FondsTrends sprach mit den Managern des „RENAIO Infrastrukturfonds S.C.A., SICAV-RAIF“ Andreas Grassl, Oliver Platsch und Christian Heimann, die mit ihrer inhabergeführten Firma RENAIO Assets GmbH den ersten offenen Infrastrukturfonds für Wasserkraft aufgelegt haben.
FondsTrends: Herr Grassl, wie kamen Sie auf die Idee, einen offenen Fonds für Infrastruktur bzw. Wasserkraft aufzulegen?
Andreas Grassl: Wir sehen seit geraumer Zeit eine zunehmende Dynamik der Investmentbranche, sich nachhaltigen Anlageformen zu öffnen. Die meisten am Markt angebotenen Produkte liefern jedoch wenig direkte Lösungen für die dringendsten Umweltprobleme unserer Zeit. Aus diesem Grund haben wir uns in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Klimaschutz und den daraus resultierenden Herausforderungen der Zukunft auseinandergesetzt. Ein vorrangiges Thema ist die CO2-freie Energieerzeugung. Um die Energiewende erfolgreich umzusetzen, bedarf es großer Investitionen in erneuerbare Energien. Für uns ist die Wasserkraft die einzige wirklich nachhaltige und CO2-freie Form der Energieerzeugung. Wichtig bei der Fondskonzeption war uns, das Thema Wasserkraft auch für kleinere Investorengruppen zugänglich zu machen, denn Infrastrukturinvestments sind meist den großen Investoren vorbehalten. Wir haben nun mit unserem offenen Fonds eine Möglichkeit geschaffen, in kleine und mittlere Wasserkraftanlagen zu investieren und neben einer guten Rendite auch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
FondsTrends: Herr Platsch, Sie sind zusammen mit Christian Heimann für die Asset-Seite des Fonds zuständig. Worin liegen die Vorteile eines Investments in Wasserkraft?
Oliver Platsch: Wasserkraft bietet im Vergleich zu anderen Energiequellen die effektivste Erzeugung von elektrischer Energie. Allein Ihr Wirkungsgrad von bis zu 90% spricht für Ihre Effektivität. Dazu steht Wasser prinzipiell 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr zur Verfügung. Wasserkraft ist zudem weniger stark von regionalen und unterjährigen Wetterlagen abhängig und unterliegt deswegen in der Stromerzeugung geringeren Schwankungen als beispielsweise Windkraft oder Photovoltaik.
Die jährliche Betriebszeit mit über 5.500 Stunden liegt weit über der anderer erneuerbarer Energien. Die ausgereifte und im Betrieb kostenoptimierte Technologie von Wasserkraft sorgt für Stabilität und Langlebigkeit und führt auch nach jahrzehntelanger Betriebsdauer noch zu sehr hohen Restwerten. Bei regelmäßiger Wartung sind Laufzeiten von mehr als 100 Jahren nicht selten. Dies ermöglicht uns die Konstruktion eines offenen Fonds, der diese Wertstabilität in seiner Konzeption berücksichtigt.
FondsTrends: Herr Heimann, woher kommt Ihre Expertise?
Christian Heimann: Unser Team setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Erfahrene Asset-Manager, die seit Jahren erfolgreich Investitionen in Wasserkraftanlagen begleiten und umsetzten, sowie langjährige Fondsspezialisten, die die Bedürfnisse der institutionellen Anleger kennen. Als Unternehmer und Netzwerker blicken wir auf über 20 Jahre Erfahrung im internationalen Asset Management und im Bereich Capital Markets zurück. In der Vergangenheit hat unser Team Projekte in einer Größenordnung von über EUR 275 Mio. begleitet und dabei über 40 Kraftwerke mit mehr als 55 MW Leistung geprüft, bewertet und durch den Investitionsprozess begleitet.
Unser Anspruch ist es, für unsere Investoren einen stabilen, planbaren, nachhaltigen und möglichst börsenunabhängigen Ertrag zu erzielen. Um diese Ziele zu erreichen, haben wir ein internationales Netzwerk aus Technikern, Wirtschaftsprüfern und Juristen aufgebaut, um vor Ort in den Zielländern, EU-28 mit Schwerpunkt Alpenraum, schnell und professionell arbeiten zu können.
FondsTrends: Gehen wir mal davon aus, dass es eine hohe Nachfrage seitens der Investoren nach Ihrem Produkt gibt; gibt es überhaupt genug Wasserkraftwerke, die man als Investor kaufen kann?
Oliver Platsch: Allein im Alpenraum sind derzeit über 1.000 Wasserkraftwerke mit einer jeweiligen Leistung von mehr als 5 MW installiert. Dies entspricht einem Drittel der gesamten Wasserkraftleistung von 157 GW, die von aktuell in der EU-28 (inklusive der Schweiz) installierten Kraftwerken erzeugt wird. Ein Vielfaches davon existiert in den kleineren Leistungsklassen, die wir für unseren Fonds als Zielinvestments definiert haben. Über unser Netzwerk haben wir einen permanenten Zugang zu Wasserkraftwerken und verfügen über eine gut gefüllte Pipeline in unseren Zielregionen.
FondsTrends: Welche Investorengruppen wollen sie mit Ihrem Infrastrukturfonds ansprechen?
Andreas Grassl: Der Fonds steht professionellen, qualifizierten Investoren offen und eignet sich hervorragend zur Diversifikation eines strategischen Portfolios. Alle Anleger wie z.B. Versicherungen, Pensionskassen sowie Stiftungen und Family Offices, die einen stabilen, langfristigen und weitestgehend börsenunabhängigen Zahlungsstrom benötigen, sind unsere Zielkunden. Der Fonds eignet sich sowohl für Anleger, die der Anlageverordnung bzw. VAG unterliegen, als auch für Investoren, die einen langfristigen Investmenthorizont vor Augen haben.
FondsTrends: Was wollen Sie mit Ihren Investments erreichen?
Christian Heimann: Schauen Sie sich um: alles diskutiert über Klimawandel, die Schüler demonstrieren an „Fridays for Future“ für eine Änderung der Umweltpolitik, es wird über eine CO2-Steuer diskutiert – alles Entwicklungen, die uns in unserem Handeln bestätigen. Mit unseren Wasserkraftwerken erzeugen wir CO2-freien Strom und tragen so zu einer klimaschonenden Energiewende bei. Unser Bestreben ist es, bei einer jährlichen Ausschüttung in Höhe von mindestens 4% eine Gesamtrendite von 6-7% p.a. zu generieren. Es war höchste Zeit, einen Fonds aufzulegen, der die Energiewende begleitet und Investoren eine Möglichkeit bietet, einen stabilen Cashflow zu erzielen.
FondsTrends: Sie sehen also Ihren Fonds als stabiles Investment?
Andreas Grassl: Die lange Nutzungsdauer von Wasserkraftwerken bildet die Basis für stabile und gut prognostizierbare Erträge. Ein Investment in Wasserkraft ist eine Investition in Infrastruktur mit einer hohen Wertstabilität. Man kann daher fast schon von einem „langweiligen“ Investment sprechen. Ein noch dazu ganz wesentlicher Punkt ist die fehlende Korrelation zu den Wertpapiermärkten – die auch zukünftig hohe Volatilitäten erwarten lassen. Da bin ich lieber „langweilig“!
Fondstrends: Herr Grassl, Herr Platsch, Herr Heimann, wir danken für das Interview und wünschen Ihnen alles Gute!
12. April 2019
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Oliver Platsch
Oliver Platsch hat 25 Jahre Erfahrung in der Finanz- und Automotivbranche in der Projektleitung und Geschäftsführung. Seit 2014 liegt sein Fokus auf dem Bereich Regenerative Energie mit Schwerpunkt Wasserkraftwerke. Er verfügt über ein internationales Netzwerk für Handel & Betrieb von Wasserkraftanlagen.
Christian Heimann
Christian Heimann verfügt über 30 Jahre Erfahrung im Bankgewerbe (v.a. Private Banking). Seit 2001 liegt sein Fokus auf Investitionstätigkeiten in Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung mit dem Schwerpunkt Photovoltaik und Wasserkraft. Seit 2014 baut er ein internationales Netzwerkes für Wasserkraftwerke auf.
Andreas Grassl
Andreas Grassl blickt auf 20 Jahre Erfahrung in den Bereichen globales Asset Management
und Administration von Multi Asset Portfolien zurück. Seit 2016 liegt sein Fokus auf Alternativen Investmentlösungen mit 50% Wasserkraft sowie Strukturierung von Anleihen zur Finanzierung von Erneuerbaren Energieanlagen.