Beides hat zu Geldabflüssen aus Schwellenländern geführt. Ferner belasteten länderspezifische Krisen um die Türkei und Argentinien die Börsen. Solche Entwicklungen rufen naturgemäß einen antizyklischen Investor wie Meritum Capital auf den Plan. Schwellenländeranleihen erscheinen wieder attraktiver.
Eine Verlangsamung des US-Wachstums ist zu erwarten
Es ist sicherlich zu früh eine Rezession auszurufen. Klar ist aber, dass im Jahr 2018 das Wachstum in den USA durch die Steuerreform deutlich beflügelt wurde. So sind nicht nur die Unternehmensgewinne um 20% p.a. gestiegen, sondern auch die Unternehmensinvestitionen in ähnlicher Höhe. Ein solches Wachstum bei Gewinnen und Investitionen wird sich nicht ein zweites Jahr in Folge fortsetzen können. Poltische Risiken dürften ebenfalls nicht zur Investitionsfreudigkeit von Unternehmen beitragen. Dies dürfte in 2019 aber zur Folge haben, dass die US-Notenbank die Zinsen weniger stark anhebt wie noch im Jahr 2018. Dementsprechend sollte auch der Aufwertungsdruck auf den Dollar nachlassen und die relative Attraktivität von Schwellenländern entsprechend wieder steigen.
Schwellenländer sind robuster als es die Marktreaktionen vermuten lassen
Schwellenländer diversifizieren gut und sind attraktiv bewertet.
Jan Meister, Gründer von Meritum CapitalDie meisten Schwellenländer sind heutzutage primär in ihrer eigenen Währung und nicht in Fremdwährungen, wie insbesondere dem US-Dollar, verschuldet. Damit sind die Länder weniger von einem steigenden Dollar belastet. Neben den diesjährigen Krisenländern Türkei und Argentinien hat lediglich noch Indonesien einen vergleichbar hohen Anteil von Staatsschulden in harter ausländischer Währung. Indonesien wiederum hat aber eine sehr viel geringere Gesamtverschuldung als die Türkei oder Argentinien (inkl. Schulden im privaten Sektor), so dass dies kein größeres Problem darstellt.
Viele Unternehmen aus Schwellenländern, die Schulden in US-Dollar haben, erwirtschaften ihrerseits teilweise auch relevante US-Dollar-Einnahmen. Zudem sei erwähnt, dass die Verschuldungsniveaus von Schwellenländern, mit einigen prominenten Ausnahmen, durchaus sehr gut vertretbar sind und somit keinen akuten Anlass zur Sorge geben.
Der Blick auf die Bewertungen lohnt sich
Gerade für Euro-Investoren ist das Leben zurzeit nicht einfach. Das Zinsniveau im Euro ist trotz der fortgeschrittenen Konjunktur über die letzten Jahre immer noch extrem niedrig. Insbesondere die Staatsanleihen und die Unternehmensanleihen guter Bonität (Investment Grade) vergüten ihr Risiko kaum ausreichend. Dagegen sind die Zinsen im Dollarraum 2019 ordentlich gestiegen und die Risikoaufschläge für Schwellenländeranleihen sind zusätzlich gewachsen. So erzielen Hartwährungsanleihen aus Schwellenländern auch nach Abzug von Hedgingkosten in Euro noch knapp unter 2% Rendite. Dies ist zwar etwas weniger als die Hälfte von Euro-High-Yield Anleihen, aber auch fast doppelt so viel wie für Investment Grade Anleihen in Euro. Dafür trägt der Anleger keine politischen Risiken i.V.m. der Eurozone. Das Chance-/Risiko-Verhältnis erscheint attraktiv. Gleichzeitig kann in US-Dollar oder auch in den lokalen Schwellenländerwährungen ein deutlich höherer laufender Ertrag in der jeweiligen Währung erzielt werden. Schwellenländer diversifizieren dabei gut. Sollte die US-Wirtschaft weniger stark wachsen oder die Eurozone unter Druck geraten, bieten sie eine gute Alternative. Lediglich eine globale Rezession würde Schwellenländern ebenfalls schwer zusetzen. Hierfür gibt es u.E. aber zu wenig Evidenz.
Fazit: Schwellenländer liefern Euro-Investoren ein attraktives Chance-/Risiko-Verhältnis und diversifizieren das Portfolio gut. Dies gilt vor allem dann, wenn die sich die US-Wirtschaft etwas abschwächt ohne in eine Rezession zu laufen.
06. Dezember 2018
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- Meritum Capital hat als antizyklischer Investor bei Schwellenländern zugekauft
- Die Phase der Dollar-Stärke könnte 2019 nachlassen
- Die Schulden und das Wirtschaftsbild von Schwellenländern sind robust
- Schwellenländeranleihen sind attraktiv bewertet und diversifizieren das Portfolio gut
Jan Meister
Jan Meister ist Gründer von Meritum Capital und verantwortet den vermögensverwaltenden Meritum Capital - Accumulator. Bereits seit 2007 managt er Multi-Asset-Strategien. Er begann seine Karriere bei der Deutschen Bank und verbrachte insgesamt knapp acht Jahre im institutionellen Aktiengeschäft mit der Spezialisierung auf Technologie- und später US-Aktien. Jan Meister studierte Betriebswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.