Am sichtbarsten ist der Übergang in die digitale Wirtschaft bei den sogenannten FAANG-Aktien, also bei Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google (heute Alphabet). Immer mehr Menschen kommunizieren über soziale Medien und schreiben im Vergleich zu früher weniger Briefe oder telefonieren seltener. Gleichzeitig verlagert sich der Konsum zunehmend in den Onlinehandel. Erst vor zehn Jahren kam das erste iPhone von Apple auf den Markt. Heute läuft ein Großteil der Kommunikation und der Information über smarte Handys. Und Video-on-Demand-Angebote wie Netflix verdrängen immer mehr das lineare Fernsehen. Schließlich sagt der Begriff „googeln“ eigentlich alles.
Mehr als FAANG
Die Digitalisierung findet aber nicht nur durch die FAANG-Aktiengesellschaften statt, sondern geht weit darüber hinaus, ohne dass es der Endkunde wahrnimmt. So wird die Industrie automatisiert beziehungsweise digitalisiert. Dasselbe gilt für den Handel. Gleichzeitig steht die Automobilwirtschaft mit der Elektromobilität und dem autonomen Fahren vielleicht sogar vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte. Ein anderes Beispiel: Die Glühbirne war gestern, heute erobern stromsparende LEDs mit einer Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren den Beleuchtungsmarkt. Und durch den Vormarsch der Biotechnologie lassen sich mittlerweile Krankheiten wie Hepatitis heilen, die noch vor wenigen Jahren tödlich enden konnten.
Dieser technische Fortschritt erzeugt Wohlstandseffekte, die die herkömmliche Berechnung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nicht zureichend erfasst. Eine LED geht eben nur einmal beim Kauf ins BIP ein, sorgt aber 20 oder sogar 30 Jahre lang für ein mindestens genauso gutes Licht wie einherkömmliches Leuchtmittel. Und die Stromkonzerne machen mit LEDs nur noch zehn Prozent des Umsatzes im Vergleich zu früher mit Glühbirnen. Das Internet bietet kostenlos eine Fülle an Informationen und Unterhaltung an. Oder beim Mobilfunk wachsen jedes Jahr die übertragbaren Datenmengen, ohne dass die Tarife teurer würden. Studien des renommierten Brokers Redburn (Europe) Limited kommen zu dem Schluss, dass die Weltwirtschaft in den vergangenen zehn Jahren viel stärker gewachsen ist, als es offiziell ausgewiesenen wird. Unter Berücksichtigung der digitalen Wertschöpfung habe zum Beispiel das BIP Großbritanniens statt um 1,3 tatsächlich um 2,9 Prozent pro Jahr zugelegt.
Geringe Inflation und niedrige Zinsen
Die nicht oder unzureichend erfassten Wohlstandseffekte führen gleichzeitig zu einer zu niedrig ausgewiesenen Inflationsrate. Darauf reagieren die Notenbanken, in dem sie das Zinsniveau nach unten drücken. Da die Digitalisierung noch Jahre fortschreiten wird, ist ein Ende niedriger Zinsen und damit auch geringer Renditen nicht in Sicht. Das ist negativ für Anleihen und positiv für Aktien – vor allem für solche, die über ein strukturelles Gewinnwachstum verfügen, das sehr häufig aus der digitalen Transformation stammt. Diese Wachstumswerte zählen zum Investment-Universum nach dem Q-GARP Anlagestil.
15. Dezember 2017
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- Die Wirtschaft wird digital.
- Das offizielle BIP erfasst nur unzureichend die digitalen Wertschöpfungsprozesse.
- Zinsen und Inflation bleiben niedrig, was Attraktivität der Assetklasse Aktien erhöht.
- Gewinner sind Unternehmen, die über ein strukturelles Gewinnwachstum verfügen, das häufig aus der Digitalisierung stammt.
- Q-GARP investiert in die Gewinner der digitalen Transformation.
Anko Beldsnijder
Anko Beldsnijder hat an der Universität in Amsterdam Wirtschaftswissenschaften studiert und ist seit 1992 als Fondsmanager tätig: Zuerst bei der Credit Suisse, später bei ABN Amro und bei Mainfirst. Seit 2016 arbeitet Beldsnijder bei der Fidecum AG und verantwortet dort den avant-garde Stock Fund, den er seit 2012 zusammen mit Richard Burkhardt managt.