Die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Europa und Asien werden immer intensiver. Dies macht auch vor der Finanzbranche nicht Halt. Ende Oktober 2016 traf sich eine Delegation von luxemburgischen Fondsinitiatoren mit hochrangigen Vertretern von Banken und Asset Managern in Hongkong und Shanghai.
Wir sprechen hierzu mit Herrn Stefan Schneider, Vorstand der Hauck & Aufhäuser Investment Gesellschaft S.A., die das Treffen gemeinsam mit dem neuen Eigentümer Fosun International Ltd. organisiert hatte.
FondsTrends: Luxemburg ist auch aus Sicht Asiens einer der bedeutendsten Finanzplätze in Europa. Zu erkennen ist dies u.a. daran, dass führende chinesische Banken wie die Bank of China – das älteste Finanzinstitut Chinas – oder die Industrial and Commercial Bank of China (die größte chinesische Bank) ihre europäischen Firmensitze im Großherzogtum angesiedelt haben. Herr Schneider, Sie haben vor Kurzem eine Delegation luxemburgischer Fondsinitiatoren bei deren Besuch in Hongkong und Shanghai begleitet. Welches Ziel haben Sie mit der Reise verfolgt?
Stefan Schneider: Für uns war es in erster Linie wichtig, unser bereits bestehendes Know-how über die Vertriebsmöglichkeiten Luxemburger Fonds in Hongkong und China zu vertiefen und mit den Experten „an der Front“ zu sprechen. Darüber hinaus war unser Ziel, die konkreten Bedürfnisse der Investoren vor Ort zu eruieren, um somit den zukünftigen Erwartungen an Luxemburg als Partner für den Fondsvertrieb gerecht werden zu können.
FondsTrends: Sie haben Vertreter aus den unterschiedlichsten Bereichen getroffen: Banken, Asset Manager sowie institutionelle Investoren. Aber auch Vertreter aus der Industrie und der Presse. Wie haben Sie diese Treffen empfunden?
Stefan Schneider: Im Vordergrund stand ganz klar das sichtbare gegenseitige Interesse. Während unserer Gespräche wurde uns klar signalisiert, dass es Bedarf an europäischen Fondsprodukten gibt. Das UCITS – Label ist dort Symbol für eine sichere Konstruktion, die unter einer adäquaten Aufsicht von professionellen Anbietern hergestellt wird. Es besteht der Wunsch, diese Fonds zur Diversifikation der regionalen Vermögensanlagen zu nutzen. Luxemburger Investmentfonds (UCITS) sind mit einem Anteil von ca. 75% der dominierende Part von allen in Hongkong zugelassenen ausländischen Investmentfonds. Seit jeher arbeiten die Aufsichtsbehörden beider Länder eng zusammen, was regulatorische Entwicklungen betrifft.
FondsTrends: Von außen betrachtet unterliegen die asiatischen Märkte (vor allem China) mitunter einer starken Reglementierung, die es sowohl chinesischen Investoren erschwert, ihr Kapital außerhalb Chinas anzulegen, als auch europäischen Investoren (z.B. luxemburgischen Investmentfonds), innerhalb Chinas zu investieren. Hatten Sie vor Ort das Gefühl, dass diese Reglementierung den möglichen Geschäftsbeziehungen im Wege steht?
Stefan Schneider: Grundsätzlich werden die Kapitalströme durch die chinesische Regierung weiter streng kontrolliert. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Möglichkeiten gibt, an diesem Markt zu partizipieren. Bestehende, bereits internationalisierte und auch neue, durch die Regierung frei zu gebende Gelder sorgen für Nachfrage. Die größte Hürde ist allerdings das Vertrauen der Investoren. Viele Investoren treffen ihre Entscheidungen auf Basis von nachvollziehbaren Empfehlungen. Diese liegen für europäische Fondsanbieter aber nicht immer vor. Also übersteigt der Anlagebedarf noch das Produktangebot. Hier möchten wir mit Hilfe des Konzernnetzwerks von Fosun, das über viele Jahre entstanden ist, ansetzen. Die ersten Gespräche haben uns motiviert, die bereits bestehenden Kontakte zu vertiefen. Auch die große Bedeutung eines stetig wachsenden Netzwerkes wurde somit deutlich.
FondsTrends: Hongkong genießt innerhalb Chinas eine gewisse Sonderstellung. Bis zum 1. Juli 1997 war Hongkong Teil von Großbritannien und stets ein bedeutender Teil der Finanzwelt. Noch immer genießt Hongkong den Status einer Sonderverwaltungszone – mit dem Hongkong Dollar unterhält man sogar eine eigene Währung. Denken Sie, dass dies als Brückenkopf für die luxemburgische Fondsindustrie fungieren und somit der Zugang zum chinesischen Markt gelingen kann?
Stefan Schneider: Absolut, der Markt in Hongkong hat einen starken Fokus sowohl auf Festlandchina als auch auf Europa. Es bestehen bereits Geschäftsbeziehungen und Netzwerke zwischen China und Hongkong und letztlich mit Luxemburg. Die Luxemburger Fondsvereinigung ALFI hat über die letzten Jahre hinweg hier kontinuierlich die Weiterentwicklung des Luxemburger Fondsstandortes unterstützt und vorangetrieben. Luxemburg ist „Renmimbi-Hub“ und gerade kommen wieder zwei weitere chinesische Banken nach Luxemburg.
Als Teil der Gruppe von Fosun International Ltd, der größten chinesischen Beteiligungsgesellschaft, kann Hauck & Aufhäuser bereits jetzt auf ein gut ausgebautes und starkes Netzwerk innerhalb der chinesischen Wirtschaft zurückgreifen. Von diesem Netzwerk wollen wir auch unsere Fondskunden profitieren lassen und ihnen somit den Zugang zu Hongkong und hierüber auch zum chinesischen Markt ermöglichen.
In den kommenden Monaten werden wir einigen Fondsinitiatoren die Möglichkeit bieten, ihre Fonds in Hongkong zum Vertrieb an private Investoren zu registrieren und damit in die Angebotspaletten unserer dortigen Geschäftspartner zu gelangen.
Vielen Dank für Ihre Einschätzungen!
Das Thema „Fondsvertrieb in Hongkong und China“ in dieser Ausgabe haben wir aus aktuellem Anlass gewählt. In unserer nächsten Ausgabe möchten wir uns dem angekündigten Thema „FinTechs – Fluch oder Segen für die Fondsindustrie?“ annehmen.
05. Dezember 2016
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Teilnehmer der Delegation
- Stefan Schneider, Hauck & Aufhäuser Investment Gesellschaft S.A.; schneider@hauck-aufhaeuser.lu; www.hauck-aufhaeuser.com
- Reinhard Pfingsten, Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA; reinhard.pfingsten@hauck-aufhaeuser.de; www.hauck-aufhaeuser.com
- Ottmar Heinen, Lacuna AG; Heinen@lacuna.de; lacuna.de
- Pablo Hess, TRYCON G.C.M. AG; hess@trycongcm.com; TRYCONGCM.com
- Dieter Kaiser, Robus Capital Management Limited; dk@robuscap.com; robuscap.com
Marco Dietzen
Marco Dietzen verantwortet als Teamleiter Relationship Management die Betreuung der Fondsinitiatoren bei Hauck & Aufhäuser Fund Services S.A. und übernimmt zudem als Key-Account Manager die eigenständige und individuelle Betreuung eines anspruchsvollen Kundenstamms. Zuvor war er Leiter des Teams Kundenbetreuung und Koordination bei der Warburg Invest Luxembourg S.A.. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums der Betriebswirtschaft ist Herr Dietzen über 18 Jahre in der Finanzbranche tätig und verfügt über mehr als 13 Jahre Erfahrung am Finanzplatz Luxemburg.