An Aktien führt kein Weg vorbei – sie sind langfristig allen anderen liquiden Anlageklassen überlegen. Andererseits sind Investitionen in Einzeltitel riskant, Diversifikation ist ein Schlüssel zum Erfolg für eine langfristige Geldanlage. Bei der Suche nach sinnvollen Investments sind börsennotierte Beteiligungsunternehmen eine lukrative Option, daher werfen wir einen Blick auf die Berkshire Hathaways der Welt und deren operative Investmentprofis:
Börsennotierte Beteiligungsunternehmen investieren in viele einzelne Gesellschaften, damit ähneln sie von der Idee her Investmentfonds, sind aber selbst Firmen. Weitere Vorteile sind z.B., dass sie flexibel und unabhängig von Benchmarks und Indizes agieren und investieren können, damit verbunden ist aber oft eine höhere Volatilität als z.B. bei Fonds. Die recht unterschiedlichen Ergebnisse sind vor allem auf den Erfolg und Misserfolg einzelner Unternehmen im Portfolio und die Managementleistung der Unternehmensführung sowie die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells zurückzuführen. Man findet diese Art von Unternehmen in drei Sparten:
- Investmentunternehmen (Investment- und Beteiligungsgesellschaften),
- Holdings (diversifizierte Holdinggesellschaften)
- Mischkonzerne, wobei die Grenzen oft fließend sind.
Im Unterschied zu den immer stärker regulierten offenen Fonds können sie mit deutlich höheren Freiheitsgraden investieren. Sie profitieren als Eigentümer im Unterschied zu Fonds von spezifischen Kenntnissen zu ihren Investmentbeteiligungen und Akquisitionen. Es wird rein unternehmerisch gehandelt und die vorhandenen Ertragspotenziale sind dabei aufgrund unterschiedlicher Investmentstrategien auf Kursgewinne, Dividenden und zusätzliche Ertragsmöglichkeiten ausgelegt. Man investiert mit operativen Investmentprofis, die jeweils auf ihre eigene Art und Weise diversifizierte Unternehmensökosysteme entwickeln, um Wachstum und Innovation vorwiegend durch Akquisitionen und Investments zu erzielen. Warren Buffetts Satz „Ich bin ein besserer Geschäftsmann, weil ich Investor bin und ich bin ein besserer Investor, weil ich Geschäftsmann bin.“ beschreibt dies perfekt, denn die Lehren aus beiden Erfahrungen verstärken sich und das Ergebnis sind börsennotierte Beteiligungsunternehmen, sie sind die Architekten und Baumeister von diversifizierten Unternehmensökosystemen. Diese lassen sich kennzeichnen durch: Die Form der Kapitalallokation (z.B. die Investmentstrategie), die Struktur (z.B. Geschäfts- und Organisationsmodell) und die Menschen (z.B. Unternehmensführung und -kultur).
Hier ein Überblick zu einigen Investmentstrategien unterlegt mit Unternehmensbeispielen:
Primäre Strategien: Buy and Hold, Buy and Build, Buy and Sell
In der Regel kann man die Beteiligungsunternehmen auf Basis von deren getätigten oder angestrebten Investmentbeteiligungen und Akquisitionen einer primären Investmentstrategie zuordnen, denn diese können langfristig gehalten (Buy and Hold), entwickelt und integriert (Buy and Build) oder nach einiger Zeit wieder veräußert werden (Buy and Sell). Somit sind sie in der Lage, aktiv an der Entwicklung der Unternehmenspotenziale mitzuarbeiten, zum Beispiel werden im Rahmen von Buy-and-Build-Strategien erworbene Unternehmen weiterentwickelt und in bestehende Unternehmensnetzwerke integriert. Die Organisationsform der Unternehmensökosysteme kann dabei von einem „Active Ownership“ bis hin zu komplett autonom und dezentral geprägt sein.
Weitere Strategien, die an dieser Stelle nicht näher erläutert werden, sind: Value Investing, Minder- und/oder Mehrheitsbeteiligungen, Sondersituationen, Wachstumsorientiert und Wachstumsfinanzierung (Listed Private Equity), Royalty and Streaming, Real Estate Investment Trusts (REITs) und Business Development Companies (BDCs).
Börsennotierte Beteiligungsunternehmen sind überall auf der Welt zu finden, allerdings fallen nur rund 1% aller weltweiten Aktien in dieses Segment. Ein tiefer Blick in die jeweiligen Portfolios dieser Unternehmen ist also erforderlich. Im Folgenden stellen wir jeweils ein Beispiel zu den drei Sparten bzw. primären Strategien vor:
Investmentunternehmen: Investor AB, WKN A3CMTG (Buy and Hold)*
Das Unternehmen mit Sitz in Stockholm, wurde 1916 von der schwedischen Familie Wallenberg gegründet. Die Investitionen sind in drei Geschäftsbereiche unterteilt:
- Börsennotierte Unternehmen, das sind langfristige und strategische Beteiligungen, die den Schwerpunkt von Investor AB bilden.
- Patricia Industries, diese Tochtergesellschaft umfasst zehn komplett zu Investor gehörende Unternehmen aus den Bereichen Medizintechnik und Industrie sowie und andere nicht börsennotierte Beteiligungen.
- Investitionen in EQT AB (Listed Private Equity), bestehend aus Investitionen in EQT selbst und Fonds von EQT. Das sind nochmal über 100 Investments.
Die Haltedauer ist unbegrenzt, bei Investor AB verfolgt man eine extreme Form von „Buy and Hold“. An z.B. AstraZeneca, ABB, Ericcsson und Electrolux sind die Stockholmer seit 1924, 1925, 1932, respektive 1956 beteiligt.
Diversifizierte Holdinggesellschaft: Halma PLC, WKN 865047 (Buy and Build)*
Das Unternehmen mit Sitz in Slough, Großbritannien, wurde 1894 in Sri Lanka als The Nahalma Tea Estate Company Limited gegründet. Die ab 1956 Halma Investments Limited genannte Holding erschloss sich durch eine Buy-and-Build-Strategie neue Geschäftsbereiche. Heute ist Halma eine Gruppe von rund 50 Technologieunternehmen aus den Bereichen Gefahrenerkennung und Lebensschutz zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen weltweit. Die drei Geschäftsbereiche des Konzerns sind Sicherheit, Umwelt und Gesundheit. Seit 1983 wurden über 140 Firmen, die Marktführer in Nischenmärkten sind, akquiriert.
Mischkonzern: Mutares SE & Co., WKN A2NB65 (Buy and Sell)
Das Unternehmen mit Sitz in München, Deutschland, wurde 2008 gegründet und konzentriert sich auf die Übernahme von Unternehmensteilen großer Konzerne (Carve-outs) sowie von mittelständischen Unternehmen in Umbruchsituationen. Im Anschluss werden die zugekauften Beteiligungen unter Hochdruck saniert, optimiert und neu ausgerichtet („Turnaround“). Das Ziel ist dabei meist der anschließende Verkauf. Diese Verfahrensweise nennt sich „Buy, Turnaround and Sell“ und verspricht hohe Hebel – allerdings in beide Richtungen. Die Portfoliounternehmen von Mutares sind in unterschiedlichen Industrien tätig, aktuell konzentrieren sich die rund 30 Beteiligungen auf die Segmente Automotive & Mobility, Engineering & Technology, Goods & Services sowie Retail & Food.
Bleibt die Frage, wie können Anleger in börsennotierte Beteiligungsunternehmen investieren?
Man kann z.B. in ein einzelnes Unternehmen investieren, denn diese sind ja bereits diversifiziert. Grundsätzlich bietet sich aus Investorensicht aber eine Kombination der Sparten und von einigen der vorgestellten Investmentstrategien an. Und die dritte Möglichkeit ist über einen Fonds zu investieren, der das komplette Anlagesegment abdeckt wie der AFB Global Equity Select (ISIN: DE000A2JQJC8 und DE000A2PE006). Mit 25 bis 40 Aktien erhalten Käufer des Fonds so eine Beteiligung an indirekt über 5.000 Gesellschaften und dadurch auch Zugang zu nicht börsennotierten Unternehmen und bleiben dennoch flexibel.
Gunter Burgbacher bei der ntv-Telebörse: „So investieren Sie wie Warren Buffett.“
Die Aktie von Börsenguru Warren Buffett ist im vergangenen Jahr gut gelaufen. Aber was macht diese Aktie so besonders? Darüber und über das Segment der börsennotierten Beteiligungsunternehmen spricht Friedhelm Tilgen mit Gunter Burgbacher. Schauen Sie sich das Interview hier an.
*Interessenskonflikt: Investor AB und Halma PLC befinden sich aktuell im AFB Global Equity Select.
19. November 2024
1 thoughts on “Börsennotierte Beteiligungsunternehmen”
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Gunter Burgbacher
Gunter Burgbacher ist der Portfoliomanager und einer der Initiatoren des AFB Global Equity Select, kurz AFB. Er ist seit 2003 Financial Consultant, zertifiziert nach: 34 c, d, f, i GewO und verfügt zusätzlich über eine langjährige Expertise im Anlagesegment für börsennotierte Beteiligungsunternehmen. Seit Januar 2019 ist er neben der Haberger Asset Management GmbH auch für die Greiff capital management AG tätig.