Ausblick und Visionen: Die Private Equity Branche der Zukunft

Aus den Kinderschuhen der 1960er Jahre ist die Private Equity Branche schon lange entwachsen: Aus einem anfänglichen Nischenprodukt der USA ist eine sophistizierte, regulierte und globale Industrie mit über 4 Bio. USD an Vermögenswerten geworden. Seit der Finanzkrise hat sich die Branche mehr verändert als in den 45 Jahren davor. Die Zahl der Private Equity (PE) Häuser hat sich von rund 4.700 im Jahr 2008 auf mehr als 7.000 Marktteilnehmer erhöht.

Viele PE-Häuser haben ihre Teilhaberstrukturen aufgegeben und sind an die Börse gegangen. In einem stabilen Niedrigzinsumfeld fließt der Branche stetig neues Kapital zu, so dass die Vermögenswerte für das nächste Jahrzehnt gemäß Forbes auf 15 Bio. USD geschätzt werden. Es gibt andere, neue Typen an Investoren wie z. B. Staatsfonds und Family Offices, deren Bedeutung für die Branche wächst. Auch die Investitionsstrategien haben sich verändert: Aus vorrangig Buy and Sell-Strategien der 1980er Jahre über Buy and Hold der 1990er Jahre geht es heute vor allem um Investitionsansätze im Sinne von Buy and Transform, sprich die grundlegende Transformation der akquirierten Unternehmen, um nachhaltig Wert zu schaffen.

In einer Zeit des rasanten Wandels, hervorgerufen durch Technologie, Regulierung, politische und wirtschaftliche Marktbedingungen, wird sich auch die Private Equity Branche weiter verändern. In welche Richtung? Mit welcher Vision?

Unterstützt durch Roubini ThoughtLab hat EY die weltweit führenden PE-Koryphäen nach ihren Visionen für die Zukunft gefragt. Viele dieser PE-Führungskräfte sind heute 70 Jahre oder älter und stehen vor der Aufgabe, ihr eigenes Unternehmen in die Hände der nächsten Generation zu übergeben. Was erachten sie als wesentlich mit Blick in die Zukunft? Nachfolgend fassen wir die wesentlichen Aussagen von global führenden PE-Persönlichkeiten zusammen:

  • Die Konkurrenz im Markt wächst –  sowohl auf der Suche nach guten Deals als auch in der Abgrenzung zu anderen Finanzmarkt-Playern, denn die klassische Aufgabentrennung zwischen Investmentbanking, Asset Management und Private Equity verschwimmt zunehmend. Mit Blick in die Zukunft ist der Aufbau einer eigenen Marktnische von wesentlicher Bedeutung. Spezialisierte Markt- und/ oder Sektor-Expertise kann ausschlaggebend sein für künftigen Erfolg oder Misserfolg.
  • In einem Umfeld wachsender Konkurrenz um gute Deals und steigender Bewertungen wird die Generierung von Wertzuwachs schwieriger. PE-Häuser müssen sich ihrer ur-eigenen Kernaufgabe neu stellen und in die Weiterentwicklung der technischen und operativen Expertise ihrer Mitarbeiter investieren. Wertsteigerung erfordert ein zunehmendes Maß an Innovationsfähigkeit und Expertenwissen.
  • Der Kapitalzufluss in die PE-Branche wächst, wobei sich die Kapitalströme neuen Investorengruppen zuordnen: Staats- und Pensionsfonds sowie Family Offices sind zunehmend wichtige Investoren und PE-Häuser müssen sich hierauf einstellen. Auch Retail-Investoren könnten in der Zukunft eine Rolle für die PE-Branche spielen.
  • Wettbewerbsvorteile durch Technologie sind nicht mehr wegzudenken aus der Gegenwart und haben eine noch größere Bedeutung für die Zukunft. Es stellt sich nicht mehr die Frage nach der richtigen Digitalisierungsstrategie sondern nach der richtigen Unternehmensstrategie in einer digitalisierten Welt. PE-Häuser müssen entsprechende Ressourcen aufbauen und Strukturen sowie Prozesse implementieren.
  • Private Equity ist eine globale Industrie. Aktuelle Trends zu Nationalismus und Populismus können den Aktionsradius sowie die Möglichkeiten zur Wertschaffung von PE-Häusern einschränken. Umso wichtiger wird es sein, lokale Marktanforderungen, Regulierungen aber auch Kulturen und Kontakte vor Ort zu kennen. Nur so kann Disruption durch nationale Tendenzen reduziert werden. PE-Häuser sollten ihr Mögliches tun, um Lösungen für ein gesellschaftlich partizipatives und grenzüberschreitendes Wachstum im Rahmen der Globalisierung anzubieten.
  • Die bedeutendsten PE-Häuser dieser Welt werden größtenteils noch von ihren Gründern geleitet und so ist eine tragfähige Nachfolge-Regelung Die oft stark personalisierte Unternehmenskultur vieler PE-Häuser stellt hierbei eine Herausforderung dar. In der Nachfolge-Regelung wird es wichtig sein, ein bestimmtes Maß an Institutionalisierung einzuführen und zugleich die individuelle Unternehmenskultur zu bewahren. Ein zielorientiertes Anreizsystem für die neue Führungsriege kann Identifikation und langfristiges Engagement schaffen.

31. Oktober 2017

Wird Private Equity im Jahr 2025 auch für Retail-Investoren zugänglich sein?

Ergebnisse anzeigen

Wird geladen ... Wird geladen ...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

13 − 9 =

Autor

Dr. Carmen von Nell-Breuning

Dr. Carmen von Nell-Breuning ist Senior Advisor im Bereich Investmentfonds der Wirtschaftskanzlei Clifford Chance und verfügt über mehr als 15 Jahre Berufserfahrung im Bereich Alternativer Investmentfonds am Finanzplatz Luxemburg. Sie ist Co-Vorsitzende des Sounding Boards der Luxemburger Private Equity Vereinigung (LPEA). Vor ihrer Tätigkeit bei Clifford Chance leitete Frau von Nell-Breuning das Private Equity Business Development einer der BIG4 in Luxemburg. Sie war zudem mehrere Jahre in einer grossen deutschen Bank in Luxemburg tätig. Frau von Nell-Breuning hält einen Doktor in Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

Weitere Empfehlungen für Sie:

Jetzt an unserer Umfrage teilnehmen!

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner