Das vierzehnte Jahr in Folge veröffentlichte das FNG am Montag, den 03. Juni 2019, auf dem FNG-Dialog in Berlin seine zentrale Jahrespublikation, den Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2019 für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Der nachhaltige Anlagemarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Noch nie zuvor wurde im deutschsprachigen Raum so viel Vermögen unter Nutzung nachhaltiger Anlagestrategien und Kriterien verwaltet. Mit insgesamt knapp 2,9 Billionen Euro erreichten die verantwortlichen Investments per Ende 2018 ein neues Rekordniveau. Davon entfiel knapp jeder sechste Euro auf Nachhaltige Geldanlagen, bei denen besonders strenge Nachhaltigkeitsanforderungen umgesetzt werden. Ihr Volumen lag mit rund 474 Milliarden Euro um knapp 50 Prozent höher als im Vorjahr.
„Das deutliche Wachstum zeigt, dass Nachhaltige Geldanlagen auf den Mainstreammarkt drängen. Durch die Erfassung verantwortlicher Investments, die das sechsfache Volumen Nachhaltiger Geldanlagen ausmachen, sind hier die klaren Schritte in den Mainstreammarkt erkennbar“, erklärt FNG-Vorstandsvorsitzender Volker Weber.
Treiber und Schlüsselfaktoren des nachhaltigen Anlagemarktes
Der Großteil der nachhaltigen Gelder befindet sich in den Händen institutioneller Anleger, vor allem in Deutschland und Österreich (95 bzw. 80 Prozent), weshalb auch deren Nachfrage als maßgeblicher Treiber des nachhaltigen Anlagemarktes gesehen wird. Als weiterer Schlüsselfaktor hinter dem Wachstum gilt der EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums, dessen wesentliche Ziele es sind:
a) Kapitalflüsse in nachhaltige Investitionen zu lenken;
b) Nachhaltigkeit in das Risikomanagement einzubetten und
c) Transparenz und Langfristigkeit bei der Geldanlage zu fördern.
Ein Vorhaben des EU-Aktionsplanes ist es, in der Anlageberatung eine verpflichtende Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenz von Kunden zu implementieren. Damit wird die Nachfrage von Privatanlegern perspektivisch steigen und das Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen beschleunigt. Inwiefern die Schweiz eine verpflichtende Integration von Nachhaltigkeit in die Anlageberatung übernehmen wird, bleibt abzuwarten. In diesem Punkt ist die Schweiz jedoch ihren deutschsprachigen Nachbarländern voraus, denn hier wird bereits ein Drittel der nachhaltigen Fonds und Mandate von Privatanlegern gehalten.
Ein anderes maßgebliches – auch schon beschlossenes – Maßnahmenpaket ist das der Offenlegungsplichten. Damit werden alle Finanzmarktakteure verpflichtet, ihre Nachhaltigkeitsstrategien in der Anlagepolitik offenzulegen.
Die Berücksichtigung von Klimaaspekten rückt in den Fokus
Nicht nur bei der Europawahl, sondern auch bei der Nachhaltigen Geldanlage dominiert das Thema Klima die Debatten. Die Berücksichtigung von Klimaaspekten gewinnt über alle Asset-Klassen hinweg stark an Bedeutung. In Deutschland und Österreich steigt der Ausschluss von Kohle im Jahr 2018 zu den wichtigsten Ausschlusskriterien bei Nachhaltigen Geldanlagen auf. Darüber hinaus gaben 72,9 Prozent der Berichtsteilnehmer, die Angaben zu relevanten Klimastrategien gemacht haben, an, grüne Investitionen in Form von Green Bonds zu tätigen; 60 Prozent messen laut eigenen Angaben den CO2-Fußabdruck ihrer Portfolios.
FNG-Dialog zur Veröffentlichung des Marktberichtes
Dass das Thema an Relevanz gewinnt und in die Breite getragen wird, bestätigt auch die von Jahr zu Jahr steigende Teilnehmerzahl. Knapp 200 Personen aus Politik, Wirtschaft und Forschung konnte das FNG begrüßen. Unter den Rednern und Rednerinnen, wie Professor Hans Joachim Schellnhuber (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung), Frau Nilgün Parker (BMU), Frau Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen), und auf dem Panel – Matthias Kopp (WWF), Marion Krimmel (DWS), Dr. Henrik Pontzen (Union Investment), Dr. Nicole Röttmer (PWC) und Yvonne Zwick (Rat für nachhaltige Entwicklung) – herrschte Einigkeit darüber, dass dieses Momentum genutzt werden muss, da die Finanzbranche einen wichtigen Beitrag zur notwendigen nachhaltigeren Ausrichtung unserer Wirtschaft beitragen und somit den Klimawandel und damit verbundene Auswirkungen eindämmen kann.
13. Juni 2019
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Das FNG – Forum für Nachhaltige Geldanlagen e.V.
Der Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz repräsentiert über 190 Mitglieder, die sich für mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft einsetzen. Das FNG fördert den Dialog und Informationsaustausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und setzt sich seit 2001 für verbesserte rechtliche und politische Rahmenbedingungen für nachhaltige Investments ein.
Claudia Tober
Claudia Tober ist seit März 2009 Geschäftsführerin des Forums Nachhaltige Geldanlagen e.V. für Deutschland, Österreich und der Schweiz (FNG). Von 2011 bis 2015 war Sie außerdem Vizepräsidentin des Europäischen Dachverbandes Eurosif - European Sustainable Investment Forum. Vorher war sie seit 2002 Referentin bei verschiedenen Bundestagsabgeordneten im Bereich Finanzen, zuletzt für den finanzpolitischen Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Dr. Gerhard Schick. Hier war sie insbesondere für Nachhaltiges Investment und Verbraucherschutz verantwortlich. Nach ihrem Studium hat die Diplom-Volkswirtin mehrere Jahre für den Forschungs- und Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik Berlin/Technologiestiftung Berlin gearbeitet.
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Claudia Tober
Anne-Marie Gloger
Anne-Marie Gloger ist seit Anfang des Jahres 2018 beim FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. tätig. Als Referentin betreut Sie das Projekt Klimafreundlich Investieren - Kommunales Divestment- und Re-Investment. Weiterhin ist Frau Gloger für Politik und Kommunikation aktiv. Dies umfasst Newsletter, Medienmitteilungen, Medienpartner, politische Stellungnahmen, das politische Monitoring auf nationaler, EU- und internationaler Ebene, sowie die Vernetzung mit politischen Akteuren und anderen Stakeholdern. Zudem ist sie maßgeblich bei der Erstellung der jährlichen Marktstatistik involviert. Durch ihren Masterabschluss in European Studies mit den Schwerpunkten Politik und Wirtschaft als auch vorherige Praktika bei Verbänden kennt sie sich mit politischen Entscheidungsprozessen auf Bundes- und EU-Ebene aus. Erfahrungen im Public Affairs-Bereich sammelte sie vor allem während ihrer Werkstudententätigkeit in der Allianz-Repräsentanz Berlin.