Wo ETF-Fonds aktiv gemanagten Fonds überlegen sind

FondsTrends hat mit Dirk Fischer über aktuelle Entwicklungen gesprochen.

FondsTrends: ETF und Robo-Advisor überfluten aktuell die Branche. Wie nehmen Sie diese Entwicklung wahr?

Dirk Fischer:
Als eine sehr spannende und innovative Entwicklung, die die Anlagewelt der Vergangenheit völlig revolutioniert. Der Zugang zu hochwertiger Kapitalanlage für jedermann wird über die Robos um ein Vielfaches einfacher und günstiger. Ganz besonders durch die Nutzung von kostengünstigen ETFs als integrierte Anlageinstrumente. Man erkennt daran, dass die Prioritäten im Segment der Kapitalanlage sich deutlich verschieben. Transparenz, Bequemlichkeit in der Abwicklung und das Pricing der Investmentlösungen rücken in den Vordergrund. Den Wert einer hochwertigen individuellen Beratungsleistung bezahlt zu bekommen, wird dagegen offensichtlich immer schwieriger. Für Marktteilnehmer, die sich für diese Trends öffnen, bietet dieser Paradigmenwechsel große Chancen. Es wird aber auch viele bisherige etablierte Vertriebswege deutlich in Frage stellen und sogar substituieren.

FondsTrends: Wo sehen Sie die Vorteile der ETF Strukturen gegenüber aktiv gemanagten Fonds? Gibt es für Sie auch Nachteile - gerade im Hinblick darauf, dass ETFs in Stressphasen auf Schwankungen nur passiv reagieren und somit die Märkte verzerren?

Dirk Fischer:
Die Vorteile von ETF-Strukturen liegen mit Sicherheit beim extrem kostengünstigen Zugang zu bestimmten Marktsegmenten und einer klaren und eindeutigen Erwartungshaltung, was ein Investor von einem ETF erwarten kann – nämlich einer Eins-zu-eins-Abbildung des mit dem jeweiligen ETF gewählten Marktes. Aber eben durch alle Börsenphasen. Und damit kommen wir auch direkt zu den Nachteilen. Natürlich wird ein Investor in einer stark fallenden Marktphase an einem klassischen Aktien-ETF wenig Freude haben. Denn auch dann fällt dieses Investment Eins-zu-eins wie ein Stein gemeinsam mit dem zugrunde liegenden Markt. Daher setzt unser Haus beispielsweise ausschließlich auf innovative ETF-Lösungen, die eine zusätzliche Absicherungskomponente für Börsenkrisenzeiten automatisch integriert haben. Und last but not least ist es natürlich im Gegensatz zu aktiven Fondslösungen mit einem ETF auch niemals möglich die Märkte zu schlagen oder outzuperformen. Wenn dies mein Anspruch als Investor ist, bin ich bei ETFs ohnehin falsch und muss auf aktive Fonds setzen. Somit haben beide Wege ihre Existenzberechtigung nebeneinander.

FondsTrends: Sie werden ab Juli Ihre Produktpalette umstellen. Was bedeutet das konkret und wie sehen die Änderungen aus?

Dirk Fischer:
Ich würde eher sagen, wir „ergänzen“ unsere bestehende Produktpalette, denn wir sind mit unseren bisherigen Lösungen sehr zufrieden. Allerdings hatten wir bisher noch „einen blinden Fleck“, nämlich keine ETF-Fondslösung mit automatisch integrierter Absicherung, wonach wir nach der Markteinführung unser identisch aufgebauten Fondsvermögensverwaltung vor drei Jahren, die speziell in den Jahren 2016 und 2017 mit extrem guten Renditen für Furore sorgte, schon stets eine große Nachfrage hatten. Unser ETF-Dachfonds Patriarch Vermögensmanagement in Zusammenarbeit mit „Mr. ETF“, Markus Kaiser, dem Vorstand der StarCapital AG, schließt nun zur Freude vieler Berater und Endkunden endlich diese Lücke. Weitere Informationen finden Sie hier.

FondsTrends: Was waren die Beweggründe, Ihr bereits bestehendes Produkt auf ETFs umzustellen?

Dirk Fischer:
Wie schon geschildert, gab es eine große vertriebliche Nachfrage nach einem solchen Produkt. Denn bei allen Vorteilen des Vorgängerproduktes, gab es hier doch vertriebliche Einschränkungen. Ein Interessent konnte dieses Konzept nicht in einem Depot mit anderen Produktfavoriten kombinieren (wie es Fondspicker lieben), sondern musste immer zwingend ein neues und separates Depot bei der Augsburger Aktienbank AG (AAB) eröffnen. Wenn die AAB nicht sein favorisierter Abwicklungsweg war, konnte der Kunde dieses Konzept bisher gar nicht beziehen. Unsere Fondsstruktur kann ein Interessent nun auf allen denkbaren Wegen beziehen und mit jedweden anderen Fondsprodukten kombinieren, was also mehr Flexibilität ermöglicht
Für eine Anpassung der Anlagestrategie, statt einer Fondsneuauflage, haben wir uns daher entschieden, da es die viel schneller darstellbare Lösung zu einer Fondsneuauflage ist (mindestens sechs Monate Zeitgewinn). Dazu ist ein bestehender Fonds bereits auf allen Abwicklungswegen bekannt und gelistet und es gibt somit definitiv vom ersten Tag an keinerlei Abwicklungseinschränkungen – es ist der viel vertriebsfreundlichere Weg.

FondsTrends: Es gibt zwar viele ETF Befürworter, aber auch genauso viele Gegner. Denken Sie, dass die Zukunft in den ETFs liegt oder eher in der klassischen Vermögensverwaltung?

Dirk Fischer:
Ich glaube, dass eine Kombination aus passiven ETF-Lösungen und aktiv gemanagten Fondslösungen die Zukunft sein wird. Der ETF bietet sich eindeutig für Märkte an, wo ein aktiver Fondsabsatz nachweislich in der Vergangenheit keinen Mehrwert erbracht hat (z.B. der breite amerikanische Markt S&P 500). Da ist es ein billiger Zugang und man verschenkt keine Alpha-Chance. Für sehr komplexe Märkte, wo das Stockpicking von Werten ganz stark den Gesamterfolg beeinflusst und aktive Fonds seit Jahren vielfach den Index schlagen (wie z.B. in den Schwellenländern oder in Japan), sehe ich klar aktive Fonds im Vorteil und als das richtige Einsatzinstrument.
Eine ähnliche Co-Existenz dürften wir bei den beiden Anlageoptionen „Fondspicking“ oder „Fondsvermögensverwaltung“ erleben. Absolute Spezialisten in dem Anlagesegment mit extrem großen Einzelkunden dürften dem Fondspicking treu bleiben und hier ihre Expertise unterstreichen. Dazu brauchen diese natürlich hervorragende Einzelfonds zur Umsetzung. Die Breite des Marktes, die „Allrounder“ unter den Beratern, werden sich eher der Anlagevermittlung hervorragender Fondsvermögensverwaltungskonzepte bedienen. Das ist einfacher in der Abwicklung, begrenzter in der Beratungshaftung und auch mit weniger Know-how gut beherrschbar. Auch hier steht und fällt der Erfolg mit der Qualität der Fondsvermögensverwaltungslösungen.
Da die Patriarch in beiden Segmenten als Produktkreateur seit Jahren erfolgreich zu Hause ist und mit etablierten, aber innovativen, Finanzkonzepten gesetzt ist, blicken wir sehr optimistisch in die Zukunft und fühlen uns für die neue Berater- und Endkundenwelt bestens aufgestellt.

 

25. Juni 2018

1 thoughts on “Wo ETF-Fonds aktiv gemanagten Fonds überlegen sind”

  1. Rainer J. Clausen sagt:

    Das finde ich richtig gut, dass diese Strategie jetzt auch „kleinen Sparern“ durch den neuen Fonds zur Verfügung steht. Naja, das kennt man ja vom Strategen Dirk Fischer und der Patriarch – immer am Zahn der Zeit und immer auf der Suche nach Innovationen – Chapeau!

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Dirk Fischer

Dirk Fischer ist Geschäftsführer der Patriarch Multi-Manager GmbH in Frankfurt. Seit 2007 führt er den unabhängigen Produktentwickler, welcher für seine Konzepte stets die favorisierten Manager am Markt mit dem jeweiligen Asset Management seiner verschiedenen Produktideen beauftragt. Der Dipl.-Bankbetriebswirt begann seine berufliche Karriere im Private Banking der Deutschen Bank AG. Danach war er sechs Jahre als Vertriebsleiter und Prokurist beim Maklerpool Jung, DMS & Cie. AG für die Betreuung von unabhängigen Finanzdienstleistern verantwortlich. Seit 2014 ist er gefragter Referent in der exklusiven Rednervereinigung „Speakers Excellence“. Im Bereich der Top100-Unternehmer im Kreise von Persönlichkeiten wie Wolfgang Grupp, Dietmar Hopp oder Günter Netzer belegt er den Themenbereich Unternehmensaufbau und -entwicklung.

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