Liquid Alternatives & klassische „Bestseller“ im Praxisvergleich

Im letzten Quartalsbericht befassten wir uns mit der Frage des „Nutzens systematischer Handelssysteme bei der Portfoliokonstruktion“ auf Basis eines Performance- und Ranking-Überblicks von Liquid Alternatives bzw. deren Subklassen. Darauf aufbauend werfen wir heute einen Blick auf die Konstruktion solcher Sub-Portfolios von Liquid Alternatives und der Korrelation dieser Produkte zu den klassischen „Bestsellern“ im Fondsbereich.

Performance-Überblick verschiedener Liquid Alternative Strategien

Die Untersuchung wurde auf der Basis von insgesamt 154 UCITS-Fonds dieser unterschiedlichen Kategorien für die letzten fünf Jahre durchgeführt.

Die Fondsselektion basierte auf folgenden Kriterien:

  • nur vollregulierte UCITS-Fonds mit einer Fondsgröße von mindestens 10 Mio. Euro AUM und einer Vertriebszulassung in Deutschland
  • Mindest-Erstinvest muss „retailfähig“ sein und die Produkte offen für neue Investoren
  • Live-Trackrecord von mindestens 5 Jahren innerhalb UCITS

Aus jeder Kategorie wurden danach drei Fonds ausgewählt. Die beiden Kriterien für die Auswahl waren jeweils die Sharpe Ratio sowie die um die Volatilität des Fonds adjustierte Calmar Ratio auf einer Dreijahresbasis. Die Berechnungen basieren auf eigenen Daten sowie für die Monatsrenditen auf Daten von MORNINGSTAR. Alle Berechnungen wurden in der jeweiligen Basiswährung der Fonds durchgeführt.

Performance Überblick
Quellen: Morningstar, eigene Berechnungen

Die obige Darstellung zeigt auf der X-Achse die Volatilität und auf der Y-Achse die annualisierte Jahresrendite. Es zeigt sich, dass die jeweils in der Vergangenheit „besten“ Alternative-Investment-Produkte in ihrer Kategorie teilweise in komplett unterschiedliche Risikoklassen auseinanderfallen. Die extremsten Beispiele sind bei Global-Macro und Managed-Futures-Umsetzungen zu finden. Hingegen zeigt der Bereich Credit Long/Short oder Multi Strategy ein recht homogenes Bild in Bezug auf das Rendite-/Risikoverhältnis.

Korrelation zu den Top-Sellern in Deutschland

Nimmt man nun pro Kategorie den in der Vergangenheit jeweils stärksten Fonds mit der oben dargestellten, recht unkomplizierten Selektion, und erklärt diesen kurzerhand mangels adäquater Benchmarks in diesem Bereich zum jeweiligen Repräsentanten seiner Kategorie, kann man auf diesem Weg die unterschiedlichen Liquid Alternative Kategorien auf ihren Nutzen im Portfoliokontext hin untersuchen.

Korrelationsmatrix

Große Korrelationsmatrix
Quellen: Morningstar, eigene Berechnungen

Die Betrachtung basiert auf dem längst möglichen Zeitraum. Zum Vergleich zeigt die letzte Zeile einen bekannten, weltweiten Aktienindex.

Wie schlagen sich nun die bisherigen Top-Fonds aus den unterschiedlichen Liquid Alternative Kategorien gegenüber den Top-Seller-Fonds, die sich zumeist in den Kundendepots bei Banken, Sparkassen und freien Vermittlern befinden?

In erster Linie ist auffallend, dass sich die obige Korrelationsmatrix scheinbar in zwei Bereiche unterteilen lässt. Von rechts geschaut einmal in den Teil der „klassischen Bestseller“, zumeist Mischfonds in unterschiedlicher Ausprägung aber auch Aktien-Long-Fonds. Und einmal links der eingezeichneten Senkrechten in den Teil der Liquid Alternatives und ihrer Korrelation zu den „Klassikern“.

Was bedeutet das? Auf mittelfristige Sicht korrelierten die bekannten und eher traditionellen Mischfonds und Aktienfonds final sehr stark zueinander. Dieses Bild ändert sich auch nicht signifikant, wenn man das betrachtete Zeitfenster stückweise verkleinert. Hier noch Produkte zu selektieren, die unter dem Gesichtspunkt der Korrelation einen wertvollen Beitrag zur Diversifikation des Portfolios darstellen, scheint extrem schwierig bis fast aussichtslos zu sein.

Genau deshalb sind ja viele Portfoliomanager eben auf der Suche nach Alternativen.

Einsatz von Derivaten lohnenswert?

Schaut man sich jetzt aber den Gleichlauf der „Top-Seller“ zu den Alternative Investment Produkten an, zeigt sich ein komplett anderes Bild. Diese Managementansätze korrelieren deutlich weniger (nahe Null) oder teilweise sogar negativ zu der Peergroup der Misch- oder Aktienfonds. Genau hier entsteht der Nutzen im Einsatz von Derivaten, mit denen man eben kein weiteres Markt-Beta abzudecken versucht – also gerade nicht versucht, Marktrenditen analog der Aktien- oder Rentenmarktentwicklung zu erzielen –  sondern per se etwas davon Unabhängiges. Und dies gelingt eben vermeintlich leichter, wenn man die Möglichkeit hat, sich mittels Derivaten in einem Sondervermögen auch neutral zu einer Assetklasse oder auch entgegengesetzt zur Marktbewegung mittels Short-Positionen aufzustellen.

Doch auch hier lohnt sich ein genauerer Blick:

Die ersten beiden Zeilen oder Spalten dieser Matrix bilden zwei unterschiedliche Managed Futures Fonds ab. Einmal denjenigen aus der eigenen Verantwortung und einmal den Fonds, der ausweislich der anfangs dargestellten Systematik in der Vergangenheit das beste Set an Kennzahlen lieferte und somit als Stellvertreter dieser Gruppe herangezogen wurde.

Obwohl es sich um sehr vergleichbare Ansätze und zwei in der ex-post Betrachtung scheinbar sehr gute systematische Handelsansätze handelt, korrelieren diese beiden Produkte unterschiedlich stark zu den „Top-Sellern“, was alleine schon die unterschiedlichen Farben auf den ersten Blick in den Spalten 1 und 2 im unteren Teil der Grafik zeigen.

Was ist also wichtig bei der Annäherung an Liquid Alternatives?

Durch eine vernünftige Vorselektion und eine risikoadjustierte Betrachtung der Produkte innerhalb der jeweiligen Kategorie ist eine sinnvolle Vergleichbarkeit herzustellen. Zudem sollte man abseits von einfachen Performance-Charts auch andere Blickwinkel einnehmen und das jeweils zu prüfende Produkt kritisch im Kontext der eigenen Fonds, die in den Mandantenportfolios eingesetzt werden, untersuchen.

Diese hier gezeigte recht einfache Vorgehensweise soll als ein erster Gedankenansatz in diese Richtung verstanden werden und nicht als Basis wissenschaftlicher Studien. Denn oftmals führen einfache und verständliche Schritte zu einer viel höheren Akzeptanz als komplexe Whitepaper.

Rückfragen an den Autor werden gerne kurzfristig beantwortet.

31.07.2017

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Thema

Liquid Alternatives

Sie sind momentan ein häufiges Gesprächsthema: Liquid Alternatives. Oder „Hedgefunds im UCITS-Mantel“. Doch obwohl dieser Bereich quasi noch in den Kinderschuhen steckt, im Vergleich zu den klassischen Investments, tummeln sich bereits extrem unterschiedliche Strategien dahinter. Neben einem regelmäßigen Marktüberblick wird sich der Autor in dieser Reihe im Schwerpunkt mit dem klassischen „Diversifizierer“ auseinander setzen: den Managed Futures.

Autor

Frank Seidel

Frank Seidel ist Vorstandsmitglied der unabhängigen amandea Vermögensverwaltung AG, die er zusammen mit zwei Partnern gegründet hat. Bei amandea kümmert er sich um anspruchsvolle Investment-Ansätze, entwickelt Produkte, bringt neue Technologien ein und führt das Family Office. Er veröffentlicht in seinem eigenen Blog und auf FondsTrends. Seidel verfügt über langjährige Erfahrung im Wertpapierbereich und der Betreuung von vermögenden Privatkunden.

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