Performer: Zuletzt saßen wir vor knapp 2 Jahren zum 15. Firmenjubiläum an ähnlicher Stelle zusammen. Wenn wir die „damalige Patriarch“ mit der „heutigen Patriarch“ vergleichen, scheint kaum ein Stein auf dem anderen geblieben zu sein. Viele neue Produkte, neue Vertriebs- und Kommunikationswege, neue Partnerschaften und veränderte Schwerpunkte zeichnen das gefühlte Bild der letzten 24 Monate. Täuscht dieser Eindruck, Herr Fischer, oder hat sich wirklich so viel getan?
Fischer: „Es ist zunächst einmal immer sehr spannend wie Externe unsere Entwicklung wahrnehmen, daher Danke für dieses Feedback. Als Interner und Verantwortlicher erscheint einem ja die eigene Firmenstrategie als nie endender immer wieder fein zu justierender Prozess und niemals als Stichtagsbetrachtung. Aber es stimmt schon in den letzten beiden Jahren hat sich vermutlich besonders viel verändert. Die Entwicklungsgeschwindigkeit darf eben nicht nur um uns herum ständig zunehmen, sondern ebenso innerhalb unseres Unternehmens. Das war schließlich immer schon das größte Asset der Patriarch, dass wir flexibler, kreativer und schneller als andere agieren.“
Performer: Wenn Sie sagen, dass solche Veränderungen bei der Patriarch auch vorher schon immer der Fall waren, haben Sie dazu einige Beispiele aus der Firmenvergangenheit?
Fischer: „Wie schon gesagt, gehört dazu in regelmäßigen Abständen die eigene Firmenaufstellung in Abgleich mit dem Markt und den Mitbewerbern zu hinterfragen. So setze ich mich mindestens einmal im Monat ausschließlich mit der immer gleichen Aufgabenstellung auseinander: „Was würde ich heute mit Sicherheit anders machen, wenn ich die Patriarch genau jetzt neu gründen würde?“ Dieser ungetrübte Blick losgelöst von den derzeitigen Rahmendaten ist entscheidend für die Entwicklung der Grundvision und der darauf fußenden Strategie. Daher stand die Patriarch auch noch nie still und wird es auch niemals tun. Die Patriarch befindet sich wie ihr Markt und ihr Wettbewerb in einer ständigen Metamorphose. So fand ich bespielsweise in 2007 eine Patriarch vor, die ausschließlich im Fund-of-funds-Segment positioniert war und deren Assets und Kundschaft sehr, sehr überschaubar waren. 2010 kam dann beispielsweise der Versicherungsbereich dazu, der bis heute eine der tragenden Säulen des Unternehmens ist. Im Jahr 2014 entschieden wir uns für den Einstieg in das Segment der Aktienfonds. Die „Internationalisierung“ der Patriarch begann 2015. Da übernahmen wir auch die ersten vertrieblichen Fremdfondsmandate und 2017 schalteten wir unseren Robo-Advisor truevest live. Diese Punkte sind natürlich nur eine Auswahl von elementaren Weichenstellungen in der Vergangenheit. Nicht jede Maßnahme hat gleich gut funktioniert, aber die permanente Weiterentwicklung war schon immer unser Markenzeichen.“
Performer: Gibt es denn auch konstante Facetten im Unternehmensbild der Patriarch?
Fischer: „Natürlich. Da ist an allererster Stelle unser Team. Ob Innen- oder Aussendienst, unsere Kunden freuen sich seit vielen Jahren über konstante, kompetente und vertriebsorientierte Ansprechpartner. Das gilt ebenso für die Eignerebene der Patriarch. Unsere Mutter, die FinLab AG (inkl. der Historie des Vorgängerunternehmens Altira AG), hat sich ebenfalls nie verändert. Auch unsere Hauptpartnerschaften wie z.B. die mit der Consortia Vermögensverwaltung AG, der DJE Kapital AG, der StarCapital AG, der Augsburger Aktienbank AG, Hauck & Aufhäuser u.v.m. könnten stabiler nicht sein. Auch auf der Produktebene finden sich solche Statements. Unser Ur-Konzept vom ersten Gründungstag an, die PatriarchSelect Fondsvermögensverwaltung, ist heute immer noch ein wichtiger Baustein unseres Geschäftes. Und natürlich, an allererster Stelle unsere Kunden. Die allermeisten Kundenbeziehungen der Patriarch existieren schon länger als 10 Jahre. Somit ist bei aller Innovation die Konstanz in anderen Dingen ein ebenso wichtiger Faktor für uns.“
Performer: Sie haben vor einem halben Jahr ein viel beachtetes und provokantes Interview zum von Ihnen geprägten Begriff der „Corona-Evolution“ und damit zu den unternehmerischen Chancen aus dieser Krisen-Situation gegeben (für alle, die 8 Minuten Zeit haben hier noch einmal zum Reinschauen hinter dem QR-Code – es lohnt sich). Nun sind wir 6 Monate weiter und sehen bei der Patriarch zahlreiche Veränderungen insbesondere in der Produktpalette. Haben Sie hier Ihren eigenen Worten Taten folgen lassen? Oder wie groß war der Einfluss der Corona-Krise wirklich auf die Patriarch?
Fischer: „Corona hat natürlich auch uns bei der Patriarch stark getroffen. Wenn Sie Tausende von Fondskunden haben und dann fällt der Aktienmarkt gemessen am DAX um 40% in 5 Wochen, ist das kein Spaß und warf auch unser Unternehmen zunächst erst einmal zurück. Unsere starke aktuelle Neupositionierung hatten wir aber schon deutlich vorher über das ganze Jahr 2019 aufgenommen. So hatten wir als erste Ergebnisse daraus bereits vor Corona zum Jahresanfang unsere neue HDI TwoTrust Invest „Best of Patriarch“-Police und die Partnerschaft mit THE DIGITAL LEADERS FUND gestartet und verkündet. Allerdings kamen uns die gut 4 Monate Corona-Stillstand perfekt zu passe, um die weiteren laufenden Projekte, wie die Partnerschaft mit der Mediolanum International Funds Limited, oder Liontrust mit Blick auf den neuen Patriarch Liontrust Managed Portfolio Service, sowie den Vertriebsauftrag für den HAC Marathon Stiftungsfonds in Ruhe zu finalisieren. Somit war Corona tatsächlich eine extrem kreative Zeit für uns, auch wenn die Initialzündungen zu den neuen Patriarch-Ideen deutlich vorher lagen. Und dies war auch schlicht und einfach meine zentrale Botschaft im zitierten Interview – einen unverschuldeten Rückschritt nutzen, und daraus mit viel Engagement und Kreativität einen Turbo für die Zukunft zu zünden.“
Performer: Was macht Sie an der vielschichtigen Neuausrichtung der Patriarch (viele der neuen Produktideen stellen wir ja in diesem Performer vor) besonders stolz?
Fischer: „Ich denke, dass ist eindeutig die Internationalisierung der Produktpartnerschaften, die wir mittlerweile erreicht haben. Und damit natürlich die hohe Qualität, die wir unseren Kunden darüber bieten können. Habe ich die Patriarch noch vor 13 Jahren als kleines zartes, nur regional bedeutendes, deutsches Pflänzchen vorgefunden, so ist aus ihr mittlerweile ein großer stabiler Baum mit Verästelungen zu vielen Top-Adressen des europäischen Auslands geworden. Neben AXA als langjährigem französischen Partner der Patriarch, hat sich mit der Mediolanum International Funds Limited ein irischer Fondsriese mit 43 Mrd. € AuM für die Patriarch als Partner entschieden. Oder mit Liontrust ein weiteres Milliardenlabel und noch dazu DER führende Fondsvermögensverwaltungsanbieter auf der britischen Insel – und das in Zeiten des BREXIT. Damit haben wir das Versprechen an unsere Kunden, dass diese über die Patriarch Finanzlösungen erhalten, wie diese ansonsten nur sehr vermögenden europäischen Investoren zur Verfügung stehen, einmal mehr gehalten. Wir spielen kurz gesagt zum Wohle unserer Kundschaft mittlerweile in einer völlig anderen Liga als zu unseren Anfängen. Die Partnerschaften mit Mediolanum und Liontrust sind dazu ganz klare Ausrufezeichen.“
Performer: Wir haben mal nachgeschlagen, Herr Fischer. Vor sieben Jahren, zum Zehnjährigen der Patriarch, hatten Sie als ein nummerisches Ziel über mittlere Sicht Assets under Control von gut 500 Millionen Euro als anzustrebende Marke ausgerufen. Wo sehen Sie sich da heute?
Fischer: „Corona hat uns hier zwar ein wenig vom Spitzenwert zurückgeworfen, doch diese Marke haben wir schon längst hinter uns gebracht. Per 31.8.2020 verwalten wir ungefähr 255 Millionen € eigene Assets und halten den Vertriebsauftrag für ca. 550 Millionen € Fremdassets über unsere Vertragspartner. Dabei rechnen wir in allen Mandaten immer nur die deutschen und österreichischen Assets. So beispielsweise für die beiden GAMAX-Fonds, statt knapp 600 Millionen Gesamtvermögen in Summe in beiden Fonds, nur den Anteil von knapp 200 Millionen, der unter unsere Betreuung fällt. Somit wäre der nächste anzustrebende Schritt an Assets under Control wohl nun von derzeit gut 800 Millionen€ auf möglichst eine 1 Milliarde €. Übrigens, auch an diesem Beispiel sieht man, wie radikal sich das Geschäftsmodell der Patriarch verändert hat. So gab es bei meiner Aussage 2013 den Bereich des Fremdfondsvertriebes noch gar nicht. Und heute macht er sogar den deutlich größeren Bereich der Assets under Control aus. Entscheidend ist jedoch, dass darüber unsere Produktpalette für unsere Kunden noch einmal deutlich attraktiver geworden ist.“
Performer: Bleiben wir bei ihren Kunden. Welche genauen Zielgruppen in der Kundschaft sehen Sie für jedes der neuen Produkte?
Fischer: „Sowohl die Mediolanum-Fondspalette, als auch THE DIGITAL LEADERS FUND und der HAC Marathon Stifungsfonds, wenden sich natürlich an die verbleibenden Fondspicker im Markt, die attraktive Zielinvestments suchen. Die beiden Letztgenannten sehe ich hier in unterschiedlichen Risikoneigungen insbesondere auch bei kostensensiblen Beratern im Einsatz. Die Mediolanum-Fondspalette wendet sich eher an stark monetär interessierte Berater. Mit Bestandprovisionen um 1% p.a. sind die Fonds finanziell sehr attraktiv. Und trotz dieser grundlegend höheren Kostenstruktur verbringt das Mediolanum-Multi-Manager-System wahre Fondsrosinen. Liontrust dagegen, wendet sich genau an die Gegenseite des Fondsgeschäftes. Nämlich an all diejenigen, die aufgrund der FinVermV oder der BAFin-Regulierung dem Fondspicking abschwören werden und lieber auf gute Fondsvermögensverwaltungen setzen. Unsere HDI-Labelpolice dagegen hat Investoren im Blick, die die besten Patriarch-Ideen in einer Police bündeln wollen. Dabei haben wir ganz besonders auf keinerlei Überschneidungen mit der AXA geachtet. Daher auch hier eine klare Positionierung – nämlich ausschließlich Privatvorsorgegeschäft in der dritten Schicht.“
Performer: Bei so viel Neuem, Herr Fischer – muss man sich Gedanken um die bisherigen Lösungen machen? Behalten Sie diese auch weiterhin im Fokus?
Fischer: „Keine Sorge. Nicht umsonst arbeiten wir aktuell so intensiv an einer potentiellen Neuerung für unser beliebtes Trend 200-System. Eben gerade deshalb, weil es uns so wichtig ist und in keinerlei Konkurrenz zu den neuen Ansätzen steht. Im Gegenteil, ich sehe hier nur Synergien. Auch unsere A&A Superfonds-Police haben wir gerade erstmals für viele ausgewählte Partner und Ideen neu geöffnet. Denn auch nach 10 Jahren haben wir hier noch viel vor. Also seien Sie versichert unsere bewährten Lösungen verlieren wir ganz sicher nicht aus dem Auge.“
Performer: Wie fühlt sich die Neuaufstellung der Patriarch nun abschließend für Sie an?
Fischer: „Offen gesagt, freut man sich, dass man endlich mal ein wenig durchatmen kann. Denn an einigen der Projekte, wie z.B. Liontrust oder Mediolanum haben wir gut 1,5 Jahre gearbeitet. Viele Hürden und Herausforderungen mussten über diese lange Zeit genommen werden. Der Arbeitsaufwand, das Engagement und auch der Stresspegel waren zuletzt schon enorm. Da ich stets einen hohen Qualitätsanspruch habe, kostet das oft einfach Nerven und erfordert manchmal auch ein wenig Geduld (nicht unbedingt meine Stärke). Die Finalisierung eines solchen Prozesses hat dann schon etwas von dem Erlebnis einer Geburt. Man steht ein wenig staunend und überglücklich vor dem finalen Ergebnis. Wenn die erarbeiteten Lösungen nun auch noch unseren Kunden gefallen und diesen den gewünschten Mehrwert liefern, hat sich aber jede Anstrengung gelohnt.“
Performer: Was liegt nun als nächstes an? Schon wieder neue Projekte in der Pipeline, Herr Fischer?
Fischer: „Aktuell wollen wir erst einmal die neuen Produktbotschaften zu unseren Kunden bringen und erläutern, wo die besonderen USPs dieser neuen Lösungen für die Finanzberater stecken. Nach so einem gefühlten Quantensprung steht nun erst einmal ein wenig Konsolidierung an. Doch wie schon zuvor aufgezeigt, hält das bei der Patriarch nie lange Zeit an.“
Performer: Herr Fischer, wir bedanken uns für dieses spannende Update und wünschen der Patriarch bei all den neuen Lösungen, über die wir auch in diesem Performer an verschiedenen Stellen berichtet haben, allen erdenklichen Erfolg.
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Dieser Text stammt von performer – das Investmentmagazin, veröffentlicht im Oktober 2020
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Dirk Fischer
Dirk Fischer ist Geschäftsführer der Patriarch Multi-Manager GmbH in Frankfurt. Seit 2007 führt er den unabhängigen Produktentwickler, welcher für seine Konzepte stets die favorisierten Manager am Markt mit dem jeweiligen Asset Management seiner verschiedenen Produktideen beauftragt. Der Dipl.-Bankbetriebswirt begann seine berufliche Karriere im Private Banking der Deutschen Bank AG. Danach war er sechs Jahre als Vertriebsleiter und Prokurist beim Maklerpool Jung, DMS & Cie. AG für die Betreuung von unabhängigen Finanzdienstleistern verantwortlich. Seit 2014 ist er gefragter Referent in der exklusiven Rednervereinigung „Speakers Excellence“. Im Bereich der Top100-Unternehmer im Kreise von Persönlichkeiten wie Wolfgang Grupp, Dietmar Hopp oder Günter Netzer belegt er den Themenbereich Unternehmensaufbau und -entwicklung.