PRIIPs (3): PRIIPs – Wesentliche Beziehungen zu MiFID II

Spätestens seit der Verschiebung der PRIIPs Verordnung um ein Jahr, sollte man diese nicht mehr isoliert betrachten. Zeitlich gesehen gibt es 2018 nun ein synchrones Inkrafttreten mit MiFID II. Darüber hinaus gibt es auch inhaltlich zwischen PRIIPs und MiFID II eine bestimmte Schnittmenge. Neben expliziten Wechselbeziehungen, wie z. B. dem Verweis in den PRIIPs RTS (Regulatory Technical Standards) auf das Thema komplexe/nicht-komplexe Produkte unter MiFID II, gibt es weitere Punkte in denen man sich in PRIIPs von MiFID II bedienen kann. Ebenso ist abzusehen, dass bestimmte PRIIPs Methoden ihre Anwendung finden werden, um es Fondsgesellschaften zu ermöglichen, MiFID II konforme Fondsdaten vorzuhalten bzw. an Distributoren zu versenden.

Welche MiFID II Themen sind relevant für PRIIPs?

Zielmarktdefinition
Nach Artikel 2 Abs. 3 der PRIIPs RTS ist es erforderlich im KID (Key Information Document) den für das PRIIP vorgesehenen Zielmarkt auszuweisen. Der Absatz listet verschiedene Kriterien auf. Diese sollen PRIIPs Produzenten bei der Beurteilung, für welche Anleger das Produkt geeignet ist, in Betracht ziehen. Eine weiterführende Beschreibung z.B. in welcher Skalierung bzw. welchen Attributen diese Kriterien ausgewiesen werden müssen ist jedoch nicht enthalten. Zwar gibt es an dieser Stelle der technischen Standards von PRIIPs keinen expliziten Verweis auf MiFID II. Vergleicht man allerdings die unter PRIIPs geforderten Kriterien mit denen von MiFID II, so sind deutliche Parallelen zu erkennen.

Im Zusammenhang mit der Zielmarktdefinition unter MiFID II arbeitet EFAMA aktuell intensiv an einem Rahmenwerk, welches allen Marktteilnehmern – Produzenten und Distributoren – dienen soll, sowohl Fonds als auch Managed Portfolios nach einer standardisierten Methodik klassifizieren zu können.
Es ist zu erwarten, dass man sich diesen Ansatz unter PRIIPs zu Nutze macht. So kann sichergestellt werden, dass Fonds unter PRIIPs und MiFID II mit einem einheitlichen Zielmarkt publiziert und angeboten werden.

Unterscheidung komplexer und nicht-komplexer Produkte
Der Artikel 1 Abs 2b der PRIIPs RTS enthält einen expliziten Verweis auf das Thema komplexe/nicht-komplexe Produkte unter MiFID II, für Produkte die keine Versicherungsprodukte sind.

Somit können Fondsproduzenten im Rahmen der Klassifizierung ihrer Fonds unter MiFID II auf diese Ergebnisse bei der Erstellung von PRIIPs KIDs bzw. PRIIPs Daten zurückgreifen.
Im Ergebnis ist für alle Fonds, welche unter MiFID II als komplex eingestuft werden, ein Warnhinweis („comprehension alert“) auf dem KID auszuweisen. Im Europäischen PRIIPs Template (EPT) ist das entsprechende Feld dann mit „Y“ zu kennzeichnen.

Welche PRIIPs Themen sind relevant für MiFID II?

Im Rahmen des Artikel 50 von MiFID II müssen Fonds ihre ex-ante Kosten (quartalsweise) sowie die ex-post Kosten (jährlich) aktualisieren und ausweisen. Um auch in Bezug auf das Thema „Kosten“ Konsistenz zwischen PRIIPs und MiFID II zu erreichen, wird empfohlen bestimmte Berechnungsmethoden aus PRIIPs zu verwenden.

Transaktionskosten
Sowohl die PRIIPs Verordnung, als auch die MiFID Direktive fordern den expliziten Ausweis von Transaktionskosten.

Bei der Berechnung der Transaktionskosten unter PRIIPs handelt es sich um einen ex-ante Darstellung. Da dies auch in MiFID II erforderlich ist, es in der MiFID Direktive aber keine dezidierte Formulierung der Berechnungsmethode gibt, empfielt EFAMA die Verwndung einer etwas modifizierten Variante der „new PRIIP“ Methode aus den PRIIPs RTS (Annex VI – Punkt 21 ff).
Diese Methode ist unter PRIIPs immer dann anzuwenden, wenn ein Fonds weniger als drei Jahre existiert. Durch die Verwendung des Portfolio Turnovers (PTR) des Fonds i.V.m. einer Benchmark bzw. eines Composites, anstelle transaktionsbasierter Marktdaten, lassen sich die Transaktionskosten mit weniger Aufwand und externen Lizenzkosten ermitteln, als dies mit der sogenannten „arrival price“ Methode der Fall ist.

Letzgenannte Methode, welche auf den tatsächlichen Transaktionen des Fonds basiert, könnte ggf. beim Ausweis der ex-post Kosten unter MiFID II zur Anwendung kommen.

Laufende Kosten
Auch im Bezug auf die „laufenden Kosten“, welche Fondsgesellschaften entsprechend der Vorgaben der PRIIPs RTS ermitteln müssen, finden sich Übereinstimmungen mit den Anforderungen aus MiFID II.
Bei der Berechnungsmethode besteht die Möglichkeit für Fondsproduzenten Synergien zu nutzen, wenngleich die Allokation bzw. die in Betracht zu ziehenden Kostenarten zwischen PRIIPs und MiFID II nicht zu 100% identisch sind.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es vielfältige inhaltliche sowie methodische Überschneidungen zwischen PRIIPs und MiFID gibt. Um zu vermeiden, dass die regulatorische Implementierung beider Themen innerhalb einer Organisation voneinander abweicht oder gar widersprüchlich ist, sollten Fondsproduzenten den Status sowie die Umsetzung ihrer Projekte stets aufeinander abstimmen.

19. Juni 2017

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Zusammengefasst
  • Inkrafttreten von PRIIPs und MiFID II simultan ab 2018
  • Verwendung von MiFID Zielmarktdefinition und Produktklassifizierung unter PRIIPs
  • Verwendung von PRIIPs Kostenberechnungen beim Ausweis der Kosten unter MiFID
  • Zusammenlegung bzw. intensiver Austausch zwischen MiFID & PRIIPs Projekten
Thema

PRIIPs (3): Wesentliche Beziehungen zu MiFID II

Zum Abschluss unserer dreiteiligen Serie zum Thema PRIIPs liegt der Fokus nun auf den Verbindungen von PRIIPs zu MiFID II. Die aufgezeigten Beziehungen verdeutlichen, warum die integrierte Lösung in einem System und die Zusammenlegung von z.T. in Organisationen getrennten Projekten Sinn machen kann, um Synergien zu heben und Kosten zu sparen. Darüber hinaus können regulatorische Risiken gesenkt werden, da die Publikation von Ergebnissen unter PRIIPs und MiFID konsistent ist.

Sollten sie die ersten beiden Artikel verpasst haben – Im 1. Artikel unserer Serie zum Thema PRIIPs wurden die wichtigsten Fakten der Regulation erörtert. Der 2. Artikel hat sich mit PRIIPs spezifischen Kennzahlen und Berechnungsmethoden sowie dem Datenaustausch auseinandergesetzt.

Autor

Ulf Herbig

Ulf Herbig ist Senior Project Manager bei der Firma KNEIP (Luxemburg) und besitzt mehr als 10 Jahre Berufserfahrung in der Fondsindustrie. Seit 2012 leitet er bei KNEIP Projekte zur Einführung IT unterstützter Lösungen zu regulatorischen Themen, wie z. B. OGAW KIID, AIFMD, PRIIPs und MiFID II sowie zu regulatorischem Meldewesen. Speziell bei den Themen PRIIPs und MiFID II ist Ulf Herbig mit seinem Fachwissen aktiv in den Arbeitsgruppen von ALFI, BVI und EFAMA involviert. KNEIP ist ein führender Service- & Softwareanbieter für die globale Fondsindustrie, Banken sowie Versicherer und bietet integrierte Datenmanagement-, Reporting- und Versandlösungen zu regulatorischen Themen.

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