„Cannabinoide Forschung und Innovation - Deutschland war das leuchtende Beispiel in den letzten fünf Jahren“

„Rationale Regulierungen, wissenschaftliche Expertise und Versicherungsschutz sind die Treiber dieser nächsten und bedeutendsten Bewegung dauerhafter Vermögensbildung“. Basierend auf dieser Trias verspricht das in Paris ansässige Unternehmen ÓSKARE CAPITAL auch in unsicheren Zeiten hohe Renditen und legte im Juni 2020 den in Dublin ansässigen Investmentfonds OSKARE FUND I auf, der sich vor allem auf Investitionen in die Entwicklung von medizinisch-pharmazeutischen cannabinoid-basierten Produkten, die dazugehörige Infrastruktur, evidenzbasierte Lösungen sowie bahnbrechende Technologien innerhalb der globalen medizinischen Cannabinoid-Industrie konzentriert. FondsTrends sprach mit dem Visionär und Mitgründer Bruce Linton über die Gründe, warum gerade Europa ein ideales Umfeld für Forschung und aufstrebende Märkte darstellt, über aktuelle regulatorische Trends und darüber, wie die Sprachgewalt unseren fundamentalen Ausblick prägt.

 

FondsTrends: Herr Linton, Ihr Weg führte Sie von Hightech über Dot-Com und Infrastruktur und schließlich zu Cannabis. Wie kam es zu dieser Entwicklung? Was ist die Philosophie hinter OSKARE?

Bruce Linton: Meiner Meinung nach sollte man immer einen Blick auf die Politik und die öffentliche Wahrnehmung werfen und darauf, wie sich die großen Dinge verändern, denn das sind die wirklichen Chancengeber. Hightech zum Beispiel entstand durch verschiedene Absichten wie die Deregulierung der Monopol-Telefonanbieter. Wir beschäftigten uns mit Infrastruktur, weil die Menschen damals schnell in die Städte zogen, und an manchen Orten lebte die Mehrheit der Menschen in nicht-städtischen Umgebungen und es gab eben einen Bedarf an Infrastruktur. Als ich mich mit Cannabis-Psychedelika und der Mitgründung von OSKARE beschäftigte, sah ich vor etwa einem Jahrzehnt, dass sich der regulatorische Rahmen und die öffentliche Wahrnehmung von Cannabinoiden und anderen Wirkstoffen, die wir als Psychedelika bezeichnen, ändern würden, denn bis dahin sprach man noch von verbotenen Molekülen, die sehr effektiv die menschliche Wahrnehmung von Dingen beeinflussen.

Milliarden von Dollar wurden von der Pharmaindustrie ausgegeben, um neue Moleküle zu erfinden, während schon bestehende Moleküle verboten waren. Warum fangen wir nicht mit dem an, was wir bereits haben und was funktioniert, und modifizieren es?
Der Grund, warum OSKARE für mich so viel Sinn machte, ist, dass Europa die beste öffentliche Politik hat und eine öffentliche Wahrnehmung bietet, die von wissenschaftlichen Bemühungen lebt, und demnach herausfinden möchte, wie bestimmte Dinge funktionieren. In Europa sind Fakten Tatsachen, die auf wissenschaftlicher Basis behandelt werden, und wenn ich nach Deutschland gehe, kann ich Lizenzen bekommen, um zu arbeiten und medizinische Inhaltsstoffe zu kreieren, die dann in den medizinischen Produkten durch einen ganzen Prozess laufen können. So einen Weg habe ich in Amerika nicht. In Amerika sind sie immer noch föderal illegal. Die meisten Ressourcen können also nicht genutzt werden und sehr großen Unternehmen bleibt die Teilnahme von vornerein verwehrt.

FondsTrends: Der Fonds investiert ausschließlich in europäische Unternehmen. Warum Europa und warum gerade jetzt?

Bruce Linton: Nun, wenn wir diese genannten Parameter hinsichtlich ihrer Investitionen analysieren, würde sich zeigen, dass fast alle Möglichkeiten in Europa angesiedelt sind. Wenn wir einen zweiten Parameter hinzunehmen, nämlich ein Team, Wissenschaft und eine vernünftige Bewertung, dann sitzen die Chancen dazu fast zu 100 % in Europa, also ist dies standardmäßig oder zumindest aufgrund der beiden Variablen ein Fonds mit Sitz in Europa, der versucht, in Europa zu investieren und dann die daraus resultierenden Produkte zu globalisieren. Ich denke, die Art, wie ein Deutscher schläft, ist nicht wirklich anders als die Art, wie ein Amerikaner oder Kanadier schläft. Wenn man als ängstlicher Mann im Alter von 40 Jahren schlecht schläft, ist der Akzent irrelevant.

FondsTrends: Die Cannabis-Forschung der dritten Generation steht im Mittelpunkt des Investitionsprozesses. Manche sprechen von „Psychedelika“, während Sie „Neuromedizin“ zu bevorzugen scheinen. Worin besteht genau der Unterschied?

Bruce Linton: Wenn jemand Psychedelika sagt, dann denken viele Leute an die Musik von Jimi Hendrix. Ein Gespräch, in dem jemand über Neuromedizin spricht, ist sehr viel anerkannter oder sagen wir zulässiger als ein Gespräch über Psychedelika. Die Leute wollen nichts von THC, CBD, Marihuana oder Unkraut hören, auch wenn all diese Begriffe das gleiche Thema erfassen mögen. Aber wenn man über Cannabinoide spricht, ist es möglich, über das Potenzial der vielfältigen Palette, die es gibt, zu sprechen, ohne dass man sofort Vorurteile von Leuten erfährt, die den Geruch eines brennenden Joints nicht mögen. Ich denke, das ist sehr wichtig. Lassen Sie uns Worte wählen, die zu Gesprächen oder möglicherweise Diskussionen über die Ergebnisse führen, die angestrebt werden. Sie werden oft Gemeinsamkeiten mit Menschen finden, da wir alle leider Menschen kennen, die vielleicht die gleichen Herausforderungen erlebt haben, die wir selbst gerade zu lösen versuchen. Worte sind wichtig. Wir sollten unser Vokabular sorgfältig auswählen, denn es beeinflusst definitiv das Gespräch, das wir führen.

FondsTrends: Sie sprachen bereits davon. Was unterscheidet den europäischen Markt für medizinisches Cannabis vom amerikanischen Markt? Was sind die größten Vorteile, und was die Hindernisse? Wenn Sie sich auf die drei wichtigsten beschränken.

Bruce Linton: Erstens ist es in Europa staatlich legal und in den USA überall illegal. Zweitens ist die öffentliche Wahrnehmung in den USA und zum Beispiel in Deutschland völlig unterschiedlich. Drittens ist jeder angebotene Artikel in Deutschland oder in jedem europäischen Land legalisiert. Sie können sicher sein, dass Sie immer das Gleiche auf die gleiche Weise ausgiebig getestet bekommen. Diese Einheitlichkeit und Beständigkeit von medizinischen Produkten über die ganze Nation hinweg gibt es in den USA nicht, und deshalb können Sie als potenzieller Kunde oder Patient nicht erwarten, dass Sie jeden Tag das gleiche Produkt verwenden können.

FondsTrends: Interessant, wenn wir an Vereinheitlichung denken, bringt uns das fast automatisch zur COVID-19-Pandemie, denn das scheint im Moment ein großer Vereinheitlicher zu sein. Während kanadische Forscher an einer cannabisbasierten Behandlung im Zusammenhang mit dem COVID-19-Virus arbeiten, sind Cannabisprodukte gefragter denn je, was für Suchtexperten eine steigende Sorge darstellt. Was denken Sie: Wie wird sich die Corona-Pandemie auf die Entwicklung der Cannabisindustrie auswirken, und wie ist diese Entwicklung zu bewerten?

Bruce Linton: Wegen Corona bleiben die Leute in ihren Häusern und das ist stressig. Vor zehn Jahren hätten sie vielleicht mehr Alkohol gekauft, aber jetzt denke ich, dass die Leute Entspannung auf eine mehr selbstmedizierende Art und Weise finden wollen. Ich vermute, was wir finden werden ist, dass Menschen, die Cannabis konsumieren, eine viel geringere Wahrscheinlichkeit besitzen, dass die Polizei bei ihnen plötzlich vor der Tür steht. Das liegt daran, dass es nicht die gleichen Reaktionen in ihrem Körper auslöst. Es basiert nicht auf einem Depressionsmolekül und hat weniger Wechselwirkungen als Alkohol. Ich denke, wenn es legal erhältlich ist und wenn man die Cannabisproduktion reguliert, wie sie es in Deutschland tun, wird es messbar. Es gibt mittlerweile Leute, die eine Lizenz zum Anbau von Cannabis in Deutschland besitzen. Das schafft Arbeitsplätze. Ich denke, COVID-19 wird eine treibende Kraft sein und jedes Land wird nach neuen Ideen suchen, wie man Menschen Arbeit geben und neue Steuereinnahmen generieren kann.

FondsTrends: Medizinisches Cannabis ist jetzt in vielen Teilen Europas legal und der regulatorische Rahmen wird fast täglich ausgeweitet. Wo erwarten Sie das stärkste Wachstum in den nächsten Jahren?

Bruce Linton: Meiner Meinung nach noch nicht überall in Europa, es ist immer noch von Land zu Land unterschiedlich und für mich war Deutschland in den letzten fünf Jahren das leuchtende Beispiel. Wenn jemand außerhalb Europas nach Europa schaut und sagt, welches Land sollte bei der Regulierung von etwas führend sein, kann man sich nicht mehr erhoffen als Deutschland. Auch Dänemark macht einen großartigen Job. Wenn ich mir die Situation so anschaue, gibt es mehr und mehr Lichtblicke und sogar Frankreich beginnt sich zu bewegen. Was ich sehe ist, dass die Regulierung zu einem Wettbewerb werden wird, um herauszufinden, wer der Beste ist und wohin er sich bewegen kann. Das wird Kapital für die Forschung anziehen und Wissenschaftler dazu ermutigen, bestehende Best Practices aus anderen Bereichen auf Cannabinoide anzuwenden, weil sie nicht mehr verboten sind. So entsteht Innovation.

FondsTrends: Zum Abschluss noch eine persönlichere Frage: Wie haben Sie die COVID-19-Pandemie und ihre bisherigen Auswirkungen auf das Arbeitsleben erlebt?

Bruce Linton: Im Jahr 2019 war ich viel auf Reisen und seit März 2020 praktisch nur zu Hause, wie ein Fünfjähriger. Das Einzige, was ich kontrollieren konnte, war, was ich esse und wann ich ins Bett gehe. Aber diese Zeit ist auch sehr produktiv und das Interesse für meine Umwelt ist immer mehr gestiegen. Ich denke, ich bin optimistisch, wenn ich sage, dass das Positive an COVID-19 sein wird, dass wir jetzt in vielen Ländern bessere Umweltreaktionen auf alles, was erneuert wird, erwarten und fordern. Und ich hoffe, es wird einmal Trend sein, zu sagen: „Hier sind die guten Dinge, die mir während COVID-19 passiert sind“. Viele Leute benutzen den Spruch, das Glas ist halb voll oder halb leer. Gibt es eine Chance, dass ich das Glas behalten kann, auch wenn es leer ist? Was wäre seine dauerhafte Anwendung? Wenn ich es für immer behalten kann, werde ich tausend Dinge finden, für die ich es verwenden kann. Also ist mir eigentlich egal, was heute darin ist.

FondsTrends: Dem können wir nur zustimmen. Herr Linton, wir danken Ihnen für das informative Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!

 

08. März 2021

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Bruce Linton

Bruce Linton ist ein anerkannter Leader, ein Visionär und Unternehmer in der Cannabinoid-Industrie. Er teilt seine Branchenkenntnisse, sein Netzwerk und seine Expertise als Vorsitzender von ÓSKARE CAPITAL, wo er für die strategische Führung verantwortlich ist und im Investitionsausschuss sitzt. Darüber hinaus ist er Vorsitzender und CEO von Collective Growth Corporation (debütierte am 1. Mai 2020 an der NASDAQ), Mitbegründer von Tweed im Jahr 2013 (das zu Canopy Growth wurde), ehemaliger Vorsitzender und CEO von Canopy Growth Corporation, Mitvorsitzender und ehemaliger CEO von Martello Technologies sowie Mitbegründer von Ruckify und Better Software.

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