Deutschland als Anlagezielort ist in den vergangenen Jahren wenig beliebt gewesen. Wie anderen europäischen Regionen auch, gelang es der Exportnation nicht, aus dem Schatten der am Kapitalmarkt überragenden USA zu treten. Zu deutlich war das Spotlicht auf die „Magischen Sieben“, also die führenden US-Tech-Konzerne, gerichtet. Umso überraschender ist, dass 2025 in den ersten Monaten mit viel Optimismus in Deutschland und einigen „Gewinnmitnahmen“ in den USA gestartet ist. War dies nur eine temporäre Gegenbewegung? Oder steht angesichts der geplanten Investitionspolitik der neuen Merz-Regierung und Sorgen vor der erratischen Zollpolitik der Administration Trump ein Paradigmenwechsel bevor?
FONDSTRENDS.LU sprach darüber mit zwei Kennern des deutschen Aktienmarkts: Christoph Frank und Roger Peeters, den beiden Geschäftsführern der spezialisierten Boutique pfp Advisory GmbH, die aus Frankfurt zwei Deutschlandfonds betreut.
FONDSTRENDS.LU: Wie hat es sich eigentlich angefühlt, in den letzten drei Jahren als Experte für deutsche Aktien tätig zu sein? Haben Sie Ihre Mitstreiter, die etwa den US-Markt bearbeiten, beneidet? Dachten Sie daran, Ihre beiden Fonds auf Europa umzustellen?
Roger Peeters: Lassen Sie mich mit dem zweiten beginnen. Das können wir klar verneinen. Abgesehen davon, dass man durch abrupte Wechsel der Anlageschwerpunkte Anleger vergraulen und Track Records „zerschießen“ könnte, würde es auch wenig bringen. Viele der Probleme in Deutschlands Wirtschaft und in der Perzeption deutscher Aktien lassen sich auf die europäischen Nachbarn übertragen. Was die persönlichen Eindrücke etwa in Gesprächen mit Anlegern betrifft: Es war zumindest Ende 2024 deutlich zu erkennen, dass das Interesse insbesondere für Deutschlandprodukte mit Fokus Small & Mid Caps stark zurückgegangen ist und Anleger zunehmend die Hoffnung aufgegeben haben. Das war einerseits tatsächlich frustrierend, es war aber auch damals eine Chance, wie wir öfter erklärt hatten. Aber natürlich wussten auch wir nie, wann sich die gebotene Wertaufholung materialisieren wird.
FONDSTRENDS.LU: Materialisieren ist ein gutes Stichwort. Ihre beiden Produkte, der mittlerweile 19 Jahre alte DWS Concept Platow und der noch recht junge pfp Advisory Aktien Mittelstand Premium, liegen Mitte Mai ytd über 20% im Plus. Wie haben Sie Ihre Strategie angepasst, dass es nun so gut lief, Herr Frank?
Christoph Frank: Kurz gesagt: gar nicht. Ausführlicher geantwortet. Unser Investmentansatz ist bereits sehr lange im praktischen Einsatz und geht im Kern auf ein Scoring-System zurück, das ich bereits als Student vor etwa 30 Jahren konzipiert habe. Und dieses System ist nun mal so kalibriert, dass es zyklusübergreifend sehr vernünftige Resultate erzielen kann, aber nur, wenn man es auch machen lässt und eben nicht störend aktionistisch eingreift, wenn es mal kurzfristig schwächer läuft. Was Roger zum mangelnden Interesse mancher Anleger gesagt hat, stimmt natürlich. Wir hatten aber auch in den vergangenen drei Jahren nie das Gefühl, dass es eine bessere Alternative gegeben hätte, als unsere Arbeit so wie immer zu machen.
FONDSTRENDS.LU: Wir sprachen über die neue Regierung. Ein echtes Fanal war ja die Ankündigung, massiv schuldenfinanziert in Rüstung und Infrastruktur zu investieren. Ist das nun der ersehnte Befreiungsschlag?
Roger Peeters: Wir müssen unterscheiden zwischen dem Standort Deutschland, der unstrittig unter Druck ist durch hohe Steuern, Abgaben, Energiepreise und einer völlig ausgeuferten Bürokratie einerseits, und den börsennotierten Firmen mit Sitz in Deutschland, die üblicherweise international breit aufgestellt sind. Die genannte Ankündigung half durch die Sache und durch den Anspruch der neuen Regierung, wieder die Wirtschaft zu stärken. Man muss sehen, wie die Umsetzung wird. Als erster Schritt rückten deutsche Unternehmen wieder mehr in den Mittelpunkt, was ein Teilerfolg ist. Nicht mehr, nicht weniger.
FONDSTRENDS.LU: Sie beide arbeiten auch mit umfassenden Primär-Research, beispielsweise spricht jeder von Ihnen pro Jahr in einem dreistelligen Umfang mit Vorständen und IR-Managern deutscher Firmen. Wie ist denn die Lage?
Christoph Frank: Nach wie vor stöhnen viele Vorstände vor allem über Fachkräftemangel, mangelnde Planbarkeit und übertriebene Bürokratie. Das wären, um Ihre vorherige Frage aufzugreifen, drei tolle Ansatzpunkte für die neue Regierung, die teilweise sogar ohne neue Schulden funktionieren. Wir nehmen aber schon Schattierungen wahr: Während etwa viele Versicherungskonzerne Rekordgewinne vermelden können, ist z. B. die Automobilindustrie tatsächlich in einer schwierigen Lage. Einen massiven Aufschwung in der Breite sehen wir aber zumindest noch nicht. Gerade im Mittelstand wäre dieser wohl auch kaum eingepreist.
FONDSTRENDS.LU: Lassen Sie uns mit etwas Persönlichem abschließen. Herr Frank ist Anhänger des erneuten deutschen Meisters FC Bayern München, Roger Peeters Fan des 1. FC Köln, der in der 2. Liga Meister wurde und nach dem Aufstieg auch wieder in der Bundesliga spielt. Schauen Sie sich die beiden Duelle gemeinsam an?
Christoph Frank: Guter Vorschlag. Tatsächlich tauschen wir beide uns nicht nur täglich über Börse aus, sondern auch immer wieder über „unsere“ Clubs. Gleichwohl ist unser letzter gemeinsamer Stadionbesuch schon über 15 Jahre her. Wir nehmen die Anregung gerne mit.
FONDSTRENDS.LU: Herr Frank, Herr Peeters, wir bedanken uns für das interessante Interview und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute.
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Roger Peeters

Roger Peeters ist geschäftsführender Gesellschafter der pfp Advisory GmbH. Gemeinsam mit seinem Partner Christoph Frank steuert er seit über 25 Jahren am deutschen Aktienmarkt aktive Experte den DWS Concept Platow (WKN DWSK62), einen 2006 aufgelegten und mehrfach ausgezeichneten Stock-Picking-Fonds, sowie den im August 2021 gestarteten pfp Advisory Aktien Mittelstand Premium (WKN A3CM1J). Peeters ist weiterhin Mitglied des Vorstands der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) e.V.