EU-ESG-UCITS-Poster - aktuelle ESG-Informationen auf einen Blick

Dank der sich rasch entwickelnden regulatorischen Landschaft hat sich Europa an die Spitze der ESG-Revolution positioniert. Die Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor (Sustainable Finance Disclosure Regulation – SFDR) verpflichtet alle Finanzmarktteilnehmer zur Offenlegung von Informationen über die Integration von ESG-Faktoren in deren Anlageprozesse. Diese Regulierung stellt möglicherweise eine der transformativsten regulatorischen Entwicklungen in der Geschichte der europäischen Finanzlandschaft dar.

Diese verstärkte regulatorische Dynamik, gepaart mit dem gestiegenen gesellschaftlichen Bewusstsein und der Anlegernachfrage nach ESG, führt unweigerlich zu einem umfassenden Paradigmenwechsel in der europäischen Investmentfondslandschaft. Wie in dem Bericht vom letzten Jahr (2022: Die Wachstumschance des Jahrhunderts) dargelegt, wird erwartet, dass das ESG-Fondsvermögen bis 2025 auf 5,4 bis 7,6 Bio. EUR ansteigen wird – und damit zwischen 41 % und 57 % des gesamten Fondsvermögens in Europa ausmachen wird. Im Vergleich zu 2019, als es lediglich 15,1 % waren.
In Anbetracht der Geschwindigkeit und des Umfangs dieses prognostizierten Wachstums (und der Auswirkungen der SFDR) wird es immer bedeutender, Zugang zu ganzheitlichen und regelmäßig aktualisierten Daten zu haben. Ziel dieses Posters, das halbjährlich aktualisiert wird, ist es, den Marktteilnehmern die umfassendsten und aktuellen ESG-Informationen zur Verfügung zu stellen und damit einen genauen Überblick über die Entwicklung der Branche zu geben.

Wie dem Poster entnommen werden kann, folgt das ESG-AuM bereits dem von PwC prognostizierten Wachstumspfad. Im ersten Halbjahr 2021 belaufen sich die in Europa domizilierten ESG-Vermögenswerte auf 3,3 Bio. EUR, von denen 92 % bzw. 8 % als Artikel 8-Fonds bzw. Artikel 9-Fonds klassifiziert sind. Die Zahl von 3,3 Bio. EUR entspricht 32 % des gesamten in Europa domizilierten AuM und 17 % des von uns für 2025 prognostizierten Anstiegs von 26 % im Basisfall-Szenario.

Was die Anzahl der Fonds betrifft, so sind derzeit 4.743 Artikel 8- und 545 Artikel 9-Fonds in Europa domiziliert. Die geringe Anzahl der Artikel 9-Fonds – sowohl in Bezug auf das AuM als auch in Bezug auf die Anzahl der Fonds – lassen sich auf die relativ komplexe Einhaltung der Vorschriften und den „reinen ESG-Fokus“ dieses Artikels zurückführen. Wir gehen daher davon aus, dass Artikel 8-Fonds in absehbarer Zukunft weiterhin die große Mehrheit der ESG-Assets in Europa ausmachen werden.
Der größte Anteil der Artikel 8- und Artikel 9-Bestände entfällt weiterhin auf Aktien, welche jeweils 44,3 % bzw. 71,9 % des Fonds-AuM ausmachen werden. Aktive Strategien hingegen machen sowohl bei den Artikel-8- als auch bei den Artikel-9-Fonds über 85 % des AuM aus. Was die Domizilierung anbelangt, nimmt Luxemburg derzeit mit 1,3 Bio. EUR bzw. 163 Mrd. EUR am Artikel-8- bzw. Artikel-9-AuM die Spitzenposition unter allen Domizilländern ein. Schließlich ist die Mehrheit der Artikel 8-Fonds (51,5 %) und Artikel 9-Fonds (61,5 %) derzeit „wirklich grenzüberschreitend“, d. h. sie werden in mindestens drei verschiedenen Märkten vertrieben.

In den folgenden Ausgaben des Posters werden die aktuellen und künftigen regulatorischen Entwicklungen verfolgt und entsprechend angepasst. Dies wird besonders wichtig sein, da in den kommenden Monaten weitere Ausarbeitungen der SFDR zu erwarten sind. PwC ist überzeugt, dass sich die zukünftige europäische ESG-Landschaft grundlegend von der heutigen unterscheiden wird. Die erwarteten regulatorischen Entwicklungen werden die Landschaft nämlich neu erfinden und definieren.

Mit Blick auf die Zukunft wird das Jahr 2022 wahrscheinlich als „regulatorischer Meilenstein“ in die Geschichte der europäischen ESG-Landschaft eingehen. In diesem Jahr werden die Änderungen der MiFID II, der OGAW/AIFMD, der IDD und der Solvabilität II in Kraft treten sowie das RTS Single Rulebook“ (Level 2) und die Principal Adverse Impact Standards auf Fondsebene. Außerdem werden die technischen Evaluierungsstandards der Taxonomie für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel für FMPs (Financial Market Players) am ersten Tag des Jahres in Kraft treten, während die Kriterien für die übrigen Ziele erst am 1. Januar 2023 umgesetzt werden.

Da sich die ESG-Investitionslandschaft weiterentwickelt, erwarten wir in den kommenden Jahren die Entwicklung immer spezifischerer (und detaillierterer) Regulierungsrahmen. Die Einführung spezifischerer harmonisierter Vorlagen sollte beispielsweise dazu dienen, die Standardisierung von Finanzprodukten zwischen verschiedenen Regionen zu stärken und potenzielle Quellen regulatorischer Unsicherheit zu verringern.
Obwohl die kommenden Jahre hinsichtlich der Anpassung an die aktuellen und zukünftigen regulatorischen Anforderungen eine Herausforderung darstellen werden, glauben wir, dass ESG-Investitionen in der europäischen Asset und Wealth Management-Landschaft eher die Regel als die Ausnahme darstellen werden.
Mit der zunehmenden Regulierungsdynamik wird die Fülle an Daten, auf die sich die Marktteilnehmer verlassen müssen, um zeitnahe und wirkungsvolle Entscheidungen zu treffen, weiterhin zunehmen.
Mithilfe dieses Posters sollen AWM-Akteure ein weiteres Werkzeug an die Hand bekommen um in diesem zunehmend wettbewerbsorientiertem Markt bestehen zu können:

 

 

09. Dezember 2021

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Autor

Olivier Carré

Olivier Carré ist Partner und Leiter der regulatorischen Beratung bei PwC Luxemburg. Er hat eine breite Erfahrung in der Finanzdienstleistungsbranche und vor allem in der Private Banking und Investmentfonds-Industrie. Herr Carré ist, mit seinen Kernschwerpunkten auf regulatorischen und Compliance Themen, MiFID II Leader und BREXIT-Experte. Zum Themengebiet BREXIT arbeitet er und sein Team eng mit dem PwC Netzwerk in Großbritannien zusammen, um internationalen Finanzdienstleistern bei allen Eventualitäten der BREXIT-Verhandlung zu unterstützen. Darüber hinaus hat er Kunden bei der Analyse und Umsetzung von regulatorischen Anforderungen wie AIFMD, FATCA, UCITS IV und EMIR geholfen.

Autor

Frédéric Vonner

Von der University of Luxembourg als Lehrbeauftragter im Bereich Investment Fund Engineering, führte Frédéric Vonners Weg vor mehr als 18 Jahren zu PwC nach Luxemburg, wo er seit circa 5 Jahren als Advisory Partner mit Fokus u. a. auf nachhaltigen Finanzen agiert.

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