrends: Beinahe ein Klassiker unter den Finanz-Debatten ist die Frage, ob sich Value-Investoren nicht doch lieber dem Growth-Ansatz widmen sollten; eine Diskussion, die in Folge der Corona-Krise noch einmal an Fahrt gewonnen hat. Hand aufs Herz: Wieviel Potenzial besitzt der Value-Ansatz noch?

Dominikus Wagner: Die Frage ist, wie man „Value“ genau definiert. Wir nennen unseren Stil „Value Investing nach Munger“. Wenn also ein Weltklasse-Unternehmen zu einem Preis inklusive Sicherheitsabschlag unter dem Wert der Firma zu haben ist, kaufen wir. Das ist übrigens fast nie bei Werten der Fall, die deutlich unter ihren Buchwerten valutieren und Buffett „Zigarettenstummel“ nannte und die sein Lehrmeister, Benjamin Graham, bevorzugte. Buffett hat in seiner Zeit ohne Munger versucht, solche Zigarettenstummel-Aktien zu finden. Das war aber selten erfolgreich, wie er selbst einräumt. Munger hingegen hat von Philip Fisher gelernt, dass Billigst-Firmen oft zu Recht billigst zu haben sind. Weltklasse-Firmen mit niedrigem Kapitalbedarf, hohen Skaleneffekten, robusten Margen und hoher Kapitalverzinsung, mit tiefen Burggräben, starken Marken und Preissetzungsmacht werden auf den ersten Blick immer etwas höher bewertet sein. Und das völlig zu Recht.

Aus unserer Sicht sind solche Firmen langfristig bessere Investments als „Graham-Firmen“. Value Investing bedeutet für uns, langfristig und fokussiert in Weltklasse-Qualitätsfirmen zu investieren, die zu einem Preis unter ihrem Wert zu kaufen sind. Einfach ausgedrückt: Kaufe gute Firmen, zahle nicht zu viel und mache deine Hausaufgaben, analysiere also das Geschäftsmodell und die Bilanzen mit kritischem, unternehmerischem Verstand. Das wird immer „Potenzial besitzen“ und langfristig eine hohe Performance bei gleichzeitig sehr hoher, langfristiger Investitionssicherheit mit sich bringen.

FondsTrends: Im Oktober ist es wieder soweit und der FONDSKONGRESS TRIER geht in die nunmehr sechste Runde. Sie selbst werden dort den Wagner & Florack Unternehmerfonds vorstellen und zum Thema „Unternehmerisch denken, unternehmerisch investieren“ sprechen. Worauf dürfen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits jetzt schon freuen

Dominikus Wagner: Ich weiß nicht, ob „freuen“ es trifft, vielleicht eher „erwarten“. Als Überzeugungstäter: Klartext. Z.B. zu den Themen, warum das Fabulieren über kurzfristige Gewinn- und Verlustwahrscheinlichkeiten kontraproduktiv für langfristig erfolgreiches Investieren ist, warum Kennzahlen wie z.B. das KGV einem unternehmerisch denkenden Investor keinerlei Erkenntnisse bringen, was wir überhaupt unter „unternehmerisch investieren“ verstehen und warum „robuste Gewinnmaschinen“ die langfristig besten Investments sind, sowohl hinsichtlich Renditegesichtspunkten als auch aus hinsichtlich langfristigen Sicherheitsaspekten.

FondsTrends: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Wie haben Sie die Corona-Krise bisher erlebt und welche Veränderungen haben sich für Ihr Privat- und Berufsleben ergeben?

Dominikus Wagner: Das Private und Berufliche hat sich wie so oft miteinander vermischt. Während der Corona-Krise mehr als sonst. Hinsichtlich unserer Portfoliounternehmen war ich wachsam und gelassen zugleich, als Bürger habe ich mir schon große Sorgen um die Gesamtwirtschaft gemacht und mache sie mir immer noch. Auch gesellschaftliche und ethische Aspekte spielen eine Rolle. Für die Firma war es – trotz der Turbulenzen – eine erfolgreiche Zeit, es war gleichzeitig aber auch eine sehr arbeitsintensive Zeit und ich konnte meine Frau und unsere drei Kinder während des Lockdowns nur wenig unterstützen. Das hätte ich mir anders gewünscht, aber natürlich haben wir es grundsätzlich sehr gut. Also: „Kein Grund zu murren“.

FondsTrends: Herr Wagner, wir bedanken uns für das interessante Interview und wünschen weiterhin alles Gute.

 

24. September 2020

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Autor

Dominikus Wagner

Dominikus Wagner ist gelernter Bankkaufmann und studierter Diplomkaufmann. Nach diversen Stationen im Sparkassen- und Bankensegment ist er seit 2011 als Vorstand für das Portfoliomanagement der Wagner & Florack AG sowie als Fondsmanager für den Wagner & Florack Unternehmerfonds und den Wagner & Florack Unternehmerfonds flex verantwortlich.

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