Infolge verschärfter Corporate-Governance-Anforderungen im Finanzwesen und Verlangen der Investoren gewinnt die Suche nach qualifizierten Fachleuten zunehmend an Komplexität und Gewicht. Erfolgte die Vergabe solcher Positionen zuvor meist auf Basis von Empfehlungen oder über persönliche Netzwerke, so wird von potenziellen Anwärtern heutzutage ein Höchstmaß an Expertise und Know-how gefordert. Das luxemburgische Dienstleistungsunternehmen für Corporate Governance „id Linked®“ hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, mit der innovativen, digitalen Suchplattform „id Ship“ für unabhängige Verwaltungsratsmitglieder, Interim Manager, RCs sowie Unternehmen des Finanzsektors in Luxemburg, Irland und Liechtenstein, den verschärften Auflagen und Anforderungen systematisch zu begegnen. FONDSTRENDS.LU sprach mit Gründer und Managing Director Eduard von Kymmel über ein disruptives Geschäftsmodell, die Chancen der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz sowie das Potenzial, einen bedeutenden aktiven Beitrag zur Stärkung der Corporate Governance im Sinne von ESG zu leisten.
FONDSTRENDS.LU: Herr von Kymmel, was ist „id Ship“ genau und wodurch zeichnet sich die Plattform aus?
Eduard von Kymmel: id Ship ist eine unabhängige, digitale Such-Match-Making-Plattform, die unabhängige Verwaltungsratsmitglieder, Interim Manager und RCs (responsable du contrôle du respect des obligations), die Interesse an einem neuen Mandat haben, mit Fondsinitiatoren, Verwaltungsgesellschaften/AIFMs, SICAVs, SPVs, Banken, Versicherungen und Beratungs-/Rechtsanwaltskanzleien schnell, effizient und einfach in Kontakt bringt. Unsere Plattform ist technisch auf der Höhe der Zeit, die Anwendung selbsterklärend und denkbar einfach. Hinzu kann höchste Anonymität sichergestellt werden.
FONDSTRENDS.LU: Wie entstand die Idee zu id Ship?
Eduard von Kymmel: Verschiedene Governance Studien, unsere eigenen Analysen von mehr als 2000 SICAVs und Verwaltungsgesellschaften in verschiedenen Ländern und nicht zuletzt meine eigene Erfahrung als unabhängiges Verwaltungsratsmitglied und zuvor als Fondsdienstleister haben mir gezeigt, dass es im Bereich der Corporate Governance von Unternehmen und Fonds einen enormen Entwicklungs- und Verbesserungsbedarf gibt. Dieses gilt insbesondere für die Zusammensetzung der Verwaltungsräte und deren Rolle sowie Funktion. Wenn wir uns verschiedene, bestehende Verwaltungsräte genauer ansehen, stellen wir oftmals eine äußerst homogene Zusammensetzung der Verwaltungsratsmitglieder fest. Das ist nicht weiter verwunderlich, da die Mehrheit der Verwaltungsratsmitglieder meistens aus dem eigenen (begrenzten) Netzwerk rekrutiert werden. Sie haben dadurch auch sehr oft das gleiche Alter, die gleiche Einstellung, kommen aus der gleichen Branche oder sogar Unternehmensgruppe. Diese Ähnlichkeiten, die eine Komfortzone darstellen, können jedoch im Hinblick auf eine aufgeschlossene und nachhaltige Unternehmensführung nicht zielführend sein. Diversität und Heterogenität ermöglichen einen vielfältigen und offenen Ansatz. id Ship ist aus der Idee heraus entstanden, eine neuartige, tatsächlich unabhängige VR-Plattform zu schaffen, um den VR-Selektionsprozess zu verbessern, mehr Diversität in die Verwaltungsräte zwecks Stärkung der Corporate Governance zu bringen und damit einen aktiven ESG-Beitrag zu leisten.
FONDSTRENDS.LU: Für wen bietet id Ship eine geeignete Anlaufstelle und wer kann von Ihrem Service profitieren?
Eduard von Kymmel: Grundsätzlich ist id Ship für alle, die daran interessiert sind die Verbesserung der Corporate Governance voranzutreiben.
Interessierte unabhängige Verwaltungsratsmitglieder, Interim Manager und/oder RCs können sich auf unserer Plattform registrieren, damit suchende Unternehmen, die ihr Profil, Fähigkeiten und Erfahrungen suchen, mit ihnen in Kontakt treten können. Dabei können auf Wunsch die Daten auch nur anonym und zusammenfassend dargestellt werden.
Suchenden Unternehmen hilft id Ship, die Anzahl geeigneter Kandidaten mit einem gewünschten Profil zu erhöhen. id Ship unterstützt die Unternehmen bei der Verbesserung ihrer Corporate Governance durch einen ausgefeilten Verwaltungsrats-, Interim Manager- oder RC-Auswahlprozess und die Nachfolgeplanung. Darüber hinaus können die Unternehmen ihr Leistungsspektrum als Dienstleister / Consultant / Rechtsanwaltskanzlei erweitern, indem sie ihren Kunden wiederrum kostenfreie SICAV VR- Such-Gutscheine zur Nutzung unserer Plattform zur Verfügung stellen.
Hinzu kommt, dass unsere eigenen hohen Compliance- und KYC-Standards und die damit verbundene Nutzung der LexisNexis® WorldCompliance™ Data und Adverse Information Search™ bei der Aufnahme von neuen Mitgliedern und unserem Streben nach höchster Qualität unterstützt.
Seit der offiziellen Einführung von id Ship im Juli 2021 haben sich bereits über 130 hoch qualifizierte anbietende Mitglieder auf unserer Plattform registriert. Darüber hinaus konnten wir bereits erfreulicherweise suchende Unternehmen bei der Vergabe von 8 Mandaten erfolgreich unterstützen. Die hohe Akzeptanz unserer Plattform freut uns sehr, zeigt sie doch, dass wir mit unserem Wunsch nach einer verbesserten Corporate Governance nicht alleine sind.
FONDSTRENDS.LU: Sehen Sie id Ship als Mitbewerber zu den bestehenden Director Offices in Luxemburg?
Eduard von Kymmel: Nein, keinesfalls. Wir sehen uns viel mehr als unabhängige Ergänzung zu den etablierten Bürogemeinschaften oder bestehenden Director Offices verschiedener Banken. Unser Ziel ist eben mittels eines digitalen Pools sämtliche Talente des Marktes zu bündeln, um damit den Auswahlprozess zu verbessern und eine bessere Corporate Governance zu schaffen. Wir freuen uns vielmehr, dass viele dieser professionellen und qualifizierten unabhängigen Verwaltungsräte bereits auch id Ship Mitglied sind und manche Häuser beide Möglichkeiten nutzen: neben ihrem eigenen Pool auch id Ship ihren Kunden anzubieten.
FONDSTRENDS.LU: Auch im Finanzbereich kommt man gegenwärtig kaum an den Themen ESG & Digitalisierung vorbei. Die Trias aus Innovation, Nachhaltigkeit und Transparenz bildet die Kernwerte von id Linked. Wie wird das Unternehmen diesen selbstgesteckten Zielen inhaltlich gerecht?
Eduard von Kymmel: Sie haben Recht, ESG und Digitalisierung liegen auch uns sehr am Herzen. id Linked fühlt sich der Gesellschafft, der Umwelt und den zukünftigen Generationen verpflichtet, Nachhaltigkeit jeden Tag aktiv zu leben. Sei es als soweit wie möglich papierloses Büro oder mit unseren nachhaltig produzierten Werbematerialien, angefangen bei Kugelschreibern aus Holz über Schreibblöcken aus recyceltem Papier bis hin zu fair produzierten Leinenbeuteln. Darüber hinaus betätigen wir als Sponsor bei Fairventures, einem gemeinnützigen Unternehmen, das sich für die Aufforstung der Wälder einsetzt. Ebenso haben wir strikte CO2 Limits bei etwaigen Firmenfahrzeugen.
Das Streben nach Innovation zeigt sich nicht nur in unserer digitalen Plattform, die dem neusten Stand der Technik entspricht, sondern auch in der Denkweise von mir und aller meiner Kollegen und Kolleginnen. Kontinuierliche Weiterentwicklung, Offenheit für neue Ideen, Mut zum Verlassen des Gewohnten, gepaart mit Agilität, Kreativität und Erfahrung zeichnen uns aus und treiben uns an. Transparenz ist dafür eine wichtige Säule und bildet den Grundstein für erfolgreiche Interaktion. Uns ist eine offene, klare und ehrliche Kommunikation äußerst wichtig, im privaten, unter Kollegen sowie mit Geschäftspartnern. Nur so kann das gemeinsame Handeln gestärkt und erfolgreich weiterentwickelt werden.
FONDSTRENDS.LU: Herzstück von id Linked ist das Such-Match-Making-Tool „id Ship“. Worin liegt der Vorteil der digitalen Vernetzung im Gegensatz zum „Old-Boys-Network“? Schlägt digitales Networking wirklich das analoge F2F?
Eduard von Kymmel: Wie bereits erwähnt, resultiert aus der analogen F2F Rekrutierung oftmals eine recht homogene Gruppe, welche auch Interessenkonflikte beinhalten kann. Das soll gar kein Vorwurf sein, sondern beschreibt einfach den natürlichen Prozess des analogen Networkings. Gleich und Gleich gesellt sich gern. In der Independent Director-Fachsprache reden wir hier von “Risk of Group Thinking”. Aber das eigene Netzwerk ist begrenzt und seine Kapazitäten irgendwann aufgebraucht. Und auch wenn der Wunsch besteht, aus dem immer gleichen Personenkreis auszubrechen, fehlt oftmals die Möglichkeit dazu. id Ship hilft dabei, diesen Kreislauf zu durchbrechen und frischen Wind in die Rekrutierung von Verwaltungsratsmitgliedern zu bringen. Mit über 20% weiblichen Mitgliedern auf unserer Plattform liegen wir deutlich über dem Durchschnitt. Unsere Mitglieder bieten eine ausgewogene Mischung aus Alter, Geschlecht, Ethnizität, Persönlichkeit, Hintergrund, Zielsetzungen, Selbstständigkeit, Einstellung, Wissen, Fähigkeiten, Sektor und Erfahrung und ebnen damit den Weg zu einem diversen, aufgeschlossenen Verwaltungsrat. Und wenn das suchende Unternehmen geeignete Kandidaten via id Ship gefunden hat, kommt es auch weiterhin meist zu F2F-Meetings zwischen den Parteien.
FONDSTRENDS.LU: Welche Entwicklungen sehen Sie für id Linked® in den kommenden fünf Jahren?
Eduard von Kymmel: Da Innovation einer unserer wichtigsten Werte ist, wird id Linked® stets danach streben, die Corporate Governance in der Finanzindustrie weiter zu verbessern und zusätzliche Dienstleistungen anzubieten, die einen deutlichen und nachhaltigen Mehrwert für den Verwaltungsrat und alle Interessengruppen bieten. Das ist unser Antrieb und wir arbeiten täglich mit viel Leidenschaft an neuen Ideen, die uns unserem Ziel näherbringen.
Herr von Kymmel, wir danken Ihnen für das informative Interview und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!
29. September 2021
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Eduard von Kymmel
Eduard von Kymmel ist neben seiner Selbständigkeit als unabhängiger Verwaltungsrat Gründer und Managing Director von id Linked®, einem Corporate Governance Dienstleister im Sitz in Luxemburg. Als ehemaliger CEO sowie vorsitzendes Verwaltungsratmitglied von in Luxemburg und Liechtenstein domizilierten ManCos, AIFMs und SICAVs, blickt Herr von Kymmel auf über 20 Jahre Berufserfahrung in der luxemburgischen, liechtensteinischen und schweizerischen Investmentfondsindustrie -sowohl in traditionellen als auch in alternativen Anlageklassen- zurück und schöpft dabei insbesondere aus einem Kenntnisschatz der Bereiche Legal, Structuring, Governance, Business Development und Beratung. Der Deutsch-Luxemburger mit Wohnsitz in Luxemburg ist deutscher Volljurist und verfügt neben zahlreichen Zusatzzertifikaten über einen MBA der University of Wales.