Private Equity: Wo Wachstum auf Stabilität trifft

Private Equity gewinnt als Anlageklasse zunehmend an Bedeutung, insbesondere auch für Privatanleger, die nach Alternativen zu traditionellen Investments suchen. Dabei gilt: Private Equity ist nicht gleich Private Equity. Innerhalb dieser Anlageklasse gibt es erhebliche Unterschiede hinsichtlich Risikoprofil, Wachstumspotenzial und Stabilität. Wer in nicht börsennotierte Unternehmen investiert, sollte genau prüfen, in welches Marktsegment sein Kapital fließt.

Seit der Überarbeitung der ELTIF-Verordnung Anfang 2024 haben Privatanleger deutlich mehr Möglichkeiten, sich an alternativen Investments zu beteiligen – insbesondere im Bereich Private Equity. Während zuvor vor allem nationale Regelwerke wie der deutsche Publikums-AIF den Zugang ermöglichten, stehen nun unterschiedliche paneuropäische Produkte zur Verfügung. Nach einer aktuellen Analyse der Scope Group wurden beispielsweise allein im Jahr 2024 zehn neue Private-Equity-ELTIFs aufgelegt.

Die Strategien der Private-Equity-Fonds, die Privatanlegern zur Verfügung stehen, unterscheiden sich erheblich: Von Venture Capital über den europäischen Mittelstand bis hin zu Large-Cap-Transaktionen gibt es ein breites Spektrum. Ebenso unterschiedlich ist der Grad der Diversifikation. Manche Fonds investieren in nur wenige Zielunternehmen oder -fonds, andere bieten eine sehr breite Streuung über viele Beteiligungen und Länder hinweg. Dies hat spürbare Auswirkungen auf das jeweilige Rendite-Risiko-Profil. Einige Produkte eignen sich daher als ergänzende Bausteine (Satelliten) im Portfolio, andere als stabiles Kerninvestment. Entscheidend ist, dass Berater und Anleger genau hinschauen, was in der jeweiligen Anlagelösung enthalten ist.

Der Investitionsfokus entscheidet über das Risiko-Rendite-Profil

Wichtiger als der rechtliche Mantel eines Private-Equity-Produkts, ist das, was darin enthalten ist: Die Anlagestrategie ist daher einer der wichtigsten Einflussfaktoren für die Sicherheit und Renditeerwartung des Produkts. Denn Private Equity ist nicht gleich Private Equity.

Venture Capital beispielsweise ist bekannt für seine hohen Renditeaussichten, geht aber mit einem ebenso hohen Risiko einher. Viele der finanzierten Unternehmen in der Gründungs- oder frühen Wachstumsphase sind (noch) nicht profitabel. Die meisten scheitern, so dass die Rendite von einzelnen Senkrechtstartern abhängt. Investitionen in diesem Segment erfordern daher eine hohe Risikobereitschaft.

Am anderen Ende des Spektrums steht die Beteiligung an Large Cap-Unternehmen. Sie bieten zwar etablierte und meist profitable Geschäftsmodelle, sind aber oft schon aufgrund ihrer Größe weniger flexibel. Das Wachstumspotential ist daher meist begrenzt. Zudem ist der Kapitaleinsatz pro Transaktion sehr hoch, was in der Regel einen hohen Fremdkapitalanteil erfordert. Das macht diese Deals anfälliger für Zinsänderungen. Beim Exit sind die Fondsmanager häufig eingeschränkt. Meist kommt nur ein Börsengang in Frage. Es besteht daher die Abhängigkeit von einem guten IPO-Fenster.

Chancen mit kalkuliertem Risiko

Der sogenannte Lower Mid-Market vereint das Wachstumspotential der einen mit der Stabilität der anderen Welt. Unternehmen in diesem mittelständischen Segment sind in der Regel profitabel und verfügen über stabile Geschäftsmodelle. Viele von ihnen sind sogenannte Hidden Champions, also Markt- oder Technologieführer in ihrer Nische, die international erfolgreich sind, aber nicht die mediale Aufmerksamkeit großer Konzerne genießen.

Was diesen Mittelständlern häufig fehlt, ist eine richtige Wachstumsstrategie sowie die notwendigen finanziellen und strategischen Ressourcen für den nächsten Schritt. Private Equity kann hier gezielt helfen. Eine Beteiligung bedeutet nicht nur die Zuführung von Kapital, sondern auch die Einbringung von Know-how, Managementkompetenz und strategischer Planung. Das heißt: Viele mittelständische Unternehmen haben hervorragende Produkte und Dienstleistungen. Private-Equity-Fonds können sie auf dieser Basis bei der Expansion in neue Märkte begleiten, digitale Transformationsprozesse vorantreiben oder operative Effizienzsteigerungen umsetzen.

Weitere Vorteile bei Investitionen in diesem Segment sind die konservative Finanzierungsstruktur und die Flexibilität bei der Veräußerung der Unternehmen – dem Exit. Während bei Large-Cap-Deals häufig in hohem Maße mit Fremdkapital gearbeitet wird, ist dessen Anteil bei mittelständischen Private-Equity-Transaktionen vergleichsweise gering. Dadurch sind sie weniger anfällig für Zinsschwankungen und konjunkturelle Unsicherheiten. Für den Exit stehen neben dem Börsengang auch Weiterverkäufe an strategische Investoren oder andere Private-Equity-Fonds zur Verfügung. Beim Verkauf sind die Fondsmanager daher unabhängiger von Schwankungen am Kapitalmarkt.

Lower Mid-Market: Eine strategische Ergänzung für langfristige Portfolios

Investitionen in mittelständische Unternehmen verbinden also beides: Stabilität und Wachstumspotenzial. So verwundert es kaum, dass dieses Segment auch bei institutionellen Investoren gefragt ist: Der Placement Agent Rede Partners hat sie befragt, in welchen Segmenten sie ihre Private-Equity-Allokation erhöhen wollen. Dabei belegen der Lower Mid-Market und der Mid-Market mit Abstand die ersten beiden Plätze. Venture Capital und Large Caps stehen hingegen am Ende der Rangliste (vgl. Rede Partners Liquidity Index 1H 2024).

Was diese professionellen Anleger als richtig erachten, kann auch ein Fingerzeig für Privatanleger sein. Der Lower Mid-Market bietet ihnen eine attraktive Mischung aus Stabilität und Wachstumspotential. Mit seiner geringeren Anfälligkeit für Zinsschwankungen und konjunkturelle Unsicherheiten stellt dieses Private-Equity-Segment insbesondere im breitgestreuten Dachfondskonzept einen stabilen Baustein für die langfristige Portfoliodiversifikation dar.

 

09. April 2025

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

10 + vierzehn =

Autor

Nico Auel

Nico Auel ist Vorstand der Munich Private Equity AG und verantwortet innerhalb der Gruppe das Privatkundengeschäft. Seit 2009 ist Herr Auel innerhalb der Unternehmensgruppe in verschiedenen Funktionen tätig. Unter anderem war er bei Munich Private Equity Partners mehrere Jahre als Investmentmanager für den US-amerikanischen Private-Equity-Markt tätig. Vor seinem Einstieg bei der MPE arbeitete Auel unter anderem für Deloitte und TRW Automotive in den USA.

Weitere Empfehlungen für Sie:

Jetzt an unserer Umfrage teilnehmen!

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner