Unser Klima spielt verrückt
Die Konzentration klimaschädlicher Gase in unserer Atmosphäre ist so hoch wie seit mindestens 800.000 Jahren nicht mehr. Bereits zum heutigen Tag hat sich die Temperatur auf unserem Planeten um ca. 1° Celsius gegenüber vorindustriellen Zeiten erhöht. Auswirkungen dieser Veränderung sind schon heute zu beobachten: großflächige Waldbrände in Kalifornien und Australien, starke Niederschläge, Überschwemmungen in Venedig und Erdrutsche in den Alpen – fast täglich berichten Medien über neue Negativrekorde, die unser Wetter aufstellt.
Staatliche Abkommen
Um dem entgegenzuwirken, oder den Schaden wenigstens so gut wie möglich zu begrenzen, haben sich die Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinigten Nationen im Dezember 2015 in Paris gemeinsam darauf verständigt, die Erderwärmung auf deutlich unter 2° Celsius zu begrenzen. Die EU-Kommission peilt zusätzlich an, die Treibhausgasemissionen bis 2050 auf netto Null zu senken. Neben dem polarisierenden Thema des Klimaschutzes nimmt in unserer Gesellschaft die Forderung nach einem nachhaltigeren Denken und Handeln im Allgemeinen zu. Die UN hat zu diesem Zweck die Sustainable Development Goals (SDGs), zu Deutsch Ziele für nachhaltige Entwicklung (17 Ziele) vorgestellt, die zu einer nachhaltigeren Entwicklung beitragen sollen. Die Bandbreite der formulierten Ziele ist groß: Bekämpfung von Armut und die Gleichstellung der Geschlechter finden dort ebenso einen Platz wie die Forderung nach nachhaltigeren Produktions- und Konsumweisen.
Bedeutung für die Wirtschaft
Damit die Erfüllung solch klimapolitischer und nachhaltiger Ziele gelingt, muss die Politik ihren Beitrag leisten und sämtliche betroffenen Wirtschaftssektoren zu einem nachhaltigeren Wirtschaften zu bewegen. Hierzu gehört die Reduzierung von Treibhausgasen, eine nachhaltigere Versorgungskette, der verantwortungsvolle Umgang mit unseren Ressourcen und weniger Einsatz von Plastikerzeugnissen. Die Liste mag einem endlos vorkommen.
Neben politischen Rahmenbedingungen, die Anreize zu nachhaltigerem Handeln setzen, tragen auch Verbraucher und Unternehmen eine große Verantwortung. Was Verbraucher konsumieren, beeinflusst auf der einen Seite die Ausrichtung der Unternehmen. Auf der anderen Seite entscheiden Verbraucher mit ihren freien monetären Mitteln, welche Unternehmen sie bei Ihrer Geschäftstätigkeit unterstützen wollen. Kapital fließt grundsätzlich dorthin, wo es am attraktivsten einsetzbar ist. Doch dort stellt sich die Frage, ob sich die Attraktivität nur noch am Gesichtspunkt der Rendite messen lässt, oder ob die Art und Weise der Renditeerzielung weiter in den Mittelpunkt unseres Denkens rückt.
Asset- und Fondsmanager als entscheidende Player
Asset- und Fondsmanager nehmen mit ihrer monetären Verteilungsfunktion innerhalb dieser Diskussion eine bedeutende Position für mehr nachhaltiges Wirtschaften ein. Mit ihren Investmententscheidungen steuern sie hohe Summen in die von ihnen präferierte Richtung. Entscheidet sich der Fondsmanager, das ihm anvertraute Geld nachhaltig anzulegen, profitieren jene Unternehmen, die sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen.
Doch hier drängt sich unweigerlich die erste Frage auf: Wie finde ich als Finanzintermediär heraus, ob ein Unternehmen nachhaltig handelt? Wer garantiert diese Nachhaltigkeit, wo der Begriff an sich noch nicht einmal geschützt ist?
Nachhaltigkeitsratings
Hier bieten sich Ratings an, um Unternehmen anhand nachhaltiger Gesichtspunkte zu bewerten. Stimmt die Nachhaltigkeitsbewertung eines Unternehmens mit der Vorstellung des Investors überein, kann dieser in das entsprechende Unternehmen investieren. In diesem Kontext hat sich der Begriff ESG (Environmental, Social, Governance) etabliert.
Mit einem ESG-Rating kann also nachvollzogen werden, wie stark sich ein Unternehmen in den drei Bereichen engagiert. Neben dem Klima- und Umweltschutz können mit einem ESG-Rating unternehmerische Bemühungen auch in den Bereichen „Social“ und „Governance“ quantifizierbar gemacht werden. Das Rating wird von verschiedenen Anbietern wie oekom-Research, imug Rating, Sustainalytics und Inrate erstellt. Darüber bieten auch etablierte Finanzdienstleister wie MSCI, Bloomberg oder Thomson ESG-Ratings von Unternehmen an.
Erfahren Sie hier mehr zum ESG-Nachhaltigkeitsrating.
Nachhaltigkeitssiegel
ESG-Ratings sind also gut geeignet, um auf der Ebene des Asset- oder Fondsmanagers als Hilfestellung für eine nachhaltige Investmententscheidung zu dienen.
Anleger, die ihr Geld nun nachhaltig investieren wollen, können jedoch nur schwer sagen, ob der dafür angepeilte Fonds auch tatsächlich nachhaltig ist. Schließlich kann jeder einen Fonds als nachhaltig deklarieren.
Um diese Informationsdivergenz zwischen Asset- oder Fondsmanager und Anleger zu überwinden, existieren Nachhaltigkeitssiegel.
Ziel dieser Siegel ist es, einen Fonds verlässlich als nachhaltig zu klassifizieren. Der Unterscheid zwischen Ratings und Siegeln besteht also erstens in der Bedeutung für die Zielgruppe. Zweitens ist ein Siegel vergleichbar mit einer Auszeichnung, während ein Rating eine quantifizierte Darstellung der aktuellen Situation ist – die sowohl gut als auch schlecht sein kann. Bewirbt sich nun ein Fonds um ein Siegel und tut dies sogar erfolgreich, sendet das ein starkes Signal an Anleger, die auf der Suche nach nachhaltigen Fonds sind. Zu den wichtigsten Siegeln in Europa zählen das luxemburgische Label LuxFLAG, das französische ISR, das skandinavische Nordic Swan Ecolabel und das deutsche FNG-Siegel.
Das FNG-Siegel
Bewirbt sich ein Fonds um das FNG-Siegel, so hat er bestimmte Mindestanforderungen zu erfüllen. Diese reichen von einem transparenten Investment- und Research-Prozess hin zu diversen Nachhaltigkeitskriterien. Zusätzlich zu diesen Mindeststandards existiert ein Stufenmodell, das als Extraauszeichnung fungiert. So können Fonds zusätzlich mit ein bis drei Sternen ausgezeichnet werden, wenn sie überdurchschnittlich gut abschneiden. Hierfür sind weiterführende Bewertungskriterien wie Produktstandards, Impact und die institutionelle Glaubwürdigkeit von Bedeutung.
Durch den strengen Bewertungsprozess wird sichergestellt, dass der als nachhaltig deklarierte Fonds auch wirklich nachhaltig ist. Ein Fonds muss sich jedes Jahr erneut um das Siegel bewerben und wird dementsprechend jedes Jahr neu auf seine nachhaltige Ausrichtung überprüft.
Transparenz als zentraler Baustein
In dem noch sehr unübersichtlichen „Nachhaltigkeitsdschungel“ ist die Transparenz eines Fonds von zentraler Bedeutung. Nur durch Transparenz lassen sich ernst gemeinte Nachhaltigkeitsansätze von so genanntem „Greenwashing“ – also dem Versuch, sich durch öffentlich- und medienwirksames Auftreten als nachhaltig deklarieren zu wollen – unterscheiden.
Zu diesem Zweck existieren Transparenzlogos, mit deren Hilfe die Einhaltung von Transparenzkodizes bescheinigt wird. So verschreiben sich Unterzeichner des Europäischen Transparenzkodex den folgenden Grundsätzen:
- Qualitätssicherung durch Transparenz
- Anleger sollten wissen, worin sie investieren
- Erhaltung des vielfältigen Spektrums nachhaltiger Geldanlage
- Keine Vorgaben ethischer Standards
- Keine Vorgaben zum Portfolio
Fazit
Wer als Anleger sein Geld nachhaltig investieren möchte, sieht sich mit einem stetig wachsenden Angebot an Möglichkeiten konfrontiert. Ratings, Siegel und Kodizes können dabei helfen, qualitative Unterschiede aufzudecken. Man muss jedoch um die Bedeutung jedes Siegels wissen und darum, ob der Prüfmechanismus dahinter zuverlässig und hochwertig ist. Stimmen alle Faktoren des Fonds, dann lassen sich Nachhaltigkeit und Rendite schon heute problemlos kombinieren.
17. Dezember 2019
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Das Team
Hinter der Selection Asset Management GmbH stehen die Geschäftsführer Jörg Scholl, Claus Weber und Mato Krahl mit Ihrem Team. Gemeinsam blicken wir auf mehr als sechs Jahrzehnte Erfahrung in der Finanzindustrie zurück, in der wir Vermögenswerte von mehr als 4 Milliarden Euro verwaltet und betreut haben. Als bankenunabhängige Berater sind wir nicht nur Dienstleister, sondern verlässliche Partner unserer Mandanten, die ihr Vermögen unter der Prämisse des Vermögenserhalts und der Vermögensmehrung nachhaltig investieren wollen.
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Die Selection Asset Management GmbH ist ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zugelassenes Finanzunternehmen. Unser Schwerpunkt liegt in der Entwicklung individueller Anlagestrategien für liquide Vermögen von institutionellen Mandaten und hochvermögenden Privatkunden. Als banken- und produktunabhängiges Finanzunternehmen können wir Ihre Risikovorgaben und Renditeanforderungen an das verwaltete Portfolio optimal umsetzen. Unsere langjährige Erfahrung im institutionellen Fondsmanagement bildet die Grundlage für die Umsetzung Ihres speziellen Mandates.
Jörg Scholl
Jörg Scholl ist seit mehr als 27 Jahren Experte im Bereich Fonds- und Asset Management, mit Schwerpunkt Aktien und Derivaten. Nach seinem Studium an der EBS Universität für Wirtschaft & Recht und einer mehrjährigen Tätigkeit bei EY Wirtschaftsprüfung folgten 4 Jahre im Aktienfondsmanagement der DWS und 6 Jahre als Fondsmanager intern. Aktien bei der Activest (später Pioneer). Ab dem Jahr 2000 war Jörg Scholl Leiter Portfoliomanagement bei Hauck & Aufhäuser Privatbankiers und ab 2005 Gründungsgeschäftsführer und Fondsmanager der Hauck & Aufhäuser Asset Management GmbH in München. In der Spitze verantwortete er bis zu 3,5 Mrd. EUR Asset under Management und 7 Mrd. EUR Asset under Administration. Als spezialisierter Individualanbieter arbeitete H&A Asset Management bis Ende 2014 mit 14 KAVGen und 12 Depotbanken zusammen. Seit 2015 ist Jörg Scholl Geschäftsführer der Selection Asset Management GmbH.
Claus Weber
Claus Weber ist seit mehr als 27 Jahren Experte im Bereich Fonds- und Asset Management. Er startete seine Karriere 1991 im SwissRe-Konzern und verantwortete dort über 10 Jahre hinweg verschiedene Assetklassen (den Bereich Fixed-Income, über Aktien bis hin zu Wandelanleihen).
Als Gründungsgeschäftsführer der Hauck & Aufhäuser Asset Management GmbH zeichnete er seit 2005 in der Spitze für bis zu 3,5 Mrd. EUR Assets under Management verantwortlich und managte dabei als verantwortlicher Fondsmanager zahlreiche Spezialfonds- Mandate. Seit 2015 ist Claus Weber Geschäftsführer der Selection Asset Management GmbH. Als persönliche Auszeichnungen erhielt er den Lipper Fund Award 2010 (Bester Wandelanleihen-Fonds über 5 Jahre) und den EUR Fund Award 2015 - 10 Jahre (2. Platz in der Kategorie „Wandelanleihen Europa“).