Tech-Trends auf dem Aktienmarkt

Zwei Tech-Trends sind es derzeit wert, von Anlegern besonders ins Auge gefasst zu werden, findet Mikko Ripatti, Senior Client Portfolio Manager bei DNB Asset Management. Zum einen entwickelt sich das Thema Künstliche Intelligenz (KI) langsam zu einem Megatrend, der auch an der Börse eine immer wichtigere Rolle spielt. Zum anderen muss bei der Entscheidung zwischen amerikanischen und chinesischen Tech-Aktien genau abgewogen werden.

Künstliche Intelligenz: Algorithmen für den Aktienmarkt

Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC beziffert das Wachstumspotenzial des KI-Megatrends bis zum Jahr 2030 auf 15,7 Billionen Dollar. Das entspricht einem Anstieg des Welt-BIP von 14 Prozent.

Ein Beispiel: Mitte August hat Google die Kontrolle über die Kühlung einiger Rechenzentren einem Künstliche Intelligenz-Algorithmus anvertraut. Auf Basis einer gigantischen Datenmenge lernt das System eigenständig, wie sich die unterschiedlichen Elemente der Kühlsysteme am besten einstellen lassen, um den Stromverbrauch zu senken. Damit steuert nun erstmals ein autonomes Industriesteuerungssystem ein Rechenzentrum – ganz ohne Zutun des Menschen. Die Basis bildet ein Algorithmus, der schon seit zwei Jahren Empfehlungen für die mit dem Betrieb der Rechenzentren betrauten Google-Mitarbeiter liefert. Allein auf Basis dieser Empfehlungen ließ sich der Energiebedarf der Kühlsysteme um 40 Prozent senken.

Doch nicht nur Branchenriese Google setzt auf Künstliche Intelligenz. Auch Ölplattformen etwa haben mehr als 30.000 Sensoren, deren Informationen nur zu einem sehr kleinen Teil genutzt werden. Künstliche Intelligenz kann hier für erheblich mehr Effizienz sorgen. Ein weiteres Beispiel ist das neue Flugzeugtriebwerk von General Electric, bei dem die richtige Datennutzung neben der Haltbarkeit auch die Sicherheit deutlich verbessern kann. Zu den größten Einsatzfeldern für Künstliche Intelligenz gehört der Healthcare-Bereich. Hier kann sie dazu beitragen, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Krebs voraussagen. Ein Algorithmus wird in naher Zukunft zwar noch keinen Arzt ersetzen, aber doch zumindest einen Teil seines Jobs.

Gute Anlagechancen durch effiziente Einsatzmöglichkeiten von KI

Künstliche Intelligenz birgt überdurchschnittlich gute Anlagechancen. Doch Anleger sollten vorsichtig sein, denn es ist derzeit ein Hype-Thema, was sich auch in einigen Aktienbewertungen widerspiegelt. Google ist in diesem Bereich nicht nur relativ günstig bewertet, sondern auch gut positioniert, denn in den vergangenen Jahren kauften die Kalifornier mehr als ein Dutzend Startups aus dem KI-Sektor. Zudem ist die Google-Mutter Alphabet bei vielen KI-Entwicklungen auch selbst Vorreiter. So arbeitet der Internetriese beispielsweise an intelligenten Softwareprogrammen zur optischen Auswertung medizinischer Bilder und Patientendaten. Nicht zuletzt weiß das visionäre Management-Team genau, wie das Thema KI zu behandeln ist.

Immer mehr Unternehmenskonzepte basieren auf der erfolgreichen Datenerfassung und  -analyse. Jede Firma, die große relevante Datensätze besitzt und diese monetarisieren kann, profitiert vom Thema Künstliche Intelligenz. In erster Linie gehören dazu neben Alphabet und Facebook sicherlich auch der chinesische Suchmaschinenbetreiber Baidu sowie der russische Internetdienstleister Yandex. Bis auf Facebook sind diese Konzerne zudem hervorragend im Bereich autonomes Fahren positioniert. Der US-amerikanische IT-Dienstleister Cognizant und in geringerem Maße auch sein französisches Pendant Capgemini unterstützen Unternehmen bei der Nutzung und Monetarisierung ihrer Daten.

Chinesische oder amerikanische Tech-Aktien?

Genau abwägen sollten Anleger trotz des Hypes um Tech-Anlagechancen rund um das Thema Künstliche Intelligenz allerdings auch bei der Frage, wo sie investieren. Das gilt nicht nur für Anlagechancen im Bereich Künstliche Intelligenz wie das genannte amerikanische Unternehmen Alphabet oder der chinesischen Suchmaschinenbetreiber Baidu, sondern für alle Entscheidungen im Tech-Bereich.

Im vergangenen Jahr haben sich die Aktien von großen chinesischen Hightech-Unternehmen wie Alibaba und Tencent deutlich besser entwickelt als ihre meisten westlichen Pendants. Sorgen über die Konjunktur in China und allgemeine Ängste hinsichtlich der Schwellenländer haben deren Kurse seit Beginn dieses Jahres unter Druck gebracht, während Apple und Amazon deutlich im Plus notieren. Zweifellos werden diese chinesischen Unternehmen zukünftig stark wachsen, zumal sie langfristig auch außerhalb Asiens expandieren wollen. Alibaba hat diesen Prozess bereits begonnen. Die weitere Entwicklung wird nicht nur davon abhängen, wie die Expansion der asiatischen Firmen in den Rest der Welt verläuft, sondern auch davon, wie sich US-Unternehmen in Asien schlagen.

Politische Spielregeln in China sollten beachtet werden

Zu bedenken sind jedoch die spezifischen politischen Risiken in China, wo der Markt von der Regierung quasi kontrolliert wird. Beispielsweise sollte das staatliche Mobilfunkunternehmen China Unicom im Jahre 2017 seine Netze verbessern. Peking drängte zehn chinesische private und staatliche Investoren, darunter Tencent und Alibaba, zu einer Kapitalspritze von fast zwölf Milliarden US-Dollar. Einen solchen Vorgang wäre im Westen eher nicht zu erwarten.

Sie interessieren sich für Anlagemöglichkeiten im Tech-Bereich? Lesen Sie mehr über die derzeitigen chinesischen und amerikanischen Entwicklungen rund um Tech-Aktien im aktuellen DNB-Marktkommentar.

Egal ob China oder Amerika: Tech-Trends werden so schnell nicht mehr vom Aktienmarkt wegzudenken sein. Es ist davon auszugehen, dass die Anzahl intelligenter Algorithmen rasant zunehmen wird. Die exponentiell ansteigende Datenmenge muss verarbeitet und in die richtige Richtung geleitet werden. Big Data ist das neue Öl der Wirtschaft, und wer die Daten richtig nutzt, ist an der Spitze. Denn Unternehmen benötigen die Fähigkeit, Daten zu analysieren und zu kapitalisieren, wenn sie künftig Wettbewerbsvorteile erzielen wollen. Anlagechancen stehen Ihnen in China genauso wie auf dem amerikanischen Markt offen – hier heißt es derzeit genauer hinschauen.

 

22. Oktober 2018

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Autor

Mikko Ripatti

Mikko Ripatti ist Senior Client Portfolio Manager bei DNB Asset Management S.A. Frühere berufliche Stationen umfassen Positionen als Emerging Markets-Fondsmanager bei FIM Asset Management in Helsinki sowie verschiedene Funktionen beim finnischen Konzern Nokia in Finnland und Lateinamerika. Mikko Ripatti hält einen Master-Abschluss in Economics und Business Administration der Turku School of Economics. Er spricht Finnisch, Schwedisch, Englisch, Portugiesisch und Spanisch.

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