Revival der Offshore-Windkraft

Für eine nachhaltige Wertschöpfungskette ist es unabdingbar, dass die benötigte Energie aus regenerativen Quellen stammt, was zur nächsten Baustelle führt: der umweltfreundlichen Produktion von Strom.

Im letzten Beitrag „Wasserstoff-Update: Anwendungen in der Luft und zu Wasser“, berichtete SAM über die eindrucksvolle Entwicklung der Branche, sowohl technologisch als auch an den Finanzmärkten. Aufmerksamen Lesern wird aufgefallen sein, dass dem Ausgangsprodukt Wasser im ersten Schritt Energie zugeführt werden muss, um Wasserstoff herzustellen. Für eine nachhaltige Wertschöpfungskette ist es deshalb unabdingbar, dass die benötigte Energie aus regenerativen Quellen stammt, was zur nächsten Baustelle führt: der umweltfreundlichen Produktion von Strom.

Dieses Thema gehört wohl zu den am meist diskutierten der heutigen Zeit. Wann alte Kraftwerke, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, abgeschaltet werden und auf welchen regenerativen Energiemix dann gesetzt wird, beschäftigt Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mittlerweile seit Jahren. Die wohl markanteste Wandlung durchlebte in den letzten Jahren die Offshore-Windkraft. Lange Zeit galt sie als zu teuer und nicht wirklich konkurrenzfähig. Doch das hat sich mittlerweile eindrucksvoll geändert. Vor zehn Jahren galten Turbinen mit einer Leistung von unter fünf Megawatt (MW) als hervorragend. Im Oktober dieses Jahres stellte General Electric eine Turbine mit einer Leistungsfähigkeit von 13 MW vor. Neben Effizienzsteigerungen werden die Windräder auch höher, bis zu 200 Meter im Jahr 2025, so die Prognose. An guten Standorten in der Nordsee kann so die Anzahl der Volllaststunden um ein Fünffaches höher liegen als bei einer Photovoltaikanlage in Deutschland. Neben Effizienzsteigerungen bei den Turbinen hat sich auch das Produktionsumfeld geändert, was eine kostengünstigere Herstellung möglich macht. Laut Bloomberg sind so die Kosten seit 2012 um über 60% gesunken. Die Kostendegression veranschaulicht der Wind Turbine Price Index (WTPIPALL Index) von Bloomberg.

Quelle: Bloomberg, 18.11.2020

Auch auf politischer Ebene sind, ähnlich wie beim Thema Wasserstoff, starke Impulse zu erkennen. Die EU plant bis 2050 den Betrieb von Offshore-Anlagen mit einer Leistung von 300 Gigawatt (GW), was dem 25-Fachen der aktuell installierten Leistung entspricht. Dafür sollen rund 800 Milliarden Euro investiert werden. Der europäische Branchenverband hält gar 450 GW für realistisch, was einer Leistung von 450 Atomreaktoren entsprechen würde. Schier unglaubliche Zahlen, die das Zukunftspotenzial dieser Branche offenbaren. Ebenfalls nicht außer Acht zu lassen ist der Wahlausgang in den USA. Joe Biden, der zu einer Rückkehr zu mehr Klimaschutz steht, plant mit einem „Green Deal“ Investitionen in nachhaltige Industrien. Auch das könnte die Entwicklung in der ganzen Branche weiter befeuern.
Aus Sicht des Investors stellt sich spätestens hier wieder einmal die Frage, wie von so einer aussichtsreichen Entwicklung profitiert werden kann, die sich auch am Kapitalmarkt verfolgen lässt.

Quelle: Bloomberg, 18.11.2020

Die anhaltende Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt (Euro Stoxx 600) und dem Subindex Energie ist nicht zu übersehen.

Neben der starken Performance bringen die Titel jedoch auch eine höhere Volatilität mit sich, welcher sich der Investor einer Einzelaktie immer bewusst sein sollte. Hier kann sich anstatt eines Direktinvestments eine Investition über einen Fonds anbieten, der sich vor allem durch eine geringere Schwankungsbreite und eine ruhigere Kursentwicklung auszeichnet.

Das Fondsmanagement des konservativen Mischfonds Selection Rendite Plus setzt fokussiert auf nachhaltige und zukunftsträchtige Investments. Im Portfolio enthalten sind daher bereits seit einiger Zeit auch Aktien aus dem Bereich der Offshore-Windkraft. Bei der Zielsetzung für den Fonds wird neben der Realisierung einer konstanten Rendite zusätzlich darauf geachtet, gezielt Kapital in nachhaltige Branchen anzulegen, was wie im Falle von Windkraft und Wasserstoff auch gute Ergebnisbeiträge bringt.

v.l.n.r.: FNG-Siegelträger Claus Weber und Jörg Scholl.

Titel aus diesen oder ähnlich stark favorisierten Branchen lassen sich oftmals schwerer nach fundamentalen Aspekten bewerten, da ihre Kursentwicklung auch von politischen Entscheidungen abhängt. Trotzdem steht am Anfang eines Einzeltitel-Screenings immer der Blick in die Jahres- und Quartalsabschlüsse. Erste Risiken können so minimiert werden. Neben den klassischen Fundamentalkennzahlen müssen die Ergebnisse aber immer im Hinblick auf das aktuelle markt- und geldpolitische Umfeld bewertet werden. Denn oftmals relativiert ein großes und stabiles Wachstumspotenzial die vermeintlich teurere Bewertung einer Aktie.

Genau diese Wachstumschancen bietet auf absehbare Sicht die Windkraftindustrie, vor allem im Offshore-Bereich. Durch die aktuelle Klimaentwicklung – mit trotz Corona-Krise nur geringfügig fallendem CO2-Anteil in der Atmosphäre – ist eine nachhaltige Stromproduktion unabdingbar. Der gesellschaftliche Druck wächst weiter, was die Politik dazu veranlasst, finanzielle Mittel in die Branche der Erzeugung regenerativer Energien zu leiten, zumal insbesondere in Deutschland die CO2-freie Stromerzeugung mit Atomenergie gesellschaftlich und politisch nicht gewollt ist.

Durch die erwähnte gestiegene Leistungsfähigkeit der verwendeten Wind-Turbinen können Offshore-Anlagen mittlerweile ein Vielfaches einer Photovoltaikanlage produzieren. Kostensenkungen, politische Einflüsse und die zunehmende Angst vor dem Klimawandel dürften auch mittel- und langfristig zu den guten Wachstumsmöglichkeiten der Branche beitragen.

Windkraft- und Wasserstoffaktien bieten daher gute Chancen, auch weiterhin als Beimischung Performancetreiber für diversifizierte Portfolios und nachhaltig anlegende Fonds zu sein.

 

21. Dezember 2020

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FNG Siegel für SAM Fonds

Ende November wurde das begehrte FNG-Siegel – der Qualitätsstandard für Nachhaltige Geldanlagen – vergeben. Das Team von Selection Asset Management (SAM) wurde gleich für zwei Fonds ausgezeichnet (Selection Rendite Plus Fonds und Selection Global Convertibles Fonds). Nachhaltigkeit ist für das Portfolio Management der SAM ein essenzieller Bestandteil. Das Engagement der Investmentfonds von SAM reicht von Spenden für solidarische Projekte bis hin zur konsequenten Investition in erneuerbare Energien. In ihrem neuesten Artikel geht die SAM auf einen wichtigen Bestandteil der nachhaltigen Energiewende ein, der auch im Portfoliomanagement im Fokus steht – die Energiegewinnung aus Offshore-Windkraft.

Autor

Jörg Scholl

Jörg Scholl ist seit mehr als 27 Jahren Experte im Bereich Fonds- und Asset Management, mit Schwerpunkt Aktien und Derivaten. Nach seinem Studium an der EBS Universität für Wirtschaft & Recht und einer mehrjährigen Tätigkeit bei EY Wirtschaftsprüfung folgten 4 Jahre im Aktienfondsmanagement der DWS und 6 Jahre als Fondsmanager intern. Aktien bei der Activest (später Pioneer). Ab dem Jahr 2000 war Jörg Scholl Leiter Portfoliomanagement bei Hauck & Aufhäuser Privatbankiers und ab 2005 Gründungsgeschäftsführer und Fondsmanager der Hauck & Aufhäuser Asset Management GmbH in München. In der Spitze verantwortete er bis zu 3,5 Mrd. EUR Asset under Management und 7 Mrd. EUR Asset under Administration. Als spezialisierter Individualanbieter arbeitete H&A Asset Management bis Ende 2014 mit 14 KAVGen und 12 Depotbanken zusammen. Seit 2015 ist Jörg Scholl Geschäftsführer der Selection Asset Management GmbH.

Autor

Claus Weber

Claus Weber ist seit mehr als 27 Jahren Experte im Bereich Fonds- und Asset Management. Er startete seine Karriere 1991 im SwissRe-Konzern und verantwortete dort über 10 Jahre hinweg verschiedene Assetklassen (den Bereich Fixed-Income, über Aktien bis hin zu Wandelanleihen).
Als Gründungsgeschäftsführer der Hauck & Aufhäuser Asset Management GmbH zeichnete er seit 2005 in der Spitze für bis zu 3,5 Mrd. EUR Assets under Management verantwortlich und managte dabei als verantwortlicher Fondsmanager zahlreiche Spezialfonds- Mandate. Seit 2015 ist Claus Weber Geschäftsführer der Selection Asset Management GmbH. Als persönliche Auszeichnungen erhielt er den Lipper Fund Award 2010 (Bester Wandelanleihen-Fonds über 5 Jahre) und den EUR Fund Award 2015 - 10 Jahre (2. Platz in der Kategorie „Wandelanleihen Europa“).

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