Private Equity Trends im Jahr 2016

Die Mehrheit der Private Equity Gesellschaften hat das Jahr 2015 als erfolgreiches Jahr bewertet. Die Nachfrage von Investoren war, messbar am Zufluss von Kapital in diese Assetklasse, deutlich spürbar. Zudem ist die Anzahl als auch der Gesamtwert an Transaktionen im Vergleich zu den Vorjahren deutlich angestiegen.

Die Erwartung der Marktteilnehmer am Anfang des Jahres 2016 war daher positiv. Wie hat sich der Private Equity Markt in diesem Jahr entwickelt und welche wesentlichen Trends lassen sich aufzeigen? Ein Zwischenfazit im laufenden 4. Quartal 2016 lässt sich wie folgt ziehen:

Trend 1: Fundraising stabil auf Höhe der Vorjahre

Private Equity Gesellschaften haben bis zum 3. Quartal 2016 weltweit die Summe von 370,2 Milliarden US Dollar eingeworben, was in etwa dem Jahresniveau der vorherigen drei Jahre entspricht. Aktuelle Daten aus dem Oktober 2016 belegen, dass beispielsweise im Bereich Buyout die Kapitalzusagen zwar um 4,4% gegenüber dem Vorjahr auf ein Volumen von 23,1 Milliarden US Dollar gefallen sind, die Durchschnittsgröße der Fonds jedoch um 17% auf 747 Millionen US Dollar gegenüber 638 Millionen US Dollar im Vorjahr gestiegen ist. Die Kapitalzusagen der Investoren verteilen sich auf verschiedene Private Equity Strategien: 30% der gesamten Kapitalzusagen verteilen sich auf den traditionellen Private Equity Buyout Bereich, gefolgt von den Bereichen Infrastruktur mit 19% und Real Estate mit 16% der Kapitalzusagen. Über alle Private Equity Segmente hinweg wird für das Gesamtjahr 2016 mit einem Gesamtvolumen auf Höhe der Vorjahre gerechnet, was einer Summe von etwa 500 Milliarden US Dollar entspricht.

Signifikante Zuwächse haben vor allem auf Infrastruktur ausgerichtete Schuldenfonds zu verzeichnen, welche sowohl in private als auch öffentliche Infrastrukturprojekte investieren. Laut Preqin ist die Anzahl solcher Fonds seit 2011 kontinuierlich gestiegen. Im 3. Quartal 2016 erfolgte das erfolgreiche Closing zweier solcher Infrastrukturfonds, sowohl in Europa als auch in den USA, welche zusammen Gesamtkapitalzusagen von Investoren in Höhe von 19 Milliarden US Dollar einwarben.

Die Private Equity Branche verzeichnet somit eine weiterhin große Beliebtheit unter Investoren. Die Top Fonds-Closings nach Anzahl und Größe werden im Jahr 2016 hauptsächlich in den USA registriert.

Quelle: Preqin

Trend 2: 6-Jahres-Hoch bei verfügbaren Kapitalreserven

Die verfügbaren Kapitalreserven von Private Equity Gesellschaften („dry powder“ genannt) befanden sich im 3. Quartal 2016 auf einem Rekordniveau mit einem Volumen von 541 Milliarden US Dollar im Vergleich zu 460 Milliarden US Dollar gegen Ende des Jahres 2015. Das anhaltend hohe Tempo von neu aufgelegten Private Equity Fonds und der Erfolg von Private Equity Gesellschaften im Fundraising übertrifft die Kapazität der einzelnen Gesellschaften, ihre Kapitalzusagen gleichermaßen schnell zu investieren. Geographisch sind die verfügbaren Kapitalreserven von Private Equity Gesellschaften in allen Regionen der Welt etwa vergleichbar angestiegen, so in Asien um 17%, in Europa um 15% und in Nordamerika um 8% im Vergleich zum Vorjahr. Welche Gründe gibt es hierfür?

  • Das Volumen von Private Equity finanzierten Akquisitionen ist im 3. Quartal 2016 um insgesamt 32% gegenüber dem Vorjahr auf den Wert von 68,8 Milliarden US Dollar zurückgegangen; die Anzahl der Transaktionen ist um 27% gesunken. In Großbritannien ist das Volumen von Private Equity finanzierten Akquisitionen sogar um 55% gegenüber dem Vorjahr gesunken.
  • Wesentlicher Treiber dieses Rückgangs ist die anhaltende Unsicherheit im Hinblick auf die Abstimmung über den Brexit im Juni 2016. Der daraus resultierende unsichere politische und regulatorische Kontext lässt einige Private Equity Gesellschaften eine abwartende Strategie einnehmen.
  • Zudem tragen weiterhin hohe Bewertungen von Portfolio Unternehmen zur Zurückhaltung von Private Equity Käufern im Markt bei.

Fazit: Zu dem für das Jahr 2016 erwarteten Anstieg an Investitionsaktivität ist es bisher noch nicht gekommen; das derzeitige Umfeld lässt Private Equity Gesellschaften eher vorsichtig agieren, was auch zu einem höheren Druck seitens der Investoren führt.

Trend 3: Rückgang von Private Equity Exits im Jahr 2016

Die fünf größten, im 3. Quartal 2016 annoncierten Exits von Private Equity Fonds haben laut einer Studie von Dealogic einen Gesamtwert von etwas über 24 Milliarden US Dollar und verteilen sich auf verschiedene Branchen, darunter Konsumgüter, Retail und Technologie. Insgesamt ist allerdings sowohl das Volumen als auch die Anzahl der Private Equity geführten Exits im Jahr 2016 deutlich gesunken:

  • Das Volumen an Private Equity geführten Exits betrug 68,8 Milliarden US Dollar und ist damit um ca. 40% im Vergleich zum 3. Quartal 2015 gesunken, wobei besonders die durch Börsengänge erzielten Beträge mit ca. 62% stark gesunken sind;.
  • Die Anzahl an Exits von Private Equity Gesellschaften ist auf ca. 200 im 3. Quartal 2016, und damit um ca. 20% gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2015, zurückgegangen.
  • 4 von 5 Transaktionen fanden im Bereich Technologie statt. Der Verkauf an strategische Investoren bietet hier gute Exit-Möglichkeiten, da diese aktiv nach lukrativen Akquisitionsmöglichkeiten suchen, um in einem finanzierungs-günstigen Umfeld maßgebliche Technologie-Trends zu sichern.

Der Rückgang von Exits sollte nicht als grundsätzliche Abschwächung des Private Equity Umfeldes interpretiert werden. Die vorangegangenen beiden Jahre, in denen es zu mehr als 1.000 Private Equity geführten Exits kam, waren unvergleichbar erfolgreich. Zudem ist im europäischen Raum die Unsicherheit im Kontext des Brexit als neuer Parameter zu werten, welcher selbstverständlich einen Einfluss auf das Jahr 2016 hatte.

Zusammenfassung

Die Betrachtung der Private Equity Branche unter den drei Gesichtspunkten Fundraising, Investitionskapazitäten und Exit-Aktivitäten im Jahr 2016 belegt die unverändert hohe Attraktivität der Branche, mit einem deutlichen Zulauf von Investoren. Begünstigt wurde diese Entwicklung unter anderem durch das zinsgünstige Umfeld. Zugleich zeigen sich in der Betrachtung des Jahres 2016 aktuelle Herausforderungen an die Branche, die z.B. durch Unsicherheiten im Brexit-Kontext aber auch durch das derzeitige Bewertungsumfeld hervorgerufen werden.

21. November 2016

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Michel Feider

Michel Feider ist als Partner im Bereich Alternative Investments mit dem Schwerpunkt Private Equity & Venture Capital bei EY Luxemburg tätig.

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Stefan Rech

Stefan Rech ist als als Senior Manager im Bereich Alternative Investments mit dem Schwerpunkt Private Equity & Venture Capital bei EY Luxemburg tätig.

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Lars Stein

Lars Stein ist als Senior im Bereich Alternative Investments mit dem Schwerpunkt Private Equity & Venture Capital bei EY Luxemburg tätig.

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