Nachgefragt … diesmal: Fondskongress Mannheim 2020

Der Fondskongress in Mannheim ist die Jahresauftaktveranstaltung der deutschen Fondsbranche. Er bietet den Ausstellern und Besuchern eine perfekte Plattform, um sich mit Fondsinitiatoren, Vermögensverwaltern und zahlreichen Fachbesuchern auszutauschen, um neue Kontakte zu knüpfen sowie sich als Aussteller optimal mit einem Messestand zu präsentieren.

Falcon Fund Management S.A., Genève Invest Sàrl und Heemann Vermögensverwaltung AG werden mit einem Partnerstand (Nr. 143) vor Ort sein. Sie haben die Möglichkeit, sich mit den Experten Nadine Heemann (Heemann Vermögensverwaltung), Alfred Brandner (Falcon Fund Management) und Helge Müller (Genève Invest) in Mannheim auszutauschen. Im von Volker Schilling (Greiff capital management) moderierten Panel am 29. Januar von 18.00-18.30h in Saal 9 heißt es dann Fonds Performance3; außerdem werden globale High-Yield-Anleihen, Non-Correlating Assets sowie Value- & Growth-Prinzipien thematisiert. Erfahren Sie, wie Risiken minimiert werden können und welche Aspekte wesentlich für nachhaltigen Erfolg sind. FondsTrends sprach vorab mit den drei Experten:

Mittelständische Unternehmensanleihen

FondsTrends: Herr Müller, Genève Invest ist Spezialist für festverzinsliche Wertpapiere im Allgemeinen und ertragreiche Unternehmensanleihen im Speziellen. Einst ein probates Mittel für regelmäßige Zinsen, scheinen sich Anleihen für Privatanleger schon seit längerer Zeit nicht mehr zu lohnen – bei Bundesanleihen beispielsweise kann von positiver Rendite keine Rede mehr sein. Hat die Kaufen-Halten-Strategie ausgedient?

Helge Müller

Helge Müller

Helge Müller: Eine Kaufen-Halten-Strategie hat bei Bundesanleihen in einem negativen Zinsumfeld schon lange ausgedient. Viele Investoren nutzen den sogenannten Roll-Over-Effekt und wechseln jedes Jahr beispielsweise von einer neunjährigen wieder zu einer zehnjährigen Anleihe. Für das Jahr 2020 halten wir aber auch diese Strategie für hochgradig riskant, denn diese Anlagestrategie basiert auf der Annahme eines gleichbleibenden Zinsniveaus und einer gleichbleibenden Steigerung der Zinskurve. Es ist aber gut möglich, dass das allgemeine Zinsniveau auch in Europa im Jahr 2020 wieder etwas anzieht, was Investoren in Bundesanleihen herbe Verluste bescheren könnte. Wir bevorzugen stattdessen Anleihen von mittelständischen Unternehmen. Diese liegen aktuell bei Laufzeiten von vier bis sechs Jahren und es sind Renditen von oberhalb von 5% möglich. Aufgrund der überschaubaren Laufzeit ist man zudem gut gegen eine Veränderung des Zinsniveaus abgesichert. Wenn ich beispielsweise eine Anleihe mit vier Jahren Laufzeit und 5%-Kupon habe, kann ich mir diese Rendite über diesen Zeitraum erstmal sichern und dann in vier Jahren mit einer Buy- and-Hold-Strategie die Situation neu bewerten. Dann habe ich aber erstmal über 20% eingestrichen.

FondsTrends: 2019 war das Thema Nachhaltigkeit auch in der Finanzbranche äußerst präsent, gerade für die Vermögensverwaltung ergibt sich hier besondere Relevanz. Wie bewerten Sie vor dem Hintergrund der Anleihenskepsis den Boom von GreenBonds, der in diesem Jahr zu verzeichnen war? Sind grüne Anleihen auch für Sie interessant?

Helge Müller: Den Boom von Green Bonds, den man im Jahr 2019 gesehen hat, halten wir für besorgniserregend. In Zeiten von Greta Thunberg und einer deutlich gestiegenen Sensibilität aller Marktteilnehmer in Bezug auf Nachhaltigkeit werden verstärkt Produkte in diesem Bereich nachgefragt. Wie das häufig in solchen Situationen ist, ist die Nachfrage deutlich höher als es gute Produkte gibt. Viele Unternehmen nutzen diesen Nachfrageboom aus, um sich günstig Kapital am Anleihemarkt zu beschaffen. Viele dieser Unternehmen sind aber nicht Anleihefähig oder bieten zumindest bezogen auf das eingegangene Risiko keine adäquate Verzinsung an. Daher kann man vor diesem Green Bonds-Boom nur warnen. Vielen Investoren, die neu in diesem Bereich sind, fehlt auch das Knowhow, um eine adäquate Risikoanalyse durchzuführen.

Hohe Renditeerwartungen bei Cat Bonds

FondsTrends: Im Sommer 2019 mandatierte Falcon mit Solidum Partners einen Manager mit großer Erfahrung auf dem Gebiet der Insurance-Linked Securities (ILS) für das Management der beiden UCITS Cat-Bond-Fonds. Naturkatastrophen haben in den vergangenen Jahren große Schäden angerichtet, Rückversicherer verlangen höhere Prämien – aber sind die hohen Renditeerwartungen von Anlegern nach wie vor gerechtfertigt?

Alfred Brandner

Alfred Brandner

Alfred Brandner: Diese Frage kann man klar bejahen. Cat Bonds haben eine kurze Laufzeit, damit kann sich der Markt an eine geänderte Risikosituation sowohl über den Preis (mark-to-market) als auch mit der Struktur der Bonds anpassen. Wenn Sie das erste Halbjahr des vergangenen Jahres betrachten, so gab es Preiskorrekturen auf Grund von Ausfällen, aber auch auf Grund gestiegener Spreads.  Die Fonds waren year-to-date sogar negativ. Gerade diese erhöhten Spreads haben sich dann bis zum Jahresende sehr positiv auf die Performance ausgewirkt, sodass bis zum Jahresende wieder eine ordentliche Rendite erreicht wurde. In der USD I Klasse des Falcon Insurance Linked Strategy Fund waren dies 5,47%.

FondsTrends: Ein Blick voraus: Wie betrachten Sie die zunehmende Digitalisierung in der Finanzbranche? Ist Robo-Advisory vielleicht die Zukunft der Vermögensverwaltung?

Alfred Brandner: Die Vermögensverwaltung steckt bezüglich Digitalisierung noch in den Kinderschuhen. Sowohl Investmentprozess als auch Vertrieb sind noch stark manuell ausgerichtet. Da steht uns noch eine Revolution bevor. Allerdings ist Vermögensverwaltung eine Frage des Vertrauens und neue Techniken werden sich nur durchsetzen, wenn sie auch in der Lage sind, dieses Vertrauen beim Kunden zu wecken. Robo-Advisory ist eine der potenziellen Anwendungen, die den bestehenden Prozess auf automatisierter Basis abwickeln. Da wird es sicherlich noch weitergehende Entwicklungen geben, welche die Wertschöpfungskette revolutionieren werden. So, wie wir heute bereits günstig produzierte Produkte über Plattformen wie Amazon kaufen, werden wir zukünftig standardisierte Finanzprodukte ebenfalls günstig über neue Vertriebswege beziehen. Andererseits lebt die Finanzbranche auch davon, dass sie laufend neue Trends und Investmentpotentiale erkennt und diese in investierbare Produkte transformiert. Dieses kreative Element bedarf auch in Zukunft menschlicher Spezialisten. Deshalb glauben wir auch, dass Falcon Fund Management mit der Fokussierung auf Spezialprodukte richtig positioniert ist.

Durch Anlagen an Unternehmenserfolgen partizipieren

FondsTrends: Frau Heemann, viele stöhnen über die Niedrig- bzw. Negativzinsphase, in der wir uns befinden, manche – sogar aus dem unmittelbaren Umfeld – warnen gar. Bei allen Risiken: gibt es für Anleger hier auch Chancen?

Nadine Heemann

Nadine Heemann

Nadine Heemann: Das Zinsniveau der letzten Jahre hat auch einen durchaus positiven Effekt: die Zentralbanken halten die Zinsen niedrig, um die Aktivität in der Wirtschaft anzukurbeln. Wir sehen, dass dies Früchte trägt: Seit fünf Jahren fallen die Arbeitslosenquoten in der EU kontinuierlich. Auch das Bruttoinlandsprodukt der europäischen Union ist in den letzten Jahren jeweils gewachsen. Das heißt im Umkehrschluss: Wer von niedrigen Zinsen profitieren möchte, sollte sich im Bereich der davon profitierenden Unternehmen beteiligen. Durch Anlagen in Aktien, Aktienfonds oder Mischfonds kann jeder Investor an Unternehmenserfolgen partizipieren.

FondsTrends: Ihr flexibler Mischfonds „FU Multi Asset“ konnte 2019 erneut an Fondsvolumen gewinnen, zugrunde liegt hier das bewährte Value- & Growth-Investmentkonzept. Wie können Anleger hier bei aller Sorge um negative Zinsen profitieren?

Nadine Heemann: Je nach Wirtschaftszyklus profitieren unterschiedliche Sektoren. Z.B. sind defensive Sektoren wie Versorger, defensive Konsumgüter oder Unternehmen aus der Gesundheitsbranche in einem schwachen Marktumfeld zumeist gefragter als andere Sektoren. Dies sind häufig die sogenannten „Value“-Anlagen. In boomenden Märkten stehen z.B. eher Technologieaktien im Vordergrund. Dies sind zumeist „Growth“-Aktien. Da jedoch niemand an der Börse Frankfurt für alle Investoren eine Glocke läutet, sobald sich eine Trendwende ergibt, ist eine Mischung beider Strategien sinnvoll. So können Schwankungen bei unerwarteten Änderungen des Wirtschaftsklimas abgemildert werden.

 

Vielen Dank für Ihre Einschätzungen!

 

09. Januar 2020

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Zusammengefasst

Kontakt bei Rückfragen

Falcon Fund Management (Luxembourg) S.A.
Alfred Brandner, Mail: alfred.brandner@falconpb.com

Genève Invest Sàrl
Helge Müller, Mail: helge.mueller@geneveinvest.com

Heemann Vermögensverwaltung AG
Nadine Heemann, Mail: nadine.heemann@heemann.org

Thema

Fonds Performance³

Falcon, Genève Invest und Heemann – drei hochkarätige Vermögensverwalter mit langjähriger Geschichte und unterschiedlichen Erfolgsstrategien. Hier geht es zum Vortrag am 29. Januar um 18 Uhr in Saal 9 in Mannheim.

Autor

Sonja Becker

Sonja Becker ist im Business Development bei Hauck & Aufhäuser Fund Services S.A. tätig. Neben den Themen Vertriebsunterstützung, Neukundenakquise und Projektkoordination ist sie ebenfalls für die Organisation von Veranstaltungen und Messeauftritten verantwortlich. Sie ist zudem Ansprechpartner für die FondsTrends Plattform, koordiniert die Veröffentlichung der Beiträge und ist Ansprechpartnerin für Autoren. Die Europasekretärin mit einem Bachelor Professional of Business CCI Abschluss verfügt über 14 Jahre Erfahrung am Finanzplatz Luxemburg.

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