„Was nicht verloren wird, muss auch nicht erst wieder aufgeholt werden“

Die im hessischen Butzbach ansässige AECON Fondsmarketing GmbH konzentriert sich seit ihrer Gründung im Jahre 2001 auf vermögensverwaltende Fondskonzepte.

Die Selektion interessanter Fonds erfolgt nicht anhand von Rankings oder Ratings, sondern vielmehr durch auf Basis eigens entwickelter Kennzahlen wie der rollierenden Calmar Ratio, der Untersuchung von Marktphasenkorrelationen oder die im eigens entwickelten „Mehrwertphasen-Histogramm“ zusammengefassten Verlust-, Aufhol und Mehrwertphasen. Standardisierte oder (für größere Depots) individuelle Portfoliovorschläge, detaillierte Informationen und Blogs zu den selektierten Fonds sowie der Fonds-Newsletter „VV-Basis“, dem eine Empfehlungsliste von 50 vermögensverwaltenden Multi Asset- und Alternative-Fonds zugrunde liegt, runden dabei das Informationsangebot für Kooperationspartner ab. FondsTrends sprach mit Jürgen Dumschat, Mitgründer und Geschäftsführer der AECON Fondsmarketing GmbH, über die Ursprünge der Hidden Champions Tour, Nachfolgegedanken und die Vorteile eines Mehrwertphasenansatzes.

FondsTrends: Herr Dumschat, bitte schildern Sie für unsere Leser doch kurz das Geschäftsmodell der AECON Fondsmarketing GmbH.

Jürgen Dumschat: Um die Jahrtausendwende wurde die Fondsbuchhaltung der Fondsgesellschaften zunehmend an Depotbanken ausgelagert. Diese schlossen jedoch keine einzelnen Verträge mit Anlageberatern mehr ab, sondern leisteten dem Poolprinzip Vorschub, indem sie nur Verträge mit „Großhändlern“ abschlossen. IFAs (Independent Financial Advisors), die zuvor mit drei oder vier Fondsgesellschaften einen Vertrag hatten, waren nun auf einmal mit mehreren tausend Fonds konfrontiert. Statt mit der Höhe des Provisionsanteils (damals das Hauptargument nahezu aller Pools) zu werben, verständigten wir uns auf fachliche Unterstützung und eine auf Verlustreduktion gerichtete Philosophie. Diese Unterstützung bauten wir sukzessive aus bis hin zu vorgefertigten Powerpoint-Präsentationen, die der Berater ohne großen Aufwand personalisieren konnte, um seinen Interessenten ein individuelles Anlageangebot vorzulegen.

FondsTrends: Die Hidden Champions Tour ging erstmals 2008 an den Start, inmitten der Finanzkrise. Anfangs mussten Sie Fondsinitiatoren noch aktiv auf eine mögliche Teilnahme ansprechen – dieses Jahr begehen Sie die nunmehr 12. Auflage, die Bewerberzahlen sind kontinuierlich gestiegen. Was zeichnet den nachhaltigen Erfolg der Veranstaltung aus?

Jürgen Dumschat: Vorangegangen war die erste Roadshow des IVIF (Interessenverbund vermögensverwaltender Investment-Fonds), die einen Achtungserfolg erzielte. Es war der Prototyp heute üblicher Gemeinschaftsveranstaltungen mehrerer Fondsgesellschaften. Uns erreichten eine Reihe von Anfragen, hier teilzunehmen, was wir ablehnen mussten. So entstand die Idee zur Hidden Champions Tour, bei der jedes Jahr sechs einander im Anlegerdepots gut ergänzende Fondskonzepte vorgestellt werden. Erfolgsfaktor Nummer Eins ist sicher die strikte Fokussierung auf das Segment der VV-Fonds und die engagierte Fondsauswahl, aber natürlich auch die Liebe zum Detail und zur Qualität der Vorbereitung, Abwicklung und Durchführung. Es freut uns sehr, dass die Tour bei einer Umfrage des Online-Magazins „Private Banker“ bei Vermögensverwaltern jüngst die beste Bewertung unter allen Roadshows und Kongressen unserer Branche erreichte.

Erst kürzlich, im Mai 2019, erhielt die Hidden Champions Tour in der Rubrik "Kongresse/Roadshows" die beste Bewertung in der Umfrage des "Private Banker"-Magazins.

FondsTrends: 2016 legte die LORIAC Low Risk Asset Control GmbH den Dachfonds „Mehrwertphasen Balance UI“ auf und übertrug Ihnen das Management-Mandat. Zugrunde liegt die Überzeugung, dass sinnvolle Diversifikation nur durch die Kombination unabhängiger Strategien (man denke an klassische Multi Asset-, Long-Short-, Volatilitäts- oder Arbitrage-Ansätze) möglich ist, um in extremen Zeiten temporäre Depotverluste zu minimieren. Nach welchem Prinzip filtern Sie die entsprechenden Fonds und kombinieren diese?

Jürgen Dumschat: Am Anfang steht eine klassische Selektion, bei der die rollierende Calmar Ratio, historische Drawdowns, die Länge von Underwater-Perioden sowie vor allem die zuverlässige Umsetzung eines Fondskonzeptes in der Praxis eine Rolle spielen. Die Kombination erfolgt auf der Basis von Phasenkorrelationen. Dies bedeutet – vereinfacht – dass Fonds, die ihre Schwächen in bestimmten Marktphasen offenbaren, mit Fonds, die genau in diesen Phasen ihre Stärken ausspielen, ergänzt werden. Dies ist notwendig, weil die klassische inverse Korrelation von Aktien und bonitätsstarken Anleihen künftig nicht mehr funktionieren kann.

FondsTrends: Erläutern Sie unseren Lesern den Begriff der rollierenden Calmar Ratio in kurzen Worten?

Jürgen Dumschat: Die Calmar Ratio setzt die annualisierte Performance – in der Regel über einen Drei-Jahres-Zeitraum – in Relation zum Maximum Drawdown des Betrachtungszeitraumes. Diese Kennzahl wurde bereits Mitte der 80er-Jahre entwickelt und von mir weiterentwickelt. Der Stichtagsvergleich der Calmar Ratio unterschiedlicher Fondskonzepte bringt nämlich keine großen Erkenntnisse, weil ja gerade Fonds gesucht werden, die sich zyklisch unterschiedlich entwickeln. Deshalb lege ich die rollierende Calmar Ratio zugrunde. Letzten Endes wird so die Phasenkorrelation mit einer Chance-Risiko- Komponente ergänzt.

FondsTrends: Neben der Hidden Champions Tour, der vergleichbaren UI-ChampionsTour und den IVIF-Fondsmanagergesprächen am Vorabend des Mannheimer Fonkongresses sind Sie vor allem durch zahlreiche Veröffentlichungen und Initiativen im Feld vermögensverwaltender Fonds (VV-Fonds) bekannt geworden. Dazu zählt auch ein alljährliches €uro-spezial zum Thema VV-Fonds, welches in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal erschien. Wie kam es dazu?

Jürgen Dumschat: Vor der Finanzkrise gab es nur eine begrenzte Anzahl von Mischfonds. Liquid Alternatives waren noch ein Phänomen, welches in den „UCITS-Kinderschuhen“ steckte. Der Ursprung der Aktivitäten zielte darauf, junge und unbekannte Boutiquen zu unterstützen, um ihr Überleben zu sichern. Erst nach der Finanzkrise startete der Siegeszug der VV-Fonds, denn nach der Krise berichteten Fachpublikationen von Fonds, mit denen man gut durch die Krise gekommen wäre … wenn man sie denn im Depot gehabt hätte. Aktuell ist die Situation ähnlich. Mit ETFs kann man aufgrund günstiger Kosten das Gros der Fondsmanager „outperformen“. Doch die Überdurchschnittlichkeit vermögensverwaltender Konzepte offenbart sich vor allem in Krisenzeiten. Was nicht verloren wird, muss auch nicht erst mühevoll wieder aufgeholt werden, ehe der Anleger über einen früheren Höchststand hinaus von Mehrwert profitiert. Die Zeit wird kommen, in denen ETFs als das enttarnt werden, zu was sie programmiert sind – nämlich ein ganz durchschnittliches Produkt.

FondsTrends: Der Münsteraner Maklerpool PMA hat kürzlich den Investmentfonds-Bestand der AECON übernommen, dabei bleiben Fondsresearch, die Erstellung von Musterportfolios sowie die Entwicklung individueller Portfoliovorschläge für Mandanten jedoch weiterhin Aufgabe der AECON. Bei aller Umtriebigkeit: Ist das für Sie ein Abschied auf Raten?

Jürgen Dumschat: Nein, ganz im Gegenteil. Ich freue mich, mit der PMA einen Partner gefunden zu haben, der bekannt für seine beraterfreundliche Abwicklung und die qualitativ hochwertige Unterstützung in allen administrativen Fragen ist. Ich kann mich künftig voll und ganz auf das konzentrieren, was mir Freude bereitet, nämlich die Fondsselektion und die eigenwillige Berichterstattung, bei der die Fondsauswahl auch künftig unabhängig von jeglichen – direkten oder indirekten – Zuwendungen bleiben kann. Fragen Sie mich nach meinen Zielen, so könnte ich zusammenfassen, dass ich mindestens weitere 100 Fonds bei den von mir moderierten Veranstaltungen vorstellen möchte.

FondsTrends: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Gelingt es Ihnen, nach über 30 Jahren in einer so schnelllebigen Branche noch Abstand zu gewinnen? Wie verschaffen Sie sich Freiräume zum „Abschalten“?

Jürgen Dumschat: Ich habe den mentalen Vorteil, dass ich beim Gang über den Hof (ca. 20 Meter vom Büro- zum Wohnhaus) vollkommen abschalten kann. Ich pflege einen großen Freundes- und Bekanntenkreis, besuche regelmäßig Konzerte und Musik-Festivals und kümmere mich auch gerne um die Pflege unseres Gartens. Vor allem aber finde ich großen Rückhalt bei meiner Frau, mit der ich nicht nur Familie lebe, sondern mit der ich auch seit Gründung der AECON zusammenarbeite.

FondsTrends: Herr Dumschat, wir danken Ihnen für das interessante Interview und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!

17. Juni 2019

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Autor

Jürgen Dumschat

Jürgen Dumschat, Jahrgang 1955, ist Geschäftsführer der AECON Fondsmarketing GmbH und Head of Portfolio Management der LORIAC Low Risk Asset Control GmbH. Er begann seine Karriere mit der Ausbildung bei der Deutsche Bank AG in Darmstadt und wechselte danach als Trainee zur Frankfurter Hypothekenbank. Bereits 1979 übernahm er bei einem Immobilieninitiator die Verantwortung für die Bereiche Konzeption und Marketing sowie Schulung des Außendienstes. Ab 1988 betreute er bei einem Wettbewerber als Vorstand die Bereiche Investment und Private Equity und baute für eine Schweizer Privatbank und deren Investmenttochter den Exklusivvertrieb für Deutschland auf. 2001 gründete er mit seiner Frau Karin und einem weiteren Gesellschafter die AECON Fondsmarketing GmbH, einen Maklerpool mit Fokussierung auf vermögensverwaltende Fondskonzepte. Er ist vor allem als Experte im Bereich Misch- und Alternative-Fonds bekannt, sei es durch zahlreiche Veröffentlichungen, die Mitgründung des IVIF (Interessenverbund vermögensverwaltender Investment-Fonds) oder als Initiator der Hidden Champions Tour.

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