Im ersten Quartal 2024 verzeichnete der ARC ALPHA Global Asset Managers ein Plus von 4,5 %. Hochgerechnet auf das Gesamtjahr liegt man damit weit über historischen Aktien-Jahresrenditen. Eigentlich könnte man zufrieden sein. Doch die Underperformance 2023 der Asset-Management-Branche im Vergleich zum breiten Aktienmarkt setzte sich in den ersten drei Monaten 2024 fort. Das hat Gründe.
Die Branche galt lange Zeit als performanceverwöhnt. Börsennotierte Asset Manager outperformten langfristig sowohl den breiten Aktienmarkt als auch den Finanzsektor. Selbst eine globale Finanzkrise konnte der Branche nicht nachhaltig zusetzen, vielmehr ließ die folgende Niedrigzinsphase sie prächtig gedeihen.
Doch dann kamen in schneller Folge eine aufgrund von Corona aus dem Tritt geratene Weltwirtschaft, Inflation, Zinswende und nun auch noch – potenziell – Kriegswirtschaft und Deglobalisierung. Die Branche ist zinssensitiv und zyklisch, ihre Börsennotierungen geraten in einem solchen Umfeld erwartungsgemäß unter Druck.
Size matters…
Vor diesem Hintergrund wenig überraschend liegen Asset Manager auf Augenhöhe mit der Gruppe der globalen Nebenwerte, zu der sie mit einer mittleren Marktkapitalisierung von 850 Millionen Euro zählen und die ebenfalls empfindlich auf Zinserhöhungen und Zinsunsicherheit reagiert (Quelle: Dolphinvest, LSEG Datastream, 31. März 2024).
Wenngleich es stimmt, dass börsennotierte Asset Manager den breiten Aktienmarkt seit einiger Zeit nicht zu schlagen vermögen, so liegt das im Wesentlichen an der Dominanz der US-Technologie-Aktien. Ohne deren Performancebeitrag zum MSCI World ergibt sich ein deutlich freundlicheres Bild für die Aktien von Asset Managern.
…Momentum auch
Seit etwa Mitte 2023 beginnt jedoch die Asset-Management-Branche auch gegenüber Nicht-US-IT-Sektoren deutlich abzufallen. Das hat sich in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres fortgesetzt. Auch der seit Jahresbeginn sprunghaft angestiegene Momentum-Index spiegelt dies wider. Hier wurden in den letzten Monaten Outperformer „über“favorisiert und Underperformer außen vorgelassen.
Doch nicht alle Asset Manager sind gleich. Zum einen entwickelte sich 2023/2024 die US-Branche viel besser als ihre Peers in EMEA und APAC. Zum anderen entwickeln sich traditionelle, wertpapierbasierte Asset-Management-Unternehmen häufig schlechter als Privatmarktspezialisten. Vom 31. Dezember 2023 bis zum 31. März 2024 erhöhte sich die Marktkapitalisierung aller im Dolphinvest Global Asset Managers Barometer erfassten Asset Manager um 40 %, wobei sich Blackrock mit 16 % unterdurchschnittlich und Blackstone mit 78 % überdurchschnittlich entwickelte (in EUR, Quelle: Dolphinvest, LSEG Datastream).
Im Kalenderjahr 2023 gehörten zu den globalen Top-10-Performern die vier US-Privatmarktspezialisten Blackstone, Hamilton Lane, Ares und TPG, es gab aber keinen traditionellen Asset Manager aus den USA unter den Top 10. Im ersten Quartal 2024 gehörte mit der amerikanischen Wisdom Tree nunmehr aber ein reiner ETF- und damit Wertpapierspezialist zur globalen Performancespitze, während Privatmarktspezialisten überwiegend im Performance-Mittelfeld lagen. Es ist jedoch zu früh, dies als Zeichen einer Rotation in der Branche von alternativ zu traditionell zu deuten.
Wie sich die nächsten Monate branchenübergreifend entwickeln werden, ist angesichts der angespannten geopolitischen Lage seriös kaum zu prognostizieren. Die Öffnung der Asset-Management-Branche in Richtung der nicht-börslichen Privat- bzw. Primärmärkte ist in vollem Gange und längst nicht abgeschlossen. Die vollständige Übergabe der Titelselektion an AI-basierte Systeme in den Wertpapier- bzw. Sekundärmärkten mag zwar als Menetekel gut sichtbar sein, ist aber längst nicht flächendeckende Realität. Wie auch immer die Branche sich entwickeln wird – an der herausragenden globalen Bedeutung der Asset-Management-Branche für die Vermögensbildung der Mittelschichten auf der einen und für die Unternehmensfinanzierung auf der anderen Seite wird sich für lange Zeit nichts ändern. Wir erwarten daher eine Erholung der Aktien börsennotierter Asset Manager auf Niveaus, die ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung gerecht werden, wenngleich nicht in nächster Zukunft.
Der Beitrag ist eine Zweitveröffentlichung und wurde bereits im April 2024 auf Dolphinvest veröffentlicht.
08. Mai 2024
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Michael Klimek
Michael Klimek, Jahrgang 1960, ist Geschäftsführer der Dolphinvest Capital GmbH und der Dolphinvest Consulting GmbH, beide mit Sitz in Frankfurt am Main. Der studierte Islamwissenschaftler und Amerikanist begann seine mittlerweile mehr als 25 Jahre zählende Karriere in der Finanzbranche bei Fleming Asset Management im Bereich Institutional Sales. Das Deutschland-Geschäft von Invesco baute er ab 1997 als Geschäftsführer auf, war von 2002 an Co-Deutschlandchef von Goldman Sachs Asset Management und leitete ab 2006 drei Jahre lang den Nahost-Vertrieb von cominvest. Die 2009 gegründete Dolphinvest Consulting GmbH ist der Anlagevermittlungsarm der Dolphinvest Capital und bietet darüber hinaus mittelständischen Kunden honorarbasierte Anlageberatung.