VUCA, Corona und Stabilität?! Ein Widerspruch?

Mit Digitalisierung und Behavioral Finance in turbulenten Zeiten Stabilität erzeugen

VUCA ist längst kein Fremdwort mehr und gerade in der aktuellen Situation ist die VUCA-Welt relevanter denn je. VUCA steht für Volatilität (volatility, Unbeständigkeit), Unsicherheit (uncertainty), Komplexität (complexity) und Mehrdeutigkeit (ambiguity).

Die Unbeständigkeit zeigt sich z.B. darin, dass neue Marktteilnehmer aus fremden Industrien oder Ländern in die eigene Industrie eindringen und diese somit gefährden.

Die erwähnte Unsicherheit zeigt sich darin, dass Kunden und Wettbewerber heute nicht mehr eindeutig erkennbar sind. Ferner sind langfristige Planungen und Strategien schwierig, was in einer Ungewissheit über Marktentwicklungen resultiert.

Weltweite Wirtschaftskreisläufe sind heute komplexer und verzahnter denn je, und im politischen Bereich herrscht ebenfalls eine hohe Komplexität vor, da insbesondere Länder, die von Diktatoren regiert bzw. diktaturähnliche Strukturen aufweisen, ein stetiges Gefahrenpotenzial aufweisen. Dies bedeutet, dass keine Langfristigkeit bei politischen Rahmenbedingungen vorliegt, sondern häufige Richtungswechsel auftreten.

Zudem sind Ursache-Wirkungszusammenhänge unklar, was zur Folge hat, dass etablierte und erfolgreiche Geschäftsmodelle ihre Wirkung verfehlen.

VUCA in Zeiten von Corona

Ein Thema, das uns alle im Moment gesundheitlich, gesellschaftlich, politisch, finanziell und sogar existenziell beschäftigt, ist die Corona-Krise. Kein anderes Thema hat in den letzten Jahren eine derartige Präsenz gewonnen. Eine Verzahnung unglücklicher Zufälle hat dazu geführt, dass die Welt in Aufruhr ist.

Das Corona-Virus ist in seiner Ausbreitung unbeständig, da in manchen Regionen ein explosionsartiger Anstieg von Infizierten und, in der Folge, von Todesfällen vorliegt. Unbeständig ist auch das Handeln unterschiedlicher Akteure, da es keine konkrete Vorgabe gibt, wie in solch einer Situation zu handeln ist.

Zusätzlich herrscht eine hohe Unsicherheit vor, sowohl hinsichtlich der weiteren Ausbreitung als auch hinsichtlich der richtigen Strategie, das Corona-Virus einzudämmen. Eine mittel- oder gar langfristige Planung ist unmöglich und niemand kann genau sagen, welches Wachstum die Infektions- und Sterberaten am nächsten Tag haben werden.

Auch die o.g. Komplexität ist immens. Zu viele unterschiedliche und komplexe Zusammenhänge erfordern auch hier schnelle Richtungswechsel.

Bzgl. der Unterschiede bei den Todesraten liegen zahlreiche Meinungen für die Ursachen vor (z.B. die Anzahl durchgeführter Tests oder die Zählung von Todesfällen).

Allgemein sind derzeit viele Menschen innerhalb der Bevölkerung (verständlicherweise) stark verunsichert, was sich z.B. in Google-Suchanfragen zum Thema „Corona“ im Q1/2020 zeigt.

Abbildung 1: Interesse am Suchbegriff ‚Corona' im zeitlichen Verlauf, Quelle Google Trends, Stand 31.03.2020 (Die Werte geben das Suchinteresse relativ zum höchsten Punkt im Diagramm für die ausgewählte Region im festgelegten Zeitraum an. Der Wert 100% steht für die höchste Beliebtheit dieses Suchbegriffs. Der Wert 50% bedeutet, dass der Begriff halb so beliebt ist, und der Wert 0% bedeutet, dass für diesen Begriff nicht genügend Daten vorlagen.)

Auswirkungen auf Finanzmärkte

Doch wie wirkt sich die oben skizzierte VUCA-Welt allgemein und im Kontext von Corona auf die Finanzwelt aus? Zunächst ein Blick zurück, zu Zeiten nach der Finanzkrise 2008.

Sichere und auskömmliche Zinsen, wie sie für Einlagen jahrzehntelang üblich waren, sind unbeständig. Denn seit der Eurokrise im Jahr 2010, die durch eine Staatsschulden-, Banken- und Wirtschaftskrise charakterisiert ist, sind die Zinsen stetig gesunken und befinden sich derzeit auf einem historisch niedrigen Niveau. Und das ohne Aussicht, dass diese in naher Zukunft wieder steigen werden.

Im Gegenteil: eine Zahlung von Strafzinsen (derzeit bis zu 0,5% auf Einlagen) seitens institutioneller Anleger sind Alltag. Gleichzeitig hat sich der DAX seit seinem historischen Tief im Jahre 2009 bis vor einigen Wochen mehr als verdreifacht.

Bis ein Virus, das zu Beginn als harmlos eingeschätzt wurde, einen Kontinent nach dem anderen erreichte, was zu der o.g. Zunahme der Suchanfragen und auch Besorgtheit innerhalb der Bevölkerung geführt hat. Die Auswirkungen sind uns klar und spiegeln sich in der Entwicklung des DAX für das Q1/2020 wider.

Abbildung 2: Wertentwicklung Deutscher Leitindex, Quelle Reuters, Stand 31.03.2020

An dieser Stelle wäre es wünschenswert, über Indikatoren zu verfügen, die Verhaltensmuster von Anlegern kalkulierbar machen, um somit die Stabilität von Märkten messbar zu machen und eine Absicherung zu ermöglichen.

Messung der Stabilität von Märkten

Ein Konzept, das dabei unterstützt, Verhaltensmuster zu analysieren, ist Behavioral Finance. Behavioral Finance beschäftigt sich dabei mit der Psychologie von Anlegern und steht im Gegensatz zu dem Bild des Homo oeconomicus, der uneingeschränkt rational handelt, über vollständige Marktinformationen verfügt und seinen Nutzen maximieren möchte.

Im Rahmen von Behavioral Finance wird davon ausgegangen, dass sich das Verhalten von Anlegern in einer bestimmten Situation wiederholt, was bedeutet, dass sie dieselbe Entscheidung treffen, wie sie es auch in der Vergangenheit getan haben.

Führen wir nun die oben aufgezeigten Grafiken zusammen, so zeigt sich, dass im Rahmen einer hohen Unsicherheit Aktienwerte abgestoßen werden, um etwaige Verluste zu reduzieren.

Abbildung 3: Wertentwicklung Deutscher Leitindex, Quelle Reuters; Interesse am Suchbegriff 'Corona' im zeitlichen Verlauf, Quelle Google Trends, Stand 31.03.2020

Doch ist es möglich, Verhaltensmuster zu identifizieren, analysieren und systematisch einzusetzen, um die zeitweise Absicherung eines Wertpapierportfolios zu ermöglichen? Entscheidend ist hierbei, objektive und quantifizierbare Kriterien einzusetzen, um eine Unabhängigkeit von Personen und Prognosen sicherzustellen. Zudem sollte das Modell regelbasiert sein, um die Möglichkeiten digitaler Technologien zu nutzen. Ein solches Modell kann zum Beispiel innerhalb von Aktienfonds zum Einsatz kommen, um mithilfe von Kurssicherungsgeschäften den Wert des Vermögens besser zu erhalten und die Gelder der Anleger zu schützen.

An dieser Stelle gehen wir exemplarisch auf die Werterhaltungsmodelle der W&S Portfoliomanagement GmbH ein, die es ermöglichen, Marktrisiken zu begrenzen und Verluste zu reduzieren (siehe Abbildung 4: DAX, Corona und Werterhaltungsmodell).

Abbildung 4: W&S Marktstabilität, Quelle eigene Berechnung, Wertentwicklung Deutscher Leitindex, Quelle Reuters; Interesse im zeitlichen Verlauf zum Suchbegriff Corona, Quelle Google Trends, Stand 31.03.2020

Es zeigt sich, dass mittels Mechanismen, die auf Behavioral Finance basieren und Digitalisierung einsetzen, die Absicherung eines Portfolios in Abwärtsphasen möglich ist, um Verluste zu vermeiden, das Vermögen besser zu schützen und somit eine Mehrrendite zu erzielen.

Fazit

Die VUCA-Welt führt zu einer veränderten Welt und insbesondere die aktuelle Corona-Krise hat gesundheitliche, gesellschaftliche, politische, finanzielle und sogar existenzielle Auswirkungen. Dies wirkt sich auch auf den Finanzmarkt aus, was sich in der DAX-Performance des Q1/2020 widerspiegelt. Behavioral Finance kann in Kombination mit Digitalisierung dabei helfen, Verhaltensmuster von Anlegern zu analysieren, zu quantifizieren und systematisch einzusetzen, um eine zeitweise Absicherung eines Portfolios zu ermöglichen.

 

10. April 2020

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Autor

Prof. Dr. Daniel Schallmo

Prof. Dr. Daniel Schallmo ist Ökonom, Unternehmensberater und Autor zahlreicher Publikationen. Er ist Professor für Digitale Transformation und Entrepreneurship an der Hochschule Neu-Ulm. Dort leitet er das Institut für Entrepreneurship, Innovation und Nachhaltigkeit und ist Mitglied am Institut für Digitale Transformation. Daniel Schallmo ist Gründer und Gesellschafter der W&S Portfoliomanagement GmbH, die auf digitales Assetmanagement spezialisiert ist und mehrere Investmentfonds initiiert hat und diese managt. Einer der Fonds ist „Werte & Sicherheit - Nachhaltiger Stiftungsfonds“, für den Daniel Schallmo Initiator und Konzeptgeber ist.

Autor

Heribert Danner

Heribert Danner ist diplomierter Sparkassenbetriebswirt und absolvierte sein Studium zum MBA an der Wirtschaftsuniversität Wien. Gemeinsam mit Daniel Schallmo ist er Gründer und Gesellschafter der W&S Portfoliomanagement GmbH, die auf digitales Assetmanagement spezialisiert ist, mehrere Investmentfonds initiiert hat und diese mithilfe der digitalen Technologie berät.

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