In den folgenden Jahren wurden aus den FWW-Datenbanken diverse Applikationen entwickelt, die heute von Banken, Fondsplattformen, Vermögensverwaltern, Finanzportal-Betreibern sowie Finanzvertrieben und Maklerpools genutzt werden. FondsTrends sprach mit Geschäftsführer Marc Bonnet über die Herausforderungen im Datenmanagement, die Entwicklung von FWW und die Chancen der Digitalisierung im Asset Management.
FondsTrends: Herr Bonnet, erklären Sie bitte etwas genauer was FWW macht und wofür Ihr Unternehmen steht.
Marc Bonnet: Ursprünglich haben wir nach der Gründung 1998 mit fondsweb.com ein Fonds-Portal geschaffen, mit dem wir eher auf Werbeerlöse abzielten. Die Kernidee war, Fondsdaten zu sammeln, aufzubereiten und zu verbreiten, denn damals waren Informationen über Investmentfonds schwer zu finden und zudem oftmals von schlechter Qualität.
Heute verstehen wir uns in erster Linie als „Data Disseminator“, also als „Datenverbreiter“ oder „Data Hub“ zwischen Asset Managern und Plattformen bzw. Vertrieben. Wir stehen für qualitativ hochwertige Daten, die Berater, Makler, Banken, Versicherungen oder Medienhäuser nutzen. Somit schaffen wir einen Win-Win: Kapitalverwaltungsgesellschaften werden den gesetzlichen Anforderungen gerecht, sparen Kosten und erreichen einen größeren vertrieblichen Radius. Vertriebsstellen profitieren von zeitnaher Belieferung mit allen relevanten Fondsinformationen und -dokumenten und erfüllen alle wesentlichen Informationspflichten.
FondsTrends: Was sind die typischen Herausforderungen, die Sie gemeinsam mit Ihren Kunden meistern müssen?
Marc Bonnet: Zunächst ermitteln wir, wo welche Daten in welchem Format vorliegen, wie diese ggf. exportiert werden können oder ob bereits Schnittstellen vorhanden sind. Es geht also darum, Daten zu homogenisieren und auf Basis der Kundenanforderungen Datenhoheit herzustellen. Dazu arbeiten wir sehr eng mit den jeweiligen IT-Abteilungen und Fachbereichen zusammen. In der Regel dauert ein solches Setup einige Wochen. Unser Ziel ist dabei immer, es so einfach wie möglich für die KVGen zu machen und möglichst viel zu automatisieren, um Datenfehler zu vermeiden. FWW übernimmt für die Fondsgesellschaften im Rahmen des „FundListing“ also das komplette Datenmanagement.
FondsTrends: Können Sie ein Beispiel aus der Praxis geben, womöglich hier in Luxemburg?
Marc Bonnet: Ein Beispiel ist Hauck & Aufhäuser Fund Services, wo der explizite Wunsch war, neben den bereits etablierten Datenschnittstellen zu den POS (Point of Sale), spezielle Medien und Handelsplattformen mit den Fondsdaten zu versorgen. Dazu haben wir drei neue Schnittstellen individuell für Hauck & Aufhäuser eingerichtet. Der Nutzen ist klar: kein Datenempfänger möchte sämtliche Daten jeweils einzeln von KVGen erhalten. Und auch die KVG weiß ja teils gar nicht, an wen sie in welcher Form neue Fonds-Informationen zuleiten sollte. Konkretes Beispiel: Hauck & Aufhäuser hat vor einigen Monaten in Luxemburg den Unternehmensnamen geändert und zudem die Fondspalette von Oppenheim übernommen. Durch direkte Anbindung an die FWW-Fondsdatenbank war es ganz einfach, die Daten in sämtlichen angebundenen Plattformen binnen 48 Stunden zu aktualisieren.
FondsTrends: In Deutschland haben Sie im Bereich Fondsdaten einen Marktanteil von über 70%. Worauf basiert diese außergewöhnliche Marktstellung? Was sind Ihre Alleinstellungsmerkmale, Ihre USP?
Marc Bonnet: Eines unserer Alleinstellungsmerkmale ist sicherlich die Tatsache, dass wir individuelle Lösungen anbieten. Es geht also nicht um reine Standardisierung, sondern genau zu den Wünschen des Kunden passende Prozesse und Lösungen.
Ein weiterer Punkt, der uns von anderen Anbietern deutlich unterscheidet, ist unser großes Netzwerk. Wir sind Datenprovider für das „Who is who“ der Branche. Allein in Deutschland werden Daten zu mehr als 26.500 Fonds recherchiert, analysiert und fortlaufend an mehr als 130 Finanzinstitutionen und Medien direkt oder indirekt weitergegeben. Wir verbinden also exzellente Datenqualität mit einer immens großen Reichweite, die wir zudem stetig weiter ausbauen.
FondsTrends: Sie sind schon seit fast 18 Jahren bei FWW. Wenn Sie zu den Anfängen zurück blicken, was hat sich seit dem am Umfeld geändert? Was war für Sie der größte Erfolg und wo sehen Sie FWW in 5 Jahren?
Marc Bonnet: Die schiere Fondsanzahl ist dramatisch gestiegen. Anfangs waren es 2.500 ISINs, jetzt sind es um die 40.000.
Durch die zunehmende Regulatorik ist natürlich der Qualitätsanspruch an die Daten in den letzten Jahren erheblich größer geworden. Früher waren Fact Sheets als Marketinginstrument „nice to have“, heute sind sie neben vielem anderen Pflichtdokumente, die ausgeliefert werden müssen. Das war früher doch deutlich einfacher und weniger reguliert. Die Entwicklungen zwangen sogar viele Anbieter dazu aufzugeben, weil die Vorschriften für sie zu komplex wurden, um sie abzubilden. Aus diesem Grund bin ich auch besonders stolz darauf, dass wir diese Transformation ins Datenmanagement geschafft haben und schon so lange eine so hohe Qualitätsgüte erreichen. Der Dank geht hier natürlich an die Mitarbeiter von FFW, die die Fachkompetenz langjährig im Unternehmen halten und weiterentwickeln. Dies würde ich auch als unseren größten Erfolg ansehen, denn unsere Mitarbeiter stellen die Basis für all das dar, was bereits geschafft wurde.
Auf Sicht der kommenden 5 Jahre steht für FWW der Sprung vom deutschsprachigen ins internationale Geschäft an, zumal die Regulatorik auf europäischer Ebene große Chancen für uns bietet.
FondsTrends: Das zentrale Thema in der Finanzbranche und im Speziellen auch im Asset Management, ist seit zwei bis drei Jahren – neben regulatorischen Dingen – die Digitalisierung. FWW als Datenmanagement-Unternehmen ist hier also am Puls der Zeit. Wie schätzen Sie den Digitalisierungsgrad im Asset Management ein? Wo sehen Sie die größten Chancen für die kommenden Jahre?
Marc Bonnet: In vielen Unternehmen gibt es erhebliche Anstrengungen hinsichtlich Digitalisierung. Sämtliche Informationen liegen elektronisch vor. Dennoch wird Digitalisierung noch immer häufig als elektronische Unterstützung manueller Tätigkeiten verstanden. Hierbei spielen dann oft einzelne Mitarbeiter eine zentrale Rolle. Die große Chance für die nächsten Jahre liegt darin, echte Digitalisierung voranzutreiben, also die vielen bereits vorhandenen Datenquellen besser miteinander zu verknüpfen und Prozesse zu automatisieren.
FondsTrends: Abschließend: Uns ist in Ihrem XING-Profil aufgefallen, dass Sie auch Coaching und Burnout Prävention anbieten. Das ist dann doch überraschend, wo ihr Geschäft ja in der Datenverarbeitung liegt.
Marc Bonnet: Ja, ich bin auch ausgebildeter Hypnotiseur und geschult in NLP. Diese Themen interessieren mich persönlich sehr. Abseits der Daten geht es ja sowohl bei FWW intern wie auch bei unseren Kunden um den Dialog mit Menschen.
FondsTrends: Herr Bonnet, wir danken Ihnen für das interessante Interview und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!
26. November 2018
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Marc Bonnet
Marc Bonnet ist Geschäftsführer bei ISS FWW Fundservices GmbH, FWW Media GmbH und FWW Systems GmbH. Er studierte Betriebswirtschaft an der LMU München und machte seinen Master in "European Sales and Marketing" an der Universität Bremen sowie der Leeds Beckett University (vormals Leeds Metropolitan University). Anfang 2001 startete er bei ISS FWW als Director Sales, seit Anfang 2016 fungiert er als Geschäftsführer. Zudem bietet er Coachings an und berät zu Burnout-Prävention.