Warum man jetzt in klassische Unternehmens-
anleihen investieren sollte

Mit dem Rückzug der Europäischen Zentralbank aus dem Niedrigzinsumfeld und somit der Abkehr von der „Politik des billigen Geldes“ kommt es zu einem Paradigmenwechsel am europäischen Anleihemarkt. Nachdem in den vergangenen Jahren viele Asset-Manager und Family Offices in ihrer Asset Allocation einen Bogen um Anleihen gemacht haben, verzeichnen Anleihefonds seit der zweiten Hälfte des zurückliegenden Jahres wieder kräftige Zuflüsse. Die Hintergründe dieser Entwicklung zeichnen ein konstruktives Bild.

Einstandsrenditen bei Unternehmensanleihen so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr

Der von der Europäischen Zentralbank eingeleitete Paradigmenwechsel hat deutliche Auswirkungen auf die Realwirtschaft. Unternehmen spüren die neue Geldpolitik der EZB vor allem auf der Kostenseite ihrer Gewinn- und Verlustrechnung. Kreditaufnahme wird teurer. Auch Unternehmen mit guter Kreditwürdigkeit wie beispielsweise Siemens AG oder die BMW AG müssen ihre Unternehmensanleihen doppelt so stark verzinsen wie zum Höhepunkt des Corona-Crashs in 2020. Dennoch: Die zugrundeliegenden Geschäftsmodelle der allermeisten Unternehmen haben sich trotz der höheren Rendite nicht verschlechtert.

Die aktuellen Einstandsrenditen bei europäischen Unternehmensanleihen können sich jedoch sehen lassen: Für Unternehmen mit guter Kreditwürdigkeit (sprich, nicht-spekulative Anleihen) lassen sich aktuell Renditen von durchschnittlich über 4 Prozent p.a. realisieren. Die nachfolgende Grafik zeigt deutlich, wie Unternehmensanleihen innerhalb von kurzer Zeit an Attraktivität gewonnen haben und deshalb so attraktiv sind wie seit einer Dekade nicht mehr.

Quelle: Bloomberg

Attraktives Risiko-Ertrags-Verhältnis

Mit dem neuen Marktzinsumfeld bessert sich das Risiko-Ertrags-Verhältnis von Unternehmensanleihen deutlich, wie das nachfolgende Beispiel der Siemens AG zeigt.

Quelle: Bloomberg

Die Aktie der Siemens AG hat beispielsweise in den vergangenen zehn Jahren eine annualisierte Rendite von rund 5,6 Prozent p.a. erwirtschaftet. Dem gegenüber stand jedoch eine annualisierte Volatilität von rund 25 Prozent. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass jeder Prozentpunkt annualisierter Performance mit einer Volatilität von rund 4,5 Prozent „erkauft“ worden ist. Dieses Verhältnis ist auf Anleiheseite deutlich besser: Hier findet sich u.a. die Euro-Anleihe mit Fälligkeit in 2033 (WKN: A3K8XW), welche aktuell mit einer Rendite von rund 3,5 Prozent p.a. handelt. Durch finanzmathematische Modellierung liegt die erwartete annualisierte Volatilität der Anleihe bis zu ihrer Fälligkeit bei rund 4 Prozent, sprich, das Risiko-Ertrags-Verhältnis ist bei der Siemens-Anleihe deutlich besser.

Auf Basis dieser modellhaften Betrachtung stellt sich die Frage, ob ein risikoorientierter Anleger mit der Siemens-Anleihe für die nächsten zehn Jahre nicht besser aufgestellt wäre als mit einem Aktien-Investment.

Asset Allocation: Unternehmensanleihen wieder stärker in den Fokus nehmen

Anleihen von Unternehmen mit guter Kreditwürdigkeit („Investment Grade“) bieten aktuell eine attraktive Einstandsrendite. Vor dem Hintergrund der niedrigen Volatilitäten, die mit Anleihen einhergehen, sollten Asset-Manager und Family Offices verstärkt nach Optimierungspotentialen in ihrer Asset Allocation suchen. Denn viele TINA-Argumente zu Unternehmensaktien (TINA = „There is no alternative“) werden durch das aktuelle Marktumfeld ausgehebelt.

 

 

15. März 2023

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Autor

Vladislav Krivenkov

Vladislav Krivenkov durchlief während seines Studiums der Betriebswirtschaft verschiedene Stationen bei Banken (u.a. im Investment Banking) und Fondsgesellschaften (Real- und Financial Assets), ehe er zum Hamburger Fixed-Income-Spezialisten nordIX wechselte. Hier verstärkt er seit 2017 das Portfolio Management.

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