FNG-Siegel: Bewerbungsstart für den Qualitätsstandard Nachhaltiger Geldanlagen

Unabhängige Orientierungshilfe mehr denn je gefragt

Seit dem 04. April können sich Investmentfonds oder ähnliche Anlagevehikel zum siebten Mal um den Qualitätsstandard Nachhaltiger Geldanlagen, das FNG-Siegel, bewerben.

Mit der am 10.03. seitens der EU in Kraft getretenen Offenlegungsverordnung wird Nachhaltigkeit zum zentralen Thema jeder Geldanlage. Die EU will in einem ersten Schritt Klarheit über die Nachhaltigkeit in Finanzprodukten schaffen. Allerdings fehlt die Beurteilung, ob das, was nun offengelegt wird und das, was ein Finanzprodukt in Sachen Nachhaltigkeit leistet, überhaupt einem akzeptablen Niveau entspricht. Es bedarf eines unabhängigen Gradmessers, um diese Produkte auch nach ihrer Qualität einordnen zu können. Allein schon, um ein wichtiges Ziel der EU – die Vermeidung von Greenwashing – auch zu gewährleisten.
Genau diese Lücke schließt das FNG-Siegel als Qualitätsstandard Nachhaltiger Geldanlagen. So, wie bekannte Bio-Gütesiegel aus dem Lebensmittelbereich für einfache Wiedererkennbarkeit nachhaltiger Produkte sorgen, ist das FNG-Siegel seit 2015 die Kennzeichnung von Finanzprodukten, die Mindestanforderungen und darüber-hinausgehende Merkmale einer glaubwürdigen, professionell verwalteten Nachhaltigen Geldanlage erfüllen. Die Prüfung der Fonds leistet ein externes, eigenverantwortliches Audit-Team unter der Verantwortung von Prof. Dr. Timo Busch von der Research Group on Sustainable Finance der Universität Hamburg. Zusätzlich begleitet ein unabhängiges Komitee mit interdisziplinärer Expertise den Prüfprozess.

Für die diesjährige Bewerbung wurde der Mindestausschluss zur Kohle-Stromerzeugung von 25% auf 10% gesenkt und auch die Tabakproduktion als Ausschluss aufgenommen. Weiterhin müssen alle Unternehmen und Staaten des jeweiligen Fonds auf Nachhaltigkeits-Kriterien hin analysiert werden. Selbstverständlich zählen die Achtung von Arbeits- & Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung auch zukünftig zum Mindeststandard. Daneben sind Atomkraft, Kohlebergbau, Fracking, Ölsande sowie Rüstung ausgeschlossen.
Hochwertige Nachhaltigkeits-Fonds, die sich über das reine FNG-Siegel in den Bereichen „institutionelle Glaub-würdigkeit“, „Produktstandards“ und „Portfolio-Fokus“ besonders hervorheben, erhalten bis zu drei Sterne. Jeder Stern ist damit eine Würdigung einer bereits umgesetzten höheren Qualität als nur das Nötigste. Die Nachhaltigkeits-Zertifizierung muss jährlich erneuert werden. „Die Bewerbung ums FNG-Siegel ist ein intensiver Prozess. Durch den regelmäßigen Austausch mit den Bewerbern, wird die Prüfung immer mehr zu einem Sparring, das wichtige Hinweise zur Verbesserung der Nachhaltigkeits-Qualität liefert“, so Roland Kölsch, Geschäftsführer der QNG.

Im vergangenen Jahr konnte die Universität Hamburg 168 Fonds mit einem positiven Audit bewerten. Die Bewerberzahl für das FNG-Siegel war von 105 auf 177 gestiegen. Durch die im nächsten Jahr anstehende Verpflichtung zur Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen in der Anlageberatung, wird eine fundierte, leicht erkennbare Orientierungshilfe, die solche Produkte kennzeichnet, von zentraler Bedeutung sein. Hier leistet das FNG-Siegel wertvolle Vorarbeit.
Die Ergebnisse zum FNG-Siegel 2022 werden am 25. November 2021 im Rahmen einer offiziellen Feier auf dem Frankfurter Römerberg veröffentlicht.

www.fng-siegel.org/siegelkriterien.html

Das FNG-Siegel ist der SRI-Qualitätsstandard auf dem deutschsprachigen Finanzmarkt. Es kam 2015 nach einem dreijährigen Entwicklungsprozess unter Einbezug maßgeblicher Stakeholder auf den Markt. Die damit einhergehende, externe und unabhängige Nachhaltigkeits-Zertifizierung muss jährlich erneuert werden.
Geldanlagen mit FNG-Siegel: www.fng-siegel.org/fng-siegel-2021

Informationen zum FNG-Siegel und den beteiligten Akteuren

Das FNG-Siegel geht weit über die reine Portfoliobetrachtung hinaus, ist daher ganzheitlich und aussagekräftig.
Mit über 80 Fragen wird z.B. der Nachhaltigkeits-Anlagestil, der damit einhergehende Investmentprozess, die dazugehörigen ESG-Research-Kapazitäten und ein evtl. begleitender Engagement-Prozess analysiert und bewertet. Darüber hinaus spielen Elemente wie Reporting, Kontroversen-Monitoring, die Einbindung von Stakeholdern und die Fondsgesellschaft als solche eine wichtige Rolle.
Je vielschichtiger und intensiver ein Fonds auf den verschiedenen Ebenen im Sinne der Nachhaltigkeit aktiv ist, umso höher ist seine Nachhaltigkeits-Qualität und das Potential, letztendlich indirekten und direkten Impact zu erzielen.

Auditor des FNG-Siegels ist der Lehrstuhl von Prof. Dr. Timo Busch von der Research Group on Sustainable Finance der Universität Hamburg. Die Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen (QNG) trägt die Gesamtverantwortung, insbesondere für die Koordination, die Vergabe und die Vermarktung. Den Prüfprozess begleitet außerdem ein unabhängiges Komitee mit interdisziplinärer Expertise. Das FNG-Siegel ist vom Verbraucherportal www.label-online.de als „sehr empfehlenswert“ ausgezeichnet und in den Warenkorb des Rats für Nachhaltige Entwicklung aufgenommen worden. Außerdem wirkt es mit den anderen nationalen, staatlichen Label-Systemen in einer Arbeitsgruppe im Rahmen des EU-Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums mit und ist mehrfach vom französischen Finanzministerium zur Weiterentwicklung deren Label ISR eingeladen worden.

Detaillierte Informationen zur Methodik enthalten die Verfahrensbedingungen
Weitere Informationen zum FNG-Siegel: www.fng-siegel.org

 

 

 

12. April 2021

 

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Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.

Das FNG (Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.), der Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz, repräsentiert über 200 Mitglieder, die sich für mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft einsetzen. Es verleiht das Transparenzlogo für nachhaltige Investmentfonds, gibt die FNG-Nachhaltigkeitsprofile und die FNG-Matrix heraus und hat das FNG-Siegel für nachhaltige Investmentfonds entwickelt. Das FNG ist außerdem Gründungsmitglied des europäischen Dachverbands Eurosif. www.forum-ng.org

Autor

Roland Kölsch

Portrait Roland Kölsch

Roland Kölsch (Jahrgang 1974, Diplom-Betriebswirt FH) ist seit Januar 2017 Geschäftsführer der Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen (QNG), die u.a. das FNG-Siegel verantwortet. Sie trägt durch die Zertifizierung von Finanzprodukten, durch Gutachten sowie die Entwicklung von Standards und Dienstleistungen zur Qualitätssicherung nachhaltiger Investments bei. Zuvor war Kölsch selbst als konventioneller und SRI-Portfoliomanager tätig (u.a. bei Deutsche Asset Management und Dexia Asset Management), hielt Vorlesungen über das Thema und leitete das Asset Management einer Schweizer Nachhaltigkeitsbank.

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