Konsolidierung am Fondsstandort Luxemburg – Konsequenzen für Fondsinitiatoren und ihre Produktwelt

Die Komplexität der Fondsprodukte hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht.  Hat es vor 15 Jahren noch ausgereicht, wenn klassische Aktien und Rentenprodukte im Angebot waren, so ist es heute notwendig, alle Facetten der Finanzmärkte in den Produkten abzubilden. Zusätzlich haben sich die aufsichtsrechtlichen Anforderungen von Jahr zu Jahr erhöht. Viele Dienstleister können oder wollen den damit einhergehenden zusätzlichen Aufwand nicht mehr erbringen. Für Fondsinitiatoren ist das der Zeitpunkt, sich über die Zukunft Gedanken zu machen.

Veränderung als Chance: Was ein Fondsinitiator bei Veränderungen seines Administrators unternehmen sollte

Als erstes: Auf sich selbst besinnen! Die Zusammenarbeit mit dem Dienstleister ist oft über lange Zeit gewachsen. Was zu Beginn noch wichtig war, vielleicht die Umsetzung einer speziellen Struktur, ist heute nur noch eine Randnotiz. Dafür kann eine abgestimmte Vertriebsunterstützung von größerer Bedeutung sein. Deshalb sollte zunächst eine Analyse der eigenen Anforderungen erfolgen. Welche technischen Möglichkeiten erwarte ich von einem anderen Dienstleister?

Wie weit kann Vertrieb und Marketing unterstützt werden? Wie ist die Kostenstruktur? Alleine die Analyse der eigenen Anforderungen ist komplex und kann viel Zeit in Anspruch nehmen.

Und dann beginnt die wirkliche Herausforderung: die Analyse des Marktes. Welcher Dienstleister kann das beste Paket für die eigenen Anforderungen bieten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt stellt sich die Frage, ob die Aufgaben mit internen Ressourcen bewältigt werden können. Wer bereits einen unabhängigen Direktor in seinen Fondsstrukturen hat, kann dieses Know-how nutzen, alternativ kann auch ein externer Berater engagiert werden. Die Marktnähe und oftmals die detaillierten Kenntnisse der verschiedenen Dienstleister können hier viel Zeit und Geld sparen.

Auf Basis der Analyse der eigenen Anforderungen kann nun eine erste Richtung festgelegt werden. Eine grobe Einteilung der Dienstleister könnte so aussehen:


Große Dienstleister

Oftmals Häuser, die im großen Stil Dienstleister für den eigenen Konzern sind, daneben aber auch Dienstleistungen für Dritte anbieten. Hier kann man von einem sehr hohen Grad an Standardisierung ausgehen. Die technische Basis wird, wie der Preis für die angebotenen Dienstleistungen, sehr gut sein.  Dafür muss man unter Umständen mit einer geringeren Vertriebsunterstützung und reduzierten Kundenbetreuung rechnen.


Mittlere Dienstleister

Hier werden zwar auch Dienstleistungen für das eigene Haus erbracht, der Fokus liegt aber auf den Dienstleistungen für Fondsinitiatoren wie Vermögensverwalter oder institutionelle Kunden. Die Kundenbetreuung steht meist im Vordergrund und die technische Basis ist flexibel genug, um die meisten Sonderwünsche zu erfüllen. Da oftmals Vertriebserfahrung in verschiedenen Ländern vorhanden ist, kann man auch hier auf angemessene Unterstützung bauen. Dies kann aber mit etwas höheren Preisen verbunden sein.


Kleine Dienstleister

Diese beschäftigen sich hauptsächlich mit der Administration der eigenen Produkte. Als neuer Dienstleister kommen sie somit meist nicht in Frage.

Fazit

Veränderungen bei den Dienstleistern sorgen sicherlich zunächst für viel Aufregung und Sorge,  wie es weitergehen soll. Ohne diese Veränderungen würden aber die wenigsten Fondsinitiatoren analysieren, was sie wirklich benötigen und was der aktuelle Dienstleister wirklich zu leisten im Stande ist. Und mit der Unterstützung von externen Beratern oder unabhängigen Direktoren kann sich der erste Schrecken ganz schnell in eine positive Perspektive verwandeln.

13. März 2017

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Autor

Andreas Jockel

Andreas Jockel ist Partner der Luxembourg Management Office und unabhängiger Direktor. Von 1993-2000 hat er für die Schröder Münchmeyer Hengst Investment die Luxemburger Fondsgesellschaft aufgebaut und später als Geschäftsführer geleitet. Danach war er bis 2015 als Geschäftsführer der Oppenheim Asset Management Services verantwortlich für die Bereiche Fondsbuchhaltung, Reporting, Alternative Investments und Finanzen.

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