"Finanzen müssen nachhaltig sein, um als Lösung für unsere aktuellen Herausforderungen zu dienen"

Verantwortung, Transparenz, Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit – basierend auf diesen Kernwerten wurde 2006 die luxemburgische Finance Labelling Agency (LuxFLAG) als unabhängige und internationale Non-Profit-Organisation gegründet, die sich für die Finanzierung einer nachhaltigen Entwicklung einsetzt. Durch die Vergabe eines anerkannten Labels für qualifizierte Anlageformen wie ESG, Environment, Green Bonds, Microfinance und Climate Finance, schafft LuxFLAG Transparenz für Investoren und möchte gleichzeitig sowohl nachhaltige Investments fördern als auch Anlegern die Gewissheit geben, dass die gelabelten Anlageformen selbst in nachhaltige Investments investieren. Im Vorfeld der LuxFLAG Sustainable Investment Week 2021 sprach FondsTrends mit der Vorsitzenden von LuxFLAG, Denise Voss, sowie Geschäftsführer Sachin Vankalas über den aktuellen Stand im Bereich ESG in Luxemburg sowie das Ringen nach mehr Transparenz.

 

FondsTrends: Frau Voss, Herr Vankalas – bitte geben Sie uns eine kurze Einführung im Hinblick auf die Philosophie von LuxFLAG. Worin besteht die erklärte Mission des Unternehmens?

Sachin Vankalas: LuxFLAG, die Luxembourg Finance Labelling Agency, ist eine Non-Profit-Organisation, die 2006 hier in Luxemburg zum Zwecke der Förderung eines transparenten Finanzsektors gegründet wurde. Wir vergeben fünf Labels (oder Zertifizierungen), die sich in die Bereiche Impact und ESG einteilen lassen und wir vergeben sie für Anlageprodukte, das bedeutet Fonds sowie aktive Anleihen im Bereich Sustainable Finance. Unsere Hauptaufgabe liegt darin, insbesondere in Bezug auf das Thema Sustainable Finance durch unsere unabhängigen Labels und Zertifizierungsprozesse mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit für Investoren zu schaffen. Darüber hinaus bieten wir der Branche unsere Expertise und unser Wissen in diesem Bereich auf unserer Plattform für assoziierte Mitglieder an, über die wir Veranstaltungen mit Arbeitsgruppen organisieren, um das Wissen zu teilen und das Bewusstsein für Themen im Zusammenhang mit Sustainable Finance zu schärfen. Unser Labeling-Prozess ist also ein Instrument zur Förderung der Transparenz für Investoren und Vermögensverwalter auf der einen Seite und dient andererseits dem Wissensaustausch, der Weitergabe von Fachwissen sowie der Dynamisierung des Wachstums von Sustainable Finance. So lautet die Mission von LuxFLAG, die wir sowohl in Bezug auf die Mitgliedschaft auf der Plattform als auch im Hinblick auf die Kennzeichnung gleichermaßen anstreben.

Denise Voss: In diesem Zusammenhang ist es interessant festzustellen, dass LuxFLAG und Luxemburg als Land und Finanzplatz schon frühzeitig in das Thema Sustainable Finance eingestiegen sind, was für das starke Engagement sowohl der Regierung als auch des Finanzsektors spricht. Das enorme Wachstum vor allem in den letzten zwei Jahren (92 % allein in den letzten 12 Monaten) ist auf regulatorische Impulse wie beispielsweise den Sustainable Finance Action Plan der EU oder den Green Deal zurückzuführen, aber auch auf die Nachfrage von Investoren. Wir sind überzeugt, in der Zukunft noch mehr Wachstum zu erleben. Die grenzüberschreitende internationale Ausrichtung von LuxFLAG ergibt sich auch aus den Standorten der Investmentfonds, die wir bisher zertifiziert haben. Mittlerweile betreuen wir Investmentfonds aus zehn verschiedenen Jurisdiktionen, überwiegend mit Sitz in Luxemburg, darüber hinaus aber auch Investmentfonds aus neun weiteren Ländern, und zudem Asset Manager aus 17 verschiedenen Ländern. Damit sticht LuxFLAG aus dem Kreis der Wettbewerber heraus.

FondsTrends: Luxemburg beheimatet die Luxembourg Green Exchange (LGX), die weltweit erste dedizierte Plattform für grüne, soziale und nachhaltige Wertpapiere und namhafte Vertreter der hiesigen Finanzindustrie wie Laetita Hamon (Luxemburger Börse) und Nicolas Mackel (Luxembourg for Finance) forderten kürzlich entsprechende, nachhaltige Impulse für die Zeit nach der Pandemie. Wird ESG weiterhin eine derart zentrale Rolle sowohl für Luxemburg im Speziellen als auch auf allgemeiner, nationaler Ebene spielen?

Sachin Vankalas: Unser Anliegen als international tätiger Finanzplatz besteht darin, dass das gesamte Finanzwesen nachhaltig angelegt sein muss – das Finanzwesen darf keinesfalls den bisherigen Weg fortsetzen. Insbesondere im Kontext der aktuellen Pandemie stellt das Finanzwesen keinen Selbstzweck dar. Vielmehr ist es Teil einer Gemeinschaft, Teil der gesamten Herausforderungen, denen wir uns in den Bereichen Soziales, Umwelt und Gesundheit entgegensehen. Das Finanzwesen sollte und muss Teil der Lösungen für diese Herausforderungen sein und es wird daher höchste Zeit für die Finanzbranche, ihre Rolle im Hinblick auf ihren Beitrag zur Gesellschaft und zu unserem Planeten zu überdenken.

Wir sollten aber auch zwischen jenen Akteuren unterscheiden, die einen positiven Beitrag für die Umwelt und die soziale Seite leisten und solchen, die zumindest keine substanziellen Schäden anrichten. Die wesentliche Unterscheidung, die man hier treffen muss, ist: „Wir machen die Dinge richtig“, sprich im Hinblick auf die ESG-Aspekte, bei denen wir alle Prozesse, Richtlinien und Beteiligungen in der Absicht einer nachhaltigen Gesellschaft und eines nachhaltigen Finanzsystems miteinander in Einklang bringen, aber auch im Sinne von „wir machen die richtigen Dinge“, indem wir etwa proaktiv in bestimmte Branchen und Aktivitäten investieren, die einen positiven Beitrag leisten.

Denise Voss: Auch hier gibt es wieder eine luxemburgische Akzentuierung. ESG / Sustainable Finance, wie der Begriff heutzutage lautet, stellt für das Land nichts Neues dar und die Regierung hat sich klar dazu bekannt, ihre Rolle als internationale Plattform für Sustainable Finance weiter auszubauen. Luxemburg ist bereits jetzt der weltweit zweitgrünste Finanzplatz hinsichtlich der Dichte an Expertise, und laut der jüngsten Studie befindet sich ein Drittel der nachhaltigen Investmentfonds in Europa in Luxemburg. Hinsichtlich der Umwandlung des gesamten Finanzwesens in eine nachhaltige Finanzwirtschaft, so wie es derzeit der Trend zeigt, befindet sich Luxemburg in einer idealen Position, um einen wesentlichen Anteil dieser Bewegung zu tragen und dies stellt eine Priorität für die Regierung und alle Ministerien dar. Für LuxFLAG floriert das Geschäft und wir sind in mehreren Arbeitsgruppen vertreten, die in der gesamten Branche sowie auf Regierungsebene eingerichtet wurden: Was die Bildung anbelangt, so müssen wir die Akteure in den Finanzzentren, aber auch öffentliche Investoren über das Thema Sustainable Finance aufklären.

FondsTrends: Wie können Rating-Agenturen wie LuxFLAG dazu beitragen, diesen Trend zu unterstützen?

Sachin Vankalas: Lassen Sie uns aufschlüsseln, was ein LuxFLAG-Label ist: Vermögensverwaltern dient es als Instrument, um ihre Nachhaltigkeits- oder Umweltbilanz darzustellen. Für Investoren oder Vermögensinhaber stellt es ein Instrument dar, um zwischen jenen zu unterscheiden, die sich lediglich darauf berufen, und jenen, die ihren Worten wirklich Taten folgen lassen. Es erleichtert Investoren also die Wahl der Anlagemöglichkeiten. Rating-Agenturen spielen eine eminente und herausragende Rolle bei der Unterstützung von Investitionsentscheidungen. Wenn auf beiden Seiten die Mission verfolgt wird, den Anlegern mehr Klarheit, Transparenz und Glaubwürdigkeit in Bezug auf die von ihnen gekennzeichneten Produkte zu verschaffen und wenn die Siegel alle aktuellen Markttrends und -herausforderungen umfassen, dabei gleichzeitig die Zukunft antizipieren und all das in den Kriterien widerspiegeln, dann trägt das aus Sicht der Vergabe von Gütesiegeln bereits in großem Umfang zur Erleichterung der Anlegerentscheidungen bei. Auch Kleinanleger werden maßgeblich die gesamte ESG-Dynamik vorantreiben; wenn wir ihnen die Arbeit bei der Verwirklichung ihrer Ziele erleichtern könnten, so wäre dies für uns bereits ein großer Erfolg.

Denise Voss: Ganz besonders, wenn wir hier weitermachen. Im Grunde genommen signalisiert ein Label einem Investor: Jemand hat sich mit diesem Fonds befasst und er genügt folglich den Kriterien des ESG-Labels, eines Klimalabels usw. – Mit anderen Worten: Sie kaufen das, was auf dem Etikett steht. Besonders interessant im Zusammenhang mit Sustainable Finance ist, dass der Druck seitens der Investoren wächst. Bislang galt dies vor allem für institutionelle Anleger wie Pensionsfonds, doch nun verlangen immer mehr Privatanleger, allen voran die jüngere Generation, dass sämtliche Finanzprodukte, die sie kaufen, zwingend aus dem Bereich Sustainable Finance stammen. Jüngere Akteure werden diesbezüglich vermutlich auch die ältere Generation beeinflussen.

FondsTrends: In der Vergangenheit mangelte es ESG-Ratings nicht an Kritik. Der Vorsitzende der US-amerikanischen Securities and Exchange Commission (SEC), Jay Clayton, betitelte sie sogar als „unpräzise“. Insbesondere Qualität und Quantität der ESG-Daten wurden dabei als Schwachpunkt angeführt, da die Offenlegung der ESG-Praktiken seitens der Unternehmen freiwillig erfolgt, selten auditiert wird und nicht standardisiert ist. Wie können auf der Ebene der Transparenz die Ratingagenturen und die nationale Gesetzgebung dazu beitragen, dieser Kritik zu begegnen?

Sachin Vankalas: Zunächst gilt es zu unterscheiden, dass sich der Kommentar von Jay Clayton eher mit den ESG-Bewertungen einzelner Unternehmen wie Amazon oder Google befasst. Wir bewerten hingegen keine Unternehmen als solche, sondern Finanzprodukte. Dennoch liegen genügend Belege dafür vor, dass es Unternehmen durch die ESG-/Nachhaltigkeitsperspektive ermöglicht wird, bestimmte Risiken und Chancen zu identifizieren und dieser Prozess hat inzwischen begonnen, sich zunehmend zu formalisieren. Das wiederum veranlasst die Ratings.

Das Aktien-Universum umfasst 50.000 Aktien, so besteht von vornherein eine Einschränkung, wie häufig diese Bewertungen durchgeführt werden können und werden. Als nächstes stellt sich die Frage nach den Daten: Kaum eine Rating-Agentur verfolgt derzeit eine antizipative Methodik und fragt beispielsweise, welche Datenschutzbestimmungen unter der neuen US-Regierung in Kraft treten könnten oder welche Auswirkungen das auf Facebook oder Google zeitigen könnte. Ein weiterer Aspekt betrifft die Frequenz der Daten: ESG ist nicht etwas, das man ein- oder zweimal im Jahr überprüft. Es ist ein tägliches Geschäft und für Ratingagenturen wiederum sehr schwer zu berücksichtigen. Schließlich bleibt noch die Frage der Methodik: Derzeit verfolgt jede Rating-Agentur ihre eigene Methodik, sodass ein und dasselbe Unternehmen aus ESG-Perspektive investierbar und aus der Sicht eines anderen Anbieters nicht investierbar erscheinen kann. Es bleibt also noch eine Menge für uns als Gesamtbranche zu tun, anstatt die Schuld allein auf die Ratingagenturen zu lenken.

Denise Voss: Das Datenmaterial der Rating-Agenturen ist für Vermögensverwalter wichtig, das zudem immer besser wird, da die Unternehmen selbst mehr Arbeit rund um Aspekte wie den ökologischen Fußabdruck leisten. Vermögensverwalter oder Investoren im Allgemeinen müssen natürlich die Ratingdaten nutzen, aber sie sollten sich nicht nur auf die Ratingagenturen verlassen, sondern zusätzliche Informationen suchen. Vermögensverwalter integrieren ESG mittlerweile in ihren Investment-Analyseprozess und ihre Anlageentscheidungen. Aber es geht nicht allein darum, ob ich dieses Rating oder jene drei Ratings nehme und daraus einen Durchschnitt ermittle – es bedarf eines wohlüberlegten Prozesses. Und die Aufsichtsbehörden erwarten daher auch, dass sie nicht bloß blindlings diese Ratings übernehmen. Es findet auch eine interessante Diskussion statt, bei der die Vermögensverwalter sagen, dass sie die Rohdaten gegenüber den Ratings einer Ratingagentur bevorzugen. Man kann nachvollziehen, worauf die Vermögensverwalter hinauswollen, doch verständlicherweise wird das von den Ratingagenturen abgewiesen, da es ja ihr Geschäft ist. Glücklicherweise schließt diese Entwicklung alle Parteien und jeden Aspekt der Wertschöpfungskette der gesamten Branche ein.

FondsTrends: Bei der zweiten Ausgabe der Sustainable Investment Week (#LSIW20), Ihrer Veranstaltungsreihe rund um nachhaltige Themen wie Klimafinanzierung, ESG, Impact Investing und die Sustainable Development Goals, veranstaltete LuxFLAG an fünf Tagen rund 22 Veranstaltungen mit über 1000 Teilnehmern und 50 Referenten. Diese enorme Nachfrage zeigt, wie wichtig Ihre Mission ist – die Förderung und Unterstützung nachhaltiger Finanzen. Und in den kommenden Monaten folgt noch mehr – vor allem im Hinblick auf den EU-Aktionsplan zur Finanzierung eines nachhaltigen Wachstums. Was können wir erwarten und was wird der „Grüne Ausblick“ im Jahr 2021 sein?

Denise Voss: Wir freuen uns sehr, dass die LuxFLAG Sustainable Investment Week bereits nach zwei Ausgaben einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt hat. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass ein großer Teil davon auch auf die Unterstützung der über 90 assoziierten LuxFLAG-Mitglieder zurückzuführen ist. Für sie ist es eine Gelegenheit, sich zu präsentieren, der Gemeinschaft zu vermitteln, was sie tun und in eine Diskussion darüber einzutreten, was noch besser werden kann.

Das ist der Spirit, aus dem heraus die Sustainable Investment Week entwickelt wurde, und ich denke, das begründet ihren großen Erfolg. Die Teilnehmer spüren wirklich, dass sie voneinander lernen und sehen können, was andere tun. Sustainable Finance ist eine Reise, und die Menschen befinden sich in verschiedenen Stadien dieser Reise. Darüber hinaus ist diese “ Lasst uns zusammenarbeiten“-Haltung ein weiterer, typisch luxemburgischer Charakterzug. Sie erlaubt es Marktteilnehmern, miteinander zu konkurrieren und zugleich Informationen zum Gemeinwohl auszutauschen.  Die LuxFLAG Sustainable Investment Week stellt ein weiteres gutes Beispiel für diesen Geist dar und hier in Luxemburg gibt es zahlreiche davon.

Sachin Vankalas: LuxFLAG ist genau der richtige Ort, um diese Gemeinschaft zusammenzubringen. Wir stehen seit über zehn Jahren in Kontakt mit diesen Organisationen, insbesondere und ausschließlich zu dem Thema Sustainable Finance und wir achten besonders darauf, diese Veranstaltungen möglichst inhaltsorientiert anstatt werbeorientiert zu organisieren. Es geht um Markttrends, um gegenseitige Hilfe, um die gemeinsame Basis, die einen Fortschritt für alle erlaubt. In anderen Worten: Die Kernidee dieser Woche besteht darin, dem Thema Nachhaltigkeit eine Plattform zu bieten und es in den Vordergrund der Finanzwelt zu rücken.

Als Vermögensverwalter von überschaubarer Größe kann man es sich schlicht nicht länger erlauben, sich nicht mit dem Thema Sustainable Finance auszukennen und das Jahr 2021 wird weitere Regulierungen und Standardisierungen hervorbringen. Als Europäer verbrachten wir fünf Jahre damit zu verstehen und zu bestimmen, was wir unter “ Sustainable Finance“ verstehen und ich denke, wir nähern uns diesem Ziel. Wie in jeder anderen Branche wird es auch hier Ausbeuter geben, aber es wird auch einen entsprechenden Markteinfluss geben. Natürlich wird es vermutlich auch Greenwashing und SDG-Washing geben – doch umso mehr Greenwashing existiert, desto wichtiger wird LuxFLAG. Zudem gestalten die Menschen ihren Lebensstil zunehmend nachhaltiger, und das bringt jeden ein wenig in Zugzwang: Wenn die Allgemeinheit damit anfängt, entsteht Druck auf die Politik, auf Unternehmen und – letztendlich – auf die Finanzindustrie. Die zentralen Treiber, die Bürger oder die einzelnen Individuen, spielen bereits jetzt eine große Rolle.

FondsTrends: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Wie haben Sie beide die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Veränderungen im Berufsalltag bislang erlebt? Welche Veränderungen sind beständig, bei welchen handelt es sich eher um einen Hype als um einen Trend?

Denise Voss: Kurioserweise fiel mein Ausstieg bei Franklin Templeton mit dem COVID-19-Lockdown zusammen. Nicht mehr täglich ins Büro zu gehen wäre eine große Umstellung gewesen, wenn es nicht jeden getroffen hätte. Der Wechsel in die Position als unabhängiger Vorstand erfolgte daher nur virtuell, was insofern interessant ist, als dass ein Verwaltungsrat ein Kollegium von Einzelpersonen und Fachleuten ist, die aus dem Grund zusammenkommen, um Investmentfonds zu beaufsichtigen. In persönlicher Hinsicht schätze ich mich sehr glücklich und freue mich sehr, in Luxemburg zu sein. In Anbetracht der vorhandenen Ressourcen genießen wir das große Privileg, zum jetzigen Zeitpunkt hier sein zu dürfen. Aus beruflicher Sicht hat die Pandemie einige Dinge vorangetrieben, die das Geschäftsleben erleichtern, beispielsweise die E-Signatur von Dokumenten. Unternehmen werden auch entscheiden müssen, ob sie an der Arbeit in Büros festhalten wollen und/oder Flexibilität durch die Arbeit zu Hause anbieten. Natürlich besteht ein wichtiger Aspekt im persönlichen Gespräch und dem zwischenmenschlichen Element, das man über den PC-Bildschirm nicht erreicht, aber wir erleben die Situation derzeit noch immer und folglich bedarf es diesbezüglich noch einer Menge Arbeit.

Sachin Vankalas: Eine Organisation wie LuxFLAG zu managen, deren Kern die Leidenschaft, der Ehrgeiz und die Motivation für eine nachhaltige Zukunft ausmacht, erfordert ein gewisses Maß an menschlichem Kontakt, was sich in den letzten Monaten als herausfordernd erwiesen hat. Gleichzeitig bot sich die Gelegenheit, Bereiche umzustrukturieren und neu zu entwickeln, in denen wir ein gewisses Maß an Effizienz erkennen konnten, wie zum Beispiel die Förderung der Digitalisierung sowie die Arbeit über gemeinsam genutzte Plattformen, daher ist keineswegs alles verloren.

Letzten Endes fällt das Endergebnis, nachdem wir seit fast einem Jahr so arbeiten wie bisher, positiv oder in mancher Hinsicht sogar überraschend positiv aus. Auch wenn die letzten Monate für alle herausfordernd waren, insbesondere auf der Ebene der menschlichen Beziehungen, haben wir als kleine, agile Organisation unsere neue Arbeitsweise angenommen und sind inzwischen auch belastbarer geworden. Auf persönlicher Ebene gab es ähnliche Schwierigkeiten. Ich schließe mich Denise jedoch an: In Luxemburg zu sein, ist im Hinblick auf persönliche Sicherheit, Gesundheit und Vertrauen das Beste, was einem in dieser Pandemie passieren kann. Ein weiteres positives Ergebnis: Unser Thema gewinnt durch diese Krise spürbar an Bedeutung.

Denise Voss: Was das erwähnte Privileg angeht, so war es recht interessant zu sehen, wie einfach es – vergleichsweise gesehen – für die Finanzdienstleistungsbranche war, auf die virtuelle Arbeit von zu Hause aus umzusteigen. Dennoch existieren natürlich zahlreiche Probleme für Personen, die nicht über diese Art von Privilegien verfügen, wie wir sie genießen. Es bleibt viel zu tun, aber es läuft alles auf „build back better“ hinaus – sogar im Green Deal der EU ist davon die Rede, dass der Übergang zu grüner Energie auf eine integrative Weise erfolgen soll. Das wird hoffentlich geschehen, und wir könnten daran beteiligt sein. Das ist äußerst aufregend!

FondsTrends: Frau Voss, Herr Vankalas, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen beiden alles Gute!

 

15. Februar 2021

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Sustainable Investment Week #LSIW21

LuxFLAG kündigt mit Freude die dritte Ausgabe der #LSIW21 an, eine Reihe an Veranstaltungen, auf der die assoziierten Mitglieder der Plattform ihr Engagement sowie konkrete Aktionen zur Förderung von Sustainable Finance präsentieren. Erfahren Sie mehr über die kommenden Veranstaltungen sowie über die Möglichkeit, noch an der Eventreihe teilzunehmen zu können. Wenden Sich gerne diesbezüglich sowie hinsichtlich weiterer Fragen zu einer Mitgliedschaft bei LuxFLAG, bitte an communications@luxflag.org.
Für zusätzliche Informationen zu den Labels und dem gesamten Zertifizierungsprozess kontaktieren Sie uns gerne unter info@luxflag.org.

Autor

Denise Voss

Denise Voss ist Aufsichtsratsmitlied von Flaggschiff-Fonds der bedeutendsten Fondsinitiatoren.
Frau Voss arbeitete seit 1990 in der Finanzbranche in Luxemburg und verließ im März 2020 nach 25 Jahren Franklin Templeton, wo sie als Conducting Officer und Mitglied des Vorstands der Luxemburger Verwaltungsgesellschaft von Franklin Templeton tätig war. Bevor sie zu Franklin Templeton stieß, arbeitete sie 10 Jahre lang bei Coopers & Lybrand in Boston, USA und Luxemburg. Sie verfügt über eine Massachusetts C.P.A.-Lizenz und erwarb einen Bachelor-Abschluss der Tufts University sowie einen Master of Science in Rechnungswesen der Bentley University. Derzeit ist Frau Voss Vorsitzende von LuxFLAG, einer unabhängigen Agentur, die 2006 in Luxemburg gegründet wurde, um die Finanzierung von nachhaltiger Entwicklung zu unterstützen. Sie ist außerdem Vorsitzende der EFAMA Investor Education Plattform, war unter anderem Vorsitzende der ALFI von 2015-2019, ein Mitglied des ALFI-Vorstandes von 2007-2019 und gehört gegenwärtig dem strategischen Ausschuss der ALFI an.

Autor

Sachin Vankalas

Sachin Vankalas arbeitet als Geschäftsführer von LuxFLAG - der Luxembourg Finance Labelling Agency, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Kapitalbildung im Bereich Sustainable Finance zu fördern, indem sie ein anerkanntes Siegel an geeignete Anlageprodukte vergibt.
Als Geschäftsführer leitet Herr Vankalas das gesamte Team der Agentur und trägt die Verantwortung für die Kunden- und Geschäftsbereiche des Unternehmens, einschließlich der Strategie und des Ressourcenmanagements von LuxFLAG. In dieser Funktion obliegt ihm auch die Entwicklung strategischer Ziele und die Sicherstellung ihrer effektiven Umsetzung. Herr Vankalas stieß 2011 zu LuxFLAG. Zuvor arbeitete er fünf Jahre lang bei einer Schweizer Vermögensverwaltungsgesellschaft und war zuvor bei einer internationalen Ratingagentur tätig.
Herr Vankalas gilt als anerkannter Experte für Sustainable Finance und wird regelmäßig zu Fachfragen konsultiert und herangezogen. Er ist Mitglied des HCPF, ALFI und ABBL Technical Committees on Sustainable Finance, Dozent für Sustainable Finance an der Universität Luxemburg und aktives Vorstandsmitglied des International Climate Finance Accelerator (ICFA), Inclusive Finance Network (InFiNe) sowie der European Microfinance Platform (e-MFP).
Herr Vankalas besuchte die Harvard University & NYU Stern, absolvierte dort Führungsprogramme in den Bereichen Finanzen und Nachhaltigkeit und erwarb einen Master of Science in Banking and Finance an der Luxembourg School of Finance.

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