Der März hatte es in sich. Als hätte jemand die Börsen auf „Achterbahnfahrt“ gestellt, rauschten die Kurse mal rauf, mal runter – je nachdem, ob das Weiße Haus gerade neue Zölle ankündigte oder plötzlich wieder besänftigende Töne anschlug. Dazu kam eine hartnäckige Inflation, die nicht lockerlassen wollte, und eine US-Notenbank, die vergeblich versuchte, den Preisauftrieb kleinzureden. Ganz nach dem Motto „Erst drohen, dann zurückrudern“ blieb kaum ein Tag ohne Schlagzeilen, die mal Panik, mal Hoffnung schürten.
Euro Stoxx 50: Luxus am Boden, Finanzen im Höhenflug
Trotz all der globalen Dramen musste der Euro Stoxx 50 „nur“ ein Minus von -3,94 % verkraften. Die großen Gewinner kamen aus der Finanzbranche:
- Deutsche Börse ließ die Korken knallen mit +8,3 %,
- Allianz und Münchener Rück (jeweils gut +6 %) zeigten, dass Versicherungen und Börsenbetreiber in wackeligen Zeiten durchaus glänzen können.

Quelle: Bloomberg. Hinweis: Alle Daten und Prozentangaben basieren auf dem Stand zum 31. März 2025 und können je nach Datenquelle geringfügig abweichen. Die Performance-Angaben dienen ausschließlich der Information und stellen keine Anlageempfehlung dar.
Auf der anderen Seite gab’s einen waschechten „Luxus-Crash“. Kering verlor satte -30 %, dicht gefolgt von Adyen mit rund -19 % und LVMH mit -17,7 %. Selbst Ferrari konnte das Gaspedal nicht durchdrücken und landete mit -12,8 % im Minus. Man könnte sagen: Statt Champagner und teuren Handtaschen waren in Europa eher Versicherungs- und Börsenaktien angesagt – das Portemonnaie sitzt wohl nicht mehr ganz so locker.
S&P 500: Sparfüchse schlagen Luxusreisen
Auf der anderen Seite des Atlantiks hagelte es im S&P 500 ein deftiges -5,75 %. Doch selbst bei Gegenwind gibt es Gewinner:
- Dollar General legte rund +18,5 % zu und bewies damit, dass Schnäppchen und Discounter bei verunsicherten Verbrauchern gerade hoch im Kurs stehen.
- Energy als Sektor stieg um +3,75 % und hielt damit die Flagge für die USA zumindest ein Stück weit hoch – anscheinend ist Öl in Zeiten politischer Unsicherheit immer noch eine Bank.

Quelle: Bloomberg. Hinweis: Alle Daten und Prozentangaben basieren auf dem Stand zum 31. März 2025 und können je nach Datenquelle geringfügig abweichen. Die Performance-Angaben dienen ausschließlich der Information und stellen keine Anlageempfehlung dar.
Weniger Glück hatten die Airlines, als wären sie ohne Fahrgestell auf der Landebahn aufgeschlagen: Delta und United fielen jeweils um rund -27 %. Ob Zollrisiken, Benzinpreise oder einfach schlechte Stimmung – hier herrschte zweifellos Turbulenz in der Kabine.

Quelle: Bloomberg. Hinweis: Alle Daten und Prozentangaben basieren auf dem Stand zum 31. März 2025 und können je nach Datenquelle geringfügig abweichen. Die Performance-Angaben dienen ausschließlich der Information und stellen keine Anlageempfehlung dar.
Zölle, Tech und harte Bandagen
Warum also dieser Sturm? Ein wichtiger Treiber war die Zollpolitik der Trump-Regierung. Nachdem bereits im Februar heftige Maßnahmen angekündigt wurden, kam es im März noch dicker: Neue Tarife auf Importe aus Kanada, Mexiko, China und der EU jagten Autokonzernen und Tech-Giganten wie Ford, Nvidia oder Tesla einen ordentlichen Schrecken ein. Mal hieß es „25 % Strafzölle auf Autos und Halbleiter“, dann wieder „Wir sind im Gespräch, vielleicht kommt alles ganz anders“. Die Märkte bewegten sich quasi im Takt der Twitter-Meldungen aus Washington.
Insbesondere die Tech-Branche bekam die Launen zu spüren. Während einzelne Firmen wie Broadcom oder GameStop (mit ihrem unerwarteten Krypto-Vorstoß) positive Ausreißer zeigten, schlitterte die Gesamtstimmung immer wieder in den Keller. Nvidia überzeugte zwar mit starken AI-Plänen, musste aber Lieferungssorgen und erhöhte Konkurrenz aus China verkraften. Tesla erwischte es heftig, bevor die Hoffnung keimte, es könne bei den neuen Autozöllen geschont werden. Unterm Strich blieb: Viel heiße Luft und noch mehr Nervosität.
Inflation: Zäher Kaugummi für die Fed
Parallel rumorte das Thema Inflation. Die Preise wollten und wollten nicht runter, eher im Gegenteil. Die Kern-PCE (das liebste Maß der US-Notenbank) kletterte um 0,4 % zum Vormonat und lag mit 2,8 % im Jahresvergleich deutlich über der 2 %-Zielmarke. Fed-Chef Powell bemühte sich zu beschwichtigen, man sei überzeugt, dass Zoll-inflationäre Effekte nur „vorübergehend“ seien, und hielt die Zinsen bei der März-Sitzung konstant. Zudem stellte er weiterhin zwei mögliche Zinssenkungen für das laufende Jahr in Aussicht. Doch dem Markt war das nicht so ganz geheuer – angesichts steigender Kosten, wackelnder Konsumstimmung und rückläufiger Wachstumsprognosen fielen viele Anleger lieber auf Nummer sicher.
Ernüchternde Konjunkturdaten und mauer Ausblick
Die Konjunktur funkte weitere Sorgenzeichen:
- Das Verbrauchervertrauen sank auf ein Tief seit 2022,
- Einzelhandelsumsätze enttäuschten,
- und die Arbeitsmarktdaten zeigten erste Risse (weniger Neueinstellungen, Korrekturen bei früheren Zahlen).
Die Analysten vom Atlanta Fed sahen zum Ende des Monats sogar ein mögliches -2,8 % BIP-Wachstum für das erste Quartal am Horizont – ganz sicher kein Grund zum Jubeln. Zwar gab es immer wieder kurze Phasen, in denen Gerüchte über „weicheres Vorgehen“ bei den Zöllen die Kurse stützten, doch sobald aus dem Weißen Haus der nächste Hammer drohte, setzte die Ernüchterung wieder ein.
Fazit: Anschnallen für das zweite Quartal
Angesichts dieses wilden März-Auftakts hat sich spätestens jetzt gezeigt: Wenn Tarife, Tech und Inflation gleichzeitig in den Ring steigen, fliegen die Fetzen. Während in Europa Banken und Versicherer den Kurszuwachs retteten und Luxuskonzerne Federn ließen, dominierten in den USA vor allem die Energiebranche und Discount-Ketten. Doch die allgemeine Marschrichtung blieb abwärts – und das gilt wohl, solange der Zollkrieg tobt und die Inflationsrate wie festgeklebt über der Zielmarke verharrt.
Mit Blick auf April stellt sich die Frage: Kommt es dank Verhandlungen zu einer Atempause oder droht gleich der nächste Zollohrfeigen-Marathon? Die Fed sitzt derweil zwischen den Stühlen und versucht, einerseits die Konjunktur zu stützen, andererseits die Inflation nicht außer Kontrolle geraten zu lassen. Kurzum: „Es bleibt spannend“, wie man so schön sagt – und wahrscheinlich wird es in naher Zukunft nicht ruhiger, sondern eher noch turbulenter. Da hilft nur ein fester Sicherheitsgurt und gegebenenfalls eine ordentliche Portion Humor, um die Stimmung an den Märkten zu ertragen.
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Cheerio!
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03.04.2025
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Endrit Çela

Endrit Çela ist Partner und Co-Fondsmanager des AMF Family & Brands Aktienfonds der AMF Capital AG. Seine Karriere begann vor 10 Jahren bei der gleichen Firma, wo er nun in einer leitenden Position tätig ist. Vor seinem Einstieg bei AMF Capital AG arbeitete Endrit Çela von 2017 bis 2024 bei der Shareholder Value, einer Investmentgesellschaft aus Frankfurt mit Fokus auf Modern-Value-Stocks. Er ist Podcaster beim „Investmentbabo-Finanzpodcast“ & „Capital Markets Quickie“ und Autor des englischsprachigen Newsletters „Cela’s Weekly Insights“. Im Jahr 2020 initiierte er die erfolgreiche Online-Weiterbildungsplattform Fondsgipfel-Akademie, die es Finanzberaterinnen und Finanzberatern ermöglicht, sich online und zeitlich flexibel weiterzubilden.
Endrit Çela studierte Politikwissenschaften und Global Governance an der Technischen Universität Darmstadt und hat an der Frankfurt School of Finance & Management den Abschluss als zertifizierter Investmentfonds Manager erworben. Er wurde 1988 in Durrës (Albanien) geboren, wuchs in Walled Lake, Michigan (USA) auf und lebt seit über 15 Jahren in Deutschland.