„Das Prinzip der Streuung ist das Gebot der Stunde an den Kapitalmärkten“

Die in Trier ansässige KONTOR STÖWER Asset Management GmbH spezialisiert sich auf die Konzeption, das Management und die Vermarktung innovativer Fondskonzepte. Auf Grundlage des RICAM-Modells werden Lösungen für freie Vermögensverwalter, Sparkassen oder Family Offices entwickelt. FondsTrends sprach mit Dirk Stöwer, Geschäftsführer von Kontor Stöwer und Initiator des FONDSKONGRESS TRIER, über Value-Prinzipien, nachhaltiges Investment und die Vorteile des regionalen Finanznetworking.

 

FondsTrends: Herr Stöwer, bitte erläutern Sie unseren Lesern doch kurz das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens. Wodurch heben Sie sich von anderen Finanzdienstleistern ab?

Dirk Stöwer: Wir werden uns verstärkt auf den Bereich des aktiven Fondsmanagements konzentrieren. Damit widersetzen wir uns ganz klar dem derzeitigen Trend zum passiven Investieren mittels ETFs. Dieser Trend und das „Research-Verbot“ – demzufolge Broker kein kostenloses Research mehr anbieten dürfen – spielt uns ganz klar in die Karten, da wir unsere Anlageideen selbst generieren. Und das können wir ziemlich gut.

FondsTrends: Herr Stöwer, Ihr Fonds NESTOR Europa konnte im ersten Halbjahr 2019 einen Anstieg von 25,80% verzeichnen, das beste Halbjahresergebnis der letzten zehn Jahre. Welche Strategie verfolgen Sie bei der Zusammenstellung des Portfolios?

Dirk Stöwer: Den Kern unseres Portfolios bilden die von uns definierten „Value Builder“. Das sind Gesellschaften, denen wir eine langfristige Steigerung des Unternehmenswertes zutrauen, oft marktführende Small- oder Mid Caps in Nischen mit Alleinstellungsmerkmal. Zudem werden auch andere „intelligente“ Investments umgesetzt, die durchaus auch Growth- oder Deep-Value-Charakter haben können. Das findet im Rahmen unserer Risiko-Feinsteigerung statt. Durch unseren überwiegenden Fokus auf Norditalien, Skandinavien und die DACH-Region erreichen wir zudem eine multiple Streuung, die zu einer gewünschten Glättung der Erträge führt.

FondsTrends: (Geo-)Politische Themen wie der Klimawandel oder der Handelsstreit zwischen den USA und China, Unruhen in Venezuela, der Dieselskandal – machen sich diese Themen auch in der Titelauswahl für den Fonds bemerkbar?

Dirk Stöwer: Die meisten politischen Themen sind für die Börse völlig unbedeutend und bieten oftmals gute Kaufgelegenheiten. Anders ist es aber, wenn erkennbar großanlegte Strategien lanciert werden und zum Dogma erklärt werden. Ich nenne das „administrative Disruption“, es ist aber auch eine Art des Sozialismus, da es zu einer schleichenden Enteignung führen kann. Hier versuchen wir die negativen und positiven Auswirkungen zu begreifen und reflektieren diese auf unsere Engagements.

FondsTrends: Wie fügt sich der neu aufgelegte KSAM-RICAM-Value² Fonds in die Reihe Ihrer weiteren Produkte, dem NESTOR Europa und dem KSAM-Einkommen-Aktiv ein?

Dirk Stöwer: Der KSAM-RICAM-Value² ist im Bereich der Aktien eine hervorragende Ergänzung zum NESTOR Europa Fonds, da er weltweit anlegt und den Schwerpunkt auf großkapitalisierte Werte legt. Mit Wolfgang Schuster haben wir nun zudem einen außergewöhnlich erfahrenen Analysten an Bord, der uns mit RICAM ganz neue Möglichkeiten bietet. Dagegen ist der KSAM-Einkommen-Aktiv eine defensivere Alternative für kleinere Vermögen oder aber als zinstragende Beimischung in Vermögensverwaltungen geeignet.

FondsTrends: Bitte erläutern Sie unseren Lesern doch kurz das zugrunde liegende RICAM-Modell.

Dirk Stöwer: RICAM ist ein Werkzeug zur Unternehmenssteuerung, welches Stärken und Schwächen in Unternehmen aufzeigt. Es lässt sich aber auch für das Portfoliomanagement einsetzen. Insbesondere das Makrotool „Trendtabelle“ bietet einen großen Nutzen bei der Risikobestimmung. Hinzu kommt der RICAM-Index, eine Art intelligentes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). RICAM liefert auch ein vollständiges Rating, was bei den Allokationsentscheidungen eine wichtige Rolle spielt.

FondsTrends: Schließlich: Bereits zum fünften Mal findet am 18. Oktober der FONDSKONGRESS TRIER statt, mittlerweile ein etabliertes Experten- und Networking-Treffen für die Asset Management-Branche. Welche Trends werden in diesem Jahr im Mittelpunkt stehen? Was wünschen Sie sich für die diesjährige Veranstaltung?

Dirk Stöwer: Viele plakative Trends der letzten Zeit haben sich bereits wieder verschlissen. Nachhaltigkeit bleibt natürlich ein Thema, war aber im Vorjahr bereits Schwerpunkt. Aufgrund der schwierigen Gemengelage an den Kapitalmärkten ist das Prinzip der Streuung das Gebot der Stunde. Es dürfte sich zu einem Megatrend entwickeln. Insofern würden wir uns freuen, wenn der 5. FONDSKONGRESS TRIER wieder zu einem großartigen Event wird und den Teilnehmern attraktive Anlageoptionen aufzeigt. Schlussendlich hält er hoffentlich die lokale Luxemburger Finanzgemeinde etwas zusammen, die durch die Entwicklung der letzten Jahre zunehmend erodiert.

FondsTrends: Was ist Ihnen aus den Veranstaltungen der letzten Jahre besonders in Erinnerung geblieben? Was war das „key learning“?

Dirk Stöwer: Mir ist aufgefallen, dass die Teilnehmer überwiegend von einer pessimistischen Grundstimmung und teilweise auch von Angst getrieben waren, insbesondere im letzten Jahr. Ich glaube, wenn der Pessimismus um sich greift, dass dann eher die Chancen überwiegen. In einer solchen Situation sollte man hellwach sein und nicht den Kopf in den Sand stecken. Allerdings muss man konsequent die Portfolios optimieren und darf nicht bedingungslos an schwachen Investments festhalten. Um den Jahreswechsel haben wir in den Fonds einige wichtige Weichenstellungen vorgenommen, wie z.B. die Ausrichtung auf sehr lange Laufzeiten im Rentenbereich. Und im Aktienbereich konnten wir einige „Value Builder“ zu sehr attraktiven Preisen erwerben.

FondsTrends: Herr Stöwer, wir danken Ihnen für das interessante Interview und wünschen Ihnen auch für den FONDSKONGRESS 2019 viel Erfolg!

 

Bereits zum fünften Mal findet am 18. Oktober 2019 der FONDSKONGRESS TRIER statt. Hier geht es zu Anmeldung und Agenda.

29. Juli 2019

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Dirk Stöwer

Dirk Stöwer ist seit Juni 2005 Fondsmanager des NESTOR Europa Fonds. Der Sparkassenbetriebswirt ist seit mehr als 25 Jahren im Wertpapiergeschäft und in der Vermögensverwaltung tätig. Er begann seine Karriere im Bankgeschäft 1985. Ab 1991 betreute er im Börsencentrum der Stadtsparkasse Cuxhaven vermögende Privatkunden und managte später das Eigendepot der Sparkasse (Depot-A). Bei MM Warburg in Luxemburg wurde er später Prokurist im Bereich Privatkundengeschäft. 2007 trat Stöwer in die Kohlhase & Stöwer Asset Management GmbH in München ein, die seit Juni 2014 unter der Bezeichnung KONTOR STÖWER Asset Management GmbH mit Sitz in Trier firmiert.

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