„Heute würde man unsere Gründung vor 15 Jahren wohl als Start-Up bezeichnen...“

Die auf breit diversifizierte Dachfonds und Vermögensverwaltungsstrategien fokussierte Patriarch Multi-Manager GmbH mit Sitz in Frankfurt blickt ihrem 15. Firmenjubiläum am 26.01.2019 entgegen.

FondsTrends nutzte bereits im Vorfeld die Gelegenheit und befragte Geschäftsführer Dirk Fischer zu Meilensteinen in der Unternehmensentwicklung, Zukunftsplänen, der Ausrichtung in einem schwierigeren Kapitalmarktumfeld und seinem persönlichen Zeitmanagement.

FondsTrends: Herr Fischer, inzwischen hat Patriarch beachtliche rund 300 Mio. Euro Assets under Management (Stand 31.10.18). Wenn Sie auf die ersten Jahre zurückblicken – wurden Ihre Erwartungen erfüllt? Was waren für Sie die wichtigsten Meilensteine seit 2007 (ihrer Geschäftsführungsübernahme) und wo sehen Sie Patriarch in 5 Jahren?

Dirk Fischer:  Wenn man eine Aussage zum derzeitgen Status Quo der Patriarch treffen will, muss man sich vor Augen halten, wo wir bei Firmengründung her kamen. Wir reden zum damaligen Zeitpunkt von einem absoluten „No-Name-Brand“ mit der Vision einer völlig neuen Geschäftsidee (spezialisierte Finanzproduktkreation für den deutschen und österreichischen Retailvertrieb in verschiedensten Segmenten mit ausschließlicher Drittmanagermandatierung) und keinerlei Startklientel oder -volumen. Heute würde man das vielleicht als Start-Up bezeichnen. Natürlich sind wir auch von den damaligen Marktgrößen entweder gar nicht beachtet oder eher milde belächelt worden, da denen unser „Patriarch-Best-Advice-Ansatz“ im Rahmen unserer Fund-of-funds-Produktwelten viel zu idealistisch vorkam. Doch die Berater und Kunden hatten umso schneller verstanden, dass sich hier ein außergewöhnlicher Mehrwert bietet und haben uns schnell Ihr Vertrauen geschenkt. Wir selber (und der Löwenanteil des heutigen Patriarch-Teams rührt ja noch aus dieser Zeit, was wohl auch sehr einzigartig in dieser Branche ist) wussten natürlich, dass wir uns zum Wohle unserer Kunden selbst eine „moralische Herkulesaufgabe“ gesetzt haben und sind daher zurückkommend auf Ihre Frage mit der bisherigen Entwicklung sehr zufrieden. Denn heute genießen wir einen tadellosen Expertenruf im Finanzmarkt, haben Zehntausende zufriedener Kunden und unsere Meinung ist in allen führenden Branchengremien sehr gefragt.

Wichtige Weichenstellungen in unserer Firmenhistorie gab es natürlich viele. Wo will man da anfangen und wo aufhören ? Aber besondere Meilensteine in unserer Entwicklung waren sicherlich die Einführung des neuartigen Trend 200-Kapitalabsicherungssystemes im Jahre 2011, welches sich heute in 2/3 unserer Finanzlösungen wiederfindet. Auch die Kreation unserer A&A Superfonds-Police als hauseigene Labelpolice mit Markteinführung im Jahr 2010 öffnet uns heute noch viele Türen bei Großverbindungen. Ein ganz besonderer Ritterschlag war die Übernahme des Retailvertriebes für die GAMAX Management AG in Deutschland und Österreich im Jahre 2015.

Nach vorne blickend erwarte ich mir für die Patriarch über die nächsten 5 Jahre, dass wir im aktuellen Verdrängungswettbewerb in der Finanzbranche deutliche Marktanteile und Assets gewinnen werden. Denn mit Blick auf die Digitalisierung und das veränderte Anlegerverhalten fühlen wir uns einmal mehr hervorragend aufgestellt. Ob beispielsweise mit den Themen Robo-Advice, Social-Media als Absatzkanal, veränderter Investitionsanforderungen der Generation Y und Z etc. , haben wir uns intensiv beschäftigt und bereits entsprechend ausgerichtet. Zu unserem 20jährigem Jubiläum in 5 Jahren werden wir sicherlich wieder positives zu berichten haben (lächelt)…

Gebäude der Patriarch Multi-Manager GmbH in Frankfurt am Main

FondsTrends: Ein Dauerthema der letzten Monate ist „Robo-Advisory“. Inzwischen bieten hier zahlreiche Asset Manager Lösungen an. Was macht Ihr Angebot „truevest“ besonders? Wie beurteilen Sie das Thema generell? Handelt es sich eher um eine Marketing-Blase oder doch um eine dauerhafte Entwicklung?

Dirk Fischer: Truevest (Anmerkung der Redaktion: www.truevest.de) ist nach dem klassischen Verständnis eigentlich kein reiner Robo-Advisor, sondern eher ein Cyborg – also eine Kombination aus den menschlichen und maschinellen Stärken! Der Mensch (die DJE Kapital AG oder die StarCapital AG) entscheidet, wo wir investieren und die (Chart-)Technik entscheidet, wann wir investieren. Damit ist der Investor keiner BlackBox aus Algorithmen und ausschließlich künstlicher Intelligenz als Versuchskaninchen ausgeliefert. Das finden viele Interessenten aus diesem Segment vertrauenswürdiger – insbesondere, da wir auch noch über einen echten TrackRekord von 7 Jahren verfügen, bereits über 100 Millionen in den Truevest-Strategien investiertes Kapital mit über 2200 Kunden und einer Durchschnittsinvestition von 40.000€ je Depot. Sie merken schon – truevest ist der Qualitätsführer unter den Robos. Was übrigens auch Finanztest mit dem Rating „gut“ bestätigt hat, ebenso wie der diesjährige FinanzBusinessPreis 2018 für den innovativsten Robo-Advisor. Als kleine Boutique müssen wir halt immer ein wenig besser sein wie der Wettbewerb. So natürlich auch beim Thema Robo-Advisor.

Gesamtmarktbezogen sind wir uns ganz sicher, dass dieses Segment zukünftig eindeutig seine Berechtigung und stetig steigende Marktbedeutung behalten wird. Denn die immer größere Anzahl von „beratungslos“ agierenden Marktteilnehmern (Execution-Only-Clients) zeigt hier einen eindeutigen, stetig steigenden Bedarf auf. Auch das Dauerthema „potentielles Provisionsverbot“ spült den Robo-Advisorn stetig mehr Aufmerksamkeit und auch Kundschaft auf der Zuführerseite zu. Viele Vermittler nutzen den Marktzugang über Robo-Advisor für Ihre preissensiblen Kunden über die Tippgeber-Funktion. Und wer sich die Entwicklung in den angloamerikanischen Märkten von Robo-Advisorn ansieht, verliert ohnehin jeden Zweifel, dass dieser Boom noch einmal zu stoppen wäre. ABER – es ist ein Verdrängungswettbewerb! Es werden sich am Ende nicht alle Anbieter durchsetzen. Denn viele sind ausschließlich Private-Equity-finanzierte Start-Ups, denen schnell die Luft ausgeht, wenn Sie nicht rasch viele Robo-Kunden akquirieren. Cashboard als erste prominente Insolvenz aus dem Robo-Segment ist hier nur der Anfang. Daher werden Interessenten vor allem bewährte Anbieter suchen, die auch belegbare Ergebnisse vorzeigen können und deren wirtschaftliche Existenz nicht allein am Erfolg des jeweiligen Robos hängt. All das sind Steilvorlagen für unser truevest-System!

FondsTrends: Derzeit gibt es geradezu einen Hype um Künstliche Intelligenz (KI) und deren mögliche Auswirkungen. Spielt das Thema auch für Sie eine Rolle – etwa beim Screening von Fondsmanagern oder der Bewertung von möglichen Investments?

Dirk Fischer: Wir verfolgen diese Entwicklung intensiv. Wer beispielsweise regelmäßiger Leser unserer Beraterzeitschrift „performer“ ist, konnte über die letzten Ausgaben verfolgen, wie wir hier im direkten Dialog zu den führenden Experten auf diesem Segment, wie u.a. Prof. Dr. Jürgen Schmidhuber oder Prof. Christian Rieck stehen. Über diesen Austausch verfolgen wir stark die aktuellen Möglichkeiten von KI in Sachen Managerselektion oder genereller Vermögensverwaltung.

Wie bei der vorherigen Frage aber schon erwähnt, setzen wir derzeit noch auf ein Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Die reinen Ergebnisse von KI im speziellen Finanzsegment überzeugen uns derzeit noch nicht voll umfänglich. JEDOCH – die Entwicklung in diesem Segment ist so rapide und steil, dass sich dies jederzeit ändern kann. Zum heutigen Status spielt es bei uns aber noch nicht die führende Rolle.

Dirk Fischer im Interview

FondsTrends: Der bekannte Bridgewater-Gründer Ray Dalio vergleicht den aktuellen Markt mit den späten 1930er Jahren und erklärte kürzlich, „wir werden niedrige Renditen für eine sehr, sehr lange Zeit haben“. Teilen Sie diese Sicht? Und wenn ja, wie stellen Sie Ihr Unternehmen und Ihre Produkte für eine solche Zeit auf? Ist Ihr neu gestalteter „Patriarch Vermögensmanagement B“ ein passendes Vehikel für vorsichtigere Investoren?

Dirk Fischer: Auch wenn ich den Vergleich zu den 1930er Jahren weniger bemühen würde, teile ich die grundsätzliche Aussage nach weiterhin langfristig niedrigen Zinsen absolut. Zumindest in Europa, da die hohe Überschuldung der Länder gar keine andere Option zulässt. Und ein Blick auf Japan zeigt eindeutig, dass dies auch nicht einmal ein so undenkbares Szenario darstellt.

Als Konsequenz suchen wir natürlich Surrogate für den fehlenden Ertrag auf der Rentenseite bzw. versuchen alternativ unser Aktienengagement bestmöglich zu timen, um den Ertrag überwiegend dort zu erzielen. Der von Ihnen angesprochene Patriarch Vermögensmanagement B (WKN: A0EQ04) ist seit seiner Managementumstellung per 1.7.2018 dazu ein absolut passendes Beispiel. Entweder hat der Fonds 100% Aktien-ETFs, oder bei einer Desinvestition, wie seit 12.10.2018 der Fall, 100% Geldmarkt-ETFs. Eine langlaufende Rentenkomponente (mit einem potentiellen Zinsänderungsrisiko) besteht also gar nicht und die Aktienmarktrendite wird nur angestrebt, wenn der Markt positive Signale hierzu liefert. Und nicht um jeden Preis. Dazu setze dieser Fonds auch ausschließlich auf kostengünstige ETFs (Exchange Traded Funds),  da in Zeiten sinkender Renditen natürlich die Kostenoptimierung immer wichtiger wird. Wie es den Anlegern ja der Verbraucherschutz bereits seit geraumer Zeit auch ununterbrochen empfiehlt. In unserem Ansatz allerdings zusätzlich international breit gestreut und mit integriertem Kursabsicherungssystem ! Also endlich ETFs mit Sinn und Verstand, die sicherlich auch aus der Sicht von Ray Dalio perfekt in die Zeit passen, um das aufgezeigte Renditeproblem zu meistern.

FondsTrends: Abschließend: Als Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens ist man zeitlich meist sehr eingespannt. Wie schaffen Sie es als zweifacher Familienvater dennoch, Job und Familie unter einen Hut zu bringen und zudem auch noch Tischtennis in der Bezirksklasse zu spielen? Haben Sie da einen guten Tipp für unsere Leserinnen und Leser?

Dirk Fischer: Das ist tatsächlich eine stetige Herausforderung. Ich denke einige Faktoren sind hierbei gebündelt wichtig. Zum einen ein extrem gut funktionierendes und eingespieltes Team mit verschiedenen Kernkompetenzen aber klarer Aufgabenverteilung, wie bei der Patriarch. Das entlastet dann auch die Führungskraft. Zum Zweiten ein gut aufgestelltes und bewährtes Expertennetzwerk außerhalb der Patriarch, dessen Analysen man vertrauen kann, um nicht jeden Teilaspekt selbst recherchieren und mühsam ausarbeiten zu müssen. Zwei personelle Beispiele aus dem Bereich KI habe ich hier ja einmal exemplarisch schon genannt. Auf der Investmentseite sind das beispielsweise Hauck & Aufhäuser oder die Augsburger Aktienbank AG, ebenso wie die AXA auf der Versicherungsseite. Drittens – ohne effizientes Zeitmanagement geht es nicht. So abgedroschen sich das anhören mag, aber ohne klare Vorplanung würde mein Job und mein Alltag definitiv nicht funktionieren.  Und damit kommen wir final zu der mit Sicherheit wichtigsten Person – meiner Frau. Wer in einer solchen Funktion nicht über einen Lebenspartner verfügt, der den Großteil der privaten Alltagsplanung übernimmt und einem verständnisvoll oft genug den Rücken freihält, wird seine berufliche Aufgabe definitiv nicht erfüllen können. Dieses Verständnis funktioniert aber natürlich nur wechselseitig, wenn bei familiären Prioritäten, Wochenenden, Urlauben etc. der Job dann aber auch einmal eindeutig an zweiter Stelle steht. Speziell für das Verhältnis zu den eigenen Kinder ist es unersetzlich bei deren wichtigen Themen (schulisch, sportlich etc.) intensiv dabei zu sein und mit Rat und Tat (wenn gewünscht) zur Seite zu stehen.

Unbestritten natürlich dennoch alles schwer unter einen Hut zu bringen und ab und an wünscht man sich, dass der Tag mehr als 24 Stunden hätte.

Der Abschlusssatz ihrer Frage gehört dem Sport. Für mich unerlässlich. Wer sich keinen privaten Ausgleich (es können ja auch andere Themen wie Sport sein) zum Beruf schafft, wird unzufrieden und ist den zahlreichen Belastungen einfach weniger gewachsen. Schon Turnvater Jahn wusste, dass nur in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist steckt. Was aber ebenso wichtig ist – es bringt Ihnen viel zusätzliche Lebensfreude und „erdet“ einen insbesondere stark die beruflichen Probleme auch einmal zurückzustellen und nicht alles immer zu ernst zu sehen.

FondsTrends: Herr Fischer, wir danken Ihnen für das interessante Interview und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!

Gruppenfoto (Personen von links nach rechts):
Andreas Wurm – Vertriebsunterstützung, Dirk Fischer – Geschäftsleitung, Martin Evers – Vertriebsleiter, Uwe Lampe – Vertriebsunterstützung, Michael Kopf - Senior Vertriebs- und Schulungsleiter

10. Dezember 2018

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Markus Kaiser, Vorstand und Portfoliomanager bei StarCapital AG und Dirk Fischer, Geschäftsführer der Patriarch Multi-Manager GmbH diskutieren im ETF-Panel über die rasante Entwicklung des ETF-Marktes, die Rolle von börsennotierten Indexfonds (ETFs) im Portfoliomanagement und die Chancen im Vertrieb. Hier erfahren Sie mehr.

Autor

Dirk Fischer

Dirk Fischer ist Geschäftsführer der Patriarch Multi-Manager GmbH in Frankfurt. Seit 2007 führt er den unabhängigen Produktentwickler, welcher für seine Konzepte stets die favorisierten Manager am Markt mit dem jeweiligen Asset Management seiner verschiedenen Produktideen beauftragt. Der Dipl.-Bankbetriebswirt begann seine berufliche Karriere im Private Banking der Deutschen Bank AG. Danach war er sechs Jahre als Vertriebsleiter und Prokurist beim Maklerpool Jung, DMS & Cie. AG für die Betreuung von unabhängigen Finanzdienstleistern verantwortlich. Seit 2014 ist er gefragter Referent in der exklusiven Rednervereinigung „Speakers Excellence“. Im Bereich der Top100-Unternehmer im Kreise von Persönlichkeiten wie Wolfgang Grupp, Dietmar Hopp oder Günter Netzer belegt er den Themenbereich Unternehmensaufbau und -entwicklung.

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