2018 ins Leben gerufen, fungiert die in Luxemburg ansässige ICFA – konkret die International Climate Finance Accelerator – als öffentlich, rechtliche Partnerschaft aus 10 privaten Einrichtungen des luxemburgischen Finanzsektors, die angehende Fondsmanager dabei begleitet und unterstützt, sich auf Schlüsselbereiche des Klimaschutzes zu konzentrieren. Diese werden nach Auswahl finanziell sowie personell unterstützt und in einem zweijährigen Programm geschult.
FONDSTRENDS.LU sprach dazu exklusiv mit Geschäftsführer Stephan Peters über die Mission hinter der ICFA, warum sich gerade Luxemburg als Standort eignet und welche Kriterien wirklich zählen, um schließlich auserwählt zu werden.
FONDSTRENDS.LU: Herr Peters, worum geht es bei der International Climate Finance Accelerator (ICFA) genau und für wen wurde sie initiiert?
Stephan Peters: Die ICFA ist eine einzigartige gemeinnützige Initiative, die 2018 mit dem Ziel gegründet wurde, innovative und hochwirksame Klimalösungen zu unterstützen und zu verbreiten. Wir unterstützen Fondsmanager der ersten und zweiten Generation, die sich auf Klimaschutzmaßnahmen konzentrieren. Diese aufstrebenden Fondsmanager kämpfen damit, die administrativen, operativen und finanziellen Hürden zu überwinden, um ihren Fonds zu starten.
FONDSTRENDS.LU: Warum ist nachhaltiges Investieren Ihrer Meinung nach ein Thema, das zu wenig Aufmerksamkeit erhält?
Stephan Peters: Überall auf der Welt beobachten wir veränderte Wetterverhältnisse mit länger anhaltenden Dürren, mehr Regen, der zu Überschwemmungen führt, und einer Schwächung der Polarkappen. Immer mehr Menschen erkennen die potenzielle Gefahr, die diese Auswirkungen nicht nur für unser eigenes Leben, sondern auch für die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes darstellen. Auch die Investoren beginnen zu verstehen, dass ihre Investitionsentscheidungen nicht mehr nur auf der Erzielung finanzieller Erträge beruhen können, sondern dass sie auch die indirekten finanziellen Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigen sollten. Wir halten es für unerlässlich, mit allen Akteuren des Finanzsektors – und darüber hinaus – in Kontakt zu treten, um das Bewusstsein zu schärfen, zusammenzuarbeiten und gemeinsam zu investieren. Keine Partei kann diese globalen Herausforderungen allein bewältigen.
FONDSTRENDS.LU: Warum ist Luxemburg ein idealer Standort für Climate Finance Investmentfonds und welche Vorteile hat Luxemburg für Fondsmanager noch zu bieten?
Stephan Peters: Luxemburg ist ein Vorreiter in Sachen nachhaltige Finanzen und steht an der Spitze der Entwicklung von Initiativen und Finanzinstrumenten, die nachhaltige Finanzierungen unterstützen.
Die 2016 ins Leben gerufene Luxembourg Green Exchange (LGX) bietet Emittenten, Vermögensverwaltern und Anlegern, die in den Bereich der nachhaltigen Finanzen einsteigen möchten, ein Umfeld für grüne Anleihen und Fonds mit ESG-, grünen, nachhaltigen und sozialen Merkmalen. Die LGX ist die weltweit erste und führende Plattform für nachhaltige Finanzen.
Darüber hinaus gibt es die Luxembourg-EIB Climate Finance Platform (LCFP), eine gemeinsame Initiative von Luxemburg und der Europäischen Investitionsbank zur Mobilisierung und Unterstützung privater Investitionen in die internationale Klimafinanzierung mit Schwerpunkt auf Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. Einer unserer Fondsmanager, die Lightsmith Group, hat sich eine Finanzierung durch die LCFP gesichert.
In Luxemburg ist auch die LuxFLAG ansässig, die erste unabhängige Kennzeichnungsagentur für nachhaltige Investmentfonds und Finanzinstrumente.
Sie bietet Gütesiegel für Mikrofinanz-, Umwelt-, Klimafinanz- und breit angelegte ESG-Fonds sowie für grüne Anleihen. Seit ihrer Gründung im Jahr 2006 hat die LuxFLAG unschätzbare Erfahrungen bei der Bewertung und Messung der ökologischen und sozialen Auswirkungen von Investitionen auf der ganzen Welt gesammelt.
Generell verfügt Luxemburg über ein stabiles politisches und soziales Umfeld mit einer kompetenten und starken Fondsdienstleistungsbranche. Luxemburg weist zudem eine hohe Konzentration von Investmentfondsexperten auf, die alle Themen von der Fondsgründung über die Strukturierung bis hin zur Verwaltung und dem täglichen Betrieb abdecken. Desweitern bietet Luxemburg günstige Vorschriften und Steuervorschriften, die international anerkannt sind, und das Land liegt im Zentrum Europas, was Geschäftsreisen bequem macht.
FONDSTRENDS.LU: Was sind die Auswahlkriterien für Fondsmanager, die unterstützt werden sollen? Wer sollte eine Bewerbung für die ICFA in Betracht ziehen?
Stephan Peters: Unsere Zielgruppe sind die Fondsmanager, die ihren ersten oder zweiten Fonds auflegen wollen. Ihr Fonds muss ein Zielportfolio von 75 % in den Bereichen Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel oder REDD+ haben, und der Fonds muss unsere Ausschlusskriterien zu 100 % erfüllen. Wir setzen voraus, dass der Fonds über eine solide Methodik für das Management und die Messung der Auswirkungen sowie über eine entsprechende Berichterstattung verfügt, und wir unterstützen sie – durch unsere Schulungsworkshops – dabei, diese vor und während unseres Programms weiterzuentwickeln. Das Team muss über eine entwickelte Pipeline und nachweisliche Erfahrung beim Abschluss von Transaktionen verfügen. Interessierte können sich auf unserer Website (www.icfa.lu) über die vollständigen Zulassungskriterien, das Auswahlverfahren und die Auswahlkriterien informieren.
FONDSTRENDS.LU: Nehmen wir mal an, ich habe mich als Fondsmanager qualifiziert – wie ist der weitere Ablauf, was sind die nächsten Schritte?
Stephan Peters: Sobald Sie sich als Bewerber qualifiziert haben, organisieren wir Schulungsworkshops, die von unseren privaten Partnern zu einer breiten Palette von Themen wie Fondsmanagement, Portfolio- und Risikomanagement, Fondsstrukturierung, rechtliche Strukturierung, Zertifizierung, Vertrieb, Due Diligence, Pitching, Regulierung und mehr angeboten werden. Sobald Sie die Schulungen absolviert haben, stellen wir Ihnen ein Antragsformular zur Verfügung, das Ihnen hilft, die verschiedenen Elemente zu verstehen, die Sie in Ihrem ersten Antrag berücksichtigen müssen.
Nachdem Sie Ihre erste Bewerbung eingereicht haben, prüfen wir jedes Dossier und nehmen die 10 besten Bewerber in die engere Auswahl. Wir geben allen Bewerbern ein Feedback, damit sie die Stärken und Schwächen ihrer Vorschläge erkennen können.
Die Bewerber, die in die engere Wahl kommen, erhalten dann eine zweite Runde von Schulungsworkshops mit unseren privaten Partnern sowie einen Erfahrungsaustausch mit einem Fondsmanager aus einer früheren ICFA-Kohorte. Wir geben Ihnen etwas Zeit, Ihren Antrag zu überarbeiten, und fordern Sie dann auf, Ihren endgültigen Antrag einzureichen. Nach der Einreichung unterzieht unser unabhängiger Auswahlausschuss alle Bewerbungen der Fondsmanager einer strengen Analyse.
Nach der Analyse aller Bewerbungen empfiehlt der Auswahlausschuss vier Fondsmanager, die für die nächste Kohorte ausgewählt werden. Mit den neu ausgewählten Fondsmanagern bieten wir eine dritte Runde von Schulungsworkshops an, in denen wir auf ihre spezifische Situation eingehen. Nach der Auswahl werden Sie von der ICFA zwei Jahre lang auf verschiedene Weise unterstützt. Wir unterstützen Sie finanziell beim Aufbau Ihrer Fondsstruktur, beim Risikomanagement und bei der Entwicklung einer Wirkungsstrategie und gewähren Ihnen Zugang zu einem durch eine staatliche Bürgschaft abgesicherten Betriebsmittelkredit, den Sie für Fundraising, Marketing, Teamentwicklung, Aufbau einer Pipeline usw. verwenden können. Wir vermitteln Ihnen auch einen fachkundigen Coach, der sich Zeit für Sie und Ihr Team nimmt, um Sie gezielt zu beraten und Ihnen Feedback zu Ihrem Fondsprojekt zu geben. Darüber hinaus sorgen wir für Sichtbarkeit, indem wir Sie in speziellen Medien und auf Veranstaltungen zur Klimafinanzierung vorstellen, Ihre Glaubwürdigkeit stärken, da Sie von einem Team anerkannter öffentlicher und privater Experten im Luxemburger Klimafinanzierungs-Ökosystem ausgewählt wurden, unsere Netzwerke für die Unterstützung bei der Mittelbeschaffung nutzen und – nicht zu vergessen – Zugang zur ICFA-Gemeinschaft gleichgesinnter Klimafinanzierungsmanager erhalten, die bereit sind, Sie zu unterstützen und Erfahrungen und Erkenntnisse auszutauschen.
FONDSTRENDS.LU: Wenn Sie 5 Jahre in die Zukunft sehen könnten, wo würden Sie die ICFA gerne sehen?
Stephan Peters: Ich hoffe, dass unsere Aktivitäten ein Leuchtturm für den gesamten Finanzsektor sind, der aufstrebenden Klimafondsmanagern Aufmerksamkeit schenkt und in sie investiert, während sie an der Lösung der schwierigsten und herausforderndsten Fragen im Zusammenhang mit dem Klimaschutz arbeiten.
Um sie dabei zu unterstützen, arbeiten mein Team und ich hart daran, bestehende Beziehungen zu stärken und Partnerschaften mit Entwicklungsfinanzierungsinstituten, Dachfonds, Family Offices, Privatbanken, Stiftungen und anderen aufzubauen. Wir hoffen, dass wir in den nächsten fünf Jahren über ein starkes Netzwerk gleichgesinnter Institutionen verfügen werden, die sich uns anschließen werden.
Und schließlich würden wir uns wünschen, dass mehr Beschleunigungsinitiativen wie die unsere gegründet werden, um alle UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung anzugehen, einschließlich, aber nicht nur, der klimabezogenen SDGs.
FONDSTRENDS.LU: Herr Peters, wir danken Ihnen für das spannende Interview und wünschen Ihnen alles Gute.
Schreibe einen Kommentar
Stephan Peters
Stephan Peters ist Geschäftsführer des International Climate Finance Accelerator Luxembourg (ICFA), wo er aufstrebende Impact-Fonds-Manager mit Fokus auf Klimaschutz bei der Formulierung ihrer Investitions- und Impact-Strategien, der Strukturierung ihrer Vehikel, der Leitung der operativen Umsetzung und der Sicherung der Finanzierung unterstützt. Zuvor leitete Stephan seine eigene nachhaltige Beratungs- und Investmentboutique SANZARU und war gleichzeitig Teil des TIIME.org-Teams, das sich für die Sensibilisierung von Entscheidungsträgern für Impact Investing, Nachhaltigkeit und Diversität einsetzt und diese schult. Zuvor sammelte Stephan Erfahrungen in den Bereichen Private Equity, Unternehmensfinanzierung und Strategieberatung in Europa, Afrika, dem Nahen Osten und Asien bei namhaften Unternehmen wie Oliver Wyman, Credit Suisse und Delta Partners.