Fondsanbieter können sich und ihre Produkte nicht durch Werbebanner, sondern relevante Inhalte in verschiedenen Investmentthemen positionieren. Zu den mittlerweile 90.000 monatlichen Nutzern gehören größtenteils Intermediäre, wie unabhängiger Finanzberater und Vermögensverwalter. Sie erhalten einen auf ihre Interessen zugeschnittenen Contentmix aus den Fachbeiträgen der Asset-Manager, exklusiven CAPinside-Hintergrundberichten und weiteren kuratierten News angeschlossener Fachmedien. Außerdem im Angebot: spezielle Tools wie ein Fondsvergleich mit über 35.000 Produkten und ein Portfolio-Upload mit Optimierungsvorschlägen. FondsTrends sprach mit Markus Hujara, der als Chief Marketing Officer erst kürzlich von Berenberg zum FinTech gewechselt ist, über die zentrale Herausforderung, Verantwortung und den „Heiligen Gral“ der Investmentbranche.
FondsTrends: Herr Hujara, bitte erläutern Sie unseren Lesern doch kurz das Geschäftsmodell von CAPinside. Was zeichnet Sie aus, was hebt Sie von anderen Anbietern wie Onvista oder justETF ab?
Markus Hujara: CAPinside ist kein Medienhaus – und schon gar keine Werbeplattform. Wir verknüpfen erstmals in der Branche redaktionelle Inhalte mit Machine-Learning-Technologie, um die Matching-Krise im europäischen Investmentmarkt zu lösen. Für Investoren schafft CAPinside Zugang zu relevanten Informationen und den passenden Produkten – und zwar anders als die genannten Anbieter nicht nur für Aktien oder ETFs, sondern über alle Anlageklassen hinweg. Damit unterstützen wir ein Profi-Publikum dabei, schneller bessere Investmententscheidungen zu treffen. Im Gegenzug erhalten Asset-Manager Zugang zu qualifizierten Leads – günstiger und effektiver als mit herkömmlichen, breit angelegten Werbekampagnen. Dieses Matching von Investor und Produktanbieter geschieht datenbasiert. Wir sehen uns als Community, die Marktteilnehmer mit gleichlaufenden Interessen miteinander verbindet.
FondsTrends: Sind Sie also so etwas wie Tinder für Investments?
Markus Hujara: Mir würde da eher Parship einfallen. Schließlich wählen wir alle Inhalte, die Nutzern angezeigt werden, anhand ihrer Interessen aus. Gleichzeitig können wir Asset-Manager auf Basis der Klickzahlen dahingehend beraten, welche Themen und Formate in ihrer Zielgruppe funktionieren – und welche eher auf wenig Gegenliebe stoßen werden.
FondsTrends: Welche Themen gelten im Moment als besonders attraktiv?
Markus Hujara: Wie gesagt, das ist stark abhängig von der jeweiligen Nutzergruppe. Grundsätzlich sind Inhalte beliebt, die kein spezielles Produkt in den Fokus rücken. Es geht vielmehr darum, sich als Experte für einen bestimmten Schwerpunkt zu positionieren. Eine erfolgreiche Strategie bietet im eigenen engen Kompetenzfeld Einordnung zu relevanten Anlegerfragen. Sehr erfolgreich war zuletzt auf CAPinside.com eine Reihe zu Megatrends, die den Lesern (und Podcast-Hörern) dabei half, zwischen Hype und echten Umwälzungen zu unterscheiden – um damit auch in Richtung Investments die Spreu vom Weizen zu trennen.
FondsTrends: Können Sie auch kommende Trends vorhersagen?
Markus Hujara: Daran arbeiten wir. Für 2020 prognostizieren wir anhand des Nutzerverhaltens unter anderem, dass sich die Blockchain-Technologie in der Wahrnehmung der Investoren von der Einengung auf Kryptowährungen befreien wird. Auch das Detailwissen rund um Nachhaltigkeit nimmt deutlich zu. Wir können daraus nicht nur für Content, sondern auch für die Produktentwicklung Handlungsempfehlungen ableiten: Anleger werden künftig ganz genau hinschauen, was sich hinter Produkten mit grünem oder ESG-Etikett wirklich verbirgt.
FondsTrends: Sie haben Karriere in Privatbanken gemacht, zuletzt als Marketing- und Innovationschef in der Asset-Management-Sparte von Berenberg. Auch wenn das in Hamburg nur bedeutet, die Alsterseite zu wechseln, ist das ein großer Schritt. Was treibt Sie an, von einer der weltweit ältesten, etablierten Banken zu einem sehr jungen FinTech zu wechseln?
Markus Hujara: Sie haben Recht. Als Familienvater stürzt man sich nicht ohne Weiteres ins Abenteuer. Es gibt aber sehr gute Gründe. Und neben der rein rationalen Überlegung auch eine gesellschaftliche Dimension. Auf der Hand liegt der „Innovationsstau“ in der Investmentbranche. Seit Jahrzehnten hat sich kaum etwas daran geändert, wie Anlageprodukte entwickelt, beworben und vertrieben werden. Dabei weiß ich aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, selbst für ein hochwertiges Produkt die richtigen Anleger zu gewinnen. Auch Ihre Leser werden das Branchenphänomen nur zu gut kennen, dass es wieder einmal nur mit viel Mühe gelang, eine Roadshow zu füllen und sich die hochkarätigen Gäste am Ende aber deutlich stärker für das Canapé als den Fondsvortrag interessieren. Immer mehr Marktteilnehmer spüren jetzt, dass die Branche nicht weiter an Anlegern vorbeiproduzieren und -kommunzieren kann. Das Potenzial einer reichweitenstarken, schnell wachsenden digitalen Community in Verbindung mit datengestütztem Matchmaking hat mich schnell überzeugt. Die Branche ist einfach reif für eine Lösung, wie sie CAPinside bietet.
CAPinside ist die erste unabhängige Online-Community von Investoren für Investoren
FondsTrends: Und welche gesellschaftliche Funktion haben Sie im Sinn?
Markus Hujara: Die erdrückende Mehrheit der Bevölkerung besitzt kein Depot. Dieser breite Börsen-Boykott war schon immer persönlich unvernünftig. Doch im Zeitalter von Nichtzinsen und dem Primat der privaten Altersvorsorge wird er zur volkswirtschaftlichen Katastrophe. Für uns als Teil der Branche geht es deshalb um ein Stück gesellschaftliche Verantwortung. Die passende Performance-Kennzahl hierfür nenne ich den „SzA-Moment“: Wenn ein Sparer zum Anleger wird. Ich glaube, eine unabhängige „Trust-Brand“, die Zugang zu relevanten Anlageinformationen und transparenten Produktvergleichen bietet, ist ein wichtiges Instrument für alle, die an einem mündigen und ehrlichen Dialog mit End- und Erstanlegern interessiert sind.
FondsTrends: Welche Entwicklung sehen Sie in diesem Kontext für CAPinside in den kommenden fünf Jahren?
Markus Hujara: Fünf Jahre sind ein langer Zeitraum, insbesondere, wenn man sich – wie ich gerade – an die Entwicklungszyklen von FinTechs gewöhnt. In jedem Fall werden wir die Datenanalyse weiter ausbauen, unserem Algorithmus noch besser beibringen, den „CAPinsidern“ nur die relevanten Inhalte auszuspielen und somit auch Asset-Manager bei der Content-Qualität unterstützen. Mit der Zeit wird sich CAPinside von einer B2B-Plattform zu einer B2B2C-Community entwickeln, bei der Intermediäre ihre Kunden für den Austausch direkt einbinden. Schlussendlich denken wir unser Leitmotiv Zugang weiter und hinterfragen dafür scheinbare Branchengesetze. Wir wollen gemeinsam mit Portfoliomanagern, die in eine ähnliche Richtung denken, neue Technologien wie die Blockchain nutzen, um bisher schwer zugängliche, aber im Allokations-Kontext sinnvolle Anlageklassen für eine breite Anlegerschaft zu öffnen. Deshalb haben wir vor Kurzem den ersten Security-Token für Investments in Private Equity und Infrastruktur vorgestellt. Das ist erst der Anfang. Als Technologieführer und Community-Betreiber sehen wir uns als entscheidende Schnittstelle zwischen Investor, Intermediär und Produkt-Initiator. Wir dienen allen Marktteilnehmern für ein gemeinsames Ziel – eine transparente und wachsende Investmentkultur zu schaffen.
FondsTrends: Herr Hujara, wir danken Ihnen für das interessante Interview und wünschen Ihnen für die Zukunft viel Erfolg!
06. Januar 2020
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Markus Hujara
Markus Hujara ist seit November 2019 Chief Marketing Officer der Investment-Community CAPinside GmbH. Nach einer ersten journalistischen Karriere als Redakteur studierte er Rhetorik, Politik und Philosophie in Tübingen und San Francisco. 2009 setzte er für die Commerzbank in Frankfurt die erste Social-Media-Strategie um, bevor er die Vertriebsstrategie für vermögende Privatkunden übernahm. 2014 wechselte er für den Aufbau eines professionellen Marketingteams im Private Banking zu Berenberg nach Hamburg. Ab 2016 verantwortete er die Marketing- und Innovationsthemen des Geschäftsbereiches Wealth and Asset Management.