Mittlerweile ist man, neben dem Gründungsstandort Singen, noch an drei weiteren Orten vertreten und verwaltet insgesamt EUR 1,5 Mrd. Assets under Management. Mit insgesamt elf Fonds im Portfolio, u.a. den Flaggschiffen TBF GLOBAL INCOME und TBF SPECIAL INCOME, bietet TBF aktives Asset Management mit dem Ziel, einen langfristigen Mehrwehrt für seine Investoren zu generieren. FondsTrends sprach mit Firmengründer und CIO Peter Dreide über Alleinstellungsmerkmale aktiver Fondsboutiquen, Mischfonds in einem herausfordernden Marktumfeld und Lehren aus der Corona-Krise.
FondsTrends: Herr Dreide, bitte erläutern Sie unseren Lesern doch kurz das Geschäftsmodell von TBF Global Asset Management. Was hebt Sie von anderen Fondsboutiquen ab, was macht Ihren Investmentprozess einzigartig?
Peter Dreide: Ich wollte damals bei Gründung meinen über Jahrzehnte gesammelten Erfahrungsschatz unabhängig von anderen Meinungen nutzen bzw. einbringen und habe genau mit diesem Fundament TBF aufgebaut. Bis heute – nur eben mit einem größeren Team – schauen wir uns die möglichen Zielunternehmen qualitativ und quantitativ ganz genau an und verarbeiten unsere Eindrücke in einer hauseigenen Datenbank. Große Research-Häuser spielen hier keine Rolle. Wenn man sich jedoch intensiv mit Unternehmen auseinandersetzt, deren Führungsetage zum Teil über Jahre begleitet, dann kann schnell eine emotionale Bindung entstehen – die im Asset Management jedoch fehl am Platz ist. Daher führen wir das, was als emotionale Ideensuche begann, immer in einem emotionslosen und ganz strikten Kauf- und/oder Verkaufsprozess zu Ende; will heißen, wir errechnen je Titel einen Zielkurs. Sobald dieser erreicht ist, verkaufen wir oder können den Titel erst gar nicht allokieren. Um neben dem Einzeltitel auch das Gesamtmarktrisiko besser und neutraler steuern zu können, haben wir noch dazu ein langjährig erprobtes Risikomodell zur Hand, das uns ein Gefühl für den Markt gibt und uns nicht nur reagieren, sondern proaktiv agieren lässt.
Über den Investmentprozess hinweg lernen wir die Unternehmen zudem sehr gut kennen und können so Opportunitäten dort erkennen, wo andere nicht hinschauen. So haben wir Strategien entwickelt, die Sie u.a. im TBF SPECIAL INCOME und TBF GLOBAL INCOME finden und die es schaffen, markneutrale Zusatzrenditen zu generieren, in dem wir Corporate Action wie z.B. Anleiherückkäufe, Ratings-Upgrades oder Übernahmen filtern und daran partizipieren.
FondsTrends: Sie selbst verantworten insgesamt acht Fonds, darunter auch eine Anleihestrategie, die bei diversen Ihrer Fonds zum Tragen kommt und Corporate Action zur Erzielung zusätzlicher marktneutraler Zusatzrenditen nutzt. Welche Philosophie liegt hier zugrunde?
Peter Dreide: Wie bereits erwähnt, kennen wir unsere selektierten Unternehmen sehr gut. Wir analysieren über unseren Investmentprozess hinweg die Eigenkapitalseite (Aktien) sowie auch das Fremdkapital, die Anleihen. So erhalten wir ein gesamtheitliches Bild zum jeweiligen Unternehmen und können logische Schlüsse daraus ziehen.
Daher wird es in der Regel immer so sein, dass ein Unternehmen sich von Altschulden mit hohen Zinskupons frühzeitig trennen möchte, wenn es in den letzten Jahren durch bessere Ratings die Möglichkeit geschaffen hat, sich am Kapitalmarkt günstiger zu refinanzieren. Der daraufhin folgende Anleiherückkauf bietet Zusatzerträge, die man unabhängig der aktuellen Zinslandschaft vereinnahmen kann. Sofern man dann durch gute und frühzeitige Selektion in den Vorjahren auch noch die Rating-Upgrades des Emittenten begleiten konnte, hat man bereits bis zu dem Zeitpunkt des Anleiherückkaufs weitere Zusatzerträge erzielen können.
Genau mit dieser Art der Anleiheinvestitionen schaffen wir für unsere Kunden Mehrwerte! Neben der Diversifikation im Investmentstil nutzen wir auch alternative Ertragsquellen und machen uns so unabhängiger zu klassischen Einflussfaktoren des Anleihemarktes.
FondsTrends: Ihre beiden Flaggschiff-Produkte, der TBF GLOBAL INCOME und der TBF SPECIAL INCOME, sind Mischfonds; letzterer wurde im Mai in der Kategorie Absolute Return für den Zeitraum von fünf Jahren für die Regionen Europa und Österreich mit dem Refinitiv Lipper Fund Award 2020 ausgezeichnet. Worin bestehen, besonders im derzeitigen Umfeld, die größten Herausforderungen für das Management von Mischfonds?
Peter Dreide: Gute Frage! Gerade Mischfonds zählen in der breiten Meinung als eierlegende Wollmilchsau, die sich aufgrund der Diversifikationsmöglichkeiten unabhängig vom Marktgeschehen entwickeln können. Aber leider ist es so, dass die meisten klassischen Mischfonds zu stark in konventionelle Assetklassen investieren und daher in Summe allein von den globalen wirtschaftlichen Entwicklungen abhängig sind. Der TBF SPECIAL INCOME nutzt hier u.a. die oben genannte Anleihestrategie der Corporate Action, um sich davon zu unterscheiden. Darüber hinaus besteht rund ein Drittel des Fondsportfolios aus Aktien, die in Endspielsituationen einer Übernahme investieren. Diese von uns so genannten BuG*-Aktien (*Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag) bieten den Vorteil, dass der Inhaber – also wir – seitens des bestimmenden Großaktionärs einen Mindestabnahmepreis garantiert und eine zudem im Vertrag fest vereinbart Dividende bekommt. Damit haben wir nicht nur planbare Einnahmen, sondern auch eine Aktienquote, die geringeren Risiken als eine klassische Aktie ausgesetzt sind. Darüber hinaus setzen wir Gold ein und können – und das macht dann einen weiteren Unterschied aus – Absicherungen auf Gesamtportfolioebene oder für Einzeltitel abbilden. Was wir auch jederzeit machen: Denn wenn es zu einer gesamtheitlichen Korrektur kommt, dann helfen letztlich nur die Absicherungsgeschäfte.
Sprich, die größte Herausforderung für Mischfondsmanager ist es, den Fonds möglichst so aufzustellen, dass die Ertragslage über viele unterschiedliche Quellen möglichst breit abgedeckt wird, aber zudem keine erhöhten Risiken eingegangen werden müssen.
FondsTrends: Sie werden dieses Jahr beim 6. FONDSKONGRESS TRIER zum Thema „Inside the Markets – Ein Blick in den Maschinenraum“ sprechen. Worauf dürfen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits im Vorfeld freuen?
Peter Dreide: Das kommt darauf an, was bis dahin noch alles am Markt passiert. In der Regel wollen die Leute ja keine Verkaufsreden von einem Portfoliomanager hören, sondern vielmehr das, was mich zu dieser Zeit umtreibt. Daher bin ich selbst darauf gespannt, was ich am Tag des Kongresses werde berichten können.
FondsTrends: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Wie haben Sie die Corona-Krise bisher erlebt und welche Veränderungen haben sich für Ihr Privat- und Berufsleben ergeben?
Peter Dreide: In erster Linie bin ich als Privatmann und Unternehmer erst einmal froh, dass es meiner Familie und meinen Mitarbeitern gut geht und wir bislang im eigenen Umfeld keine Fälle hatten.
Aber dennoch hat das Virus erhebliche Auswirkungen gehabt. Wir sind zum Glück als Unternehmen technisch gut aufgestellt und konnten so alle Mitarbeiter ohne Probleme ins Home-Office schicken bzw. mussten niemand einem höheren Risiko aussetzen. Ich gehe auch davon aus, und das zeigen auch viele Unternehmensgespräche, dass sich die Kommunikation unter Mitarbeitern und mit Kunden nachhaltig verändert hat. Wir waren schon immer ein Haus, das offen und oft via Online-Konferenzen berichtet. In Zukunft werden wir diesen Weg noch weiter ausbauen.
Zudem wird man in der Tat vorsichtiger, was den sozialen Umgang angeht. Als Unternehmer bin ich in erster Linie meinem Unternehmen, den Kunden und meinen Mitarbeitern verpflichtet. Daher versuche ich mich möglichst gut zu schützen und keine Wege auf mich zu nehmen, die nicht sein müssen.
FondsTrends: Herr Dreide, wir bedanken uns für das interessante Interview und wünschen Ihnen weiterhin alles Gute!
31. August 2020
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6. FONDSKONGRESS TRIER
Bereits zum sechsten Mal jährt sich am 29. Oktober 2020 der FONDSKONGRESS TRIER und verspricht für alle Teilnehmenden ein abwechlungsreiches und hochwertiges Vortragsprogramm. Mit dabei ist auch TBF Global Asset Management.
Hier geht es zu Anmeldung und Agenda.
Peter Dreide
Peter Dreide, Jahrgang 1964, ist Gründer und Chief Investment Officer des Singener Vermögensverwalters TBF Global Asset Management. Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank arbeitete er zunächst als Anlageberater in der Wertpapierabteilung, später bildete er sich zum Bankfachwirt fort. Ab 1992 bekleidete er Führungspositionen bei Brokerunternehmen sowie bei Töchtern der Deutschen Bank in Kanada und Großbritannien. Nach der Rückkehr nach Deutschland und der Gründung von TBF im Jahre 2000 fungierte er zunächst als CEO, 2018 löste ihn Michael Harbisch in dieser Funktion ab. In seiner Rolle als CIO konzentriert sich Peter Dreide nun auf das Portfoliomanagement und verantwortet dabei mehrere Strategien.